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Seit Stunden sitze ich nun staunend am Fenster und sehe die Schneeflocken fliegen. Wie in einer Sinfonie schweben sie mal sachte und zart zu Boden, mal peitschen ein Wind nur so umher und wirbelt den alten Schnee vom Boden auf. Ich komme mir vor, als würde ich durch das Fenster eine riesige Sanduhr beobachten.

Die Zeit zieht dahin, als wäre ich getrennt von ihr, als würde ich nur Beobachtend hinter der Glasscheibe sitzen und nicht ebenfalls altern, weiser werden, während das Treiben dort draußen zeigt, wie die Zeit voranschreitet. Zeigt, wie die Stunden des Lebens mal sachte und zart, mal wütend, aufgeregt und turbulent sind.

In manchen Momenten scheint die Zeit ewig – in der Hektik ist sie zu kurz. Dabei sind es doch immer 60 Sekunden pro Minute, 60 Minuten pro Stunde und 17 Tage bis Heiligabend. Aber hast du nicht auch manchmal das Gefühl, dass deine Zeit ‚mehr‘ wird, wenn du sie auskostest und lebst? Wenn du sie mit Träumen, Lachen, Weinen und Sternstunden füllst?

Ständig können wir uns ein neues Stundenglas umdrehen, denn ständig haben wir die Möglichkeit, zeitlose Momente zu sammeln. Aber wir können die Zeit nicht aufhalten, rieselt der Sand einmal nach unten. Ständig läuft ein Stundenglas unwiderruflich bis zum letzten Körnchen aus: egal ob beim Spielen, oder wenn es drauf ankommt. Ob wir wollen und nicht, unsere Zeit läuft. Und ständig endet etwas: der Abend mit Freunden und Familie, die Kindheit, die Schulzeit, die Jugend. Wir haben keine Macht über die Zeit.

Unsere Lebenszeit ist unser ganz persönliches Geschenk. Es gehört uns, aber wir können auch immer Zeit verschenken. Manche sagen, Zeit ist unser kostbarstes Hab und Gut. Und was wäre die Zeit ohne Zufriedenheit, Freundschaft und Zuneigung?

Die Zeit ist unser Mittel, unsere Möglichkeit, zu handeln. Wir können sie mit Ruhe und Aktivität füllen, mit Pflichten und Spaß. Jede Zeit ist meine Zeit.

Draußen rieselt immer noch der Schnee. Wie lange wird es wohl noch so schneien?

(Lucia Geringswald, Teamerin der OASE)