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„Ein Buntstift, auch Farbstift genannt, ist ein Schreib- oder Zeichengerät mit einer farbigen Mine (…). Als Hülle der Mine wird häufig ein lackiertes Holz (…) verwendet.“  So steht es bei Wikipedia.

Das klingt sehr nüchtern und beschreibt nicht die Faszination, die eine Kiste mit neuen Buntstiften auf mich ausübt. Es sieht schön aus, wenn die neuen Buntstifte so schön nach Farben sortiert, alle angespitzt und gleich lang nebeneinander liegen. Ich streiche dann gerne fast ehrfürchtig über die neuen Stifte und würde die Kiste am liebsten wieder verschließen und in den Schrank legen – damit sie so schön bleiben.

Wie anders sieht die Kiste mit den alten Stiften aus, manche kürzer, manche länger, manche mit gebrochener Mine, selten noch nach Farbverlauf sortiert – halt gebraucht.

Doch dann kommt mir in den Sinn, was ich alles mit ihnen gestaltet habe, wie sie meinen Bildern Lebendigkeit verliehen und mir geholfen haben, mich auszudrücken, wie gerne ich sie immer wieder in der Hand hatte.

Und während ich so über die Buntstifte nachdenke, kommt mir das Gleichnis von den Talenten in den Sinn, in dem ein Herr seinen Dienern während seiner Abwesenheit jeweils eine bestimmte Menge an Geld (Talente) anvertraut und nach seiner Rückkehr fragt, was die Diener damit gemacht haben.

Die ersten beiden Diener hatten die ihnen anvertrauten Talente verdoppelt, der dritte Diener aber hatte aus Furcht sein Talent vergraben, um es dem Herrn nach der Rückkehr zurückgeben zu können. Nachlesen könnt Ihr das Gleichnis im Matthäus (25,14-30) – und im Lukas (19,12-27) -Evangelium.

Ist es nicht mit den Buntstiften wie mit meinen Talenten?

Wenn ich die Buntstifte nicht benutze, sondern in ihrer Kiste lasse und sie ab und zu bewundernd betrachte, dann bleiben sie sicher immer so schön, aber sie können ihre Aufgabe, ihre Bestimmung nicht erfüllen.

Wenn ich also die mir anvertrauten Talente nicht nutze und zum Wohle anderer einsetze, wozu habe ich sie dann bekommen?

 

  • Was habt Ihr für Talente?
  • Womit könnt Ihr unserer Welt Farbe verleihen?

 

Denkt doch mal darüber nach….

 

(Priska Litwiakow, Freundin der Oase)

Kennt Ihr die Freunde Jesu?

Lazarus, der von Jesus auferweckt wurde, und seine Schwestern Maria und Marta?

Meist hören wir ihre Geschichten eher in der österlichen Bußzeit.

Mich aber haben die zwei Frauen immer sehr beschäftigt.

Da ist Jesus bei ihnen in Bethanien zu Gast – und sicher nicht allein, das Haus ist voll. Marta bewirtet alle Gäste, während Maria bei Jesus sitzt und seinen Worten lauscht.  Und auf Martas Beschwerde hin, dass Maria ihr doch helfen solle, scheint Jesus sie zu „maßregeln“, in dem er sagt: „Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.“ (LK 10, 38-42)

Ich kann mich gut in Marta eindenken – ging es mir doch früher oft so wie ihr. Als gute Gastgeberin, möchte sie – möchte ich, dass sich alle wohl fühlen und genug zu essen und trinken haben – wir haben alle Hände voll zu tun, hetzen uns ab, rennen durchs Haus und haben das Gefühl, alles allein erledigen zu müssen und Wichtiges zu verpassen – aber oft können wir nicht aus unserer Haut. Jesu Antwort auf Martas Beschwerde kam mir immer wie ein Schlag ins Gesicht vor. Ist ihr Verhalten falsch – muss sie etwas ändern?

Muss ich mich ändern?

Als junge Frau habe ich es versucht, habe gegen die „Marta“ in mir angekämpft. Ich wollte wie ihre Schwester Maria sein – und „den guten Teil“ gewählt haben. Aber es gelang mir nicht, mich komplett zu ändern – ganz im Gegenteil, ich wurde eigentlich nur schlecht gelaunt und unglücklich.

Und dann kam dieser eine Moment – ein SCHLÜSSEL-MOMENT – in dem ich das Evangelium von der Erweckung Lazarus mal wieder hörte und nicht darauf achtete, was mit Lazarus passiert, sondern bemerkte, wie stark Martas Vertrauen in Jesu und wie stark ihr Glauben an ihn und seine Kraft ist. Das war mein SCHLÜSSEL.MOMENT. Seitdem habe ich immer mehr versucht, der „Marta“ in mir eine Heimat zu geben und bin mit ihr ausgesöhnt – und so konnte ich auch die „Maria“ in mir entdecken.

Unsere Welt lebt von den Gaben beider Frauen – und von diesen vielen SCHLÜSSEL.MOMENTEN, in denen es uns gelingt, unseren Blick zu ändern – oder besser zu weiten. Das sind die Momente, in denen wir spüren, dass Jesus uns aus dem „Kerker der Angst, Unsicherheiten und Zwängen“ führen kann, wenn wir an ihn glauben und ihm vertrauen.

 

O Schlüssel Davids, Zepter des Hauses Israel – du öffnest, und niemand kann schließen, du schließt, und keine Macht vermag zu öffnen: komm und öffne den Kerker der Finsternis und die Fesseln des Todes!

(O-Antiphon vom 20.12.)

 

(Priska Litwiakow, ehrenamtliche Mitarbeiterin in der OASE)