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Eine dicke, wachsartige Haut. Viele piksige Dornen. Riesige, flache Wurzelfelder.
So der Grundbau vieler Kakteen.

All dies wappnet die Meister der Überlebenskunst für ihren Alltag in der Wüste. Das essentielle Wasser kommt nur selten und prasselt dann ganz plötzlich auf die Erde, wo die großflächigen Wurzeln es auffangen. Die dicke Haut der Kakteen verhindert, dass es wieder verdunstet. Die Dornen schützen vor gierigen Wasserdieben. Alles ist perfekt abgestimmt auf das Überleben unter extremen Bedingungen.

Auch wir bewegen uns manchmal in Wüsten. Diesen Wüsten unseres Lebens können wir wie Kakteen begegnen. Wenn wir uns gut vorbereiten und zugleich auf den heilsamen Regen Gottes vertrauen, so werden wir auch gut gewappnet sein und erfolgreich durch die Wüstenzeit kommen. Vielleicht überstehen wir sie dann nicht nur, sondern meistern sie sogar – durch Vertrauen und Bereitsein.

Demütigungen geschehen im Alltag gar nicht so selten. Eine zynische oder spöttische Bemerkung im Kollegenkreis. Ein Rüffel gleich einer Bloßstellung vom Chef vor den anderen Kollegen. Eine Peinlichkeit, die plötzlich ans Licht kommt. Selbst wenn so etwas äußerlich betrachtet harmlos aussieht, kann es innerlich einen tiefen Schmerz verursachen. Wir fühlen uns entblößt, erniedrigt und in unserer Würde angegriffen. Wir fühlen uns ins lächerliche gezogen. Bevor Jesus gekreuzigt wurde, haben die Soldaten vom Exekutionskommando ihn verspottet und ins Lächerliche gezogen. Die Dornenkrone, der Spott und das Bespucken, s sind alles Elemente einer öffentlichen Erniedrigung. Die Erniedrigung hat nur eins zum Ziel, den verspottet Menschen seiner Würde zu berauben. Die seelische Qual so einer Entwürdigung übersteigt oft die schlimmsten körperlichen Schmerzen. Erstaunlich ist, wie Jesus auf diese Tortur reagiert. Kein Winseln, kein Bitten um Gnade. Jesus schweigt und lässt sich von keinem Menschen seine Würde nehmen. Jesus setzt sich dem aus. Er lässt sich die Krone aufsetzen, die zeigt, was für ein König er ist. Nämlich einer, der die Folgen der Ablehnung trägt und  den  Schmerz  aushält. Das ist sein Königtum. So ein König ist er. Ein König, der die Krone FÜR UNS trägt. Die Krone mit unseren Dornen. In Moment in den wir uns erniedrigt oder entwürdigt fühlen, ist es gut, sich daran zu erinnern, dass unsere Würde nicht vom Ansehen anderer Menschen abhängig ist, sondern in Gott ihren Grund hat. Er hüllt uns in den Mantel seiner Liebe ein und sagt uns zu: Du bist mein Kind!

(Br. Benedikt Müller OSB)