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Der April macht was er will. Mal sanft – mal stürmisch. Mich erinnert er an meine jungen Erwachsenenjahre. Acht, was haben wir da emotional und engagiert diskutiert und manches Gewitter zwischen den Generationen bei Familienfesten heraufbeschwören. Gewitter können die Luft reinigen. Gewitter können aber auch gefährlich sein. Der April, der macht, was er will!

Die heilige Hildegard von Bingen beschreibt den Vormonat des Aprils den März als Unruhestifter und zieht Parallelen zur Pubertät des Menschen. Und wie sieht die große Meisterin vom Rhein den April? Was den April angeht, da mahnt die heilige Hildegard zur Achtsamkeit! Der April macht, was er will. Und diese Laune des Aprils vergleicht Hildegard mit den Schwierigkeiten der Menschen im Miteinander. Sie schriebt: „Wie der Monat April mal mit Hagel, mal mit Sturm, dann mit Regen und mit Schneegestöber und plötzlich blauem Himmel und Sonnenschein aufwartet, geht es hin und wieder auch in unserem Inneren hoch her.“ Hildegard ermahnt uns, sich von den inneren Gewittern der Gefühle nicht anstecken und zu einem Frühlingsgewitter der Emotionen hinreißen zu lasen.

Ja, der April macht, was er will. Regen, Nebel, dann Hagel oder gar Schnee und dann wieder Sonne und Wärme, manchmal sogar fast sommerlich warm!  Am nächsten Tag stürmt es dann wie im Herbst. Und dann dieses Gewitter wie aus heiterem Himmel. Aber so ist das Leben. Das Leben ist ein hin und her – ständig im Bewegung und im Wechsel. Das Leben ausgelieferte den Kräften der Elemente: dem Wasser, der Luft, dem Feuer und der Erde. Ja, und wie die heilige Hildegard von Bingen, wissen wir auch, dass es in unseren menschlichen Beziehungen oft wie im April zu geht. Aber wie geht man mit solchen emotionalen Gewittern um? Mit den Übungen der Achtsamkeit. Hildegard würde heute es vielleicht so ausdrücken: Je achtsamer du in deinem Alltag bist, so achtsamer bist du auch mit anderen. Dann können erst gar keine Gewitter der Emotionen entstehen. Der Boden der Achtsamkeit und Wertschätzung lässt die Grünkraft in uns sprießen. Die Gewitter des Monats April sind zwar manchmal echt schon heftig, aber sie hindern die Früchte der Erde nicht am Wachstum und an der Reife. Genauso können uns andere Menschen, die uns wie ein Gewitter im April heimsuchen, unsere Lebenskraft nicht völlig wegspülen -, wenn wir unser inneres Haus auf Fels und nicht auf Sand gebaut haben. Gewitter können die Luft reinigen. Gewitter können aber auch gefährlich sein. Wichtig ist, dass wir einen Blitzableiter haben. Vielleicht unseren Atem! Wenn wir versuchen in emotionalen Situationen achtsam ein und aus zu atmen, dann können wir in Krisensituationen über die Atmung eine Distanz bekommen, die ein impulsives Zurückreagieren, also eine Gegengewitter, verhindert. Gewitter können die Luft reinigen. Gewitter können gefährlich sein. Wichtig ist, dass wir einen Blitzableiter. Die Karwoche stellt uns einen Blitzableiter vor Augen: Christus. Mir persönlich hilft es in Krisensituation tief einzuatmen und zu sprechen JESUS und dann tief auszuatmen und zu sprechen CHRISTUS. ER ist dann bei mir und das aufkommenden Gegengewitter in meinem Herzen wird still, wie einst der See wo ER den Sturm stillte.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Aus den Visionen der hl. Hildegard von Bingen: Der April reinigt die Atmosphäre

„Dieser Monat erschallt nämlich mit Gefahr und Furcht und dennoch trocknet er die Früchte der Erde nicht aus. Ebenso vertrocknen auch die Kräfte und Tugenden eines seligen Menschen durch die zuvor genannten Übel nicht, vielmehr ermatten diejenigen, die ihre Zähne gegen ihn fletschen.“

(aus: „Liber divinorum operum – Buch der göttlichen Werke “)