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Der Garten meiner Kindheit war für mich dem Garten Eden gleich und so ein Paradies für mich in meinen Kindertagen. Meine Mutter verbrachte viel Zeit in diesem Garten. Ihr ganzes Herzblut legt sie in ihn. Gott hat es ihr gesegnet, denn der Garten meiner Kindheit stand in einem üppigen Grün der schöpferischen Grünkraft. Im Frühjahr wurden die Beete hergerichtet und dann wurde ausgesät. Ich erinnre mich, dass ich ein kleines Stückchen Garten bekam  und ich Möhren und Radieschen aussäte. Dann begann die lange Zeit des Wartens – endlich: Die Möhren ließen ihr Grün aus der Erde wachsen. Es wurde länger und länger! Und ich wollte ernten, aber Mutter sagte mir, dass das nicht ginge – es wäre noch zu früh. Es braucht halt Zeit. Ich war aber nicht sehr geduldig und zog an dem Grün der Möhren! Und schwupp di wupp war eine der Möhren aus der Erde. Großes Staunen:  Am Ende war nur eine Mini Mini-Möhre dran! Da musste ich feststellen, dass die Möhre auch nicht schneller wächst, wenn ich dran ziehe!

Lebensschule live! Ich hatte was fürs Leben gelernt! Hinter dieser Erfahrung steckt für mich die Erkenntnis, dass bestimmte Entwicklungen im Leben ihr Zeit benötigen. Alles hat seine Zeit. Säen hat seine Zeit – ernten hat seine Zeit!

Und so ist es mit dem Korn auch. Das Getreide braucht seine Zeit, um zu wachsen und um zu reifen. Erst dann kann es der Landwirt ernten und das Korn zur Mühle bringen, damit Mehl gemahlen werden kann.

Mit unserem Glauben ist es ebenso. Erst wenn die Zeit reif ist, dann darf ich vom Acker des Lebens das Körner in Fülle ernten. Zuvor säet Gott den Samen seiner Liebe in unsere Herzen. Dort wächst der Samen und keimt. Ich muss gar nichts dafür tun, nur den Boden meines Herzens immer wieder für Gott Weisungen bereiten. Gottes Wort wächst als Samen in mir und wird größer. Es wird zum Halm. Es entwickelt sich die Ähre und auch die braucht ihre Zeit zum Reifen. Ich muss mir nur selbst Zeit schenken. Meine innerste Erfahrung sagt mir, dass das Korn der Liebe Gottes in meinen Herzen irgendwann auch reif sein wird. Dann kann mein Herz anhalten und sich bereiten für das ewige Erntedankfest bei Gott.

(Br. Benedikt Müller OSB)

„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (Johannes 12,24) Dieses ist eines der bekanntesten Jesusworte. Doch was meint er damit?

Ein Weizenkorn ist erst einmal nichts Besonderes. Es ist klein und es gibt sie in unvorstellbaren Mengen. Viele Körner zusammen genommen können zu Mehl verarbeitet werden, woraus wiederum die verschiedensten Lebensmittel hergestellt werden. Ein Korn allein bringt uns daher wenig. Oder?

Nein, aus einem Korn können sehr viele neue Körner hervorgehen. Dafür muss es ausgesät werden. Es kommt in die Erde und daraus wächst wieder neuer Weizen, an dessen Ähren wieder neues Korn entsteht. Es muss also zuerst sterben um mehr zu werden.

Anschließend an diesen Vers sagt Jesus, dass diejenigen, die ihr Leben liebhaben, es verlieren werden. Diejenigen aber, die ihr Leben auf dieser Welt aufopfern und für andere hingeben, werden das ewige Leben erhalten. Daraus ergibt sich eine Aufforderung, Jesus nachzufolgen. Und scheinbar ist dies auch 2000 Jahre später immer noch aktuell.

Im übertragenen Sinne meint Jesus also, dass man sich oft aufopfern muss – man investiert viel Zeit und Kraft – um etwas Neues entstehen zu lassen. Viele Innovationen kommen daher, dass sich Menschen viel Zeit genommen haben, sich den Kopf zerbrochen haben oder Kraft aufgewandt haben. Auch in der sozialen Arbeit mit allen Altersgruppen ist dies oft der Fall. Es gibt viele Menschen, die sich für andere hingeben und für sie sorgen, sich um sie kümmern.

Bei einem solchen kleinen Weizenkorn ist es, wie mit Jesus selbst. Er weiß, dass er sterben muss um das neue, ewige Leben zu bringen, einen neuen Anfang zu setzen. Die Getreidepflanze wächst empor und ist für alle sichtbar. So werden durch den Tod hindurch die Freude und das neue Leben sichtbar werden. Dieses Bild gibt einen Ausblick, ein Zeichen, dass Jesus hier schon auf Ostern, auf die Auferstehung gibt. Das ist eng verbunden mit Kreuz, Tod, mit Leiden, Trauer und Angst. Doch Jesus lässt uns in dieser Trauer nicht allein. Er geht uns den Weg voraus und schließt uns die Tür zum ewigen Leben auf. Wir brauchen uns nicht zu fürchten.

Und mit diesem Gedanken blicken wir voller Zuversicht auf die vor uns liegende Kar- und Ostertage.

 

(Adrian Knieriemen)