Schlagwortarchiv für: Halleluja

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Bevor ich ins Kloster ging, war ich evangelisch. In meiner evangelischen Glaubensbiographie ist mir eines von großer Bedeutung: Die wunderbare Kirchenmusik. Musik spielt eine bedeutende Rolle nicht nur in unserem alltäglichen Leben, sondern auch in religiösen Feier.Momenten kann sie tiefe emotionale und spirituelle Erfahrungen vermitteln: Ob bei der Taufe, der Hochzeit, der Beerdigung oder an Ostern, Weihnachten bis hin zum „normalen“ Sonntagsgottesdienst.  In Kirchenliedern begegnet uns ein aus unserem Alltag bekanntes Wort oft wieder: Halleluja!

Es ist Osterzeit und das typische Osterlied in diesen Tagen ist das Halleluja. Halleluja ist wie Amen ein hebräisches Wort. Und ohne großes Übersetzungsgetöse wurden beide in die christliche Liturgie übernommen. Übersetzt heißt Halleluja ganz einfach: Lobe den HERRN! In vielen Psalmen finden wir am Anfang oder am Ende oder im Verlauf des Psalms das Wort: Halleluja! Es sagt uns, dass wir Gott loben dürfen für all das wunderbarer, dass er uns geschenkt hat. Es ist ein Freudenruf der Dankbarkeit für das Leben. Den Gott hat uns in die Freiheit des Lebens gerufen. Ein wunderbares Geschenk seiner großen Menschenliebe. Wir dürfen Gott lobe, weil wir durch den gekreuzigten und auferstanden Jesus erlöst wurden. Das Leben feiern! Das wird auch gerade in der jetzt aufblühenden Natur deutlich. Überall sprießt ein frisches, lebendiges Grün hervor – die Welt wird wieder bunt – bunt, wie das Leben, dass Gott uns geschenkt hat. Halleluja!

1979 fand der ESC erstmalig in Israel in Jerusalem statt. Und die israelischen Gastgeber gewannen gleich das zweite Mal hintereinander den Wettbewerb. Der Titel des Gewinnerliedes „Halleluja“ ist eine wunderschöne sprachliche Brücke zwischen Judentum und Christentum, die uns gemeinsam verbindet. Gesungen wurde „Halleluja“ von Gali Atari und die Gruppe Milk & Honey.  In diesem ESC-Lied zeigt sich die Verbindung zwischen Musik und Spiritualität auf beeindruckende Weise. Die typisch hymnische Melodie gelich eines Kirchenliedes und der berührenden Text dieses Liedes haben zahlreiche Menschen auf der ganzen Welt berührt. Bis heute eine der großen ESC-Perlen. Das Lied erzählt davon die einfachen Freuden des Lebens und die Kraft der Liebe feiert. Die wiederholte Verwendung des Wortes „Halleluja“ während des gesamten Liedes unterstreicht ein Gefühl des Lobes und der Dankbarkeit und schafft eine erhebende und spirituelle Atmosphäre. Die Anfangszeilen „Hallelujah, sing a Song“ lädt uns dazu ein selbst mitzufeiern und dabei unsere eigene Stimme im Tanz des Lebens zu finden. Das Singen eines Liedes ist eine Form des fröhlichen Ausdrucks. Singen ermöglicht uns, sich mit unserem inneren Selbst zu verbinden und Freude an der Schöpfung Gottes zu finden. Der Himmel, der Baum und der Vogel symbolisieren die Wunder der Natur und immer wieder will uns das Wort „Halleluja“ auffordern, die Schönheit der Erde zu würdigen und dafür zu danken. Das Lied will uns auffordern, dass wir unsere Herzen mit Freude füllen. Wir wollen Achtsamsein in jedem Augenblick, um so das Glück auch in den kleinen Dingen zu finden, die uns umgeben.

(Br. Benedikt Müller OSB)

39. ESC 1979 Jerusalem / Israel

Israel

Hallelujah – Gali Atari und Milk & Honey

Musik: Kobi Oshrat

Text: Shimrit Orr

Platz: 1 von 19

Hintergrund zu dieser Impuls-Reihe:

ESC-Songs und der liebe Gott… geht das? Warum nicht? Viele Lieder des EUROVISION SONG CONTEST greifen spirituelle Themen auf. Aus der Religionspädagogik wissen wir: Popmusik bietet und ermöglicht einen niederschwelligen Zugang zu existenziellen Fragen  – zum Beispiel nach dem Sinn des Lebens. Als Bildungsreferent habe ich in vielen Seminare mit Jugendlichen und Erwachsenen immer wieder Lieder des ESC im Gebet eingesetzt. Die Lieder transportieren auf eigene Art und Weise innerhalb von drei Minuten große Emotionen. Ist auch logisch, denn für den alljährlich stattfinden europäischen Musikwettbewerb ist dies von grundlegender Bedeutung: In nur drei Minuten muss ein Lied und sein Künstler es schaffen im Gedächtnis von Millionen europäischer TV-Zuschauer zu bleiben, um so möglichst viele Punkte zu sammeln. ESC-Songs drücken also Gefühl. Sie rufen Gefühlsstimmung hervor und können eine Brücke des Verstehens eines biblischen Textes werden.

 

Freudentanz

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„Christus wehrt allem Leide“. Trotz aller einzelnen persönlichen Schicksalsschläge, die einen
Menschen treffen können, sind Bewahrung und Rettung durch Jesu Christus nicht aufgehoben.
Trotz aller Finsternis in der Welt, werden wir nimmer wieder neu darauf hingewiesen, dass wir
oft im Leben zwar oft im Finstern wandeln, aber dass uns ein großes Licht erschienen ist. Und
dies Licht ist Jesus Christus, die Gnadensonne. Welch wunderbare Freude. Wir alle sollen uns
freuen. Wer immer kann soll sich freuen. Und dabei soll es laut zugehen, mit großem Schalle!
Und warum? Es geht um das wunderbare Geschehen, dass Gott uns nicht klein macht, wie das
leider auch heute immer noch von manchen Menschen empfunden wird, sondern groß; weil er
sich klein gemacht hat. Wir müssen vor Gott nicht vor ihm im Staub liegen als der letzte
Dreck, den Gott dann irgendwann beiseite kehrt, wenn er mal Zeit hat. Wir dürfen uns
aufrichten. Denn er hat uns hochgeachtet, weil er sich selbst in die Tiefe gelegt hat. In die
Tiefe der Futterkrippe. Gottes Liebe hat Hochachtung vor uns. Er macht uns zu seinen
Freunden. Ist das noch alles zu fassen? Kann man all dies verstehen? Nein, eigentlich nicht.
Und eben deshalb muss die Freude so laut ausfallen – weil das gänzlich Unwahrscheinliche
geschieht: Dieser hohe und scheinbar so unnahbare Gott macht uns zu seinen Freunden. Und
er wird in Jesus Christus einer von uns. Welch eine Wertschätzung zeigt der Schöpfer aus Liebe
seinem Geschöpf. Der Apostel Paulus schreibt an die Epheser „So seid ihr nun nicht mehr
Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen; ja Gottes
Freunde – Wir alle zusammen, wir zusammen als Kirche! Sogar über alle Konfessionsgrenzen
hinweg: „Freuet euch, ihr Christen alle!“

„Stell dir vor, es ist Ostern, und keiner geht hin. Weil uns keiner mehr glaubt, dass wir der Fülle des Lebens verschrieben sind. Weil wir zwar das Leben schon vor der Geburt und am Ende mit Pathos verteidigen, aber zu wenig leidenschaftlich das lieben, was dazwischen – und zwar ziemlich bunt – ist, lebt und leben dürfen will.“

So schreibt es Markus Nolte, Chefredakteur der Münsteraner Kirchenzeitung Kirche+Leben und in unserer Abtei kein Unbekannter, in einem sorgenvoll-frommen Zwischenruf zur Karwoche. Und bringt damit ziemlich genau das auf den Punkt, was mich schon seit Wochen beschäftigt.

Wie können wir Ostern feiern, wenn die Zustände in Welt, Gesellschaft und Kirche der „Fülle des Lebens“ diametral entgegengesetzt sind?
Wie können wir vom Segen Gottes sprechen, der an Ostern so machtvoll erneuert wurde, wenn ein gefühlloser Machtapparat diesen Segen, diese Gutheißung der Schöpfung durch Gott selbst, an Bedingungen knüpfen will und ihn – welche Anmaßung – Menschen, die sich aufrichtig lieben, verweigert?
Wie können wir das Leben feiern, wenn unzähligen Menschen, die in der Kirche Opfer sexualisierter Gewalt wurden, so lange nicht zugehört wurde und ihnen damit zum wiederholten Mal das Leben verweigert wurde?
Wie können wir das Halleluja singen, wenn unzählige Menschen auf der ganzen Welt erkranken, oft mit immensen Spätfolgen, ja sogar sterben und der Politik anscheinend das wirtschaftliche Funktionieren wichtiger ist als die Sorge um die Schwachen?

Können wir angesichts dieser Ereignisse überhaupt ruhigen Gewissens Ostern feiern, das Wunder der Auferstehung, das Fest des Lebens? Ist es nicht ein Hohn, angesichts solcher Ereignisse von der Liebe zu sprechen, die den Tod besiegt hat? Müssen wir nicht vielmehr beim Karfreitag bleiben, beim Tod am Kreuz, beim Leiden so vieler unschuldiger Menschen? Oder einfach den Karsamstag aushalten, den Tag der Grabesruhe, des Schweigens? Ist nicht jedes Wort ein Wort zu viel?

Je lauter diese Gedanken in mir wurden, desto mehr drängte sich ein anderer Gedanke auf, der sich nicht zum Schweigen bringen ließ: Nein, gerade TROTZ der scheinbar aussichtslosen Lage der Kirche, TROTZ des unermesslichen Leids und TROTZ des katastrophalen Zustands unserer Welt dürfen wir gerade nicht verstummen. Noch nie war es wichtiger, die Botschaft des Lebens und der Auferstehung zu verkünden als heute. Nicht am Karfreitag und am Leid der Menschen vorbei. Auch Jesus ist mit den Wundmalen, den Zeichen seines Leidens, auferstanden. Er ist nicht als strahlender Held in die Wirklichkeit Gottes eingegangen, sondern als vermeintlich Gescheiterter am Kreuz. Wenn wir angesichts des Zustands unserer Welt und unserer Kirche schweigen würden, dann hätten die triumphiert, die alles beim Alten lassen möchten, ja dann hätten sie noch einmal über die Opfer von Gewalt und Tod triumphiert. Wir dürfen uns unsere Botschaft der Hoffnung nicht nehmen lassen.

Das Osterevangelium zeigt, dass die Botschaft der Auferstehung nicht plump und triumphalistisch daherkommt, sondern mitten durch das Leid der Menschen hindurchgeht und dabei die leisen Töne bevorzugt. Jesus ist nicht am Tod vorbei auferstanden, sondern mitten durch den Tod hindurch. Seine Wundmale bleiben. Maria von Magdala ist frühmorgens zum Grab gekommen, „als es noch dunkel war“. Sie ist nicht gekommen, um einem Lebenden zu begegnen, sondern um einen Toten zu salben. Petrus und Johannes haben nur die Zeichen des Todes gesehen, die Leinenbinden und das Schweißtuch – sie kehrten nach Hause zurück, ohne den Lebenden gesehen zu haben.

Und: es fließen Tränen. Maria darf weinen, sie darf all ihre Trauer herauslassen, muss sie nicht herunterschlucken. Die Trauer um den Verstorbenen, um all das Unrecht auf dieser Welt darf sein. Und in diese Trauer hinein geschieht Begegnung. Mitten in die Tränen, in das Leid hinein ruft Jesus sie beim Namen. Und er gibt Maria den Auftrag, die Botschaft des Lebens weiterzusagen, TROTZ des Leids Botin der Hoffnung zu sein. Maria schweigt nicht, sie leistet dem Unrecht und dem Leid Widerstand.

Ja, wir dürfen heute Ostern feiern. All dem Leid auf der Welt, all der physischen und psychischen Gewalt dürfen, ja müssen wir unser HALLELUJA entgegensingen. Den Geschichten des Todes und der Verzweiflung zum Trotz müssen wir die Geschichten des Lebens und der Hoffnung erzählen. Das HALLELUJA mag in diesem Jahr leiser erklingen, stiller – aber es wird erklingen.

Markus Nolte schreibt am Ende seines Zwischenrufs: „Diese Woche könnte alles ändern. Sie hat es schon einmal geschafft, mindestens. Stell dir vor.“

Die Kölner Rockband Brings hat in der letzten Karnevalssession ein Lied geschrieben, das für mich den Nerv dieser Zeit trifft. Sie ermutigt uns dazu, das ALAAF, den Kölschen Karnevalsruf, auch in diesem Jahr zu singen, „vielleicht ein bisschen stiller“. Sie ermutigt uns dazu, gegen die Verzweiflung anzusingen, „denn sonst sind wir verloren“. Sie ermutigt uns dazu, ein Licht anzuzünden gegen die Hoffnungslosigkeit und Angst unserer Zeit, so wie wir gestern die Osterkerze entzündet haben, die unser Bruder Justus in den Farben des Regenbogens gestaltet hat, DES Symbols der christlichen Hoffnung. Ich erlaube mir, den kölschen Ruf der Freude, das Alaaf (beim Helau wird es noch deutlicher) mit dem österlichen Ruf der Freude HALLELUJA zu übersetzen:

Sieht es auch so aus, als ginge die Welt gerade unter
Mach ein Licht an
Nichts bleibt, wie es war, alles drunter und drüber
Mach ein Licht an
Ein Licht für die Stadt
Und ein Licht für die Menschen
Denn wir glauben daran
Das Leben kehrt zurück

Und wir singen Halleluja, vielleicht ein wenig stiller
Und das, was mal war, kommt ganz bestimmt bald wieder
Komm, wir singen Halleluja, denn sonst sind wir verloren
Und wir singen ganz zart für ein besseres Morgen

Wie ein kleines Kind, das im Keller Angst hat
Mach ein Licht an
Doch wir kommen da durch, schau, es wird schon heller
Mach ein Licht an
Ein Licht für die Guten
Und ein Licht für die Schlechten
Ein Licht für die Krummen
Und für die Gerechten

Und ich singe Halleluja, vielleicht ein bisschen stiller
Und das, was mal war, kommt ganz bestimmt bald wieder…

P. Maurus Runge OSB