Schlagwortarchiv für: Helena Minner

Ein Bekenntnis meinerseits: Ich bin leidenschaftliche Tassensammlerin. Schon immer gewesen. Was gibt es schließlich schöneres, als seine Leidenschaften mit einem Stück Keramik auszudrücken? Was gibt es schöneres, als mit einem neuen Tassenkauf nach hause zu kommen und vor lauter anderer Tassen nicht wissend wohin mit diesem neuen Stück? Tassen drücken eine Phase des Lebens aus. Welche Tasse ist mir wichtig? Warum kaufe ich sie? Weil sie Geschichten erzählen.

Ich behaupte, ich kann über jede Tasse eine Geschichte erzählen. Wo ich sie stolz ersteigert habe, warum und wann. Was ich aus ihr getrunken habe? Was aus ihr am besten schmeckt. Kakao mit kleinen Klümpchen, heiß oder kalt, mit oder ohne Mini Marshmallows, Tee, loose oder im Beutel, süß, erfinderisch, ganz neu, experimentierfreudig, Bio-Tee, Tee aus dem Discounter, Tee, den ich als Kind getrunken habe, Tee, den ich erst später in meinem Leben für mich entdeckt habe – Kaffee. Der aus dem Eine Welt Laden, der besondere, den, den es nur bei meinem Onkel gibt. Der schwarze Kaffee, der, der nur aus kleinen Bröseln besteht, der so flüssig ist, dass man ihn meiner Meinung nach nicht Kaffee nennen kann. Der Tee, den man trinkt, weil man eine Auszeit braucht. Der Tee, der uns an Weihnachten erinnert. Der Tee, den uns unsere Großeltern gekocht haben, wenn wir krank waren. Der Tee, den ich mit dir getrunken habe, als wir uns zum ersten Mal trafen. Der Kaffee, den ich plötzlich anfing zu trinken, um mich ein kleines bisschen erwachsen zu fühlen. Der Kaffee früh nachts von der Tankstelle mit dir, als wir in die Freiheit fuhren. Der Kaffee, den ich zwischen all den Menschen im Bahnhof trank, weil ich so verloren war. Der Kaffee, den wir uns in der Schule zogen, um einen Grund zu haben, zu spät zu kommen. Der Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, der uns zeigte, dass es kälter werden würde. Der Glühwein, den wir in einem riesigen Topf in der Bar erwärmten, mit deinen Gewürzfantasien im Kopf. Er schmeckte fantastisch.

Tassen in der WG, die die Spüle verstopfen. Er Baileys, wir Tee, der Andere Wasser. Die Tasse, die als Schnapsglas herhalten muss, weil wir so etwas nobles in unserem Haushalt schlicht nicht besitzen. Die Espressotasse, die nur dafür genutzt wird, den Likör für Mischgetränke abzumessen, nicht etwa um Espresso zu trinken – wir haben ja noch nicht mal eine Kaffee Maschine. Wie sollten wir da in den Genuss von Espresso kommen? Deine Fantasse, meine Keramikbecher, seine Tasse mit seinem Namen drauf, die Tassen, die wir heimlich aus dem Haus schmuggelten und nie zurückbrachten. Die Tasse, die als Stiftebecher dient. Die Tasse, die du sammelst, weil sie dich an deine Kindheit erinnert. Die Tasse, die wir zusammen im Museum kauften. Die Tasse, die ich dir mal zu Weihnachten schenkte, weil sie mich an dich erinnerte. Die Tasse, um die ich weinte, weil sie dir hinfiel und seitdem Henkellos war. Ich brachte es nicht über mein Herz, sie einfach wegzuwerfen. Sie steht jetzt einfach da. Die Tasse, die mich so faszinierte, weil sie bei heißen Getränken ihre Farbe änderte. Die Tasse, die mit 14 meinen ersten Lippenstiftabdruck trug. Mittlerweile könnten meine Tassen diesen Abdruck nicht mehr zieren, ich trage keinen Lippenstift mehr. Die Tasse, die ich immer bekam, als ich bei euch war. Die Tasse, die ich immer haben wollte, aber nie besaß. Die Tasse, die mit jedem Spülmaschinen Besuch etwas bleicher wurde, bis ich dieses Waschen unterließ. Die Tasse meiner Lieblings Talk Show, die ich mir unbedingt aus den USA bestellen wollte, bis ich kurz vor Zahlvorgang merkte, dass sie gar nicht nach Deutschland verschickt werden konnte– wegen der Pandemie. 🙁 Die Tasse, die wir alle gemeinsam mit Keramikstiften verzierten. Die Tasse, die ich mit 5 Jahren stolz mit Farben verschönerte, damit wir für jedes Familienmitglied ein persönliches Geschenk hatten. Die Tassen, die zu meinem Porzellan passen. Die Sammeltassen, die fundamental sind für alle Programmkurse der OASE, die besonders besonders sind. Die Tasse, um die du weintest, bist du sie wiederhattest. Die Tassen, die als Requisite dienten. Gefüllt mit unseren Getränken. Gefüllt bis zum Rand mit unseren Erinnerungen. Stücke, die unsere Persönlichkeit markieren. Unser Leben auf dieser Welt. Erinnerungen werden zu Fluchtpunkten. Durch ihn.

„Aber Gott hat mich vor euch her gesandt, dass er euch übrig lasse auf Erden und euer Leben erhalte zu einer großen Errettung.“ (1 Mose 45,7)

(Helena Minner, Jahrespraktikantin)

Du bist verloren in einem Strom aus Zweifeln, Sorgen, all dem. Versuchst, allem zu entkommen. Gedankenstrom, ein Strudel. Alles verworren, du mittendrin – ausweglos. Niemand kann dir helfen, so scheint es. Du kreist um dich selbst. Wieder und wieder. Pausenlos, ohnmächtig. Du hast dich selbst zerlegt in diesem Chaos. Es ist dein Chaos. Du hast es erbaut und du bist es selbst. Es sind die Menschen um dich herum, es sind deine Gedanken, weil du keinen Ausweg siehst. Labyrinth.

Du streckst deine Hand aus. Verzweifelt. Augen groß, aufgerissen. Du atmest, dein Puls pulsiert. Herzschlag schneller, immer schneller. Du bist von Dingen umgeben, die du nicht steuern kannst. Nicht mehr jedenfalls, so scheint es.

Da ist noch immer diese Pandemie, die uns im Atem hält. Die uns voneinander trennt. Neuer Tag, neue Zahlen. Hoffnungen werden zerstört oder geraten in weite Ferne. Man hört immer vom Licht am Ende des Tunnels, Konzerttouren werden danach benannt. Kultur steht still und versucht sich im Chaos weiter zu bewegen. Wer weiß das schon?

Seit neustem ist da dieser Krieg. Man sieht Realitäten von Menschen, keine zwei Flugstunden von hier, die man mit Zeiten verbindet, die man für Immer besiegt haben wollte. Man hört KRIEG in einem Kontext, den man sich nie vorstellen konnte. Man wacht auf und liest diese Nachrichten, sieht diese Bilder, lauscht Pressekonferenzen, Kommentaren, Talk Shows. Ein Strudel der Niedergeschlagenheit. Hoffnungslosigkeit. Wo ist mein Ausweg? Ich erlahme. Wir, du – alle und alles um uns herum. Wo ist unser Glaube und woran glauben wir gerade? Woran lohnt es zu glauben? Woraus besteht diese Kraft? Wie gehen wir in dieser Zeit mit diesen Gefühlen um?

Du streckst deine Hand aus. Verzweifelt. Im Meer, das dich erdrückt durch seine Weite, in dem du so verloren bist. Du schwimmst ohne Ziel, ziellos. Augen groß, aufgerissen. Du atmest, dein Puls pulsiert. Herzschlag schneller, immer schneller. Du bist von Dingen umgeben, die du nicht steuern kannst. So scheint es.

Ich zeichne mit meinen Worten eine Weltuntergangsstimmung, den Niedergang. Ich schreibe von Hoffnungslosigkeit in einer Zeit, die uns taub macht. Egal was wir machen, diese Nachrichten umgeben uns. Und es ist wichtig, dass wir nicht einfach die Augen verschließen, auf eine andere Art taub werden. Menschen, wir, wir zeichnen uns durch unsere Gefühle aus. Wir erheben unsere Stimme, wir solidarisieren uns, wir mobilisieren den Frieden durch unser Tun. Wir halten uns an Regeln, um die Pandemie zu besiegen, um die Menschen zu entlasten, die auf den Intensivstationen die Leben der anderen retten. Jeden Tag ohne Pause. Wir kümmern uns um die Schwächsten unter uns. Jeden Tag, wenn wir merken, wie die Zeit vergeht, wird er schwerer. Aber da ist diese Kraft. Es ist das, was wir Glauben nennen, woran auch immer.

Egal was geschieht um uns herum, was uns niedermacht, was dazu führt, dass wir verloren sind, das unsere Zweifel wachsen lässt. Da ist etwas tief in uns.

Du schwimmst in diesem Meer. Verloren scheinst du, alles dunkel. Plötzlich Sonne. Plötzlich Licht. DU bemerkst, dass es schon immer da war, an deiner Seite. Du hast es nur vergessen, du hast es nicht in dich gelassen. Weil du dich von den Dingen, die du nicht ändern kannst so sehr hast einnehmen lassen, dass du dich selbst verlorst. Es ist menschlich. Dein Verhalten zeugt von Menschlichkeit. Es zeichnet dich aus.

Da ist noch etwas in uns. Da ist Glauben. Da ist Berufung. Da ist Licht. Da ist Hoffnung. In all der Dunkelheit.

Antworten auf die Fragen. Ein einfacher Satz. Der Rettungsring unseres Lebens.

ICH BIN DER, ICH BIN DA. (2 Mose, 3)

Wir? Du? Ich? Niemals allein. Immer von ihm umgeben. In allem was wir tun. In unserem Handeln. In der Inspiration, die wir erfahren. In den Menschen, mit denen wir uns zusammenschließen. Denen, die wir schützen. In denen, die wir lieben. In denen, mit denen wir das Glück dieser Erde erfahren. Die Erkenntnis Hoffnung.

ICH BIN DER, ICH BIN DA. (2 Mose, 3)

Rettend. Rettungsring. Im brennenden Dornbusch dieser Tage unter uns.

(Helena Minner, Jahrespraktikantin)

Und schon hat dieses neue Jahr angebrochen. Mit all diesen Möglichkeiten, diesen Träumen, diesen Wünschen. Da ist diese besondere Aufbruchsstimmung. Wir möchten neu beginnen, Neues wagen – leben. Und draußen? Draußen ist es kalt. Wir frieren, stapfen durch die Kälte, die uns nach dem Fest der Wärme und Liebe wieder einholt, alles auf Anfang stellt.

Dann ist da dieser Schnee und bedeckt alles um uns herum.

Das Fest, das wir mit Wärme und Liebe verbinden, mit Gemeinschaft, Gemütlichkeit, Zusammenkunft, Zusammenhalt, liegt nun hinter uns. Draußen spüren wir wieder die Kälte. Wir spüren die kalte Luft, ärgern uns wieder über eingefrorene Autos, manchmal sogar über den Schnee, den wir vor unseren Häusern wegschieben, mit Salz bekämpfen bis er sich zu einer grauen, matschigen Masse verwandelt. Dann sehen wir nur noch die Kälte, nicht mehr eine vielleicht manchmal romantisch verklärte Sicht der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, das uns alle wieder näher zusammenbringen soll, ein ganz persönliches Symbol der Hoffnung in kalten Tagen sein kann.

Die Kälte begleitet uns nun anders. Sie schränkt uns ein. Unsere Träume und Visionen kann sie dabei jedoch nicht bedecken wie der Schnee die Landschaft bedeckt.

Ich glaube, dass es jetzt darum geht, all diese neuen Gedanken zu ordnen, mit der Rettung umgehen zu können, dieser Erlösung, die uns zu Teil werden wird. Denn schließlich  glauben wir daran, dass dieser Gott uns liebt, uns unser Leben geschenkt hat, um uns am Ende persönlich zu retten. Er hat uns vor einigen Tagen den Erlöser geschickt.

Um diese starke Botschaft zu verstehen und tief in seinem Herzen zu verinnerlichen, braucht es Ruhe. Diese Zeit nach Weihnachten, den Neubeginn. Im neuen Jahr beginnen wir bestärkt den neuen Abschnitt des eigenen Lebens. Doch wann nehmen wir uns die Zeit all das zu verstehen? Wie nutzen wir diese wertvolle Zeit der Erkenntnis? Was ist unsere Zeit?

Im letzten Jahr habe ich damit angefangen, abends in der winterlichen Kälte spazieren zu gehen. Ich habe mir jeden Abend einen eigenen Winterspaziergang geschenkt. Meistens allein und für mich, manchmal aber auch mit Freunden. Ich habe unsere Wohngebiete erkundet, neu wahrgenommen, ganz anders. Auch wenn das jetzt alles sehr einfach klingen mag. Mit Musik in meinen Ohren bin ich einfach los gelaufen, habe mich treiben lassen, die verschiedenen Dekorationen um die Häuser aufgesogen, immer mehr den Geist dieser Zeit gespürt. Von Tag zu Tag mehr. Die Kälte hat mich nie abgehalten. Ganz im Gegenteil, sie gehörte dazu. Ich habe es geliebt dick eingepackt nach draußen zu gehen, um später wieder die Wärme meines zu Hauses zu spüren, die Wärme der Gemeinschaft. Außerdem konnten meine Gedanken wandern, sie waren ganz frei. Etwas Schöneres gab es in der manchmal tristen Zeit nicht. Ich habe es geliebt und liebe es noch heute. Winterspaziergang. Eine wunderbare Möglichkeit die Kälte zur inneren Wärme umzukehren. Erdrückendes in Befreiendes zu verwandeln. Die Botschaft des Weihnachtsfestes zu verinnerlichen, tief im Herzen zu spüren.

Denn vieles liegt noch vor uns. Die Erkenntnis Hoffnung – unser neues Leben. Wir werden es spüren. Wenn wir uns auf den Weg machen. Wir müssen uns nur auf den Weg machen…

„Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. (…)  So machten sie sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.“

Matthäus 2

(Helena Minner, Jahrespraktikantin in der OASE)

Seit Tagen versuche ich diesen Text zu schreiben. Diesen letzten Impuls vor Heiligabend. Ich soll über das Königskind schreiben. Über die Erlösung, unser Leben, das uns in diesem Weihnachtsfest geschenkt wird. Doch wenn ich ehrlich bin, dann gibt es in dieser Adventszeit immer wieder Tage, an denen ich mich nicht bereit fühle, dieses Fest ehrlich zu begehen. Alles um mich herum scheint sich zu entwickeln, überall stehen diese Neuanfänge. Und dann ist da dieses Fest, das uns alle wieder zusammenbringt, uns eine Perspektive schenkt, uns verzaubern will. Und dann sind da diese Momente, in denen ich einfach denke: „Nein, ich bin dieses Jahr einfach nicht bereit. Es beschäftigt mich doch so viel. Ich muss doch so vieles vorbereiten. Ich sollte meinem Leben einen Plan geben. Ich sollte mich organisieren, funktionierend in die Zukunft blicken.“ Und dann ist da dieses Fest und bringt alles durcheinander. All meine Pläne, meine Zeit. Es verwirrt mich mit seiner Anwesenheit. Wie unglaublich traurig.

Ist es das wirklich? Ist das alles, was ich gerade beschreibe wirklich so abwägig? Oder geht es uns allen nicht oftmals genauso? Und noch wichtiger: Ist das nicht eigentlich der Kern der Geschichte? Ist das nicht all das, was Weihnachten für jede und jeden Einzelnen von uns ausmacht? In seiner Freiheit und Individualität? Verwirrt uns Weihnachten mit seiner frohen Botschaft nicht jedes Jahr aufs Neue? Sind wir nicht jedes Jahr aufs Neue verwundert, wenn es plötzlich wieder da ist, dieses Fest? Wenn es da ist und uns erinnert? Wenn ER uns daran erinnert, wer wir sind und vor allem warum wir sind? Ist ER es nicht, der uns unsere kindliche Begeisterung in dem Moment schenkt, in dem wir sie am meisten brauchen? Indem ER uns Gemeinschaft schenkt, gerade dann, wenn wir allein sind und uns verlassen fühlen? Ist ER nicht genau dann da, wenn wir ihn am meisten brauchen und gleichzeitig glauben, wir hätten ihn verloren? Dieses unscheinbare Königskind. Jedes Jahr aufs Neue verzaubert es uns. Und egal wie wir uns fühlen, egal, was uns beschäftigt, herumtreibt oder traurig macht, ER schenkt uns diese Tage der Weihnacht. Es sind Tage der Liebe. Zu uns selbst und gegenüber Anderen. Und ob wir wollen oder nicht. Wenn ER kommt, dann sind wir bereit. Jedes Jahr. Dann öffnen sich unsere Herzen. Dann erlöst er uns. Dann zeigt er uns den Wert unseres Lebens auf. Dann ist ER da. Mitten unter uns. Ganz nah. Das Königskind. Es gibt uns unseren Wert zurück. Es gibt uns unser Leben zurück. Es erlöst uns. Er ist unser König und wir sind seine Kinder. Wir alle dürfen Königskinder sein in dem Leben, das er uns durch seine Liebe geschenkt hat. ER hat uns unsere Liebe geschenkt, damit wir sie auf dieser Erde nutzen dürfen. Wir zeigen an Weihnachten unsere Liebe gegenüber allen Menschen, die wir in unserem Herzen tragen.

Erinnern wir uns daran, dann sind wir bereit erlöst zu werden. Dann dürfen wir gemeinsam auf die Straßen ziehen, dahin, wo es uns hinzieht. Dann dürfen wir Tränen des Glücks teilen, lachen, tanzen, unser ganz persönliches Weihnachtsglück spüren. In der Gegenwart dieses Königskindes. Wir dürfen unser Leben feiern. Wir feiern diese Liebe, die uns lebensfähig macht. Wir feiern unsere Erlösung. Durch ein Kind in der Krippe. Jedes Jahr aufs Neue.

Genau wie Morgen Abend.

Und? Bist du bereit?

Bist du bereit IHN zu feiern?

Die Antwort ist JA. Denn du bist Königskind.

Durch ihn.

Morgen darfst du dein Leben feiern. Deine Erlösung.

„Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt. Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt. Man rief seinen Namen aus: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Die große Herrschaft und der Frieden sind ohne Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, es zu festigen und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit, von jetzt an bis in Ewigkeit. Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird das vollbringen.“

Jesaja 9,5

(Helena Minner, Jahrespraktikantin in der OASE)

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Ich gebe es zu, ich habe eine kleine Schwäche für kitschige Weihnachtsfilme. Diese typischen Geschichten, in denen am Anfang alles schief läuft, sich alle kurz vor dem Fest noch zerstreiten, Kleinigkeiten in mittelschwere Krisen verwandelt werden, nur um am Ende ein perfektes Familienbild zu zeichnen, das uns pointiert daran erinnern soll, worum es am Ende wirklich geht. Um die Gemeinschaft, die Familie, eine utopische Harmonie.

Für mich gehören diese filmisch dargestellten Karikaturen einfach dazu. Abends mit ein paar Lebkuchen, Spekulatius, Tee oder einem Glas Wein auf dem Sofa unter einer warmen Decke, um der draußen herrschenden Kälte zu entfliehen. Ich vergesse alles um mich herum und genieße den Film, egal wie abstrus er wieder von diesem einen Fest erzählt, von den Menschen, die es gemeinsam begehen. Normalerweise verschließe ich bei so einer Art Film genervt die Augen und scheue auch nicht vor einer reißerischen Kritik, die wiederum aus den anderen genervte Blicke hervorbringt.. Doch im Advent ist das anders. Da genieße ich diese herrlich verrückten Augenblicke, das unperfekte, das unrealistische, das kitschige. Da kann mich im richtigen Moment nichts aus der Ruhe bringen. Zumindest wünsche ich mir das immer wieder. Jedes Jahr aufs neue. Wünsche mir ein utopisches Bild von Weihnachten, ein utopisches Bild der Adventszeit, dieses Bild, das mir meine geliebten kitschigen Weihnachtsfilme bei weihnachtlichen Leckereien vermitteln.

Ich wünsche mir Besinnlichkeit, Liebe, Harmonie, Ruhe. Ich wünsche mir einen Weg aus dem Chaos zu finden, dem jährlichen Weihnachtsstress zu entfliehen. Jedes Jahr nehme ich mir vor, die Weihnachtszeit zu einer besonderen Zeit zu machen. Mir die Zeit für Dinge zu nehmen, die ich in der Hektik des Jahres verliere, verlerne, manchmal sogar vergesse.

Ich glaube, was mich dazu bewegt ist die Einzigartigkeit dieses Festes. Eine Einzigartgikeit, obwohl dieses Fest jedes Jahr gleich zu sein scheint. Wir begehen das Weihnachtsfest jedes Jahr mit den gleichen Menschen, an den gleichen Tagen zur gleichen Zeit. Weihnachten ist routiniert und kann uns trotzdem in den Wahnsinn treiben. Eben genau dann, wenn wir vergessen haben, worum es eigentlich geht. Nicht um den Stress, nicht um das Perfekte, das Drama, das uns durch unser Jahr begleitet. An Weihnachten zählt das einfache, das herrlich unperfekte, das unvorhersehbare in dem alt Bekannten. An Weihnachten lassen wir uns aufeinander ein.  Was zählt ist die Liebe, die Familie, die Zuneigung. Und auch wenn viele Weihnachtsfilme reizüberflutend sämtliche Klischees bedienen – alle enden sie mit dem Bild der Gemeinschaft. Alle enden sie mit einem Kern der Realität.

Menschen kommen zusammen, um an die Geburt Christi zu erinnern, Menschen kommen zusammen, um die Hoffnung zu feiern, das Leben. Menschen spüren den weihnachtlichen Geist in ihrem Herzen. Plötzlich sind sie füreinander da. Glück verbreitend.

„Dort wo du Liebe findest wirkt der Geist der Weihnacht.“

oder, wie es Charles Dickens im Original 1843 Ebenezer Scrooge am Weihnachtsmorgen in den Mund legt:

“I am as light as a feather, I am as happy as an angel, I am as merry as a schoolboy. I am as giddy as a drunken man. A merry
Christmas to everybody

„Ich bin leicht wie eine Feder, selig wie ein Engel, vergnügt wie ein Schulknabe, schwindlig wie ein Trunkener. Fröhliche
Weihnachten allen Menschen“

Wir werden den weihnachtlichen Geist finden. In unserem Herzen.

„Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.“ (Lukas 2, 17 ff.)

 

(Helena Minner, Jahrespraktikantin in der OASE)

Weihnachten mit Opa Lu…

Manchmal werde ich ziemlich melancholisch. Meistens genau in dieser Zeit, wenn es langsam immer dunkler wird und wir mit Kerzen und Lichterketten die Abende erhellen. Bin ich melancholisch, dann wecke ich meine Erinnerungen. Dann lasse ich mein persönliches Licht leuchten.

Genauso erging es mir vor ein paar Tagen, als ich im Wald spazieren war und überall die kleinen und großen Tannenzapfen auf den Wegen sah. In meinem Kopf erweckte eine starke Erinnerung an meine Kindheit. Diese Kindheit, die ich sehr viel mit meinem Opa verbracht habe. Wir haben gespielt, haben getollt, uns Geschichten ausgedacht, Höhlen gebaut überall durch unser Spiel unsere Spuren hinterlassen. Spreche ich heute mit meinem Opa über diese wunderschöne Zeit, dann erzählt er mir oft von den Tannenzapfen.

Als ich ein kleines Mädchen war, ging mein Opa mit mir sehr oft in den Wald, fast täglich. Und ich, fasziniert von all den Sinneseindrücken, diesem einzigartigen Duft, dem Grün, der frischen Luft und den aberwinzigen Lebewesen begann ganz eifrig Tannenzapfen zu sammeln. Heute wüsste ich gar nicht mehr warum. Ich sammelte Tannenzapfen um Tannenzapfen und legte sie um einen Baum, dekorierte ihn. Beim Essen mit Oma muss Opa dann immer ganz stolz gesagt haben: „Die Helena, die hat heute wieder ganz eifrig die Tannenzapfen gesammelt.“ Dem habe ich dann natürlich mit Omas leckeren Essen im Mund stolz zugestimmt.

Das ist das Ende der Geschichte, das Ende meiner Erinnerung. Mehr gibt es nicht zu sagen. Und doch erinnere ich mich in ruhigen Momenten immer wieder daran. Sehe mich und meinen Opa vor mir, wie wir im Wald spielen und diese Tannenzapfen suchen, sie um einen Baum legen und glücklich sind. Ich klein und er groß neben mir. Ich noch ganz jung am Anfang meines Lebens und er mit all seinen Erfahrungen hinter mir. Er, wie er mich an seiner Hand hält, mich beschützt und auf mich aufpasst. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass diese kleine, wunderschöne Erinnerung nie aus meinem Kopf verschwindet. Dass ich immer wieder genau wie jetzt diese Erinnerung wecken kann. Dass ich diese Dankbarkeit immer wieder spüren darf in meinem Leben. Gerade jetzt, wenn ich bald wieder gemeinsam mit meiner Familie an Weihnachten zusammenkommen kann. Gerade jetzt, in dieser Zeit.

Erinnerungen sind kostbar, sie brauchen Raum und Zeit, um sie wieder zum Leben zu erwecken. Begehen wir Weihachten als ein besinnliches Fest, so kommen wir zur Ruhe. Dann ermöglichen wir es uns, unseren Erinnerungen einen Platz zu geben. Dann sind wir in der Lage, neue Erinnerungen zu schaffen. Dann sind wir in der Lage, aus einfachen Tannenzapfen einen glücklichen Moment zu zaubern. Dann sind wir. Indem wir Momente teilen, über sie sprechen. Erinnerungen wieder zum Leben erwecken.

Gerade jetzt, in dieser Zeit.

„Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde.“

Lukas 2, 17

 

(Helena Minner, Jahrespraktikantin in der OASE)