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Kurz nach der Verkündigung geht Maria übers Gebirge zu ihrer Base Elisabeth. Ein altes
Adventslied aus dem Eichsfeld erzählt von diesem Weg der Maria. Schwanger geht sie durch
einen Dornenwald. Eine alte Marienlegende. Nehmen wir’s ruhig als Gleichnis. Die Welt: ein
Dornenwald. Keiner kommt ohne Kratzer und Schrammen durch. Wir stoßen uns an Gefühlen,
an Menschen, an dornigen Erfahrungen. Wir suchen einen anderen Weg und landen doch
wieder in einem Gestrüpp. Eine Rüstung müsste man anhaben. Oder eine Tarnkappe wäre gut.
Oder irgendetwas, um mal um sich zu schlagen. Wir sind unversehens in solch Situationen
hineingeraten. Etwas in einem sagt: Da musst du durch! Eine andere Stimme sagt: Versuche
umzukehren! Ich merke: Ich stecke fest.
Eine Schwangere geht durch einen Dornenwald. Sie geht mit Gott schwanger. Und die Welt
treibt prächtig Blüten. Es duftet nicht mehr nach Blut, sondern nach Rosen. Man sieht nicht
mehr nur Wunden, sondern auch Wunder. In Weihnachten liegt eine alte Hoffnung. Die
Hoffnung auf wirklich rosigere Zeiten. Gott wird ausgetragen. Und die Welt wird erträglicher.
Fürchte Dich nicht, sondern jubele: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden!

(Br. Benedikt Müller OSB; Koordinator für „Jugend & Bildung“)

Wie Rosen im Schnee

Die schönste Geschichte über den heiligen Franziskus ist natürlich eine Liebesgeschichte. Zu Lebzeiten, als er noch nicht heilig war, aber schon erleuchtet von der Idee, sein Dasein in Armut zu fristen, also ungefähr im Jahr 1208, verliebte sich ein adliges Fräulein namens Klara in ihn. Sie hörte von dem jungen Wanderprediger, der seine reiche Kirche durch Besitzlosigkeit beschämte, und da sie selber noch ein idealistischer Teenager war, schwärmte sie sogleich für den Sonderling, der ihr sehr revolutionär vorkam. Diese Liebe war selbstverständlich verboten. Also musste eine Entführung der jungen Dame stattfinden. Franz, der ursprünglich Ritter werden wollte, erledigte das wacker im Stil der Zeit, wodurch aber das Problem nicht gelöst war. Denn er hatte sich bereits dem Herrgott als Mönch versprochen. Und so nahte der Schreckmoment, da er Klara eröffnete, sie dürften nicht dauernd zusammen sein, die Leute würden schon reden, am besten sie träfen sich erst wieder im Sommer zur Rosenblüte. Dazu muss man wissen, es war Winter. Doch kaum hatte Franz den unsympathischen Vorschlag gemacht, da erblühten, oh Wunder, im Schnee die Rosen.

Es ist vielleicht eine kitschige Kirchenromanze. Aber sie enthält eine urchristliche Botschaft, die die Kirche heute oft vergessen hat: dass die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Menschen sich nicht ausschließen. Dass das Liebesgebot alle Gesetze bricht. Dass die Gesetze nicht der Sinn des Christentums sind. Papstes Franziskus sagte einmal: „Erst kommt die Verkündigung der Liebe Gottes, dann die religiöse Pflicht.“

Diese Liebe aber ist nicht harmlos. Denn die berühmte Liebe, von der es im Korintherbrief heißt, dass sie langmütig sei und freundlich, dass sie alles ertrage und alles glaube, alles hoffe und alles dulde, hat Konsequenzen. „Sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, aber sie freut sich der Wahrheit.“  Die Rose ein Zeichen der Liebe.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Lebensmittel sind notwendig. Sie ermöglichen den Menschen zu leben und sich zu entwickeln. Wenn der Mensch gesund bleiben will, braucht er Nahrung. Er braucht Brot. Ich erinnere mich an die Sommerurlaube in meinen Kindertagen in Südtirol. Vor allem an das Vinschgauer Brot mit seinem wundersamen Kräuter- und Kümmelduft. Wenn wir zur Grünbachalm hoch über dem Pustertal wanderten, machten wir Station bei einer alten Bäuerin Namens Maria. Vor ihrem Haus war ein alter Backofen. Die gute Maria versorgt uns mit Milch und Brot. Ich erinnre mich: Bevor sie das Brot anschnitt, zeichnete sie ein Kreuz auf dem Brotlaib. Als Kind hat mich diese Geste sehr beeindruckt. Ein heiliger Moment in dem ich verstand: Brot ist eine kostbare Himmelsgabe. Eine Gabe, die wir zum Leben brauchen. Darum segnete die alte Maria ehrfürchtig das Brot.

Es kommt aber der Moment, dass ein Mensch nichts mehr essen kann. Sein Leib, kann die Lebensmittel nicht mehr aufnehmen. In dieser Situation braucht der Mensch eine andere Speise. Christus – das Brot des Lebens. Jesus sagte: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Er schenkt sich uns. So hat er es im letzten Abendmahl gestiftet. Unser tägliches Brot gib uns heute! Wir wissen, dass für die Rettung unseres irdischen Lebens ein Stück Brot Goldwert ist. Wir können ohne Brot nicht leben. Wie viel mehr wert ist dann aber das Brot des Lebens – Christus selbst – für unser ewiges Leben? … Es ist gratis, denn es ist Gottes Geschenk an uns, dass wir in der Eucharistie.

Wie schätzen wir die Eucharistie? Ist sie für uns eine fromme, tägliche Pflichterfüllung? Ist es ein kostbarer, heiliger Augenblick oder eine profane, christliche Tradition? Sollte die Eucharistie uns nicht so wichtig sein, dass wir sie nur mit offener Herzenstür empfangen, damit der HERR in uns einziehen kann. Es ist wichtig, Jesus als Brot des Lebens wahrzunehmen. Jesus kam nicht in die Welt, damit er der Welt irgendetwas gibt, sondern ER hat sich selbst gegeben. ER hat uns erlöst. Schauen wir erlöst, wenn wir die Eucharistie empfangen? Liegt Lebensfreude in unserem Blick? Oder blicken tief verschlossen Ernst drein?

Wenn wir zu tiefst glauben, dass Jesus das Brot des Lebens ist, dann ist das für uns auch eine Aufforderung, Brot für andere zu sein. Das Brot, das Jesus uns gibt, ist ein Geschenk an uns. Gott gab sein Leben in unsere Hände, damit wir leben. Es liegt an uns, wie wir unser Leben gestalten. Wir können es schlecht gestalten und wir können es gut gestalten. Jeder Mensch hat die Möglichkeit und die Freiheit, sich dementsprechend zu entwickeln – mit guten oder schlechten Eigenschaften. Es ist gut, wenn wir unser Leben so gestalten, dass wir eben zum Brot für andere werden.

Das Brot nimmt also bedingt durch die Eucharistie eine ganz besondere Stellung in unserem christlichen Glauben ein. Das Brot wird zum Zeichen des Lebens und der Gegenwart Gottes. Gott kommt uns in Jesus Christus ganz nah und wir dürfen und können ihn im Herzen empfangen.

Brotgeschichten finden wir nicht nur in der heiligen Schrift, sondern auch in vielen Heiligenlegenden. Der heilige Martin von Tours teilt Brot mit dem Bettler. Als in Myra große Hungernot herrschte, sorgt der heilige Nikolaus dafür, dass man genügend Korn von einem Schiffe bekommt, um Brot zu backen. Die heilige Hildegard von Bingen weist immer wieder in ihren Visionen und Schriften daraufhin, das Brot aus Dinkelmehl für den Menschen gesund und förderlich ist. Eine besonderes Brotwunder finden wir in der Vita der heiligen Elisabeth von Thüringen.

Die Legende erzählt, dass an einem kalten Wintertag die Landgräfin Elisabeth mit einem Korb voller Brot von der Wartburg hinab zu den Ärmsten nach Eisenach ging. Ihr Gemahl Landgraf Ludwig überraschte sie und verstellte ihr den Weg, denn er hatte ihr verboten, dem Volk Brot zu schenken. Er nahm der Landgräfin den Korb weg. Doch als Ludwig nun in den Korb schaute, fand er nicht wie erwartet Brot, sondern Rosen. Da verstand er: wie der Duft der Rosen mich im Winter erfreut, so erfreut Elisabeth mit dem Brot die armen Menschen. Sie bringt ein Licht ins Dunkel im Zeichen der Liebe. Eine Herzenstat. Später zieht Ludwig in den Krieg und stirbt. Elisabeth wird Witwe. Die Rose wird zum Zeichen der trauernden Liebe!

Elisabeths Leben macht sichtbar, was sonst im Schatten des Alltags leicht verschwindet: das Leid anderer. Die Begrenztheit unserer alltäglichen Aufmerksamkeit, die Krankheit und Leid oft ausblendet, wird geweitet. In Elisabeth begegnen wir einer achtsamen Persönlichkeit der Nächstenliebe. Ihr Wirken und Handeln ist von der Liebe zu Gott und den Menschen motiviert. Sie fordert eine uneingeschränkte und umfassende Innensicht auf die Not ihrer Zeit. Diese Innensicht lässt zu, dass der jeweils anwesende Mensch, zum Nächsten wird. Elisabeth von Thüringens Lebensweise regt uns daher an, neu über die Gemeinschaft mit Gott und mit anderen nachzudenken. Sie ist uns Vorbild, dass wir Brot für unseren Nächsten werden.

Das Backrezept, um Brot für unseren Nächsten werden, sind die Werke der Barmherzigkeit. Infolge des 800. Geburtstags von Elisabeth von Thüringen im Jahr 2007 überträgt der damalige Erfurter Bischof Joachim Wanke die christlichen Werke der Barmherzigkeit in unsere Zeit: Du gehörst dazu… Ich höre dir zu… Ich rede gut über dich… Ich gehe ein Stück mit dir… Ich teile mit dir… Ich besuche dich… Ich bete für dich… Barmherzigkeit heißt u.a. sensibel zu sein! Und das ist gerade so wichtig: Sensibel zu sein!  In einer Gemeinde, in einer Klostergemeinschaft, in der Familie, bei der Arbeit, im Freundeskreis und vor allem in der demokratischen Gesellschaft! Sensibel sein heißt: Die unausgesprochenen Worte ahnen können! Einen Blick dafür zu bekommen, ob jemand durchhängt oder traurig oder einsam oder ausgeschlossen oder arm oder krank ist. Und dann auf diese Menschen zugehen. Ihm zeigen: Du gehörst dazu! Ihm zuhören! Ihn loben, statt tadeln! In ihm das Gute sehen und nicht nur das Schlechte! Ihn zu motivierend, statt über ihn murren oder runterzuputzen gar bloßzustellen! Ihm glauben und anerkennen! Ein Stück des Weges mit ihm gehen! Mit diesem Menschen teilen! Einen Besuch abzustatten und nicht vorladen! Ehrlich sein, damit er aufrecht gehen kann! Für diesen Menschen beten und GUT über diesen Menschen reden!

Viele weitere NEUE Werke der Barmherzigkeit könnten wir noch hinzufügen, um Brot für andere zu werden.

Immer wenn wir daran denken, mit was wir andere erfreuen, sie aufmuntern oder stärken können, folgen wir Jesus nach und werden Brot für andere. Dann stellen wir fest: Das ist überhaupt nicht schwierig, sondern köstlich wie Brot!

Wir sollen dankbar sein für die Eucharistie, in der Gott mit seiner übergroßen Liebe für uns sorgt. Möge uns der Herr helfen, in unserem Leben Brot für andere und für uns selbst zu sein. Und möge der HERR uns und allen Menschen der Welt unser tägliches Brot schenken. Amen.