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Geht es dir auch so: In den letzten Tagen haben wir eine Menge von Eiern gesehen und gegessen: Hartgekochte und gefärbte Hühnereier, Schokoladeneier, Marzipaneier, Liköreier, Schaumgummmieier. Als Spiegelei oder Eierlikör nimmt das Ei so eine ganz andere Form an. Ei, ei ein Ei! Will ich dem Ei einen festen Standpunkt geben, dann scheitere ich zunächst – denn: Das Ei plumpst immer wieder um. Oder: Es dreht sich um sich selbst! Tja, so drehen sich auch manche Menschen nach allen Seiten. Sie möchten alles mitbekommen. Ihre Befürchtung ist etwas zu verpassen. Sie tolerieren alles und wählen nicht aus. Sie umgeben sich mit tausend Dingen. Sie wollen immer mehr und merken nicht einmal, wie sie innerlich leer bleiben. Es muss im Leben doch mehr und immer mehr geben! Mehr als tausend Dinge! Oft haben diese Menschen keinen festen Standpunkt – sie drehen wie ein Kreisel oder wie ein Fähnchen im Wind. Nehme ich mein Osterei und setze ich es auf der breiteren Seite auf den Tisch, dann steht es! Das Osterei kann die Welt von einem festen Standpunkt betrachten! Das Ei ist nicht ausgelaufen, denn es ist hart gekocht. Es ist durch Hitze und Bedrängnis gegangen. Das Ei hat eine dicke Haut oder feste Schale bekommen. Wer jeder Schwierigkeit im Leben aus dem Weg geht, kann keine „Härte bzw. Festigkeit“ entwickeln. Wer immer unter den Herausforderungen abtauchen will, der läuft immer aus. Es gibt im Leben schon genug Weicheier. Durch das Hitzebad von Leid und Tod ist Jesus gegangen, damit er uns alle Türen öffnen konnte, vor allem auch die Tür des Lebens.  Ist das nicht wunderbar? An einem Ei kann ich das Ostergeheimnis begreifen. Ostern heißt: Einen festen Standpunkt mit frohem Herzen zu haben!

(Br. Benedikt Müller OSB)

Manchmal, da lässt uns die Welt keine Wahl, wenn unser Schicksal sich dreht!  Wir sehen unser graues Tagwerk vor uns. Wir sehen uns mit Sorgen beladen. Steine auf unseren Herzen. Tragen die Lasten und viel Mühsal des Alltages. Die Schwierigkeiten der Zeit wiegen schwer auf. Einiges stellt sich uns auf einfach in den Weg. Vielleicht fühlen wir uns dann wie ein Wanderer auf einer langen Bergtour, dem sein Rucksack gar zu schwer wird. Wieder einmal haben zu viel eingepackt. So viele Erinnerungen. Was schleppen wir auch alles mit uns herum? Verschnürte, festverpackte Pakete der Lebenszeit. Tüten voller Zweifel und Unsicherheit. Aus ihnen füttern wir unsere Ängste. Schwere Steine sind im Rucksack des Lebens. Steine, über die wir stolpern. Steine, die uns verletzten. Steine, die uns nach unten ziehen. Steine, die uns am Gehen hindern. Steine, die schwer auf der Seele liegen. Steine, die auf der Lebenswaage gewichtig aufwiegen. Im Rucksack des Lebens ist aber auch eine Essensdose mit Brot und eine Trinkflasche mit Wasser. Brot des Lebens! Und lebendiges Wasser! Symbole für das Leben! Österliche Zeichen. Symbole für Jesus Christus. Nehmen wir Jesus mit auf unseren Lebensweg, dann haben wir eine Kraftquelle, dann können wir uns stärken, immer wieder auftanken. Dann erleben wir unsere Emmaus-Erfahrung im Leben, wie einst die beiden Jünger. Und wir können dann voller Zuversicht ohne Angst sprechen: „Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt!“ (Br. Benedikt Müller OSB)

Oft erinnere ich mich an den Garten meiner Kindheit. Meine Mutter liebte es unzähligen Blumen dort Lebensraum zu schenken. Noch heute im hohen Alter pflanzt, heckt und gießt sie ihre Blumen. Die Blumen durften wir Kinder ja nicht pflücken. Vielmehr sollten wir uns über Gottes Schöpfung, die Farben, die Bienen und die vielen schönen, bunten, fröhlichen Schmetterlinge die im Blumengarten umherflatternd freuen. Als Kind lernte ich: Diese schönen Schmetterlinge waren mal nicht so hübsch ansehnliche Raupen. Raupen bewegten sich mühevoll in ihrer Raupenwelt. Sicher haben sie keine Ahnung und Vorstellung, dass sie eines Tages fliegen können. Nein, sie krabbeln von Blatt zu Blatt und fressen sich feist satt.

Wir Menschenkinder sind manchmal auch in unserer menschlichen Raupenwelt gefangen. Wir bewegen uns in unserer kleinen, heilen Welt. Und wenn man so auf sich bezogen dahinlebt oder kriecht, dann erscheint einem die Rede von der Auferstehung Jesu als Unsinn. Auferstehung ist nicht wichtig! Wichtiger ist Vorsorge zu treffen: Kriechen, fressen, kriechen, fressen…! Oder anders gesagt: Der Mensch will seine Aufgaben erledigen! Er will arbeiten, sich auch durchwursteln, ein bisschen Spaß haben, dann älter werden, leider sterben. Und das war’s dann.

Wenn wir aber über unser menschliches Denken hinaussehen, wenn wir uns auf die biblische Botschaft einlassen, wenn wir mit Gott rechnen, mit seiner Macht und seiner Liebe, dann weitet sich unser Horizont. Ostern bedeutet: Über das Raupendasein hinausblicken. Wir sind nicht dazu bestimmt Raupen zu sein, sondern Schmetterlinge! Der Tod ist nicht das Ende. Er ist nur eine Verwandlung zu einem neuen Leben bei Gott, zum ewigen Leben. So wie es Paulus schreibt: Es wird gesät in Niedrigkeit und wird auferstehen in Herrlichkeit. Verwandelt werden wir. Daher kann man auf Grabsteinen immer wieder auch Schmetterlinge finden. Sie sind kein Zeichen von großen Naturliebhabern, sondern ein Symbol für die Hoffnung auf die Auferstehung, die Verwandlung zum ewigen Leben. Ostern verleiht Flügel! (Br. Benedikt Müller OSB)

Diese Situation hatte ich zweimal in meinem Leben: Vor und nach einer Operation nichts trinken dürfen. Nur mit einem Wattebausch, der um einen Holzstab gewunden war, meinen ausgetrockneten Mund zu benetzen, zu reinigen und mir so etwa Linderung widerfahren zu lassen – vor allem, weil es jedes Mal sehr heiß war. Heute erinnert mich dieses Erlebnis an eine Stelle in der Passionsgeschichte: Den Schwamm mit Essig. Zweimal wird Jesus etwas zu trinken angeboten bei seiner Kreuzigung. Ein Schwamm wird mit Essig gefüllt. Jemand steckt ihn auf eine Stange. Er hält dann dem sterbenden Jesus am Kreuz den Schwamm an den Mund, damit er „trinken“ kann. Essig?! Ja, geht es noch? Warum quält man Jesus noch mehr? Das ätzt doch! Schon der Geruch! Das kann man doch nicht trinken! Nun: Was hier mit Essig übersetzt wird, ist nicht vergleichbar mit dem Essig, den wir für Salatsoßen oder als Reinigungsmittel verwenden. In der Passionsgeschichte ist mit „Essig“ eine Art dünner und saurer Wein gemeint. Ein damals in der Region sehr verbreitetes Getränk, mit dem man starken Durst gut löschen kann. Bleibt die Frage: Was will mir dieses Symbol sagen? Im Durst zeigt sich der Drang nach Leben. Im Verdursten vergeht das Leben. Essig im Schwamm am Ysoprohr ist der letzte menschliche Menschendienst, der Jesus im Sterben noch erwiesen wurde. Für mich verbindet sich in dieser Szene unser Durst nach Leben. Jesus Durst wird mit Essig gestillt. Er stirbt am Kreuz mit den Worten: „Es ist vollbracht!“ was wurde vollbracht? Es ist vollbracht worden: Für uns! Damit wir eben unseren Lebensdurst stillen können, hat ER uns am

Kreuz erlöst und schenkt uns Wasser des Lebens in Fülle. (Br. Benedikt Müller OSB)