21.12.: Schlüssel.Moment
Kennt Ihr die Freunde Jesu?
Lazarus, der von Jesus auferweckt wurde, und seine Schwestern Maria und Marta?
Meist hören wir ihre Geschichten eher in der österlichen Bußzeit.
Mich aber haben die zwei Frauen immer sehr beschäftigt.
Da ist Jesus bei ihnen in Bethanien zu Gast – und sicher nicht allein, das Haus ist voll. Marta bewirtet alle Gäste, während Maria bei Jesus sitzt und seinen Worten lauscht. Und auf Martas Beschwerde hin, dass Maria ihr doch helfen solle, scheint Jesus sie zu „maßregeln“, in dem er sagt: „Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.“ (LK 10, 38-42)
Ich kann mich gut in Marta eindenken – ging es mir doch früher oft so wie ihr. Als gute Gastgeberin, möchte sie – möchte ich, dass sich alle wohl fühlen und genug zu essen und trinken haben – wir haben alle Hände voll zu tun, hetzen uns ab, rennen durchs Haus und haben das Gefühl, alles allein erledigen zu müssen und Wichtiges zu verpassen – aber oft können wir nicht aus unserer Haut. Jesu Antwort auf Martas Beschwerde kam mir immer wie ein Schlag ins Gesicht vor. Ist ihr Verhalten falsch – muss sie etwas ändern?
Muss ich mich ändern?
Als junge Frau habe ich es versucht, habe gegen die „Marta“ in mir angekämpft. Ich wollte wie ihre Schwester Maria sein – und „den guten Teil“ gewählt haben. Aber es gelang mir nicht, mich komplett zu ändern – ganz im Gegenteil, ich wurde eigentlich nur schlecht gelaunt und unglücklich.
Und dann kam dieser eine Moment – ein SCHLÜSSEL-MOMENT – in dem ich das Evangelium von der Erweckung Lazarus mal wieder hörte und nicht darauf achtete, was mit Lazarus passiert, sondern bemerkte, wie stark Martas Vertrauen in Jesu und wie stark ihr Glauben an ihn und seine Kraft ist. Das war mein SCHLÜSSEL.MOMENT. Seitdem habe ich immer mehr versucht, der „Marta“ in mir eine Heimat zu geben und bin mit ihr ausgesöhnt – und so konnte ich auch die „Maria“ in mir entdecken.
Unsere Welt lebt von den Gaben beider Frauen – und von diesen vielen SCHLÜSSEL.MOMENTEN, in denen es uns gelingt, unseren Blick zu ändern – oder besser zu weiten. Das sind die Momente, in denen wir spüren, dass Jesus uns aus dem „Kerker der Angst, Unsicherheiten und Zwängen“ führen kann, wenn wir an ihn glauben und ihm vertrauen.
O Schlüssel Davids, Zepter des Hauses Israel – du öffnest, und niemand kann schließen, du schließt, und keine Macht vermag zu öffnen: komm und öffne den Kerker der Finsternis und die Fesseln des Todes!
(O-Antiphon vom 20.12.)
(Priska Litwiakow, ehrenamtliche Mitarbeiterin in der OASE)
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