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An einem sehr windigen Tag ging der kleine Mönch im Hohlweg spazieren. Er traf auf Jeremias, der in einem Haus am Ende des Klosterparks wohnte. Eigentlich war er ein sehr fröhlicher Junge, aber heute schaute er traurig aus. „Grüß Gott, Jeremias“, begrüßte ihn freundlich der kleine Mönch. „Hallo“, antwortete dieser missmutig. „Oh, was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?“ fragte der kleine Mönch. „Gar keine. Ich habe schlechte Laune“, antwortete er. Der kleine Mönch fragte: „Was ist denn passiert? Hat dich jemand geärgert?“ „Ja, der Wind“, antwortete der Junge. Der kleine Mönch erwiderte: „Wie seltsam ist das denn?“ „Gar nicht seltsam, dieser doofe Wind ist echt gemein!“ antwortete Jeremias patzig und begann zu weinen. „Er hat alles kaputt gemacht!“ „Alles?“ wollte der kleine Mönch wissen, „was denn genau?“ Jeremias putzte seine Nase und sagte: „Mein Windrad! In der Schule haben wir ein Windrad gebastelt und ich wollte damit spielen, aber es war so windig. Der Wind hat es kaputt gepustet. Wind ist zu gar nichts nütze! Ziemlich doof vom lieben Gott, so einen Kaputtmacher geschaffen zu haben. Warum ist Gott so gemein und schickt den blöden Wind?“ Trotzig wischte er sich die großen Krokodilstränen aus dem Gesicht. Dann  setzte sich er sich mit einem wütenden Blick auf eine Parkbank, die am Weg stand.

Der kleine Mönch setzte sich dazu und sagte: „Ich verstehe, dass du traurig bist, aber so dumm ist es gar nicht vom lieben Gott, dass er den Wind geschaffen hat.“ „Doch, sehr dumm sogar, der Wind macht alles kaputt und Gott war nicht da, um mir zu helfen!“ Jeremias blieb bei seiner Meinung und schaute den kleinen Mönch mit einer Träne in den Augen an. „Ja, der Wind ist stark“, begann der kleine Mönch tröstend zu erklären, „Gott hat uns Menschen den Wind geschenkt, damit wir seine Kraft nutzen, und das tun wir seit langen Zeiten!“ „Nein! Der Wind macht nur kaputt! Er ist zu gar nichts nütze!“ Beharrlich blieb Jeremias bei seiner Meinung und verschränkte die Arme. „Früher nutzten die Leute die  Kraft des Windes zum Beispiel in Windmühlen, um Getreide für ihr Brot zu mahlen und Holz zu sägen oder auf Segelschiffen, um über die Meere zu segeln!“ sagte der kleine Mönch. Jeremias war einen Moment still, dann blickte er auf. „Ja, das hat mir mal mein Papa aus einem Buch über den Wind vorgelesen. Im letzten Urlaub in Holland haben wir sogar mal eine Windmühle besichtigt!“ sagte Jeremias. „Du siehst, der Wind kann ganz schön viel“, fügte der kleine Mönch hinzu. Da  fiel Jeremias auf einmal etwas Wichtiges ein: „Papa hat mir erzählt, dass der Wind sogar Strom erzeugen kann!“ „Da hat dein Papa recht“, bestätigte der kleine Mönch. „Und weißt du auch wie?“ „Klar, dafür wurden doch diese großen Windräder überall gebaut!“ antworte Jeremias sogleich. „Richtig und weißt du, wie das dort mit der Stromerzeugung funktioniert?“ wollte der kleine Mönch nun wissen.

„Nein, nicht wirklich!“ seufzte Jeremias. „Dann erkläre ich es dir“, antwortete der kleine Mönch. „Die Windräder haben große Propeller, die sich drehen. Durch diese Drehbewegung verwandelt ein Generator im Innern des Windrades die Drehkraft in Strom um.“ „Wow!“ rief Jeremias. Der kleine Mönch erklärte weiter: „Je stärker der Wind weht, desto schneller drehen sich die Flügel des Windrades  und desto mehr Strom lässt sich produzieren. So stark ist der Wind!“ Jeremias überlegte einen Augenblick und fügte hinzu: „Gott sei Dank hat der liebe Gott den Wind geschaffen und die Menschen Windräder erfinden lassen.“ „Ja, denn diese Stromgewinnung schont die Schöpfung und das Gute an Windkraft ist, dass es Wind immer geben wird und uns deshalb der Strom nie ausgehen kann.“, ergänzte der kleine Mönch. „Dann ist der Wind also sehr nützlich!“ antwortete Jeremias. Sein Gesichtsausdruck war nun wieder heiter. „Weißt du Jeremias, die großen Windräder können auch ein Symbol für Gott sein. Vor allem, wenn man traurig ist.“ „Wie meinst du denn das, kleiner Mönch?“ fragte Jeremias neugierig. „Im 10. Psalm fragt der Beter ‚Warum, o Gott, bleibst du so fern‘? Der Beter ist traurig. Manchmal bin ich auch traurig.“ „Du und traurig? Das gibt es nicht!“ fiel der Junge dem kleinen Mönch ins Wort“ „Oh doch,  Jeremias, auch ein Mönch ist mal traurig. Als ich mal ganz traurig war, stand ich am Abend am Fenster meiner Klosterzelle und habe in den Nachthimmel geguckt. Da dachte ich bei mir, wo wohl der liebe Gott nun gerade ist, wo ich doch so traurig bin. Bei mir fühlte ich Gott nicht.“ „So war es bei mir mit dem Windrad auch“, unterbrach Jeremias. Der kleine Mönch sagte: „Ja, so war es bei dir auch und das ist verständlich, denn manchmal spüren wir Gott in der Traurigkeit nicht in unseren Herzen. Als ich einmal traurig war, da schaute ich aus meinem Fenster. Gegenüber auf den Sauerländer Bergen sah ich Windräder. Und die habe ich beobachtet.  Windräder von über 100 Meter Höhe müssen über Blinklichter verfügen, um nachts für Flugzeuge sichtbar zu sein. Wären sie nicht da, dann könnte das Flugzeug im Zusammenstoß mit dem Windrad in große Not geraten.“ „Ja, und was hat das mit der Traurigkeit zu tun? Versteh ich nicht!“, fragte Jeremias. „Warte ab“, meinte der kleine Mönch und fuhr mit seinen Gedanken fort, „schaue ich in einer dunklen, wolkenverhangenen und nebeligen Nacht aus dem Fenster meiner Klosterzelle, dann sehe ich diese roten Lichter der Windkrafträder nicht aufleuchten. Sie sind weg!“ Jeremias unterbrach den kleinen Mönch und sagte: „Quatsch, kleiner Mönch! Auch wenn da Nebel  ist, sind die Lichter doch da. Du siehst sie halt nicht.“ „Richtig“, fügte der kleine Mönch hinzu und Jeremias ergänzte mit einem klugen Blick: „Weil sonst ja auch die Flugzeuge in Gefahr wären!“  Der kleine Mönch nickte und sagte: „Schaue ich aber in einer sternklaren und wolkenfreien Nacht aus meinem Fenster, dann sehe ich deutlich die roten Lichter im Dunkeln leuchten. Sie sind einfach da! Im Gleichklang leuchten sie auf – immer wieder!“ „Sag ich doch, die Lichter sind immer da!“ rief Jeremias freudig aus. „Genau, und dieses Wissen verdeutlicht mir, dass Gott auch immer da ist. Gerade dann, wenn der Nebel der Traurigkeit meine Seele umhüllt. In meiner Traurigkeit weiß ich, dass Gott auch in meinen Dunkelheiten an meiner Seite steht. Wie ein Licht, das mir aus dem Nebel den Weg leuchtet. Gott kann ich vertrauen und auf ihn hoffen: Er ist da.“ „Ich finde es ziemlich cool vom lieben Gott, dass er immer da ist“ rief Jeremias freudig aus, sprang von der Bank auf und rannte los. „He, Jeremias, wo willst du hin?“ rief ihm der kleine Mönch hinterher. Jeremias drehte sich um und ließ den kleinen Mönch wissen: „Nach Hause. Ich bin jetzt gar nicht mehr traurig. Ich bastele mir ein neues Windrad! Auf Wiedersehen, kleiner Mönch, und danke!“ Der kleine Mönch blieb noch eine kurze Weile auf der Bank sitzen und lächelnd dachte er nach: „Gott ist für uns da. Das verrät mir auch sein Name: JAHWE! Und darum kann ich mit dem Psalmbeter einstimmen und am Ende des 10. Psalms Gott immer wieder als König preisen, der mein Herz aufrichtet.“ Mit diesem Wissen setzte der kleine Mönch zufrieden seinen Spaziergang durch den Hohlweg fort.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Der Sommer ist sehr heiß und alles ist ausgetrocknet. Die Schafswiese des Klosters gleicht in diesen Tagen einer vertrocknenden Steppe. Gut, dass Bruder Lukas, der Schäfer, schon sein Heu für den Winter bereitet hat. Es ist Mittagspause, und im Kloster ist es absolut still. Der kleine Mönch liegt unter einem Baum im Klosterpark und hält seinen Mittagsschlaf. Auf dem Kopf trägt er seinen Strohhut aus Tirol. Dieser Hut beschützt ihn vor der Sonne.

Im hinteren Teil des Klosterparks steht ein altes Haus, die ehemalige Mosterei des Klosters. Mittlerweile wurde das Haus renoviert und vermietet. Jetzt wohnt Jeremias mit seiner Familie dort. Jeremias wird bald sieben Jahre alt und hat gerade die erste Klasse in der Grundschule erfolgreich beendet. Darauf ist er stolz und mit sich selbst absolut zufrieden, Mama und Papa aber mit ihm auch. Jeremias kannte den kleinen Mönch ganz gut. Im letzten Winter hatte er einen Barbarazweig vom kleinen Mönch geschenkt bekommen. Eigentlich wollte Jeremias im Sandkasten spielen, aber der Sand war so heiß wie Wüstensand. Er schaute sich um und entdeckte den kleinen Mönch. Kurzentschlossen kletterte er über den Zaun und ging zu ihm. „Gut, wer in diesen Tagen einen Sonnenhut hat“, sagte Jeremias. Der kleine Mönch öffnete die Augen. „Ah, guten Tag, Jeremias! Ja, im Sommer ist ein Hut kein Fehler, da schützt uns ein Sonnenhut auch vor manchem Sonnenbrand.“ Jeremias lachte und sagte mit einem Lächeln im Gesicht: „Gerade wenn man nicht mehr ganz so viele Haare auf dem Kopf hat wie du, kleiner Mönch!“ Der kleine Mönch musste ebenfalls lachen und antwortete: „Ja, man ist mit so einem Teil doch ganz gut „behütet”.“ Jeremias dachte nach. Gut behütet – hatte er davon nicht letzten Sommer bei seiner Einschulung gehört? Auf einmal fällt es ihm wieder ein. Es war ein Spruch aus der Bibel.  „Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele“, sagte Jeremias. „Oh, du kennst diesen alten Bibelspruch aus dem 121. Psalm?“ fragte erstaunt der kleine Mönch. „Habe ich in der Schule gelernt“, antwortete der Junge. „Ist das nicht ein wunderbarer Gedanke: Der liebe Gott behütet uns!“ Jeremias kratzte sich am Kopf und überlegte einen Moment, dann sagte er: „Dann ist der liebe Gott wie ein Hut für mein Leben, unter dem ich gut behütet bin!“ „Gar nicht schlecht gedacht, Jeremias“, entgegnete ihm der kleine Mönch und fuhr fort: „Tatsächlich hat der Hut, also die Kopfbedeckung, seinen Namen von dem Wort, das seit alters her „Schutz” bedeutet.“ Jeremias lächelte und rief freudig aus: „Dann haben du und ich heute entdeckt, das Gottes Behüten und das Tragen eines Huts enorm viel miteinander gemeinsam haben.“ „Ja, richtig“, bestätigte der kleine Mönch und ergänzte: „Der Hut ist ein Symbol dafür, dass ich verstehen kann, was es bedeutet: Gott behütet mich! Wer einen Hut trägt, der weiß: Da ist etwas, was für mich, für meinen Kopf da ist. Wenn die Sonne brennt, oder wenn es zu nieseln anfängt, bin ich beschützt. Ähnlich geht es wohl dem Bauarbeiter, der einen Arbeitshelm auf der Baustelle trägt.“ Jeremias sagte mit einem nachdenklichen Blick: „So ein Bauarbeiterhelm ist ein ziemlich stabiler Hut. Wenn ein Hammer herunterfällt und man einen Bauhelm trägt, dann braucht man sich nicht zu fürchten, von dem Hammer verletzt zu werden.“ „Genau, wer auf dem Bau einen Helm trägt, der fühlt sich viel sicherer!“ antwortete der kleine Mönch. Jeremias überlegte: „Ich trage beim Fahrradfahren einen Fahrradhelm. Falls ich einmal mit dem Fahrrad stürze, ist es wichtig, einen Helm zu tragen. Der Helm schützt und behütet meinen Kopf vor schweren Verletzungen.“ „Nun, beim Sturz mit dem Fahrrad wird es sich nicht vermeiden lassen, dass man Schürfwunden bekommt“, antwortete der kleine Mönch, „aber ja: So ein Fahrradhelm schützt dich vor großen und schlimmen Verletzungen und Gott behütet und beschützt auch.“ „Ja, Gott ist wie ein großer Hut“, sagte Jeremias. „Und das ist wunderbar“, antwortete lächelnd der kleine Mönch. Von der Turmuhr der Klosterkirche schlug es zwei Uhr Mittag, das bedeutete das Ende der Mittagspause. „So, meine Mittagspause ist um. Auf Wiedersehen, Jeremias. Das war ein sehr schönes Gespräch an so einem Sommertag. Zur Erinnerung schenke ich dir meinen Sonnenhut aus Tirol. Wenn du diesen Hut trägst, dann vergiss nie: Gott behütet uns!“ Stolz setzte sich Jeremias den Sonnenhut auf. „Danke, kleiner Mönch, vielen Dank und auf Wiedersehen.“ Und beide gingen ihrer Wege an diesem Sommertag, der kleine Mönch in seinen Arbeitsbereich, Jeremias mit Mama und Papa zum Badesee.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Kräftig und hitzig mit viel Power kommt der Juni daher. Der Frühling neigt sich seinem blühenden Ende zu und die Gärten stehen im vollem Grünen. Es geht auf Mittsommer und Johanni zu. Die Früchte wachsen und reifen. Die Blumen blühen. Im Garten meiner Kindertage wird sicher auch alles blühen und doch kreisen meine Gedanken jetzt Anfang Juni auch um einen anderen Garten aus den Tagen meiner Kindheit in Mengeringhausen im Waldecker Land: Der Garten meiner Taufpatin und Großtante Grete. In diesen ersten Junitagen liegt heute ihr 20-jähriger Todestag. Tante Grete, die Krösa-Maja meiner Kindertage. Sie hatte einen großen Garten mit Gemüse und Obst und Blumen und Büschen. Für uns Kinder gab es einen Sandkasten. Überall stand das gepflegte Grün in vollen Wachstum. Die Tante war fleißig wie eine Biene. Emsig und nie müde. Oft habe ich sie an ihre Hand gefasst, wenn sie mit mir durch den Mengeringhäuser Wald streifte. Da lehrte sie mich die Namen von Flur und Bäumen. Da erzählte sie die alten Geschichten über die Sommerarbeit des Heumachens im Rosenthal. An meiner Tante Hand lernte ich auch, wie in den Momenten, wenn ich die Hände meiner Eltern fasste, ein Urvertrauen in Gott und die Welt. An meiner Tante Hand erfüllte sich des Propheten Jesajas Wort: „Ich habe dich an deiner Hand gefasst und dich behütet!“ Im Garten der Tante stand sicher auch Vergissmeinnicht. Und der Name dieser zarten Blume ist für mich in diesen Tagen ein Programm: Vergissmeinnicht. Nein, Tante Grete, ich werde dich nie vergessen. Jetzt bist du bei Gott, liebe Tante Grete, aber jedes „Vergissmeinnicht-Blümchen“ wird mich immer an dich erinnern. Wie könnte ich dein je vergessen, du meine Krösa-Maja meiner Kindertage. Gott schenkt uns die Kraft der Erinnerung an unsere Lieben Vorfahren – Menschen, die uns inspirierten und prägten. Ihre Liebe und die Liebe zu ihnen erlischt niemals, ein vergissmeinnicht! Dein Bild steht oft vor meines Herzens.Auge! Gott sei Dank!

(Br. Benedikt Müller OSB)

Jede Geschichte hat einen roten Faden, eine durchgehende Struktur, ein Ziel.  Gott hat seine Geschichte mit dir schon längst begonnen und will sie weiterschreiben. Der rote Faden in deiner Lebensgeschichte gibt dir Hinweise darauf, wie Gottes Geschichte mit dir weitergeht. Wenn du in einem Buch den roten Faden verloren hast, schlägst du ein paar Seiten zurück und liest die vorherigen Zeilen erneut. Wenn du den Faden in deinem Leben suchst, geh ein paar Kapitel in deiner Lebensgeschichte zurück und „lies“ sie noch mal. Entdecke Gottes Geschichte mit dir! Vielleicht ist dein roter Faden zu Gott verlorenen gegangen – suche in wieder. Vielleicht ist deine roter Faden zu Gott abgerissen – dann knüpfe wieder an! Vielleicht ist Gottes roter Faden in deinem Leben ganz präsent – dann halt in gut fest!

 

(Br. Benedikt Müller OSB)

Bist du je mit einem Heißluftballon gefahren?

Weißt du wie er aussieht oder wie er funktioniert?

Wer je in einem Ballon mitgefahren ist, weiß wie es sich anfühlt, den Boden zu verlassen, zu schweben und über der bekannten Welt zu schweben. Der weiß, wie es ist eine neue Perspektive zu erhalten – eine neue Sicht auf die Dinge. Wer dies noch nicht erlebt hat, kann es sich vielleicht vorstellen. Man fährt den Himel ein Stück näher auf.

Du steigst in den Ballon, gibst die Verantwortung ab und lässt dich tragen, er ermöglicht dir eine andere Sicht – eine neue Sicht, eine neue Perspektive.

Vielleicht kommt ein Gefühl von Unsicherheit oder Angst, denn die Kontrolle abzugeben und sich an etwas neues heranzuwagen, ist nicht leicht. Dennoch kann man sich auf den Ballon verlassen und kann sich von ihm ans Ziel tragen lassen, ohne dass man so genau sagen kann, was das Ziel ist, denn es ist die Fahrt, dass getragen werden, was dieses Erlebnis ausmacht.

Am Ende ist es das Gefühl von Vertrauen, was die Ballonfahrt ausmacht, Vertrauen auf etwas, auf das wir keinen Einfluss haben. Ähnlich ist das bei Freundschaften oder Beziehungen. Vertrauen ist das Fundament von allem was zwischenmenschlich geschieht, von allem was relevant ist und von allem was für mich wirklich von Bedeutung ist. Manchmal ist es unglaublich schwer einfach loszulassen und zu vertrauen, denn jedem den wir vertrauen ganz gleich ob Freund, Partnerin, jedem Menschen, geben wir eine Waffe, um uns zu verteidigen oder uns zu verletzen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, ein Spruch, den jeder schon einmal gehört hat und für gut oder weniger gut befindet, aber er hat einen wahren Kern, denn wenn ich nicht vertraue, nicht das Risiko eingehe verletzt zu werden, wird auch mir kein Vertrauen geschenkt und ich bin einsam und erfahrungsärmer. Wenn ich nicht wage in den Ballon einzusteigen, kann ich die Aussicht, die Perspektive und dieses wunderschöne Erlebnis nicht erfahren.

Also sei mutig und wage, um zu gewinnen!

Ähnlich wie vom Ballon, werden wir alle von Gott getragen, er hält uns in seiner Hand und trägt uns durch gute und schlechte Zeiten. Gottes Hand ist wie ein großer Ballon, sie hält uns fest, gibt uns Sicherheit und trägt uns durch die Reise unseres Lebens, ohne zu fest zu drücken. Er ermöglicht uns eine neue Sicht, eine neue Perspektive und begleitet uns stets dabei, ohne uns allein zu lassen oder einzuengen. Auch hier steht der Aspekt des Vertrauens im Vordergrund, wir vertrauen Gott, ohne einen Einfluss zu haben und auch hier steht nicht das Ziel, sondern der Weg im Vordergrund. Wer auf Gott vertraut, an Gott glaubt, wird nicht enttäuscht, er wird begleitet und getragen und gewinnt eine neue Perspektive. Also sei mutig und wage, um zu gewinnen.

(Saskia Brörmann, Teamerin in der OASE)

Wenn ich an Seile denke, kommen mir als Pfadfinderin gleich Jurten in den Sinn und die großen Zeltbauten, die wir daraus auf Lagern bauen. Irgendwie verrückt, dass mit ein paar Baumstämmen, vielen Jurtenplanen und einigen Seilen solche riesigen Konstruktionen möglich sind.

Den Jurtendom auf dem Foto haben wir im DPSG Stamm St. Michael in Marburg im Herbst 2020 gebaut. Nach einer Woche Aufbau wurde am Sonntag ein großer Aktionstag mit allen Kindern und Jugendlichen veranstaltet. Staunende Blicke und beeindrucktes Kopfschütteln blieben beim Betreten des Zeltes natürlich nicht aus und ich schaue selbst immernoch fasziniert auf die Fotos. Wie haben wir das geschafft?

Gemeinsam. Wir haben gemeinsam an einem Strang gezogen, hier sogar nicht nur sprichwörtlich, und sind so unserem Ziel immer nähergekommen. Jede:r hat tatkräftig mitgeholfen und sich mit den persönlichen Fähigkeiten eingebracht. Gemeinsam haben wir es geschafft. Wie viele Seile wir dazu gebraucht haben weiß ich nicht, aber ohne sie würde der Jurtendom wohl kaum halten. Und sogar jedes einzelne Seil spiegelt die Gemeinschaft wider. Es besteht aus vielen dünnen Fäden, die wieder und wieder gekordelt und zusammengeführt werden. Erst gemeinsam sind die einzelnen Fäden reißfest und stark, sodass sie unser Werk fest zusammenhalten.

Auch außerhalb der Pfadfinderwelt begegnet mir die Frage immer wieder. Kathedralen, Pyramiden, Wolkenkratzer, Schlösser und kilometerlange Brücken. Wie haben die Menschen das geschafft? Auch hier scheint die Antwort wieder passend. Gemeinsam. Kein Mensch allein hat dies erbaut, sondern viele Menschen haben gemeinsam auf dieses Ziel hingearbeitet und Großes geschaffen.

Mit einem Blick in die Natur kommt die Frage erneut auf, doch deutet sie hier auf etwas anderes hin. Hohe Berge, endlose Weiten, wunderschöne Blüten und prächtige Wälder. Wie hat Gott das geschaffen? Wie Gott das geschaffen hat ist und bleibt mir ein Rätsel, aber dass Gott das geschaffen hat, dafür bin ich dankbar. Gemeinsam dürfen wir uns jeden Tag daran erfreuen und uns dafür einsetzen, dass diese wundervolle Schöpfung erhalten bleibt. Sollten wir dazu nicht auch stärker an einem Strang ziehen und uns nicht im Tauziehen verlieren?

(Jacqueline Wolf, Teamerin in der OASE)

 

Zwischen Ostern und Pfingsten grünt und grünt es in der Schöpfung. Es wird langsam Sommer. Die Sonne scheint und wärmt uns. Es zieht uns in die Natur. Erinnerst Du Dich an das Gefühl auf einer Decke auf einer Wiese im Frühsommer in der Sonne zu liegen. Es riecht so wunderbar nach frischem Gras. Durch die ausgebreitete Decke wird aber eine kleine Blume, das Gänseblümchen, zu gedeckt oder abgedeckt. Das Gänseblümchen verschwindet unter der Decke. Menschen, die auf der Decke in der Sonne liegen, drücken das kleine Gänseblümchen scheinbar platt. Aber es lässt sich nicht platt drücken. Es lässt sich nicht knicken, sondern passt sich der Situation an und liegt flach ausgestreckt auf dem Gras danieder. Es ist nicht geknickt! Das zweite Wunder geschieht, gleich nach dem die Decke wieder eingepackt wurde. Das Gänseblümchen bleibt nicht unten am Boden liegen. Es richtet sich wieder auf. Das Gänseblümchen reckt und streckt sein „Gesicht“ der Sonne entgegen. Noch ist der Blütenkranz geschlossen und wieder geschieht ein kleines Wunder. Durch die Kraft der Sonne entfaltet sich die Gänseblümchenblüte voll und ganz. Es dreht sich zum Licht. Was will mir das Gänseblümchen sagen? Vielleicht: Lasse Dich nicht unterkriegen. Der Druck von außen soll Dich nicht bekümmern, denn Gott schenkt Dir Kraft von innen. Sei nicht starr, sondern beweglich und finde Deinen Weg. Möge Gott Dir für Deinen Weg nicht nur Bewegung schenken, sondern er sei Dir Licht und Sonne auf Deinen Weg. Verschließe Dich nicht vor der Welt, sondern öffne Dich und engagiere Dich. Denn Gott hat Dir viele Talente geschenkt. Blühe auf, wie die Blüte des Gänseblümchens im zauberhaften Licht der Sommersonne.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Fahrraddynamo – ein Frühlingsbeginn

Es war Mai, gestern hatten wir noch in der Schule gesessen und unsere letzten schriftlichen Prüfungen geschrieben, die mündlichen schienen noch in weiter Ferne. Vier Wochen, 28 Tage, noch so viel Zeit. Dann ist alles vorbei. Acht Jahre, mit einem Händedruck bei der Zeugnisverleihung beendet. Aber bis dahin wollten wir die die schulfreie Zeit noch ein letztes Mal nutzen. Wir fuhren nach Borkum. Eine Tante hatte eine Ferienwohnung, die frei und nicht vermietet war. Eine Ferienwohnung wie sie im Internet zu hunderten zu finden ist und doch war sie für uns ganz besonderes. Denn wir wohnten in dieser Wohnung und konnten tun und lassen was wir wollten. Wir schliefen lange und aßen was wir in der Wohnung fanden. Wir fühlten uns frei und ungezwungen. Auf der Insel waren der Jahreszeit und den fehlenden Schulferien geschuldet kaum andere Urlauber. Am Strand stolperten wir nicht über spielende Kinder oder besorgte Eltern welche sich übervorsorglich um ihren Nachwuchs kümmerten. So kam es, dass wir den Strand ganz für uns alleine hatten. Wir konnten drei, vier Stunden lang am Meer entlangwandern und uns über alles mögliche unterhalten, ohne dass wir einen anderen Menschen trafen. Eine Idylle wie sie nur in wenigen Urlauben zu erleben ist. Die Gespräche die wir damals geführt haben sind mir heute noch in guter Erinnerung. Auch die langen Fahrradtouren mit denen wir die ganze Insel entdeckt haben waren idyllisch. Es war wie eine Fügung Gottes, dass alles so gelaufen ist wie es gelaufen ist. Insbesondere in dieser Zeit habe ich gebetet, dass ich diesen Menschen nie verliere und diese Freundschaft für unser Leben hält, denn solch eine Freundschaft ist wie ein Dynamo. In guten Zeiten wird sie durch gemeinsame Zeit aufgeladen und in schlechten Zeiten kann man davon zehren. Genauso ist die Beziehung zu Gott. In guten wie in schlechten Zeiten kann ich mich an ihn wenden.

Leonhard Knab – Jahrespraktikant

(Bild: Weg im Wald meiner Kindertage in Mengeringhausen)

Mein persönlicher Emmaus-Weg oder wie ich Gott im Herzen spüren lernte

Als Kind war die Kar- und Osterwoche eine wundervolle Woche. Im Kindergottesdienst am Palmsonntag hörte ich die Geschichte von „Jesu Einzug in Jerusalem“ – all die biblischen Geschichten sog ich auf und erlebte sie in meiner Phantasie, als ob ich dabei war. In der Karwoche durfte ich immer ausgeblasene Eier bemalen. Am Kardienstag sammelte ich schon einmal Ostermoos. Und am Gründonnerstag gab zum Mittag es immer „Grüne Soße“ und die „Soleier“ wurden zu bereitet. Am Nachmittag baute ich mein Osternest. Still war der Karfreitag und schon als kleiner Junge besuchte ich den Karfreitags-Gottesdienst und mich berührte der Kreuzestod unseres HERRN Jesus. Es gab Fisch zum Mittag und keine Salami zum Abend. Aber die Jesus-Filme liebte ich! Ich erinnere mich, dass mein Vater am Karsamstag immer persönlich die Ostereier färbte. Nach dem Färben wurden die Eier mit Speck poliert und dann rochen sie so herrlich. Diesen Duft werde ich nie vergessen. Am OSTERSONNTAG noch vor dem Frühstück schauten wir, ob der Osterhase etwas gebracht hatte. Hatte er! Die Nester waren immer sehr gefüllt. Danach frühstückte die ganze Familie festlich im Esszimmer. Vor dem Mittagessen ging ich fröhlich zu meiner Tante Grete. Bei meiner Paten- und Großtante Grete hatte ich jedes Jahr ein Osterfest. Tante Grete war Waldarbeiterin und eine tolle Frau. Vielleicht meine persönliche Krösa-Maja. Am Nachmittag ging es in den Mengeringhäuser Wald und wir suchten Ostereier. Ich war immer faszinieret viele Eier doch der Osterhase verloren hatte und bemerkt nie, das Papa immer wieder dieselben Eier auf den Weg fallen ließ. Auf einer Wiese wurden dann die Eier gepülvert. Aber das fand ich doof, weil die schönen bunten Eier kaputt gingen. Dann ging es weiter durch den Wald. Ich lief oft vorweg und untersuchte etwas am Wegrand. Toll, dann wurde ich von meinen Geschwistern und Eltern überholt. Ich erinnre mich aber auch, dass es Momente gab, in denen ich trotzig zurückblieb, weil mir der Weg zu weit und mühsam war. Ich lief hinterher. Da fühlte ich mich allein und rannte schnell zu meinen Eltern. Und dann wieder vorne weg! Plötzlich bemerkte ich, dass jemand mit einem großen Hund entgegenkommt. Es dauert nicht lange, da suchte ich die Nähe der Eltern und nahm schnell Mamas Hand. An Mamas oder Papas Hand war auch ein großer Hund kein Problem. Hand in Hand mit Mama oder Papa, da fühlte ich mich sicher und geborgen. Wo mich einer bei der Hand nimmt, entsteht Vertrauen. Und das ist eine ganz wichtige Basis für unser Leben. Weil da, wo Vertrauen fehlt, die Herzens.Kraft zum Leben fehlt. Wenn ich vertrauen kann, dass andere zu mir halten, mich unterstützen, mich nicht hängen lassen: Da kann ich dann auch selbst Mut zum Leben haben. Der Prophet Jesaja nimmt eine solche Ur-Vertrauens-Erfahrungen als Bild für die Begleitung von Gott: „Ich bin der HERR, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir.” Wenn ich weiß, dass Gott mir nahe ist, wächst Vertrauen ins Leben. Und genau dazu will uns der Advent mit seiner besonderen Atmosphäre sensibleren: für das Urvertrauen in Gott. Nach dem Spaziergang gab es zum Kaffee „Frankfurter Kranz“ – statt mit Mandeln wurde er mit Schokostreuseln und bunten Zuckereiern verziert. Am Ostermontag ging ich den Kindergottesdienst und am Nachmittag fuhren wir nach Fuldabrück die Tanten und Onkels besuchen. Da war auch der Osterhase! Meine Kinderseele war zu tiefst beglückt und in mir war Frieden. Denke ich heute an das Ostern meiner Kindheit im lieben Elternhaus zurück, dann bin ich nur dankbar. Meinen Eltern vor allem. Und Gott. Noch heute lassen mich diese Erinnerungen glücklich sein und schenken mir Kraft. Wie diese Erinnerungen auf den Bildern: verschieden Ostern meiner Kindertage! Ich wünsche Euch allen eine gesegnete Osterzeit – der auferstanden HERR sei mit Euch!

(Br. Benedikt Müller OSB)

Ostern 1980 an der Hand von Papa und Mama im Mengeringhäuser Wald

Heute ist Karfreitag. Ein stiller Feiertag. Ein wichtiger Feiertag. Christen erinnern sich heute an die Kreuzigung von Jesus. Jesus wurde auf Golgatha, d.h. Schädelstätte, einen Berg in Jerusalem ans Kreuz geschlagen. Aber warum wurde er ans Kreuz geschlagen? Vor 2000 Jahren erzählte Jesus den Menschen immer wieder von Gott. Vor allem von Gottes wunderbarer Liebe zu uns Menschen. Jesus rief die Menschen dazu auf, an Gottes Liebe zu glauben, friedlich miteinander zu leben und das eigene Verhalten und das der Gesellschaft immer wieder zu überprüfen. Er war so ganz anders. Viele sahen damals ihn ihm den Messias, anderen einen Hochstapler. Darum war er den Mächtigen im Land ein „Dorn im Auge“! Und dieser „Dorn“ musste beseitigt werden. Ein Freund Jesus, der Jünger Judas, verriet ihn bei den Mächtigen und führte die Soldaten zu Jesus. So kam es zur Gefangennahmen, Verurteilung und dann zur Hinrichtung. Die Kreuzigung war eine der grausamsten Hinrichtungsmethoden der Römer. Die Gekreuzigten starben einen qualvollen Tod. Neben aller Trauer stimmt der Karfreitag aber auch hoffnungsvoll, weil wir Chrsiten glauben, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat. Das macht Mut und Hoffnung, denn die Liebe ist stärker als der Tod. Das Ereignis der Kerzuguingung zeigt den Christen, dass Jesus einen Weg für Menschen zu Gott bereitet hat. An Weihnachten hat uns das „Christkind“ (also Jesus) Erlösung geschenkt. Am heutigen Karfreitag ist diese Erlösung am Kreuz eingelöst wurden.

(Br. Benedikt Müller OSB)