Der kleine Mönch und der Nikolausbesuch bei den Waldtieren
Es dunkeln früh die Tage schon, der Dezember zieht ins Land. Es ist dunkeln und nass und grau. Grau, grau, grau im ganzen Sauerland. Wie schön, dass nun die Adventszeit beginnt und Lichter al das graue Dunkel erhellen. Der kleine Mönch mag die Adventszeit besonders gern. Überall reicht es so wunderbar nach Pfefferkuchen und Plätzchen. Der Duft von Tannen und Orangen und Zimt liegt in der Luft. Besonders gern mag der kleine Mönch den Nikolaustag. Der heilige Bischof Nikolaus von Myra ist für den kleinen Mönch ein großes Vorbild für die christliche Nächstenliebe. Da im Sauerland die Bäume im Wald alle braun werden und hinwelken hat sich der kleine Mönch in diesem Jahr zum Nikolausfest etwas besonders ausgedacht. Er hat sich als Nikolaus verkleidet und will die lieben Waldtiere besuchen, um Ihnen ein paar Gaben zum Fressen zu bringen.
Im Sauerland hat es heute geschneit. Auch im Wald. Der Schnee dämpft alle Geräusche und es ist ganz leise im Wald. Nur hin und wieder raschelt ein Tier im Unterholz. Über dem Wald glänzen die Sterne am Himmel. Immer mehr Sterne gehen auf und beginnen dann ihren Glanz zu verteilen. Unten auf dem Waldboden hockt der Hase und guckt hoch in den Himmel. „Ist das schön!“, flüstert der Hase. „Heute ist auch eine ganz besondere Nacht“, erklärt die Eule, die gerade erst aufgewacht ist. „Heute kommt zu den Kindern nämlich der Nikolaus.“ „Der Nikolaus?“, wundert sich der Hase. „Wer ist denn das?“ Die Eule, die schon alt und sehr klug ist, räuspert sich: „Also, der Nikolaus ist ein besonders netter Mann. Ein Heiliger. Einst war er Bischof von Myra und hat den armen Menschen, vor allem den Kindern, in der Not geholfen. Er hat in einer Hungersnot dafür gesorgt, dass alle Menschen in Mayra Korn zum Brot backen bekommen. Den Seeleuten hat er in einem Sturm geholfen und sie gerettet. Ja, er hatte ein großes Herz für die Menschen in Not. Darum nennen die Menschen ihn auch einen Nothelfer. Darum fährt er noch heute in einem Schlitten am 6. Dezember durch die Städte und Dörfer und hat jede Menge Geschenke dabei. Die bringt er dann den Kindern.“ Der Hase ist beeindruckt. „Kommt der heilige Nikolaus denn auch zufällig mal bei uns im Wald vorbei?“ Das Gespräch von der Eule und dem Hasen haben zwei kleine Waldmäuse belauscht. Sie gucken vorsichtig aus ihrem Loch, denn vor der Eule haben sie ein bisschen Angst. Ganz leise schleichen sie dazu. „Ja, kommt der Nikolaus auch zu uns?“ „Der Nikolaus?“, fragt ein Hirsch ganz in der Nähe. „Den kenne ich, der bringt ganz großartige Geschenke.“
Große Aufregung beginnt die Stille im Winterwald zu vertreiben. Die Tiere sind ganz außer sich. Der Hirsch scharrt mit den Hufen. Der Hase atmet schnell. Die Mäuse wispern aufgeregt. Nur die Eule bleibt ruhig hocken. „Ich glaube nicht, dass der Nikolaus zu uns in den Wald kommt“, sagt die Eule. „Ihr braucht euch gar nicht zu freuen.“ Die Tiere sind traurig. Der Hirsch lässt den Kopf hängen, sodass sein Geweih fast den Boden berührt. Der Hase atmet wieder langsamer. Die Mäuse sind still. Stille senkt sich wieder über den Wald. Da raschelt es im Gebüsch und heraus kommt… der Fuchs. „’N Abend, alle zusammen“, wünscht der Fuchs. „Jemand Lust auf eine Nikolausüberraschung?“ Eine Nikolausüberraschung? Die Tiere werden wieder ganz aufgeregt. Ist der Nikolaus doch da? Der Fuchs lacht. „Nein, nicht der Nikolaus. Aber der kleine Mönch aus dem Kloster habt uns Geschenke in den Wald gelegt. Es gibt Kastanien, Nüsse, Körner, Heu und für dich, Eule, und mich sind auch zwei Stückchen Wurst dabei.“ Das ist ja wirklich eine Überraschung. Der Fuchs führt die Tiere an seine Fundstelle und tatsächlich: Da liegen die tollsten Leckerbissen. Die Tiere freuen sich, alle reden durcheinander. Und dann lassen sich alle die Geschenke schmecken und sind sich einig: Das war eine tolle Überraschung.
Am Nikolausabend sitzt der kleine Mönch in seiner Zelle und schaut aus dem Fenster in Richtung Arnsberger Wald. Es scheint sanft und still vor sich hin. Die Sterne keuchten und in den Häusern um das Kloster herum sind hell erleuchtet. Ob es die Tiere im Wald seine Nikolausgaben wohl gefunden haben? Sicherlich! Der kleine Mönch ist glücklich und zufrieden.
Text: Br. Benedikt Müller OSB
Bild: Silke Wleklik