Schlagwortarchiv für: Kindheit

Mein Adventslied meiner Kindheit

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Klang der Orgel – ein Stückchen auf der Orgel – der gute, alte Choral…„Tauet, Himmel den Gerechte“ in der Version des Kirchenliederdichters Johann Crüger (1598-1662) war eines meiner Lieblingslieder auf meiner liebsten und schönsten Adventsschallplatte, die rauf und runter gehört habe. Eine vertraute protestantische Melodie, mit der ich in der Landeskirche Kurhessen-Waldeck aufgewachsen bin. Gerade die evangelischen Adventschoräle haben mich in meinen Glauben begleitet. Mit ihnen bin ich aufgewachsenen in Familie und Gemeinde. Sie tragen mich durchs Leben. Sie berühren meine Seele und schenken mir Felsen.Stark Glaubens.Bilder.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Der Advent meiner Kindheit – Teil II

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Lichte Adventserinnerung aus unseren Kindertagen tragen wir alle im Herzen. Diese Erinnerungen sind
es, die unser Herz erwärmen und stärken. Ich erinnere mich gerne an den Advent meiner Kindheit
zurück. Besonders das Gedicht „Markt und Straßen stehen verlassen“ von Joseph von Eichendorff
spiegelt mein adventliches Vorweihnachtsgefühl in meiner lieben Heimatstadt Mengeringhausen auf
schönste Art und Weise wider. Höre oder lese ich dieses Gedicht in den heutigen Erwachsenentagen,
dann habe ich Bilder meiner Heimat im Herzen. Ein Sprung zurück in den Advent meiner Kindheit: Ein
besonderer Tag war immer der Nikolaustag. Ich konnte gar nicht abwarten bis es gegen 17 Uhr dunkel
wurde, denn dann verkleideten wir Kinder uns als Klowes (Kleine Nikoläuse). Wir zogen singend durch
die Nachbarschaft von Haus zu Haus. Als Dank bekamen wir einen Apfel, eine Mandarine, ein paar
Plätzchen oder eine andere Süßigkeit geschenkt. Noch heute erinnere ich mich an zwei alte Damen in
unserer Nachbarschaft, die nie ihre Türe uns Kindern öffneten. Und Mutter backte und backte Mengen
von Plätzchen. Meine Lieblingsplätzchen war das Spritzgebäck mit Zuckerguss und bunten Streuseln.
Der Geruch dieser Köstlichkeiten steckt mir noch heute in der Nase. Im Kinderchor sangen wir viele
wunderschöne Adventslieder und übten für die zahlreichen Auftritte in der Kirche oder beim
Seniorennachmittag. Die Zeit wurde nie langweilig, sondern kre-aktiv kurzweilig. Voller Erlebnisse!
Ebenso erging es mir in der Flötengruppe. Ich war richtig stolz, dass ich die schönen Lieder alle auf
meiner Blockflöte gut spielen konnte. Und Mutter backte noch immer Plätzchen. Mit Vater und den
Geschwistern ging es an Samstag vor dem 4. Advent immer in den Mengeringhäuser Wald, um den
Weihnachtsbaum zu schlagen. Meine Groß- und Patentante Grete war im Wald zur Stelle und schenkte
ihrem Patenjungen immer einen kleinen Tannenbaum. Tante Grete war Waldarbeiterin und eine tolle
Frau. Vielleicht meine persönliche Krösa-Maja. Auch mein Onkel aus Fuldabrück bei Kassel kam und
holte den Christbaum aus dem Mengeringhäuser Wald. Fortsetzung folgt.

Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh’ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus in’s freie Feld,
Hehres Glänzen, heiliges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schnee´s Einsamkeit
Steigt’s wie wunderbares Singen –
O du gnadenreiche Zeit!

(Joseph von Eichendorff)

Advent.Erinnerung

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Die Adventszeit in meinen Kindertagen war immer etwas Besonderes. Ich erfreue mich noch
heute an den vielen wundervollen Erinnerungen. Überhaupt sind meine frühsten
Kindheitserinnerungen, die Adventserinnerungen. Nach dem Totensonntag wurde es langsam
adventlich. Die ersten Plätzchen wurden gebacken und etwas Schmuck aufgestellt. Die
Schaufenster der Geschäfte und Straßen in meiner Heimatstadt Mengeringhausen wurden mit
Lichterketten geschmückt und doch blieb es bis zum 1. Adventssonntag noch alles still und
dunkel. Mein Vater schmückte immer am Samstag vor dem 1. Advent unser Haus. Sterne
wurden aufgehangen. Der Adventskranz gesteckt. Fensterbilder in die Fenster gehangen.
Tannengrün aufgestellt. Ich faltete Goldpapierstern um Goldpapierstern. Meine Mutter begann
nun von Tag zu Tag immer mehr Plätzchen und Stollen zu backen. Oft war es schon frostig
kalt oder es hatte sogar geschneit. Mutter sagte dann immer: „Die Frau Holle schüttelt die
Betten.“* Ich sehe den schiefen Kirchturm von St. Georg in Mengeringhausen vor meinen
Inneren-Augen. Prächtig und majestätsich-stolz ragt er in die Höhe. Um ihn herum stehen
die alten Fachwerkhäuser, aus deren Schornsteinen es in den Winterhimmel raucht. Als
Grundschulbub ging ich am 1. Advent in den Hauptgottesdienst in der Ev. Kirchengemeinde
Mengeringhausen und sang voller Freude das alte Adventslied „Macht hoch die Tür, die Tor
macht weit!“ Ich erinnere mich an den Brauch, dass ich als Kind immer einen meiner Pantoffel
am Abend ins Fenster stellen durfte. Meine Mama sagte mir dann: „Vielleicht legt der Nikolaus
oder das Christkind heute Nacht etwas in deinen Schuh.“ Am nächsten Morgen – kaum wach
– lief ich zur Fensterbank. Und tatsächlich oft lag ein Plätzchen, ein Dominostein oder eine
Mandarine im Schuh. Wunderbare Welt. Ich hörte meine Lieblings-Advents-Schallplatten rauf
und runter und vor allem mein Lieblingslied „Leise rieselt der Schnee“. Glückseligmachende
Momente. – Teil II folgt ☺ (Br. Benedikt Müller OSB)

In meiner Erinnerung an meine glückliche Kindheit in Mengeringhausen im Waldecker Land, spielt der Garten meiner Kindertage eine große Rolle. Meine Mutter und Vater hatten immer viel Freude und Arbeit in ihr Gartenparadies gesteckt. Was habe ich diesen Garten geliebt. Für uns Kinder wurde dieser Garten zum Ort, um die Welt zu verstehen. Heute ruht er still und verlassen, weil Gärtner und Gärtnerin bereits im ewigen Ostergarten des HERRN sind oder sich nicht mehr kümmern können. Der Ostermorgen war etwas besonders: Oft blüht es schon – vor allem die vielen Osterglocken, Narzissen und Tulpen. Vor dem Frühstück gingen wir Kinder in den Garten zu unseren Osternestern und schauten, ob der Osterhase etwas gebracht hatte. Welche Freude: Die Nester waren reichlich gefüllt. Und die Osterfreude war nicht nur den Eiern und der Schokolade geschuldet – nein, ich wusste dieses Süßigkeit soll die Freude über Jesu Auferstehung ausdrücken. Besonders wundervoll war es, wenn am Ostermorgen die Sonne schien. Ich erinnere mich, wie fröhlich ich durch den Garten keiner Kindheit ging oder hüpfte. Ich konnte die Osterfreude, wie einst Maria Magdalena spüren, als im Garten am Grab en Auferstanden sah. Ich hörte ihr Rabbuni in meinem Herzen klingen. Und wenn ich in die Sonne schaute, dann wusste ich: Jesus lebt. Er ist wahrhaft auferstanden.

Diese Erinnerungen stellten sich auch in diesem Jahr, am 25. März in den Laudes am Fest der Verkündigung des HERRN, auf einmal ein. In dem Moment als wir Mönche das BENEDIKTUS sangen, schien die Sonne vom Osten auf die Krone von unserem Christus am Kreuz über den Altar. An der Orgelwand spiegelte sich das Kreuz im Sonnenlicht. Welch wundersamer Moment. In diesem Augenblick war alles in mir innerlich so erlöst und friedlich. Österliche Freude überfiel mich. Das Geschenk des Lebens durch Christus für immer uns ewig gegeben.

Hintergrund: Schon vom Anfang der Zeit orientieren sich die Menschen am Lauf der Sonne. Die Sonne wurde oft bildlich als Rad dargestellt. Im alten Ägypten gab es Re (den Sonnengott). Im Christentum ist die Sonne das Sinnbild für Auferstehung von Jesus. Christus erstand am ersten Tag der Woche von den Toten – an dem Tag als Gott das Licht schuf.

(Br. Benedikt Müller OSB)

„Im ersten Monat hebt sich die Sonne wieder aufwärts“, so schreibt die große Mystikerin und Kirchenlehrern Hildegard von Bingen über den Januar. Und tatsächlich, nach den Weihnachtstagen fällt es uns in den ersten Wochen des neuen Jahres von Tag zu Tag direkt in die Augen: Es wird langsam heller! Ganz langsam kommt Helligkeit in unser Leben. Die Schatten werden kürzer. Jetzt Ende des Januars können wir es wirklich sehen: Das kommende Licht der Sonne! Und dennoch klagen wir im Januar oft mehr über die Dunkelheit! Eine gute Übung wäre es doch, wenn wir den Zauber eines Neubeginnes ernstnehmen, den Blick zu wechseln, also nicht die große Dunkelheit sehen, sondern die kleinen wachsenden Lichtmomente wahrnehmen.

Januar – Neubeginn, auch in der Schöpfung, denn mit dem Aufsteigen der Sonne wird in den nächsten Wochen auch das neue Leben in die Schöpfung zurückkommen. Somit ist es auch nicht verwunderlich, wenn die heilige Hildegard den Januar mit der Kindheit des Menschen in Bezug setzt und zwar mit einer Kindheit, die in der Seele voll Freue wirkt. Ist das nicht wunderbar! Das Neue darf in unsere Seele freudig wirken, wie bei einem Kind, das neues entdeckt und lernt. Darum ist es eine gute Übung immer und immer wieder sein INNERES KIND in sich zu bewahren. Kind sind wir nicht nur in jungen Jahren. Es ist eine Zeit unseres Lebens, die uns nie ganz verlässt. Kindsein hat seine Bedeutung zu jeder Zeit und meint dabei: Lustvoll leben, Genießen können, sich regressiver Seiten erlauben, spielerisch und kre-aktiv der Welt begegnen oder wie es Astrid Lindgren ausdrückt: „Sei frech und wild und wunderbar!“ Zu einer solchen Reise in das Land des Kindsein sind wir immer eingeladen, um so das innere Kind in uns zu wecken. Es ist eine Reise in unsere verschollene Gegenwart für eigene lebendige Zukunft.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Aus den Visionen der hl. Hildegard von Bingen:

„So wie die Sonne im ersten Monat sich wieder aufwärts hebt. So ist die Seele im Kindesalter weder gebunden noch finster!“

(Bild: Weg im Wald meiner Kindertage in Mengeringhausen)

Mein persönlicher Emmaus-Weg oder wie ich Gott im Herzen spüren lernte

Als Kind war die Kar- und Osterwoche eine wundervolle Woche. Im Kindergottesdienst am Palmsonntag hörte ich die Geschichte von „Jesu Einzug in Jerusalem“ – all die biblischen Geschichten sog ich auf und erlebte sie in meiner Phantasie, als ob ich dabei war. In der Karwoche durfte ich immer ausgeblasene Eier bemalen. Am Kardienstag sammelte ich schon einmal Ostermoos. Und am Gründonnerstag gab zum Mittag es immer „Grüne Soße“ und die „Soleier“ wurden zu bereitet. Am Nachmittag baute ich mein Osternest. Still war der Karfreitag und schon als kleiner Junge besuchte ich den Karfreitags-Gottesdienst und mich berührte der Kreuzestod unseres HERRN Jesus. Es gab Fisch zum Mittag und keine Salami zum Abend. Aber die Jesus-Filme liebte ich! Ich erinnere mich, dass mein Vater am Karsamstag immer persönlich die Ostereier färbte. Nach dem Färben wurden die Eier mit Speck poliert und dann rochen sie so herrlich. Diesen Duft werde ich nie vergessen. Am OSTERSONNTAG noch vor dem Frühstück schauten wir, ob der Osterhase etwas gebracht hatte. Hatte er! Die Nester waren immer sehr gefüllt. Danach frühstückte die ganze Familie festlich im Esszimmer. Vor dem Mittagessen ging ich fröhlich zu meiner Tante Grete. Bei meiner Paten- und Großtante Grete hatte ich jedes Jahr ein Osterfest. Tante Grete war Waldarbeiterin und eine tolle Frau. Vielleicht meine persönliche Krösa-Maja. Am Nachmittag ging es in den Mengeringhäuser Wald und wir suchten Ostereier. Ich war immer faszinieret viele Eier doch der Osterhase verloren hatte und bemerkt nie, das Papa immer wieder dieselben Eier auf den Weg fallen ließ. Auf einer Wiese wurden dann die Eier gepülvert. Aber das fand ich doof, weil die schönen bunten Eier kaputt gingen. Dann ging es weiter durch den Wald. Ich lief oft vorweg und untersuchte etwas am Wegrand. Toll, dann wurde ich von meinen Geschwistern und Eltern überholt. Ich erinnre mich aber auch, dass es Momente gab, in denen ich trotzig zurückblieb, weil mir der Weg zu weit und mühsam war. Ich lief hinterher. Da fühlte ich mich allein und rannte schnell zu meinen Eltern. Und dann wieder vorne weg! Plötzlich bemerkte ich, dass jemand mit einem großen Hund entgegenkommt. Es dauert nicht lange, da suchte ich die Nähe der Eltern und nahm schnell Mamas Hand. An Mamas oder Papas Hand war auch ein großer Hund kein Problem. Hand in Hand mit Mama oder Papa, da fühlte ich mich sicher und geborgen. Wo mich einer bei der Hand nimmt, entsteht Vertrauen. Und das ist eine ganz wichtige Basis für unser Leben. Weil da, wo Vertrauen fehlt, die Herzens.Kraft zum Leben fehlt. Wenn ich vertrauen kann, dass andere zu mir halten, mich unterstützen, mich nicht hängen lassen: Da kann ich dann auch selbst Mut zum Leben haben. Der Prophet Jesaja nimmt eine solche Ur-Vertrauens-Erfahrungen als Bild für die Begleitung von Gott: „Ich bin der HERR, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir.” Wenn ich weiß, dass Gott mir nahe ist, wächst Vertrauen ins Leben. Und genau dazu will uns der Advent mit seiner besonderen Atmosphäre sensibleren: für das Urvertrauen in Gott. Nach dem Spaziergang gab es zum Kaffee „Frankfurter Kranz“ – statt mit Mandeln wurde er mit Schokostreuseln und bunten Zuckereiern verziert. Am Ostermontag ging ich den Kindergottesdienst und am Nachmittag fuhren wir nach Fuldabrück die Tanten und Onkels besuchen. Da war auch der Osterhase! Meine Kinderseele war zu tiefst beglückt und in mir war Frieden. Denke ich heute an das Ostern meiner Kindheit im lieben Elternhaus zurück, dann bin ich nur dankbar. Meinen Eltern vor allem. Und Gott. Noch heute lassen mich diese Erinnerungen glücklich sein und schenken mir Kraft. Wie diese Erinnerungen auf den Bildern: verschieden Ostern meiner Kindertage! Ich wünsche Euch allen eine gesegnete Osterzeit – der auferstanden HERR sei mit Euch!

(Br. Benedikt Müller OSB)

Ostern 1980 an der Hand von Papa und Mama im Mengeringhäuser Wald

Besonders mein Opa hat immer mit mir gespielt. Immer. Zu spielen hat mich wahrscheinlich zu der gemacht, die ich heute bin. Was habe ich gespielt, meine gesamte Kindheit lang. Ich habe eine ganz besondere Erinnerung an meine Spielzimmer, an mein Kinderzimmer, wie ich dort gelebt habe. Es gibt Fotos von mir in diesem Zimmer, das so sehr ICH bin wie kaum etwas anderes auf dieser Welt. Ich verkleidet unter meinem Hochbett, ich als Harry Potter Verschnitt, ich inmitten von Milliarden kleinen LEGO Steinen, ich inmitten einer selbst inszenierten Playmobil Stadt, die ich stolz und noch heute frage ich mich warum, „Schellenberg“ nannte. Warum bitte dieser extrem kreative Name? Schellenberg? Im Ernst?! Warum nicht Utopia, New Helli, Helli City, Futura, was auch immer… Wie man Städte eben nennt, wenn man glaubt größenwahnsinnig Fantasie zu leben. Aber nein, meine Stadt hieß eben Schellenberg, Sie beinhaltete einen Zoo, eine Schule, eine afrikanische Safari Station, einen Flughafen, der nur aus einem Flugzeug bestand, weil ich den richtigen Flughafen nie besaß, einen Kindergarten, eine mittelalterliche Burg, meinen heiß und über alles geliebten Pferdehof, einen Zirkus ohne Zirkuszelt, die Arche Noah, ein Piratenschiff, eine Buslinie, einen Cowboy Bezirk, vereinzelte Geschäfte und Marktstätte und ein einziges Haus, das aus einem alten Puppenhaus bestand. Wo die anderen Menschen gelebt haben, kann ich schlichtweg nicht sagen, sie sind einfach 24/7 in der Stadt herumgelaufen, ohne jemals zu Hause anzukommen. Rastlos sozusagen. Sie hustleten in Schellenberg umher. Ich habe diese Stadt geliebt. Ich habe die Menschen geliebt, die sie füllten, ich hatte meine Lieblingsfiguren, die in Schellenberg ein Leben führen konnten, das ich mir vorstellte. Ich konnte jede Rolle übernehmen. Die vom Busfahrer, die von der Lehrerin, die der Tierpflegerin, die des Tierpflegers, die des Zirkusdirektors, die des Clowns, die der Akrobatin, die des Bankräubers, die des Kindergärtners, die der Eltern, ich konnte Ritter sein und Burgfräuleins retten oder in die Freiheit reiten. Ich war Cowboy im Western Bezirk Schellenbergs, erschuf Realitäten, die eine normale Stadt mit diesem langweiligen Namen wahrscheinlich nie erleben würde. Schellenberg klingt jetzt nicht nach place to be und Nabel der Welt. WELCOME TO FABULOUS SCHELLENBERG – nee.. In meinem Kopf aber alles möglich. Ich als Siegerin meiner Gedanken. Eine Stadt des Friedens, ohne Konflikte, wenn, dann hatten sie maximal Schulhofcharakter und wenn es dann mal böse Menschen gab, wurden sie von meinen Polizei Figuren keck geschnappt, bekehrten sich und wurden wieder zu guten Menschen, engagierten sich im Zoo und verkauften Eis an die Kinder. So einfach ging das. Da kam wohl mein Bedürfnis nach Harmonie und einer funktionierenden sozialen, engagierten, friedvollen, offenen, diversen Gesellschaft heraus.

Und heute? Heute spiele ich nicht mehr. Ich spiele nicht mehr mit diesen Figuren, Schellenberg ist eine Art Atlantis meiner Kindheit, liegt am Grund meiner Fantasie. Existiert es noch? Ich weiß es nicht. Wie war das früher? Ich ging nach hause und spielte. Spielte alleine oder mit Opa Lu oder Hannah oder Nele oder Paul oder Lars oder Marie oder Papa oder Marcella oder Frederic oder Theresa oder Justus oder Carina. Dann hörte ich auf.

Zu spielen gehörte nicht mehr zu meinem Leben. Das sollte plötzlich vorbei sein einfach so. Spielzeug verschwand in den großen Kisten, wurde nicht mehr angerührt. Kindheit feierlich begraben.

Ich habe eine Lebensrealität verlassen, die ich so nie wieder erleben werde. Mittlerweile übernehme ich Verantwortung, ich habe einen Plan, lebe eine andere Art des Lebens. Aber schließt das meine Fantasie aus? Nein, ganz im Gegenteil. Vielleicht hat dieses Spielen meine Fantasie erst entwickelt. Vielleicht ist sie der Grund, warum ich heute so gerne mit Sprache spiele. Vielleicht hat sie einen Grundriss erbaut, den ich heute individuell weiterbaue. Und vielleicht ist das eine wichtige Erkenntnis. Warum sollte ich aufhören Kind zu sein? Warum sollte ich aufhören mir in meinem Gedankenpalast Städte zu bauen, die Menschen vereinen? Vielleicht bin ich heute in der Lage genau das Realität werden zu lassen. Durch mein Handeln, durch meine Visionen. Wenn ich es als Kinder erträumen konnte, warum sollte ich es einfach so fallen lassen? Warum nicht in der heutigen Welt genau die Werte verinnerlichen, die es mir ermöglichten zu träumen und wahre Utopien zu erschaffen? Was ist dieser Wert, der mich so handeln ließ? Es war der Wert der Liebe. Liebe an die Menschen. Liebe an die Welt.

„Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber am stärksten unter ihnen ist die Liebe.“ (1 Korinther 13, 11ff.)

(Helena Minner, Jahrespraktikantin)

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Anfang feiert die Kirche das Schutzengelfest. Aus diesem Grund möchten wir in diesem Monat unsere Sonntag-Impulse im Zeichen der ENGEL für Euch gestalten. Die Engel meiner Kinderzeit haben sich tief in meine Seele sanft gewoben. Wenn ich so an meine Kindertage denke und überlege wann in meinem Leben mir die Engel in die Gedanken kamen, dann muss es in diesen Tagen, also in der Herbstzeit bis hinein in die Adventszeit gewesen sein. Noch heute sehe ich die schönen Herbsttage im Garten meiner Kindheit vor mir. Besonders wenn am Morgen sanfter Nebel über der Wiese und um die Johannisbeere-und Himbeersträucher lag. Als Kind kam es mir vor, dass der Nebel sanft in den Himmel hinaufschwebte und ich dachte mir: So muss es mit dem Engel, wenn sie mit sanften Flügelschlag zu uns auf die Erde kommen, um uns behüten. Zur Schlafzeit hat meine Mutter mir immer eine Geschichte vorgelesen und wir haben miteinander gebetet. Abendrituale sind für die Kinderseele nicht zu unterschätzen und noch heute sind diese Erinnerung in mir. Manchmal sang Mutti auch ein Abendlied. Nach dem GUTE-NACHT sagen habe ich mich ins Bett gekuschelt. Gut, dass mein Kuscheltier Schnuffi da war. Die Fenster in meinem Kinderzimmer hatten keine Jalousien. Ich konnte aus meine Bett den herbstlichen Sternenhimmel sehen und manchmal leuchtet der Mond hinein. Ich war dann immer ganz zufrieden und dachte mir. Bei den Sternen ist der liebe Gott und der liebe Gott achtet auf dich. In meinem Kinderherzen spürte ich: „Jetzt steigen die Engel still bei Nacht Schritt für Schritt die Leiter vom Himmel zur Erde herunter, um uns Menschen zu beschützen.“ Behütet sein, ein tiefer Wunsch der Menschenkinder-Seele. Davon erzählt auch der Abendsegen aus der Kinderoper „Hänsel und Gretel“. Gott sendet uns seine Engel, damit sie uns behüten. Amen. Halleluja!

(Br. Benedikt Müller OSB)