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(Br. Benedikt Müller OSB – Koordinator für „Jugend & Bildung“)

Eine Prophezeiung wird erfüllt. Auf unglaubliche Weise.

„Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Sieh, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen einer Eselin.“ (Sacharja 9,9)

Übermorgen feiern wir Palmsonntag. Wir feiern den Einzug nach Jerusalem. Als ich noch etwas kleiner war, da war dieser Sonntag vor Ostern immer unglaublich besonders für mich. Wir haben das Leben gefeiert. Vielleicht sogar die Menschlichkeit, die Freude. Zusammen mit meiner Familie habe ich aus Weiden Palmzweige gebastelt. Die Kinder aus unserer Gemeinde sind mit ihren Familien zusammengekommen und haben sich auf dem Platz vor unserem Johanneshauses versammelt. Der Kinderliturgiekreis hat gespielt, alle haben gesungen, alle waren voller vor-österlicher Freude. Im Nachhinein finde ich das interessant. Wir alle, selbst wir Kinder wussten ja, dass die vor uns liegende Woche immer düsterer werden würde. Alles würde sich in den kommenden Tagen einer Katastrophe nähern, die jedes Jahr ungefähr zur selben Zeit thematisiert wird. Die Kar- Woche würde beginnen. Und kurz vorher diese unbeschreibliche Freude. Sollte man nicht an Stelle dieser kindlichen Freude eine Trauerphase einläuten? Eine Woche der Dunkelheit?

Diese Woche beginnt mit dem Leben, mit dem Licht, mit der Freude, mit dem Glück. Sie wird eingeläutet durch einen Esel. Sie wird eingeläutet durch die Erfüllung einer Prophezeiung, durch einen König, der mit einem Ritt auf einem Esel den Menschen den Beginn einer Erlösung zeigt. Die Kar- Woche umfasst die Ausprägung aller menschlichen Gefühle. Freude. Leid, Glück, Trauer, Hoffnungslosigkeit, Trost, Unglauben –Erlösung.

Mit all diesen Gefühlen verbinde ich in dieser besonderen Zeit immer wieder kindliche Erinnerungen. Auch der Esel hat einen besonderen Platz in diesen kindlichen Gedanken. Auch er hat mich immer wieder in meinem Leben begleitet. Er konnte mich mit seinem weichen Fell beruhigen. Er konnte mir Gefühle des Friedens schenken, wenn ich ihm in seine schwarzen großen Augen geschaut habe. Der Esel war für mich da.

Jetzt ist Jesus noch für uns da. Er lebt. Lasst uns das Leben genießen, das Licht, den Frieden, die kindliche Freude. Lasst uns feiern. Die unscheinbaren Dinge des Lebens. Die Ankündigung der Erlösung durch den Ritt auf einem Esel.

„Als sie sich Jerusalem näherten und nach Betfage am Ölberg kamen, schickte Jesus zwei Jünger aus und sagte zu ihnen: „Geht in das Dorf, das vor euch liegt; dort werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Fohlen bei ihr. Bindet sie los und bringt sie zu mir! Und wenn euch jemand zur Rede stellt, dann sagt: „Der Herr braucht sie, er lässt sie aber bald zurückbringen. Das ist geschehen, damit sich erfüllte, was durch den Propheten gesagt worden ist.“ (…) Viele  Menschen breiteten ihre Kleider auf dem Weg aus, andere schnitten Zweige von den Bäumen und streuten sich auf den Weg. Die Leute aber, die vor ihm hergingen und die ihm nachfolgten riefen: Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe!“

(Matthäus 21 1 ff.)