Hildegard von Bingen – August Teil II
„Gleich einem mächtigen Fürsten…“, so beschreibt die hl. Hildegard von Bingen, den Monat August. Und wenn ich mir gerade die aktuelle Wetterlage anschaue: Es stimmt! Sonne – Hitze – Trockenheit – Wassernot – Waldbrandgefahr… Blicken wir an diesem Sonntag wieder in die alten und zeitlosen Visionen der Sybille vom Rhein.
Vom Charakter ist der dritte und letzte Sommermonat, der August, seinen beiden vorhergegangen Sommermonaten Juni und Juli sehr ähnlich. In diesen drei Monaten können wir in diesem Jahr besonders eines bemerken: Die Sonne steht auf ihrem Höhepunkt und kann sehr heiß werden. Aber die Zeitenwende wurde schon im ersten Sommermonat Juni und Johanni (24.6.) eingeläutet. Wir können im Tagesverlauf im August recht deutlich beobachten, dass die Tage kürzer werden. Die Sonne geht nicht so weit im Osten auf. Jetzt fällt auch wieder Tau auf die Erde, sodass es am Abend und am Morgen frischer ist und die Luft klar. In den frühen Stunden des Tages können wir die kühlen Morgenluft tief ein- und ausatmen – endlich Luft holen!
Mit dem Bild des mächtigen Fürsten zeichnet die Propheta Teutonica eine starkes Bild für den August auf. Ja, sogar ein sehr eindrückliches Bild. Das Bild eines Herrschers, der kein Tyrann ist und sein soll. Es ist deutlicher das Bild vom Herrscher, der alles zum Wohle seines Volkes ordnet. In seinem Land wohnt die Freude. Die Früchte sind reif, die Felder und sind satt vom Segen Gottes. Hildegard verwendet ein durchaus klösterliche Bild des hl. Benedikt, denn es erinnert uns an das 2. Kapitel der Benediktsregel über den Abt des Klosters.
Und doch ist alles so zerbrechlich. Die Freude ist nie ungetrübt. Hagel kann die Ernte zerschlagen. Gewitter bedrohen die Erde. Der Wind kann mächtig wehen und zerstören. Waldbrände können verheerende Schäden in Wald und Flur anrichten. Wir sind den Elementen – Feuer, Wasser, Luft und Erde – in unserem menschlichen Dasein ausgesetzt.
(Br. Benedikt Müller OSB)
Aus den Visionen der hl. Hildegard von Bingen
„So hat auch dieser Monat die Hitze der Sonne und die Frische des Taus in sich. In solchem Wissen kann der Mensch diejenigen Dinge aussondern, die gefährlich und unnütz sind. Und die guten und nützlichen einsammeln.“