Heute feiern wir auch den Oktavtag von Weihnachten und somit das Hochfest Marien,
der Mutter Gottes
Der Engel des Aufbruchs
Es ist eine Ursehnsucht im Menschen, sich einmal gemütlich niederzulassen und sich für immer
einzurichten, einmal geborgen und daheim zu sein. Wo es dem Menschen gefällt, dort möchte
er seine Zelte aufschlagen und immer dortbleiben. Aber zugleich weiß er auch, dass er sich
hier in dieser Welt nicht für immer einrichten kann. Er muss sich ständig von neuem auf den
Weg machen. Er muss immer wieder aufbrechen. Er muss die Lager, die er aufgebaut und in
denen er sich wohnlich eingerichtet hat, abbrechen, um auf seinem Weg weiterzukommen.
Aufbruch setzt einen Abbruch voraus. Altes muss abgebrochen werden. Es kann nicht immer
so weitergehen. Ich kann nicht immer dortbleiben, wo ich gerade bin. Solange wir auf dem
Weg sind, müssen wir immer wieder unsere Zelte abbrechen, um in neues Land aufzubrechen.
Jeder Aufbruch macht zuerst einmal Angst. Denn Altes, Vertrautes muss abgebrochen werden.
Und während ich abbreche, weiß ich noch nicht, was auf mich zukommt. Das Unbekannte
erzeugt in mir ein Gefühl von Angst. Zugleich steckt im Aufbruch eine Verheißung, die
Verheißung von etwas Neuem, nie Dagewesenem, nie Gesehenem. Wer nicht immer wieder
aufbricht, dessen Leben erstarrt. Was sich nicht wandelt, wird alt und stickig. Neue
Lebensmöglichkeiten wollen in uns aufbrechen. Sie können es aber nur, wenn alte Muster
abgebrochen werden. Heute haben wir den Engel des Aufbruchs nötig, der uns Hoffnung
schenkt für unsere Zeit und uns den Aufbruch wagen lässt. Oftmals wirst Du zögern, weil Du
nicht weißt, wohin der Weg führen wird. Dann mag wohl der Engel des Aufbruchs Dir zur Seite
stehen und Dir Mut für Deinen eigenen Weg zusprechen. „Denn Engel wohnen nebenan, wohin
wir immer ziehen!“ schrieb einmal die Dichterin Emily Dickinson. (P. Anselm Grün OSB)