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Es wird (hoffentlich) langsam Frühling. Das Bild vom Acker, der bestellt wird, steht für mich für den Frühling. Das Bild vom Acker oder vom fruchtbaren Boden, auf dem Neues wachsen und gedeihen kann, passt in diese Zeit hin zum Osterfest. Vielleicht ist das Lied „Im Märzen der Bauer die Rößlein anspannt“ bekannt. Meine Mutter hat es mir als Kind oft vorgesungen und ich war sehr stolz als ich dann auf meiner Blockflöte spielen konnte. Heute spannt der Landwirt j ehr den Trecker an. Der Bauer setzt seine Felder und Wiesen jetzt instand. Im Frühjahr haben die Landwirte damit sehr viel zu tun. Wir wissen: Wer ernten will, muss den Boden aufbereiten. Für unser täglich Brot berietet der Bauer den Acker vor. Das Bild vom Acker ist zugleich auch ein tief biblisches Bild, besonders in den Gleichnissen Jesu.

Ob die Saat aufgeht, hängt nicht nur vom Saatgut oder dem Wetter ab, sondern eben auch, ob der Boden gut vorbereitet wurde. Bodenbeschaffenheit und Klima und Wetter sind dafür wesentliche Bedingungen.

Die Fastenzeit lädt uns ein, dass wir unseren innerlichen Acker im Herzen auch gut vorbereiten. Gott will in unseren Herzen aussäen. Das Saatgut, dass er für uns hat, sind unsere Talente. Nun kommt es auf mich darauf an, ob ich meine Bedingungen nutze, um meine Talente wachsen zu lassen. Aber Gott will auch durch Jesus Christus seine Liebe auf unseren Lebensacker aussäen. Bereiten wir unseren innerlichen Acker auf Christus vor, damit mit er in uns an Ostern aufblühen und in unserem Herz wachsen kann.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Unsere Wahrnehmung der Welt ist durch unsere Sinnesorgane geprägt. Für Hildegard von Bingen ist die ganzheitliche Sinnlichkeit des Menschen wesentlich, denn der Mensch ist durch die Schöpfungselemente ein durch Gottes Liebe geschaffenes Wesen. Gott gab uns die Sinne, um seine Schöpfung zu verstehen. Die Ohren sind mit den Augen bedeutsames Sinnesorgane. Ohren und Augen unterstützen sich gegenseitig in unserem täglichen Leben. Unsere Gefühle und unser Gemüt sind stark vom Hören geprägt. Wenn ich ein gutes Wort höre, dann fühle ich mich gut. Wenn ich etwas Kritisches höre, dann regt mich es mich zum Nachdenken an. Höre ich Worte, die mich verletzen, dann werde ich traurig. Als Benediktinerin wusste Hildegard durch die Lehre des heiligen Benedikt von Nursia und durch die Botschaft des Evangeliums von der Bedeutung des Hörens für die Seele. Wer Ohren hat zum Hören, der höre! Schweigen und höre, neige deines Herzens Ohr und suche den Frieden! Schwiegen heißt hören, sagt der hl. Benedikt. In sich hinein Hören. Innerlich werden. Hildegard sagt, dass wir das Wissen haben um Gut und Böse zu hören und dann die Fähigkeit besitzen entsprechend zu handeln. Hinhören – Nachdenken – Handeln! Die Herzenstür dem Guten öffnen – dem Seelentor dem Bösen verschließen – vielleicht eine gute Übung für die letzten Tage der Fastenzeit.

Hildegard schreibt dem Monat März das Hören zu. Vielleicht ist uns der alte Ausspruch „Den Frühling hören“ bekannt. Da liegt ein Stück Wahrheit drin. Ich kann den Frühling hören. Allein das morgendliche Zwitscherkonzert der Vögel kündet mir den Frühling an. Ja, nach einem langen, kalten und oft grauen Winter freuen sich alle Menschen auf den Frühling. Sie genießen die ersten warmen Sonnenstrahlen und erfreuen sich am Gesang der Vögel, den ersten blühenden Blumen und dem zarten Grün der Bäume. Du kannst den Frühling mit allen Sinnen wahrnehmen, wenn du nach draußen gehst, und dich aufmerksam und hellhörig mit der frisch erwachten Natur beschäftigst. Möge es endlich richtig Frühling werden – meine Ohren freuen sich auf den Klang des neuen Lebens.

(Br. Benedikt Müller OSB)

 

Aus den Visionen der hl. Hildegard von Bingen:

„In den Ohren wird der Schall aller nützlichen und unnützen Dinge gehört. Und durch diese wird der ganze leib in Bewegung versetzt. Auf ähnliche Weise hat auch die Seele eine Auseinandersetzung mit den Kräften der leiblichen Natur.“

Ich stelle mir Gott sehr kre-aktiv vor. Voller Schöpferkraft. Bildnerisch aktiv schaffend. Handwerklich und handfest. Wir Menschen brauchen neben guten Worten und zärtlichen Berührungen auch Bilder für unser innerliches Seelenauge. Bilder, die uns Hoffnung und Zuversicht schenken. Romantische Bilder aus vergangen Zeiten und Epochen. Heute in der Morgenhore zum Fest der Verkündigung des HERRN kam mir das Bild vom Webstuhl in den Sinn.

Webstühle gibt es seit Jahrtausenden. Die Industrialisierung hat sie den Menschen immer mehr aus den Händen genommen und in Fabriken verpflanzt. Hier und da gibt es sie noch als Handwebstühle oder im Kunsthandwerk oder aus- und aufgestellt in einem Museumsdorf. Im Kloster haben wir eine Weberei mit zwei großen Webstühlen aus Holz. Mit vielen Fäden. Ich bin immer wieder davon fasziniert mit welch großer und stiller Geduld unser Weber Br. Alexander dort die Fäden zieht.

Ich habe mir heute Morgen im Gebet Gott als Weber vorgestellt. Im Buch des Propheten Jesaja lesen wir im Danklied des Königs Hiskijas: „Wie ein Weber hast du mein Leben zu Ende gewoben, du schneidest mich ab wie ein fertig gewobenes Tuch.“ (Jes. 38.12)

Die Arbeit eines Webers ist mühevoll und er braucht viel Geduld. Gott am Webstuhl, der die Fäden meins Lebens webt, finde ich ein starkes Bild. Gott schafft und wirkt mein Leben. Er macht sich mit mir Arbeit, nimmt sich dafür viel Zeit und legt Hand an mich. Er knüpft voller Geduld meine Lebensfäden zusammen. Mein Leben ein von Gott geschaffenes, buntes, durchwebtes Kunstwerk.

Gott lässt die Fäden meines Lebens durch seine Hände gleiten und in seinen Händen entsteht mein Lebensmuster. Mein Leben ist aus hellen und dunklen, aus rauen und sanften, aus frohen und trüben Lebensfäden gewebt. Erst am Ende meines Lebens, wenn Gott all meine Lebensfäden miteinander verknüpft hat, ist das Tuch meines Lebens vollendet entstanden. „Wie ein Weber hast du mein Leben zu Ende gewoben, du schneidest mich ab wie ein fertig gewobenes Tuch.“ (Jes. 38,12) Und dann? Dann kommt der heutige Festtag ins Spiel: Gott hat sich in Jesus Christus selbst als roter Faden der Liebe in unsere Welt und in unser Leben gewoben. An diesem Faden sind und werden all unsere Lebenstücher angeknüpft. Dann entsteht ein bunter Teppich der Ewigkeit. Mit jedem angeknüpften Lebensteppich immer wieder neu. Dieser Teppich wird niemals fertig, sondern er wird immer bunter. Eines Tages kann auch ich anknüpfen und bin ein Teil des Ganzen.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Wenn ich als Kind in den Ferien bei meiner Tante Wunderbar in Oberwinter am Rhein war, gab es diesen einen Raum, der eine magische Anziehung auf mich ausübte. Meine Cousins, die Bastler, verschwanden darin regelmäßig für einige Stunden und kamen dann immer mit irgendetwas Großartigem in der Hand wieder heraus. Dieser Raum war ein Bunkerraum neben dem Haus und hieß Räuberhöhle. Die Räuberhöhle war eine Werkstatt und bis unter die Decke vollgestopft mit ausrangiertem Kram, mit Dingen, die repariert werden mussten, mit großen und kleinen Metallstücken, verschiedensten Holzteilen und Schrauben sowie vielen Werkzeugen. Meine Cousins hatten dort immer etwas zu tun. Es wurde gelötet, geschraubt, gebastelt und geschaffen.

Das Bild der Werkstatt fasziniert mich, obwohl ich gar nicht handwerklich begabt bin. Es fasziniert mich so, dass ich mit oft im Gebet mir die Werkstatt Gottes vorstellen muss. Ja, Gott hat bestimmt eine Werkstatt – hier wird er schöpferisch und kre-aktiv tätig.

Gerne würde ich mich in die Werkstatt Gottes schleichen und ihm, wie einst meinem Vater oder meinen Cousins, über die Schulter schauen. In meinem Herzen spüre ich, dass Gott bestimmt voller Hingabe und Liebe  am Werk. Er werkt an seiner Werkbank mit Herz. Er klebt zerbrochenes. Er schraubt lockeres wieder fest. Er schmirgelt unebene Kanten sanft und samtweich. Schmutziges putzt er wieder sauber. Entzweite Kabel lötet er zusammen, damit die Energie wieder fließen kann. Grauen Alltag malt er bunt. Trocknende Scharniere des Lebensbaus ölt er wieder. Zersplitterte Augenfenster kittet er mit neuem Glas.

Das Bild der Werkstatt Gottes schenkt mir Hoffnung. Denn manchmal fühle ich mich selbst wie ein mehrfach übertünchtes, verdrecktes Stück Holz. Überall sind in mir Kerben, Risse und Löcher. Ich erkenne mich selbst nicht mehr – meine Lebensfarben sind übermalt. An manchen Punkten haftet viel und manche Stellen sind vernagelt. Das Leben hinterlässt Spuren. Das Leben kann den Regenbogen der Seele mit dem grauen Nebel der Melancholie verdrecken. Ich bin verzerrt und ausgenutzt und verletzt. Gott sei Dank gibt es dann einen Meister mit seiner Werkstatt, der meine Farben durch mein graues Ich scheinen sieht. Gott, mein Meister, der mich wieder liebevoll repariert und herstellt und dabei warm- und treuherzig ansieht, auch wenn er wegen mir Überstunden in seiner Werkstatt kloppen muss. Ohne ihn hätte ich mich schon oft selbst aussortiert oder weggeworfen. Gott schenkt mir Leben. Ich überlasse mich gerne seinen Händen. In seiner Werkstatt, weil er mich hinkriegt.

(Br. Benedikt Müller OSB)

 

Eine Töpferei ist eine sehr erdverbundene Werkstatt. Als Töpferei wird heute eine Technik zur Herstellung von Keramik genannt, bei der Gegenstände aus Ton oder Lehm geformt, getrocknet, dekoriert und gebrannt werden, wodurch die Endprodukte hart und teilweise wasserundurchlässig werden. Dabei handelt es sich um ein sehr altes Handwerk: Die frühesten europäischen Keramikfunde – gebrannte Tonfiguren – stammen aus dem Jungpaläolithikum. Sie wurden nach gängiger Vorstellung als Zufallsprodukt beim Lagerfeuer auf Lehm- oder Tonboden beobachtet. Die ersten Keramikfiguren sind über 24.000 Jahre alt. Der Töpfer arbeitet mit Ton. Ton ist ein natürlich vorkommendes, vorwiegend anorganisches Material, das hauptsächlich aus Tonmineralen besteht, bei ausreichenden Wassergehalten generell plastisch verformbar ist und spröde wird, wenn es getrocknet oder gebrannt wird.

Der Töpfer an der Drehscheibe, wie er den Ton bearbeitet. Dieses Bild erinnert mich an die Schöpfungsgeschichte. Es erinnert mich daran, wie Gottvater Ackerboden nahm, den Menschen formte, anhauchte, und Adam war geboren; Adam, hebräisch für: Mensch. Der Mensch, der von der Erde genommen wurde und einst auch wieder Erde wird. Der Prophet Jesaja bringt dies in seinen Visionen so wunderschön zum Ausdruck: „Doch nun, HERR, du bist unser Vater. Wir sind der Ton und du bist unser Töpfer, wir alle sind das Werk deiner Hände.“ (Jesaja 64,8). Der Töpfer nimmt eine Hand voll Erde in seine Hände und scheinbar spielt er mit der Erde auf seiner Töpferscheibe. Es ist, als würde er das Schöpfungselement gleichsam bildnerisch umgestalten, so wie ein Künstler, der sieht: hier fehlt noch etwas, da stimmt die Farbe noch nicht; hier fehlt das Licht – hier schafft ich eine Rundung, dass eine Schale daraus wird. Die Fastenzeit lädt uns ein unsere innere Sehnsuchtsschale zu töpfern. Diese Schale können wir Gott hinhalten, dass er sie mit den guten Gaben unserer Talente füllt. Die heilige Gertrud von Helfta spricht von ihrer Sehnsucht nach Gott; sie sehnt sich danach, Gemeinschaft mit Gott zu erleben. Sie sieht sich selbst wie eine leere Schale. Sie bittet Gott darum, dass er sie sieht, sich ihr zuneigt, und ihre Sehnsucht mit seiner Gegenwart und Liebe erfüllen möge. Auch der hl. Bernhard von Clairvaux greift das Bild der Schale auf.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Aus den Visionen der hl. Gertrud von Helfta:

„Vor dir steht die leere Schale meiner Sehnsucht!

Worte des hl. Bernhard von Clairvaux:

„Wenn du weise bist, wirst du dich daher als Schale, nicht als Rohr erweisen. Das Rohr nimmt fast zur gleichen Zeit auf und ergießt wieder, was es aufgenommen hat; die Schale aber wartet, bis sie voll ist, und gibt so, was überfließt, ohne eigenen Verlust weiter.“ denn sie weiß, dass der verwünscht ist, der seinen Anteil mindert.“

Gebet des Töpfers von Taizé

Herr, mache mich zu einer Schale,

offen zum Nehmen,

offen zum Geben,

offen zum Beschenkt werden,

offen zum Bestohlen werden.

Herr, mache mich zu einer Schale für Dich,

aus der Du etwas nimmst,

in die Du etwas hineinlegen kannst.

Wirst Du bei mir etwas finden,

was Du nehmen könntest?

Bin ich wertvoll genug,

sodass Du in mich etwas hineinlegen wirst?

Herr, mache mich zu einer Schale

für meine Mitmenschen,

offen für die Liebe,

für das Schöne,

das sie verschenken wollen,

offen für ihre Sorgen und Nöte,

offen für ihre traurigen Augen

und ängstlichen Blicke,

die von mir etwas fordern.

Herr, mache mich zu einer Schale. Amen.

 

 

Eine Schmiede ist schon eine wirklich spannende Werkstatt. Ich bin immer fasziniert, wenn ich auf dem Klosterberg einen Blick in unsere Schmiede werfe. Vor allem bin ich sehr erstaunt, was unser P. Abraham mit seinem Schmiede-Team für tolle Handwerkskunst bildet und herstellt. Das Schmieden ist ein uraltes Handwerk. Ein Handwerk ganz im Zeichen der Schöpfungselemente: Erde; Feuer, Wasser, Luft und dem Element Metall in seinen verschiedensten Ausprägungen. Bis in den Anfang der menschlichen Kultur reicht dieses Handwerk zurück. Eine archaische Kunst. Ein kraftvolles Werken. Der Sinn der Schmiedekunst ist nicht nur die Herstellung von Gegenständen, sondern in ihr zeigt sich, wie in vielen anderen Handwerksarten, das Sinnbild für die kre-aktive Schöpferkraft des Menschen. Gott hat den Menschen befähigt aus den göttlichen Schöpfungselement NEUES zu schöpfen. Aktiv zu bilden und gestalten

Sehe ich den Schmied, der mit einem großen Hammer auf das Metall auf den Amboss schlägt, dann fällt mir auch die berühmte Stelle aus dem Buch des Propheten Jesaja ein: Schwerter zu Pflugscharen! In seiner reichen Bildsprache kündigt der Prophet an, dass es eines Tages keinen Krieg mehr geben wird. Eines Tages werden die Menschen nämlich ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden. Ein Bild der Verwandlung.

Im Leben mit Gott geht es letztlich um nichts Anderes. Wo der Mensch sich auf Gott einlässt, bleibt er nicht derselbe. Gottes Liebe wandelt uns. Die Enge unseres Herzens kann sich weiten. Ein kre-aktiver Entwicklungsprozess auf dem Weg durch das Leben. Denn: So wie das Eisen nicht als Schwert andere töten soll, so sind wir auch aufgefordert, durch die Liebe unsere Kräfte nicht ständig im ewigen Kleinkrieg des Alltags zu verlieren. Blick ich aber statt auf das Schwert auf die Pflugschar, dann weitet sich mein Blick. Denn: Die Pflugschar, ein Ackergerät für die landwirtschaftliche Feldarbeit ermöglicht neues Leben. Die Pflugschar bereit jetzt im Frühjahr den Boden für das neue Leben vor. Die Pflugschar ist wichtig, denn sie berietet den Boden vor, so dass der Bauer das Getreide auf dem Feld aussäen kann, damit es wächst und Frucht bringt. In unserem Leben sollen wir auch unseren inneren Boden vorbereiten, dass unsere Talente wachsen können und wir zum Wohl unserselbst und zum Wohl unseres Nächsten Frucht bringen. Aus Getreide wird Mehl und aus dem Mehl dann Brot – Brot zum Leben. Jesus Christus spricht: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Die Fastenzeit will uns eine innerliche Schmiede schenken, in der wir unsere Schwerter des Neides im Herzen mit Hilfe der Liebe in Pflugscharen der menschlichen Barmherzigkeit umschmieden dürfen.

(Br. Benedikt Müller OSB)

 

Heute feiern wir Benediktiner*innen das Fest des Heimganges unseres Ordensgründers, dem heiligen Benedikt von Nursia. Im Prolog seiner Mönchsregel bezeichnet der heilige Benedikt das Kloster als Schule. Einen Lernort für das Leben, also die Lebensschule. Eine Werkstatt ist eigentlich nichts anders. In einer Werkstatt kann ich mir mein Leben aufbauen. Dinger zurecht werkeln. Passendes neu zusammenfügen oder auseinandergebrochenes wieder versuchen zu kitten. Dafür bedarf es Werkzeug. Und in einer Werkstatt ist auch immer ein Meister.

Gott legt als Meister die Werkzeuge bereit und öffnet uns seine Werkstatt für kre-aktive Experimente. Mit Gottes Schöpfergeist können und dürfen wir kre-aktiv werden. Hildegard von Bingen, große Mystikerin vom Rhein sieht, dass der Menschen aus Geist und Materie komponiert ist und von Gott auf diese Erde gesetzt wurden, um das Gute zu wirken. Für das gute Wirken braucht der Mensch seine Hände, die Hildegard als „fabrica die“ als Fabrik Gottes beschreibt. In Gottes Fabrik ist jeder Mensch an den für ihn passenden Ort gestellt. Jeder wurde an seine eigene Werkbank gestellt und jeder hat für dies Werkbank die notwendigen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Talente von Gott zu gedacht bekommen. An diesem Bild erkennen wir deutlich, dass die heilige Hildegard von Bingen als Benediktiner-Nonne ganz gar und durch und durch eine Tochter des heiligen Benedikt von Nursia war. Hildegards Bild der „fabrica die“ lässt sich mit Benedikts Bild des Klosters als Werkstatt vergleichen. In 4. Kapitel seiner Mönchsregel schenkt der heilige Benedikt seinen Nonnen und Mönchen die Werkzeuge der geistlichen Kunst. Die Werkstatt zur Anwendung dieser Werkzeuge ist aber das Kloster.

Aus der Regel unseres Heiligen Vater Benedikt von Nursia:

„Wir wollen also eine Schule für den Dienst des Herrn einrichten. Bei dieser Gründung hoffen wir, nichts Hartes und nichts Schweres festzulegen.“ (RB Prolog 45)

 

(Br. Benedikt Müller OSB)

Schon seit meinen frühen Kindertagen wusste ich durch meine weltneugierige Beobachtung, wenn man aus Holz etwas werken will, dann braucht man viel Werkzeug, sogar einen Bleistift. Mein Vater hatte in seiner Kellerwerkstatt in unserem Haus immer einen großen Bleistift liegen. Er zeichnete damit die Maße auf das Holz auf. Zog Linie für das Aussägen. Markierte Stellen auf dem Holze, wo geschraubt werden musste. Mein Vater hat viel gewerkt und uns Kindern tolle Weihnachtsgeschenke gebaut. Ob nun einen Bauernhof oder wie ich mich erinnere an einem Weihnachten sogar einen ganzen Kaufmannsladen. Und er hat mir für meine Krippenfiguren, die ich von meiner Großmutter bekam, den Stall von Bethlehem gebaut.

Und da bin ich schon beim heutigen „Tages-Heiligen“: Joseph von Nazareth. Genau: Der Joseph aus der Weihnachtsgeschichte, der Zimmermann – kennt ihr oder?

Welche Werkzeuge hatte er wohl in seiner Werkstatt. Keine Ahnung. Und überhaupt, wir wissen gar nicht viel über ihn. Still werkt er im Hintergrund der Geschichte rum. Was wir aber wissen: Er lässt Maria nicht sitzen, ob er den Steg der Liebe hätte durchsägen können. Er nimmt das Kind, das nicht von ihm ist, an. Er hätte ja auch die Tür zunageln können. Obwohl vielleicht seine Ohren durch Geräusche des Hämmerns gefüllt waren, hörte der auf die sanfte Stimme des Engels im Traum. Obwohl er auf einem Bau in Bethlehem sicher hätte gutes Geld verdienen können, riskierte er Zeit und flüchtet mit Maria und dem Kind vor der Todesgefahr durch König Herodes nach Ägypten. Obwohl er in Israel seine eigne Firma hätte haben können, lebte er nun als Flüchtling im Ausland. Und warum? Aus Liebe!

Somit der heilige Joseph ein Gerechter und ein aufrichtiger Kerl mit dem Herz am rechten Fleck. Vielleicht ist das ja auch typisch für einen Handwerker. Bleibt für mich noch die Frage: Hatte der heilige Joseph, wie mein Vater, auch einen Bleistift? Wenn nicht, irgendwas muss er aber zum Vorzeichnen gehabt haben. Was mag er gezeichnet haben? Den Weg von Nazareth nach Bethlehem? Hat er sich mit seinem Bleistift in die Steuerliste des Kaiser August eingetragen. Hat er mit dem Bleistift Spielzeug für den kleinen Jesu vorgezeichnet und dann in Ägypten gebaut?

Joseph, der Zimmermann. Ein Zimmermann hat immer einen Bleistift bei sich. Er kann ihn ja jederzeit gebrauchen. Ob nun zum Markieren und Zeichnen. Mit dem Bleistift zieht der Zimmermann Spuren auf dem Holz. Fest in der Hand hat er ihn, denn kann er damit gut zeichnen. Der Bleistift kann zum Bild für den heiligen Joseph werden. Joseph hatte seine Werkzeuge sicher fest in der Hand. Und so konnten Maria und Jesu sich in seinen Händen geborgen, behütet und beschützt wissen. Joseph wird zum treuen Werkzeug Gottes und baute so an Gottes großen Plan mit. Werkzeug Gottes sein ist ein schönes Bild für Christsein. Wir alle sind dazu berufen an Gottes Reich mitzubauen. Unser Werkzeug: Die Liebe. Möge der heilige Joseph uns ein Vorbild als Werkzeug der Liebe Gottes sein. Hl. Joseph – bitte für uns.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Der Theologe und Jesuit Karl Rahner (1904-1984) über den Heiligen Joseph

Der Himmel vertraut dem heiligen Josef den Erlöser der Welt an. Und so wird durch diese himmlische Botschaft Josef in die große, öffentliche, amtliche Heilsgeschichte hineingenommen. Er steht nicht nur in der privaten Beziehung des Bräutigams und dann des Gatten zu Maria, sondern er bekommt ein Amt, eine Funktion in der Heilsgeschichte. Er ist der Bewahrer und der Hüter des Sohnes Gottes, unmittelbar dazu bestellt, – und nicht bloß deswegen, weil er durch den Zufall einer Verlobung mit Maria nun einfach in diese Beziehungen mit dem himmlischen Kind tritt.

(Aus: Karl Rahner, Das große Kirchenjahr, 466f)

 

 

Wein gilt in der Bibel als eine Kostbarkeit. Der Wein soll die Sinne des Menschen öffnen. Er soll ein Geschmack für das Leben sein. Das Leben ist kostbar und wir dürfen es wie einen guten Wein auskosten. Er gilt als Kostbarkeit, die man nicht nur kostet, sondern auskostet. Somit ist der Wein ein biblisches Bild für Lebensfreude und des Segens. Im Psalm 104 lesen, dass der Wein das Herz des Menschen erfreut. Beim Propheten Amos ist ein Wein ein Bild für Gottes kostbaren Segen. Und das Buch Amos endet sogar mit einer Vision über den Wein in einem fruchtbaren Land, wo Menschen Weinberg pflanzen und Wein davon trinken. Zwar wird der Wein in der Bibel als Gottes Gabe geschätzt, aber die Weisheitsbücher weisen auch auf die Gefahr des Wein-Trinkens hin! Wein als Bild für Gottes Segen finden wir im Buch des Propheten Jesus Sirach heißt es: „Gleich wie Leben ist Wein für die Menschen – wenn du ihn maßvoll trinkst.“

Im Hohenlied Salomos, da tönen Sehnsuchtsklänge und Liebesduette der Liebenden, die in Genusslandschaften locken. Wein und Liebe kaum noch zu unterscheiden sind: „Komm, lass uns aufs Feld hinausgehen und unter Zyperblumen die Nacht verbringen, dass wir früh aufbrechen zu den Weinbergen und sehen, ob der Weinstock sprosst und seine Blüten aufgehen.“ Die Liebe leiht sich die Süßigkeit der Früchte. Welch Liebeslyrik – wunderbar in der Bibel zu lesen.

Wein zieht sich auch wie ein roter Faden durch das Neue Testament. Das erste Wunder Jesu hat mit Wein zu tun.  Die Story ist bekannt. Hochzeit. Glückliches Brautpaar. Mega viele Gäste, Guter Wein. Super Stimmung. Dann ist der Wein aus. Maria mischt sich ein. Jesus handelt und dann passiert ein kleines Wunder. Jesus verwandelt umgerechnet mehr als 600 Liter Wasser in Wein. Er bewahrt die Hochzeitsgesellschaft vor einer großen Blamage. Er sorgt dafür, dass die Menschen wieder tanzen und feiern können. Er stellt bildlich gesprochen ihre Musik wieder an. Aus der Leere wird die reinste überquellende Fülle. Es ist das Leben im Überfluss. In alle Leerstellen fließt der süße Wein. Füllt alles aus, was sich hohl anfühlt. Es ist wie die Hoffnung, die sich Bahn bricht. Die Erlösung und Zuversicht, die das Leben ausleuchtet und das Fest wieder zum Klingen bringt.

 (Br. Benedikt Müller OSB)

 

Im Weinberg stehen die Weinstöcke. An ihnen wachsen die Rebe und an den Reben die Trauben. Eine Traube besteht aus vielen Beeren. Nun Weinbeeren oder Weintrauben sehen untereinander ziemlich ähnlich aus. Und doch ist jede in sich einmalig, sogar im Geschmack. Wir Mönche im Kloster sehen in unserem schwarzen Habit auch alle ähnlich aus. Und doch ist jeder Bruder einmalig und hat seine unverwechselbaren Gaben und Talente.

Nimmt man nun eine Weinbeere von der Weintraube und presst sie, dann kommen kleine Tropfen von Traubensaft heraus. Süß und lecker und beerig. Aber viel Saft bekommt man aus einer einzelnen Beere nicht. Da braucht man schon mehrere davon. Eine Gemeinschaft von Beeren. Liest und erntet man in einem Weinberg von den Weintrauben die vielen Beeren und presst diese, dann sieht es schon anders aus. Dann bekommt eine Menge an Traubensaft.

Aus vielen Trauben wird der Wein! Stimmt nicht ganz! Erst einmal werden Trauben zu Saft. Aus vielen Trauben wird der Traubensaft. Das stimmt! Und aus dem Traubensaft wird Wein. Zwar nicht automatisch, sondern das hängt von vielen Umständen ab. Vor allem braucht es jemand, der sich darum kümmert: Der Winzer.

Der Winzer ist ein schönes Bild für Jesus. Jesus kümmert sich um uns, wie ein Winzer um seine Reben. Jesus hat uns gezeigt, dass wir nicht ein normaler Traubensaft sind, sondern weil Gott uns liebt, sind wir wie ein kostbarer Wein. Aber hinter diesem Bild steckt noch viel mehr. Jesus betont in seiner Botschaft und in seinen Ansprachen, vor allem in den Gleichnissen, immer wieder, dass wir uns kümmern sollen. Um uns selbst, aber vor allem auch um unseren Nächsten, unsere Mitmenschen. Ein Beispiel dafür ist das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Wenn wir im Sinne Jesu uns um den Nächsten kümmern, dann verwandeln wir im Kleinen jedes Mal die Welt zum Besseren. Dann wir die Welt so, wie Gott sie sich vorstellt. Die Fastenzeit ist wie ein Weinfass, in dem wir zur gegenseitigen Barmherzigkeit und Nächstenliebe reifen können, so wie der Traubensaft im Weinfass zum kostbaren Wein heranreift.

(Br. Benedikt Müller OSB)