Mit unserem Mund können wir schmecken: Süßes oder Saures! Mit oder durch unseren Mund können wir sprechen: Gutes oder Schlechtes! Mit unserem Mund können wir Lachen: Herzlich oder Bösartig-Verachtend!
Schon öfter habe ich das Kloster Eberbach im Rheingau besucht. Hier wurde der berühmte Klosterkrimi „Der Name der Rose“ von Umberto Eco verfilmt. Der ehemalige Schlafsaal der Eberbacher Mönche diente im Film als Kulisse für die Schreibstube des Klosters – mit der berühmten kleinen Tür zu Bibliothek. Und hier spielt auch, wie ich finde, eine sehr gruselige Gesprächsszene zwischen William van Baskerville und dem alten Bibliothekar Jorge über das Lachen, die nicht gerade von der Gewaltfreien-Kommunikation a la Marschall Rosenberg gekennzeichnet ist, sondern ehr einen aggressiven Unterton hat. Es wird sogar darüber heftig gestritten ob Jesus gelacht habe. Nun, die Evangelien berichten nichts vom Lachen Jesu. Vom Weinen dagegen schon. Mitunter ein Grund, dass viele Menschen die Kirche für unlustig halten, dabei gibt es doch das Osterlachen! Für viele ist die Kirche eine Ernste alte Dame ohne Humor, Trübsinn verbreitend und dann weiß sie auch noch alles besser, aber bekommt ihre aktuellen Anliegen nicht geregelt, so dass anderen das Lachen im Halse stecken bleibt.
Der arme Jorge ist sicherlich starrköpfige geworden. Und vielleicht deutet er die Dinge nicht richtig, weil die Weite des Herzens fehlt. Wer weiß es schon. Wir wissen aber, dass das Evangelium wirklich keinen Spaß versteht, wenn es auf Kosten anderer, vor allem der Schwächeren geht. Wenn man also den Nächsten auslacht und bloßstellt oder kleinlacht. Das hat nun mit einem gesellschaftlichen Hintergrund aus der Zeit der Entstehung des Evangeliums zu tun. In der römischen Antike hat man die Menschen wegen ihrer Schwächeren oder Handicaps ausgelacht und damit vor aller Welt bloßgestellt. Für Jesus ist das Verlacht werden ein Signal des Unglaubens gegen die schöpferische Liebe Gottes zu jedem Menschen, der nach dem Abbild des Allmächtigen geschaffen wurde. Eine Form der Ablehnung und der Verhöhnung des Nächsten. Der heilige Benedikt nimmt diesen Faden auf, wenn er in seiner Mönchsregel schreibt: „Häufiges oder ungezügeltes Gelächter nicht lieben.“ (RB 4,54). Es geht dem Mann vom Monte Casino nicht um den fröhlichen, gesunden Humor, sondern um das abfällige Lachen über die Schwächen des Nächsten. Das kann nämlich zum Gift für das Klima in der klösterlichen Gemeinschaft werde. Nicht nur im klösterlichen Alltag lauert oft das Fettnäpfchen des Verlachens, sondern in jeder Lebensgemeinschaft und Gesellschaft schlecht hin. Die Fastenzeit wollte uns einen Spiegel, in dem wir unser einiges Lachen wahrnehmen können, vorhalten. Ist es echt und voller Liebe. Oder steckt Missgunst und Verachtung dahinter?
Die Osterzeit will uns ebenso einen Spiegel hinhalten! Den Spiegel des Osterlachens. Wir über das Leben lachen, d.h. uns über unser Leben freuen. Fröhlich sein, denn von einem auf dem anderen Moment kann sich alles ändern. Der Kirche würde mehr Fröhlichkeit und Herzlichkeit auch gut zu Gesicht stehen. Darf man in der Kirche lachen? Soll man sogar, und zwar an Ostern, dem höchsten christlichen Fest. Zumindest dann, wenn der Priester in der Osterpredigt einen Osterwitz erzählt, um ein Osterlachen hervorzurufen.
Nutzen wir die Osterzeit und schmecken mit unserem Mund das Süße und nicht das Saure. Sprechen wir mit unserem Mund gute Worte der Liebe und keine schlechten Worte der Unbarmherzigkeit! Und Lachen wir… aber fröhlich und nicht verächtlich oder gar bösartig und verachtend!
(Br. Benedikt Müller OSB)