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Ich gebe es zu, ich habe eine kleine Schwäche für kitschige Weihnachtsfilme. Diese typischen Geschichten, in denen am Anfang alles schief läuft, sich alle kurz vor dem Fest noch zerstreiten, Kleinigkeiten in mittelschwere Krisen verwandelt werden, nur um am Ende ein perfektes Familienbild zu zeichnen, das uns pointiert daran erinnern soll, worum es am Ende wirklich geht. Um die Gemeinschaft, die Familie, eine utopische Harmonie.

Für mich gehören diese filmisch dargestellten Karikaturen einfach dazu. Abends mit ein paar Lebkuchen, Spekulatius, Tee oder einem Glas Wein auf dem Sofa unter einer warmen Decke, um der draußen herrschenden Kälte zu entfliehen. Ich vergesse alles um mich herum und genieße den Film, egal wie abstrus er wieder von diesem einen Fest erzählt, von den Menschen, die es gemeinsam begehen. Normalerweise verschließe ich bei so einer Art Film genervt die Augen und scheue auch nicht vor einer reißerischen Kritik, die wiederum aus den anderen genervte Blicke hervorbringt.. Doch im Advent ist das anders. Da genieße ich diese herrlich verrückten Augenblicke, das unperfekte, das unrealistische, das kitschige. Da kann mich im richtigen Moment nichts aus der Ruhe bringen. Zumindest wünsche ich mir das immer wieder. Jedes Jahr aufs neue. Wünsche mir ein utopisches Bild von Weihnachten, ein utopisches Bild der Adventszeit, dieses Bild, das mir meine geliebten kitschigen Weihnachtsfilme bei weihnachtlichen Leckereien vermitteln.

Ich wünsche mir Besinnlichkeit, Liebe, Harmonie, Ruhe. Ich wünsche mir einen Weg aus dem Chaos zu finden, dem jährlichen Weihnachtsstress zu entfliehen. Jedes Jahr nehme ich mir vor, die Weihnachtszeit zu einer besonderen Zeit zu machen. Mir die Zeit für Dinge zu nehmen, die ich in der Hektik des Jahres verliere, verlerne, manchmal sogar vergesse.

Ich glaube, was mich dazu bewegt ist die Einzigartigkeit dieses Festes. Eine Einzigartgikeit, obwohl dieses Fest jedes Jahr gleich zu sein scheint. Wir begehen das Weihnachtsfest jedes Jahr mit den gleichen Menschen, an den gleichen Tagen zur gleichen Zeit. Weihnachten ist routiniert und kann uns trotzdem in den Wahnsinn treiben. Eben genau dann, wenn wir vergessen haben, worum es eigentlich geht. Nicht um den Stress, nicht um das Perfekte, das Drama, das uns durch unser Jahr begleitet. An Weihnachten zählt das einfache, das herrlich unperfekte, das unvorhersehbare in dem alt Bekannten. An Weihnachten lassen wir uns aufeinander ein.  Was zählt ist die Liebe, die Familie, die Zuneigung. Und auch wenn viele Weihnachtsfilme reizüberflutend sämtliche Klischees bedienen – alle enden sie mit dem Bild der Gemeinschaft. Alle enden sie mit einem Kern der Realität.

Menschen kommen zusammen, um an die Geburt Christi zu erinnern, Menschen kommen zusammen, um die Hoffnung zu feiern, das Leben. Menschen spüren den weihnachtlichen Geist in ihrem Herzen. Plötzlich sind sie füreinander da. Glück verbreitend.

„Dort wo du Liebe findest wirkt der Geist der Weihnacht.“

oder, wie es Charles Dickens im Original 1843 Ebenezer Scrooge am Weihnachtsmorgen in den Mund legt:

“I am as light as a feather, I am as happy as an angel, I am as merry as a schoolboy. I am as giddy as a drunken man. A merry
Christmas to everybody

„Ich bin leicht wie eine Feder, selig wie ein Engel, vergnügt wie ein Schulknabe, schwindlig wie ein Trunkener. Fröhliche
Weihnachten allen Menschen“

Wir werden den weihnachtlichen Geist finden. In unserem Herzen.

„Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.“ (Lukas 2, 17 ff.)

 

(Helena Minner, Jahrespraktikantin in der OASE)

Carpe Diem – Nutze den Tag

Durch die Corona Pandemie wurde die Jugendarbeit in der OASE leider stark eingeschränkt, trotzdem bleiben wir, dass Jugendteam der OASE, nicht untätig. Seit ein paar Wochen beschäftigen wir uns, neben dem Renovieren, jeden Freitag mit verschiedenen Themenfeldern der Pädagogik, oft kombiniert mit einem passenden Film der gemeinsam am Vorabend angeschaut wird. Bei den Themen handelte es sich unter anderem um eine Einführung in die Didaktik und Methodik der sozialpädagogischen Praxis. Uns wurde das „Berliner Modell“ und das „Hamburger Modell“ auch bekannt als „Schulz-Heimann-Modell“ vorgestellt. Die OASE ist ein Ort des Lehrens und des Lernens. Ein komplexes System wie das der Besinnungstage in einigen Worten wiederzugeben könnte ihrer Bedeutung nicht Rechnung tragen. Besinnungstage als Ort des Lehrens oder der Bildung zu thematisieren wirft unweigerlich die Frage auf: Was ist eine Bildungseinheit in einer Jugendbildungsstätte? Wer entwirft sie? Wie planen die Teamer ihre Bildungseinheiten? Aus diesem Grunde bedient sich die moderne Pädagogik unterschiedlicher didaktischer Modelle um den Gruppenstunden eine Struktur zu verleihen, um festzulegen welche Ziele in welcher Reihenfolge mit welchen Medien „an die Jugendlichen“ gebracht werden sollen. Hier wäre das also genannte Berliner Modell zu erwähnen, dessen Urheber Paul Heimann ist. Seine lerntheoretische Didaktik wurde zum „Urkonzept“ für viele darauffolgende didaktische Modelle. Weiterentwickelt wurde das Konzept von Wolfgang Schulz, Erziehungswissenschaftler und Professor für Didaktik in Hamburg.

In einer weiteren Einheit haben wir uns mit der Person von Hellen Keller beschäftigt. Sie war noch keine zwei Jahre alt, als sie das Augenlicht und Gehör verliert. Sie wächst in völliger Isolation auf – bis die junge Erzieherin Anne Sullivan in ihr Leben tritt und ihr das Fingeralphabet beibringt. Helen lernt schnell: Innerhalb kürzester Zeit beherrscht sie vier Alphabete, studierte sogar später und schreib mehrere Bücher und gilt als eine der bekanntesten US-Schriftstellerinnen. Uns hat vor allem die Methodik von Anne Sullivan beeindruckt, wie sie sie ganzheitlich die Welt für Hellen Keller aufschließt, so dass wieder Licht ins Dunkel ihrer Seele kam.

Eine besonders interessante Unterrichtseinheit, aus der wir für unsere Arbeit viel mitnehmen konnten, behandelte als Thema den Film „Der Club der toten Dichter“ mit Robin Williams. In diesem Film wirft ein junger Lehrer, John Keating, das System eines traditionellen, konservativen Jungeninternats mit seinen unkonventionellen Unterrichtsmethoden völlig durcheinander. Der Leitspruch des Lehrers ist „Carpe Diem – Nutze den Tag“. Diesen Leitspruch haben wir uns als Jugendteam der OASE auch zu Herzen genommen. Obwohl in der Pandemie kein Regelbetrieb möglich ist, versuchen wir jeden Arbeitstag so produktiv wie möglich zu nutzen. Der Film führte uns als Team nochmals deutlich vor Augen, dass es wichtig ist, dass ein Team einen gemeinsamen Rhythmus bei der Arbeit findet. Im Einklang gehen. Im Rhythmus sein, so dass alle mitkommen. Dies zeigt Lehrer Keating indem er die Internatsschüler gemeinsam im Kreis laufen lässt, bis sie fast wie im Gleichschritt laufen. Als weiteren Grundsatz kann man dem Film entnehmen, dass es wichtig ist, mal eine andere Perspektive einzunehmen und Dinge von einem anderen Winkel zu betrachten. Dies ist besonders wichtig in der Zeit der Pandemie, wo altbewährte Methoden oft nicht mehr anwendbar sind. So haben wir uns überlegt wie wir weiterhin pädagogisch arbeiten können und haben uns dazu entschlossen verschiedene Online-Seminare anzubieten. Da viele Mitglieder unserer Oberstufenakademie kurz vor dem Abitur stehen, war ein Thema schnell gefunden: „WEG.WEISER: Entscheidungen fürs Leben treffen“. Ein Seminar, das dabei helfen soll die Prozesse hinter Entscheidungen zu verstehen, so dass große Entscheidungen leichter fallen.