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Der kleine Mönch und die Abtswahl

Grüß Gott, ich bin der kleine Mönch vom Klosterberg in Meschede und möchte euch gerne von meinen Erlebnissen in den Klosterwelten erzählen. Das Leben im Kloster ist sehr erlebnisreich und es passieren immer viele tolle Dinge. Heute werde ich euch von einem ganz aufregenden Klostertag in diesem Sommer berichten. So ein Ereignis findet nicht jedes Jahr in Königsmünster statt und es waren wirklich spannende Tage.

Es war an einem Freitagvormittag, dem 18. August 2023, da haben die Glocken der Abteikirche am Mittag verkündet: Habemus abbatem! Wir haben einen neuen Abt! Die Mönche von Königsmünster haben nämlich in diesem Sommer einen neuen Abt gewählt. Viele Menschen fragen uns Mönche immer wieder: wie wird denn ein Abt gewählt? Gar nicht so einfach zu beantworten. Ich versuche es euch zu erklären: zunächst einmal haben sich alle wahlberechtigten Brüder des Klosters, das Kapitel genannt und dass sind die Mönche, die sich für ihr ganzes Leben ans Kloster gebunden haben, im Kapitelsaal versammelt. Der Kapitelsaal ist ein Versammlungsraum im Kloster. Seinen Namen trägt dieser Raum u.a auch deswegen, weil in früheren Zeiten dort jeden Tag ein Kapitel aus der Benediktsregel, den Lebensanweisungen für die Mönche, vorgelesen wurde. Schon am Tag zuvor wurde eine Wahlliste mit den zur Wahl stehenden Kandidaten erstellt, fast so wie bei einer Klassensprecherwahl. Die Wahl des Abtes findet also ganz im Geheimen und hinter den verschlossenen Türen des Kapitelsaals statt. Darum kann ich euch auch nichts über den Wahlhergang berichten. Aber ich darf euch verraten, dass P. Cosmas Hoffmann OSB zum 5. Abt der Abtei Königsmünster gewählt wurde.

Jetzt fragt ihr euch sicher, was ist das denn: ein Abt? Abt heißt übersetzt: Vater! Er leitet das Kloster als Vater unter vielen Brüdern. In seiner Lebensregel für uns Mönche fasst unser heiliger Mönchsvater Benedikt von Nursia das Leben für uns so zusammen: „Sie leben im Kloster und dienen unter Regel und Abt“! Ein Mönch lebt also in einem Kloster und er sucht Gott in einer Gemeinschaft von Brüdern. Diese Gemeinschaft ist um einen Vater, dem Abt, versammelt. Er soll in seinem Tun und Wirken nach dem Vorbild Jesu handeln und somit ein Vorbild für die Mönche sein. Mh, wie darf man sich denn jetzt das vorstellen, nach dem Vorbild Jesu zu handeln? Und wie soll der Abt denn das tun? Wie kann das denn funktionieren? Vielleicht lässt sich dies gut anhand einer Geschichte aus der Bibel, die Jesus uns selbst erzählt hat, erklären!

Der barmherzige Samariter

„Ein Mann spricht mit Jesus. Die Leute hören zu. Der Mann fragt: „Was will Gott von mir?“

Jesus sagt:„ Du kannst doch lesen! Was liest du in der Bibel?“ Der Mann sagt: „Liebe Gott und deinen Nächsten!“ Jesu sagt: „Tu das!“ Der Mann sagt: „Das tue ich. Aber wen soll ich denn alles lieben? Wer ist denn das, mein Nächster?“ Da erzählt Jesus eine Geschichte:

…Ein Mann aus Jerusalem macht eine Reise. Er will nach Jericho. Auf dem Weg überfallen ihn Räuber. Sie schlagen ihn. Sie nehmen ihm alles weg. Sie laufen fort. Sie lassen ihn halbtot liegen. Ein anderer Mann kommt. Er war im Tempel in Jerusalem. Sein Beruf ist es, Gott zu dienen. Er ist Priester. Er sieht den verletzten Mann. Aber er schaut weg und geht vorbei. Wieder kommt ein Mann aus Jerusalem. Auch er war im Tempel. Dort hilft er dem Priester beim Gottesdienst. Er sieht den verletzten Mann. Auch er geht vorbei. Dann kommt ein Mann aus Samarien, ein Samariter. Die Leute von Jerusalem und die Samariter sind Feinde. Der Samariter sieht den Mann liegen. Er bleibt stehen. Er geht zu ihm hin. Er reinigt seine Wunden. Er verbindet ihn. Dann hebt er den Mann auf seinen Esel. Er bringt ihn in ein Gasthaus. Dort bleiben sie über Nacht. Der Samariter sorgt für den verletzten Mann. Am nächsten Morgen gibt er dem Wirt Geld. Er sagt: „Sorge für den Mann“… Diese Geschichte erzählt Jesus. Dann sagt er: „Wer von den drei hat gewusst, wer sein Nächster ist?“ Der Mann, der Gefragt hat, antwortet: „Der, der ihm geholfen hat.“ Jesus sagt: „Mach du es ebenso wie er.“

(aus „Das große Bibelbildbuch: alle Geschichten der Reihe „was uns die Bibel erzählt“ in einem Band / gemalt on Kees der Kort. Erzähltext und Nachw. Hellmut Haug. – Stuttgart: deutsche Bibelgesellschaft 1994“)

Im diesem Gleichnis vom barmherzigen Samariter zeigt Jesus uns auf, wie wir als Christen miteinander umgehen sollen: wir sollen barmherzig sein und aus der Liebe handeln! Der heilige Benedikt war ein Mann mit einem weitem also einem großzügigem Herzen. Benedikt war selbst Abt und hat sich von daher gut überlegt wie ein Abt sein muss. In der Klasse überlegt ihr ja auch, wie ein Klassensprecher sein muss. Was er alles darf und wie er sich um die Mitschüler kümmern soll. Für Benedikt ist ganz wichtig, dass der Bruder, der zum Abt gewählt wurde, die Mönchsgemeinschaft nach dem Vorbild von Jesus leite. Voller Güte, Liebe und Barmherzigkeit. Er soll hinschauen wie der Samariter im Gleichnis. Er soll nicht wegschauen wie der Priester und sein Diener. Der Abt übernimmt Verantwortung und Verantwortung übernehmen heißt hinschauen und nicht wegschauen oder gar weglaufen. Das gilt überings nicht für Äbte von Klöstern, sondern für uns alle! Der hl. Benedikt gründete sein erstes Kloster in einer sehr unruhigen Zeit. Damals war das Leben der Menschen nicht einfach. Sie erlebten Hungersnöte und Kriege. Sie machten schwere Krankheiten durch. Viele Menschen starben früh und jung, oft als Kinder. Armut und Kriege hatten die Leute zu ertragen. Benedikt von Nursia hatte immer ein offenes Ohr und Herz für die Sorgen der Menschen. Ganz nach dem Vorbild Jesu und nach dem Vorbild des barmherzigen Samariters in unserer biblischen Geschichte. Wie der Samariter sich um den kranken Mann kümmert, so soll auch der Abt eines Klosters Sorge tragen für die Brüder.  Er bete für die Brüder und habe ein offenes Ohr für ihre Ängste. Er sorge sich um sie, wenn sie einmal krank sind. Wenn Gäste im Kloster sind begrüße er diese, denn in den Gästen wird ja Christus selbst aufgenommen. Er tröste die Mönche, wenn sie traurig sind. Und wenn ein Bruder gestorben ist, dann begrabe er ihn auf dem Klosterfriedhof. Benedikt will, dass der Abt nach den Werken der Barmherzigkeit an den Brüdern handelt. Aber er soll freundlich die Mönche ansprechen, wenn sie mal nicht hören! Wenn die Mönche mal einen Fehler machen, dann soll er den Brüdern helfen und er soll sie motivieren sowie begeistern. Er schaue danach, dass jeder das hat, was er braucht zum Leben. Er soll auch Lehrer sein, in dem er die Mönche in der Mönchsregel unterrichtet und in den Geschichten der Bibel unterweist. Die Mönche sollen aber ihrem Abt gegenüber gehorsam sein, das heißt sie sollen auf ihn hören. Im Wort Gehorsam versteckt sich ja das Wort „Höre“. Die Mönche sollen aufmerksam hinhören, wenn der Abt ihnen einen guten Rat erteilt und nicht gleich urteilen. Der Abt höre aber auch auf den Rat der Brüder. Ja, der Abt leitet das ganze Kloster. Er trägt viel Verantwortung. Das Wohl des ganzen Klosters hängt nicht nur von ihm und seinem Leitungsteam ab, sondern auch letztlich von jedem einzelnen Mönch. Und dann soll er ja immer nach dem Vorbild Jesu handeln! Das ist sicher ganz schön schwierig. Aus diesem Grund trägt er als Zeichen auch ein Kreuz an einer Kette auf der Brust. Abt sein, bedeutet viel Verantwortung und sicherlich ist es kein einfacher Dienst an dem Nächsten. Darum ist es gut und wichtig auch für den Bruder zu beten, der Vertrauen der Brüder für das Amt des Abtes als Leitung des Klosters bekommen hat! Ja, der Abt ist vielleicht so etwas wie der barmherzige Samariter. Er sorgt sich um die Brüder wie der Samariter um den kranken Mann. Wie der Samariter den Mann mit dem Esel in die Herberge führt, so führt der Abt seine Mönchsgemeinschaft hin zu Jesus! Er ist der erste Deiner in einer Gemeinschaft der Brüder – ein Bruder unter Brüdern, der in der Liebe der Barmherzigkeit weise handelt und wandelt.

(Br. Benedikt Müller OSB)

 

 

Novi diluculo, multa est fides tua – Jeden Morgen neu, Herr, ist dein Erbarmen, groß deine Treue.

(Wahlspruch von Äbtissin Katharina Drouvé OSB – Abtei St. Hildegard Eibingen)

Feste und Feiern bringen immer wieder Farbe in unseren Alltag. Das kennt ihr sicher auch von zu Hause. Euer Geburtstag, Weihnachten, Geburtstag der Eltern oder Geschwister und natürlich große Familienfeiern wie Taufen, Erstkommunion, Firmung oder Konfirmation, Hochzeit, Runde-Geburtstage. Da trifft man die Großeltern, Tante und Onkel, Cousine und Cousin!

Wir waren am letzten Samstag auch zu einer Art „Familienfeier“ – die benediktinische Familie (Nonnen und Mönche aus verschiedenen deutschen Klöstern) hat sich in der Abtei Sankt Hildegard getroffen. Die Nonnen haben zur Weihe ihrer neuen Äbtissin Schwester Katharina Drouvé eingeladen.

Der Abt und die Äbtissin empfangen die Abts,- bzw. Äbtissinnenweihe, die keine Weihe im sakramentalen Sinne ist, sondern eine feierliche Benediktion, ein feierlicher Segen. Die Weihe wird in der Regel vom Ortsbischof des jeweiligen Klosters – hier: Bischof Georg Bätzing, Bischof von Limburg –  vorgenommen. Sie weist eine Vielzahl von Parallelen zur Bischofsweihe auf und ist eingebettet in die Eucharistiefeier, genauer gesagt zwischen Predigt und Opferung. Äbtissin Katharina ist übrings die 41. Nachfolger der heilige Hildegard von Bingen als Äbtissin von Rupertsberg und Eibingen.

Die Liturgie fand in betont schlichter und zugleich stimmiger Form statt. Sehr angenehm war die sehr herzliche und aufmerksame Gastfreundschaft unserer Schwestern in Eibingen. Im Anschluss der Weihe-Liturgie wurde zur Begegnung in den Kreuzgang der Abtei eingeladen. Man fühlte sich wohl und wirklich wie bei einer großen Familienfeier. Viele weitere Schwestern und Brüdern aus anderen Benediktinerabteien konnten wir treffen. Ein toller Ausflug in die Weiten der Kloster.Welten.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Beim Messgerät Messbecher fällt mir doch sofort auf der Stelle eine Stelle aus der Benediktsregel (unserer Mönchsregel) ein. Im 40. Kapitel schriebt der hl. Benedikt über das rechte Maß des Getränkes:

Regula Benedicti – Kapitel 40

  1. Jeder hat seine Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so. (1Kor 7,7)
  2. Deshalb bestimmen wir nur mit einigen Bedenken das Maß der Nahrung für andere.
  3. Doch mit Rücksicht auf die Bedürfnisse der Schwachen meinen wir, dass für jeden täglich eine Hemina Wein genügt.
  4. „Wem aber Gott die Kraft zur Enthaltsamkeit gibt, der wisse, dass er einen besonderen Lohn empfangen wird.
  5. Ob ungünstige Ortsverhältnisse, Arbeit oder Sommerhitze mehr erfordern, steht im ermessen des Oberen. Doch achte er darauf, dass sich nicht Übersättigung oder Trunkenheit einschleichen.
  6. Zwar lesen wir, Wein passe überhaupt nicht für Mönche, Weil aber die Mönche heutzutage sich davon nicht überzeugen lassen, sollten wir uns wenigstens darauf einigen, nicht bis zum Übermaß zu trinken sondern weniger.
  7. Denn der Wein bringt sogar die Weisen zu Fall. (Sir 19,2)
  8. Wo aber ungünstige Ortsverhältnisse es mit sich bringen, dass nicht einmal das oben angegebene Maß, sondern viel weniger oder überhaupt nichts zu bekommen ist, sollen die Brüder, die dort wohnen, Gott preisen und nicht murren.
  9. Dazu mahnen wir vor allem: Man unterlasse das Murren.

Den Wert der Maßhaltung begegnet man beim Lesen unserer Mönchsregel immer wieder. Maßhaltung‏‎ ist eine Weise, sein Leben zu führen. Es bedeutet, dass man sich nicht in seiner Arbeit verliert, dass man den gewissen Mittelweg findet. Maßhaltung war insbesondere vielen griechischen Philosophen wichtig. Zum Beispiel hat Aristoteles Maßhaltung empfohlen. Der heilige Benedikt war als gebildeter Mann der Antike mit den philosophischen Gedanken der alten Griechen vertraut. Er verband mit diesen Lehren jedoch gleichzeitig den Sinn der Botschaft Jesu im Evangelium. Maßhaltung zieht sich wie ein roter Faden durch die Botschaft Jesu. Dem heiligen Benedikt ist dieses Maßhalten sehr wichtig. Er traut dem Mönch zu, dass er in allem und in allen Dingen für sich das richtige Maß findet. Sei es das Maß des Gebetes, des Essens, der Arbeit oder der Erholung. Wenn dies alles in einer gesunden Balance zueinandersteht, kann die Lebensqualität gesteigert werden. Die Benediktsregel kann ein spannendes Buch in der Fastenzeit sein oder wie wäre es mal mit einem Besuch in den Kloster.Welten? Bei uns steht die Tür offen. Hereinspaziert und eingetreten. Immer herzlich Willkommen.

(Br. Benedikt Müller OSB)

An einem sehr windigen Tag ging der kleine Mönch im Hohlweg spazieren. Er traf auf Jeremias, der in einem Haus am Ende des Klosterparks wohnte. Eigentlich war er ein sehr fröhlicher Junge, aber heute schaute er traurig aus. „Grüß Gott, Jeremias“, begrüßte ihn freundlich der kleine Mönch. „Hallo“, antwortete dieser missmutig. „Oh, was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?“ fragte der kleine Mönch. „Gar keine. Ich habe schlechte Laune“, antwortete er. Der kleine Mönch fragte: „Was ist denn passiert? Hat dich jemand geärgert?“ „Ja, der Wind“, antwortete der Junge. Der kleine Mönch erwiderte: „Wie seltsam ist das denn?“ „Gar nicht seltsam, dieser doofe Wind ist echt gemein!“ antwortete Jeremias patzig und begann zu weinen. „Er hat alles kaputt gemacht!“ „Alles?“ wollte der kleine Mönch wissen, „was denn genau?“ Jeremias putzte seine Nase und sagte: „Mein Windrad! In der Schule haben wir ein Windrad gebastelt und ich wollte damit spielen, aber es war so windig. Der Wind hat es kaputt gepustet. Wind ist zu gar nichts nütze! Ziemlich doof vom lieben Gott, so einen Kaputtmacher geschaffen zu haben. Warum ist Gott so gemein und schickt den blöden Wind?“ Trotzig wischte er sich die großen Krokodilstränen aus dem Gesicht. Dann  setzte sich er sich mit einem wütenden Blick auf eine Parkbank, die am Weg stand.

Der kleine Mönch setzte sich dazu und sagte: „Ich verstehe, dass du traurig bist, aber so dumm ist es gar nicht vom lieben Gott, dass er den Wind geschaffen hat.“ „Doch, sehr dumm sogar, der Wind macht alles kaputt und Gott war nicht da, um mir zu helfen!“ Jeremias blieb bei seiner Meinung und schaute den kleinen Mönch mit einer Träne in den Augen an. „Ja, der Wind ist stark“, begann der kleine Mönch tröstend zu erklären, „Gott hat uns Menschen den Wind geschenkt, damit wir seine Kraft nutzen, und das tun wir seit langen Zeiten!“ „Nein! Der Wind macht nur kaputt! Er ist zu gar nichts nütze!“ Beharrlich blieb Jeremias bei seiner Meinung und verschränkte die Arme. „Früher nutzten die Leute die  Kraft des Windes zum Beispiel in Windmühlen, um Getreide für ihr Brot zu mahlen und Holz zu sägen oder auf Segelschiffen, um über die Meere zu segeln!“ sagte der kleine Mönch. Jeremias war einen Moment still, dann blickte er auf. „Ja, das hat mir mal mein Papa aus einem Buch über den Wind vorgelesen. Im letzten Urlaub in Holland haben wir sogar mal eine Windmühle besichtigt!“ sagte Jeremias. „Du siehst, der Wind kann ganz schön viel“, fügte der kleine Mönch hinzu. Da  fiel Jeremias auf einmal etwas Wichtiges ein: „Papa hat mir erzählt, dass der Wind sogar Strom erzeugen kann!“ „Da hat dein Papa recht“, bestätigte der kleine Mönch. „Und weißt du auch wie?“ „Klar, dafür wurden doch diese großen Windräder überall gebaut!“ antworte Jeremias sogleich. „Richtig und weißt du, wie das dort mit der Stromerzeugung funktioniert?“ wollte der kleine Mönch nun wissen.

„Nein, nicht wirklich!“ seufzte Jeremias. „Dann erkläre ich es dir“, antwortete der kleine Mönch. „Die Windräder haben große Propeller, die sich drehen. Durch diese Drehbewegung verwandelt ein Generator im Innern des Windrades die Drehkraft in Strom um.“ „Wow!“ rief Jeremias. Der kleine Mönch erklärte weiter: „Je stärker der Wind weht, desto schneller drehen sich die Flügel des Windrades  und desto mehr Strom lässt sich produzieren. So stark ist der Wind!“ Jeremias überlegte einen Augenblick und fügte hinzu: „Gott sei Dank hat der liebe Gott den Wind geschaffen und die Menschen Windräder erfinden lassen.“ „Ja, denn diese Stromgewinnung schont die Schöpfung und das Gute an Windkraft ist, dass es Wind immer geben wird und uns deshalb der Strom nie ausgehen kann.“, ergänzte der kleine Mönch. „Dann ist der Wind also sehr nützlich!“ antwortete Jeremias. Sein Gesichtsausdruck war nun wieder heiter. „Weißt du Jeremias, die großen Windräder können auch ein Symbol für Gott sein. Vor allem, wenn man traurig ist.“ „Wie meinst du denn das, kleiner Mönch?“ fragte Jeremias neugierig. „Im 10. Psalm fragt der Beter ‚Warum, o Gott, bleibst du so fern‘? Der Beter ist traurig. Manchmal bin ich auch traurig.“ „Du und traurig? Das gibt es nicht!“ fiel der Junge dem kleinen Mönch ins Wort“ „Oh doch,  Jeremias, auch ein Mönch ist mal traurig. Als ich mal ganz traurig war, stand ich am Abend am Fenster meiner Klosterzelle und habe in den Nachthimmel geguckt. Da dachte ich bei mir, wo wohl der liebe Gott nun gerade ist, wo ich doch so traurig bin. Bei mir fühlte ich Gott nicht.“ „So war es bei mir mit dem Windrad auch“, unterbrach Jeremias. Der kleine Mönch sagte: „Ja, so war es bei dir auch und das ist verständlich, denn manchmal spüren wir Gott in der Traurigkeit nicht in unseren Herzen. Als ich einmal traurig war, da schaute ich aus meinem Fenster. Gegenüber auf den Sauerländer Bergen sah ich Windräder. Und die habe ich beobachtet.  Windräder von über 100 Meter Höhe müssen über Blinklichter verfügen, um nachts für Flugzeuge sichtbar zu sein. Wären sie nicht da, dann könnte das Flugzeug im Zusammenstoß mit dem Windrad in große Not geraten.“ „Ja, und was hat das mit der Traurigkeit zu tun? Versteh ich nicht!“, fragte Jeremias. „Warte ab“, meinte der kleine Mönch und fuhr mit seinen Gedanken fort, „schaue ich in einer dunklen, wolkenverhangenen und nebeligen Nacht aus dem Fenster meiner Klosterzelle, dann sehe ich diese roten Lichter der Windkrafträder nicht aufleuchten. Sie sind weg!“ Jeremias unterbrach den kleinen Mönch und sagte: „Quatsch, kleiner Mönch! Auch wenn da Nebel  ist, sind die Lichter doch da. Du siehst sie halt nicht.“ „Richtig“, fügte der kleine Mönch hinzu und Jeremias ergänzte mit einem klugen Blick: „Weil sonst ja auch die Flugzeuge in Gefahr wären!“  Der kleine Mönch nickte und sagte: „Schaue ich aber in einer sternklaren und wolkenfreien Nacht aus meinem Fenster, dann sehe ich deutlich die roten Lichter im Dunkeln leuchten. Sie sind einfach da! Im Gleichklang leuchten sie auf – immer wieder!“ „Sag ich doch, die Lichter sind immer da!“ rief Jeremias freudig aus. „Genau, und dieses Wissen verdeutlicht mir, dass Gott auch immer da ist. Gerade dann, wenn der Nebel der Traurigkeit meine Seele umhüllt. In meiner Traurigkeit weiß ich, dass Gott auch in meinen Dunkelheiten an meiner Seite steht. Wie ein Licht, das mir aus dem Nebel den Weg leuchtet. Gott kann ich vertrauen und auf ihn hoffen: Er ist da.“ „Ich finde es ziemlich cool vom lieben Gott, dass er immer da ist“ rief Jeremias freudig aus, sprang von der Bank auf und rannte los. „He, Jeremias, wo willst du hin?“ rief ihm der kleine Mönch hinterher. Jeremias drehte sich um und ließ den kleinen Mönch wissen: „Nach Hause. Ich bin jetzt gar nicht mehr traurig. Ich bastele mir ein neues Windrad! Auf Wiedersehen, kleiner Mönch, und danke!“ Der kleine Mönch blieb noch eine kurze Weile auf der Bank sitzen und lächelnd dachte er nach: „Gott ist für uns da. Das verrät mir auch sein Name: JAHWE! Und darum kann ich mit dem Psalmbeter einstimmen und am Ende des 10. Psalms Gott immer wieder als König preisen, der mein Herz aufrichtet.“ Mit diesem Wissen setzte der kleine Mönch zufrieden seinen Spaziergang durch den Hohlweg fort.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Gestern haben wir in den Kloster.Welten das Fest der hl. Scholastika gefeiert. Feste mit ihren Traditionen durchbrechen den grauen Alltag und bringen Farbe in unser Leben. Ihr kennt das sicher aus Eurem Alltag, wenn Geburtstage anstehen oder das Weihnachtsfest mit seinen eignen Familientraditionen zu Hause gefeiert wird. Tradition ist es an Festtagen oftmals, dass wir netten Besuch von Verwandten und Freunden oder Geschwistern bekommen. Im Kloster ist das nicht anders, so z.B. am Fest der hl. Scholastika.

Seit vielen Jahren ist es eigentlich so, dass wir Mönche von Königsmünster uns auf den Weg zu unseren Schwestern – den Nonnen der Abtei Varensell / Rietberg – machen. Hintergrund zu diesem Besuch ist, dass der hl. Benedikt sich einmal im Jahr mit seiner Schwester Scholastika traf. Ich erinnere mich an viele schöne, gemeinsame Scholastikafeste in der Abtei Varensell. Schon als Postulant (siehe Kloster-ABC) war ich von der tiefen geschwisterlichen Begegnung, und vor allem von der Art wie die Nonne beten, beeindruckt.

In den letzten drei Jahren waren, durch die Pandemie bedingt, diese Besuche leider nicht möglich. Damit aber der rote Faden einer guten Festtradition nicht abreißt, stand in diesem Jahr wieder ein geschwisterlicher Besuch auf dem Programm. Die Äbtissin Angela besuchte mit den Schwestern des Seniorrates der Abtei Varensell heute unser Kloster in Meschede. Das Seniorrat ist das Beratungsgremium für den Abt / die Äbtissin in einem Kloster und besteht aus geborenen und gewählten Mitglieder*innen.

Gemeinsam haben wir uns über die Lage aktuelle unserer Klöster ausgetauscht. Wie sind momentan beiden Gemeinschaften aufgestellt? Welche Themen gibt es? Was steht in der nächsten Zeit an? Wir haben gemeinsam die Mittagshore gebetet und dann im Refektorium das Mittagessen zusammen eingenommen. Es war ein schöner Besuchstag, der den grauen Februartag eine farbige Vorfrühlingsnote verlieh. Eine Begegnung im Geiste der hl. Scholastika und des hl. Benedikt, die beide in unseren Herzen gegenwärtig waren. Kloster.Welten sind wirklich keine langweiligen Welten.

Wenn Du jetzt neugierig auf die Kloster.Welten geworden bist, dann schau Dir doch mal hier auf unserer Homepage das Kloster ABC an. https://oase.koenigsmuenster.de/kloster-welten/

Neben vielen Fotos werden Dir auch klösterliche Begriffe erklärt. Ein toller Einblick in unseren Lebensalltag. Oder besuche doch einmal die Nonnen in Varensell  https://www.abtei-varensell.de/   oder uns Mönche in Königsmünster. Dann bekommst Du selber einen persönlichen Einblick in die Kloster.Welten und erfährst, wie es so hinter Klostermauern ist. Einfach: Anklopfen und Hereinspaziert!

Br. Benedikt Müller OSB  

Ein sanft-stiller Morgennebel liegt in der frischen Luft des Ostermorgens. Im Glanz der Morgensonne spiegelt sich das Licht durch den Frühnebel auf den grünlichen Wellen des Klosterteiches wider. Die Frösche quaken. Die Vögel singen ihr Morgenlied. Sonst Stille im Klosterpark. Es ist Ostermorgen und der kleine Mönch macht nach der Laudes seinen gewohnten Morgenspaziergang durch den alten Klosterpark, in dem nun wieder alles zu blühen beginnt. Es riecht nach frischem Gras, das sich auf dem der Morgentau gebettet hat. Man hört die Klosterhühner gackern. Der Hahn, der gute Wächter der Zeiten kräht und kündet den neuen Ostertag an. Der Waldkauz ruft. Der Klosterhund bellt. Und die Enten schwimmen auf dem Teich im Klosterpark. Eine Bank lädt zum Verweilen ein. Wunderschöne Welt Gottes. Die Erde schöpft sich immer wieder neu. Der kleine Mönch beobachtet eine Libelle, wie sie über dem weißen Nebel im Morgenlicht tanzt. Plötzlich ein erster hellblauer Himmelschein über dem Morgennebel. Die Libelle schwebt schimmernd wie ein kostbarer Schmuck über den Teich gen Himmel. Wie ein Lichtwesen aus einer anderen Welt. Sie schwebt erlösend-frei. Ihre Flügel glitzern in den schönsten Smaragdfarben im Morgenlicht. Wie eine Licht.Gestalt den Morgennebel durchtanzend. Die Libelle schwebt im Licht.Tanz gen Himmel davon. Frei und glänzend. „Oh, die Libelle kann ja ein Bild für Ostern sein.“, dachte der kleine Mönch. Denn: „Über den trüben Tümpeln und Teichen unseres Lebens, die vom Nebel des Alltags bedeckt sind, scheint ein Licht für uns. Ein Licht, das uns Nahrung zum Leben gibt. Es ist das Licht, das Wasser und das Brot des Lebens. Ein Licht scheint für uns. Ein Licht, das uns immer wieder sagt: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Das Leben ist stärker. Das feiern wir an Ostern. Jesu ist unseres Lebens.Sonne. Dazu haben wir uns ein Licht am Licht der Osterkerze entzündet, um unserer Hoffnung auf Leben Nahrung zu geben.“

Fröhlich geht der kleine Mönch ins Kloster. In seinem Postfach liegt etwas. Hui, was kann es nur sein? Es ist weiß und rot und sieht sehr „eiig“ aus. Tatsächlich, da liegt ein Überraschungsei. Der kleine Mönch nimmt es und geht in seine Zelle. Auf dem Weg dorthin denkt er so bei sich: „Was zum Spielen! Was zum Essen! Und was mit Spannung!… – Aber Stop: …Das sind ja gleich drei Wünsche auf einmal! Das geht nun wirklich nicht!“ Der kleien Mönch betrachtet das U-Ei ganz genau und ist plötzlich sehr nachdenklich: „Drei Wünsche auf einmal – wirklich nicht? Warum denn nicht? Doch klar geht das: Spannung, Spiel und Schokolade!“ Mit dem Ü-Ei in der Hand und einem Lächeln im Gesicht betritt er fröhlich seine Zelle. Er legt das Überraschungsei vorsichtig in sein Osternest zu den anderen Süßigkeiten. Er schaut das Überraschungsei an und überlegt: „Aber was hat nun Ostern mit einem Überraschungsei zu tun? Ein Ü-Ei sieht zunächst immer gleich aus. Gleiche Verpackung, gleiche Farbe, einheitlich-EU-Norm-Größe, und man erkennt nicht was drinsteckt, aber irgendwas steckt schon darin – nur was? Überraschung!“ Der kleine Mönch schaut aus dem Fenster in den Klosterpark. Da fangen die Glocken der Abteikriche zum österlichen Festhochamt zu läuten an. Auf dem Weg zur Statio fällt dem kleinen Mönch ein Zusammenhang ein: „Die österlichen Feiertage sind auch immer gleich. Alles beginnt am Gründonnerstag. Es folgt der Karfreitag. Die dunkle Schokolade bis hin zum stillen Karsamstag und dann kommt die Osternacht und der Ostersonntag. Mh, was steckt nur in Ostern drin, welche Botschaft? Die dunkle Schokolade des Ü-Eis tritt hervor, wenn man die Verpackung entfernt. Karfreitag ist die “dunkle” Seite von Ostern. Jesus hängt am Kreuz und nimmt unsere Schuld auf sich. Dann kommt die helle Innenseite des Ü-Eis – süß und lecker. In der Finsternis der Nacht leuchtet das Licht der Auferstehung auf. Dann finden wir im U-Ei die Kapsel mit der großen Überraschung. Denn Ostern hält auch eine große Überraschung, einst für die Jünger*innen und heute für uns, bereit:  Jesus ist auferstanden! Er lebt, das ist die gute Nachricht! Gottes große Überraschung. Damit hatte so wohl keiner gerechnet. Damals nicht und heute oft schon lange nicht mehr. Aber: der HERR ist wahrhaft erstanden. Halleluja. Was für eine Überraschung. Und alles aus Liebe!“ Fröhlich zieht er in die Kirche ein. Ein wahres Osterwunder.