Der Oktober hat Einzug gehalten und steht schon in seiner Mitte. In der letzten Woche haben die Blätter der Bäume im Klostergarten und den Wäldern die Farben deutlich gewechselt. Sie verschönern nun mit ihren Farben die Schöpfung. Bunt sind schon die Wälder. Mit dem Herbst verbinde ganz viel und schöne Erinnerungen. Als Kinder konnten wir noch draußen spielen und der Mutter in Garten helfen. Besonders aufregend war es, wenn sie ein Feuer machte, um alte Sträucher zu verbrennen. Wir gingen Kastanien sammeln, um sie beim Förster abzugeben, damit diese im Winter den Waldtieren gefüttert werden konnten. Die Kühe wurden langsam wieder nach und nach in den Stall geholt und die ersten Kälbchen geboren. Nebel durchzogen am Morgen die Welt und verdichten den Schulweg. Im Kinderchor sangen Herbst- und Erntedanklieder. Die bunten Blätter der Bäume pressten wir und basteln damit. Die Äpfel wurden gesammelt und zum Mosten gebraucht. Es gab Apfelpfannkuchen. Die Pflaume geschüttelt und zu Mus gekocht, aber einige kamen auf den herrlichen Pflaumenkuchen. Zeit auch wieder die alten Märchen von Schallplatte zu hören. Die Luft roch schon frostig, aber auch erdig mit einer sich verabschiedenden Wärme. Die sonntäglichen Spaziergänge durch den Herbstwald waren ein Erlebnis, besonders, wenn das Laub unter den Schuhen so schön raschelte. Und ein paar Mark verdienten wir uns beim Kartoffel ausmachen oder beim Rüben ziehen auf den Feldern der Bauern. Dann bekamen wir auch zwei oder drei Rüben und konnten Rübenlaternen machen – die Rübe wurde sorgsam ausgehöhlt, ein Gesicht wurde eingeschnitzt und dann ein Teelicht reingestellt und entzündet. Und es gab Steckrübensuppe.
Die heilige Hildegard von Bingen beschreibt in ihrem Werk „Physica“, dass die Rübe ein Lebensmittel ist, dass beim Verzehr schwer im Magen liegt, aber gut verdaulich ist. Für die große Heilige vom Bingener Rupertsberg ist die Rübe nützlich zu essen. Besonders der Rübensaft. Wenn man ihn kocht ist er zuträglich für die innersten Organe unseres Körpers. Rüben gehören zu der Familie der Wurzelgemüse. Unsere Vorfahren in der Steinzeit sammelten und aßen bereits viele der heute noch bekannten Wurzeln und Knollen. Für sie waren Möhren, Pastinaken, Petersilienwurzeln und andere Wurzelgemüsearten eine wichtige Nahrungsgrundlage. Steckrüben und Rote Bete gehören auch dazu, ebenso die Schwarzwurzeln.
In unserer heutigen Zeit ist es schwer vorstellbar, dass wir Rüben essen – müssen wir auch nicht. Es geht bei Hildegard nicht nur ums Essen, sondern um das ganzheitliche Wirken eines Nahrungsmittels. Dabei klingt immer wieder die Frage an: Was ist für uns zuträglich. Eine Rückbesinnung auf die Wertigkeit der Nahrung sollte uns besonders in diesen Zeiten wichtig sein. Es lohnt sich mit kleinen Schritten auf diese Reise der Nachhaltigkeit und Verträglichkeit zu gehen… also: Prüfe, was du bist und isst! Vielleicht entdeckt Ihr diesen Herbst ja einmal intensiv die verschiedenen Arten der Wurzelgemüse.
(Br. Benedikt Müller OSB)
Aus den Visionen der hl. Hildegard von Bingen:
„Wenn der Mensch sein Fleisch in Maßen nährt, dann ist auch sein Betragen fröhlich und umgänglich. Wenn er aber im Übermaß der Schmausereien und Gelage dahinlebt, dann legt er zu jedem schändlichen Fehler den Keim. Und wer andererseits seinen Körper durch unterwürfige Enthaltsamkeit schädigt, der geht immer zornig einher.“