Warte.Zeit
Advent ist die Zeit der Erwartung und des Wartens. Wir Christen warten auf die Geburt des
Kindes in der Krippe. Dieses Kind, von allen erwartet und von Gott gesandt, wird die Welt
verändern. Gott wird in diesem Kind die Welt verändern. Die Zeit des Wartens verändert die
Menschen. Wer wartet, ist aufmerksam. Wer aufmerksam geworden ist, hat seine eigene
Trägheit aufgegeben und hat sich aus der Gleichgültigkeit herausgewunden. Wer aufmerksam
geworden ist, erkennt: Ich kann mich nicht selbst erschaffen, ich kann nicht aus eigener Kraft
erreichen, was ich will. Wer aufmerksam geworden ist, ist ernst geworden. In der
aufmerksamen Stille erfahren wir: Ich kann selbst nichts tun, damit das geschieht, was ich
erwarte. Und ich muss nichts selbst tun, damit geschieht, was ich erwarte. Ich muss nicht
aktiv werden. Ich muss nicht handeln. Ich muss nicht an meiner eigenen Erfolgsleiter bauen.
Ich kann einfach nur aufmerksam warten. Wer alles selbst erreichen will, den nennt das
Adventslied „Mit Ernst, o Menschenkinder“ hochmütig. Wir sind nicht die Konstrukteure und
Erbauer, die Hauptpersonen unseres eigenen Lebens. Vieles, was geschieht, geschieht ohne
unser Zutun. Das einzusehen, dazu gehören Geduld, Erinnerung und vor allem
Lebenserfahrung. Dazu gehört die Aufmerksamkeit dafür, dass wir nicht die Architekten des
eigenen Lebens sind, sondern Beschenkte, Gesegnete. Ich vertraue darauf, dass Gott für mich
gnädig handelt. Ich muss nicht alles selbst zustande bringen. Ich kann es geschehen lassen,
dass Gott für mich handelt. Ich kann auf Gott vertrauen, der mein Leben in seinen Händen
hält. (Gedanken nach Wolfgang Vögele)