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Advent.Erinnerung

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Die Adventszeit in meinen Kindertagen war immer etwas Besonderes. Ich erfreue mich noch
heute an den vielen wundervollen Erinnerungen. Überhaupt sind meine frühsten
Kindheitserinnerungen, die Adventserinnerungen. Nach dem Totensonntag wurde es langsam
adventlich. Die ersten Plätzchen wurden gebacken und etwas Schmuck aufgestellt. Die
Schaufenster der Geschäfte und Straßen in meiner Heimatstadt Mengeringhausen wurden mit
Lichterketten geschmückt und doch blieb es bis zum 1. Adventssonntag noch alles still und
dunkel. Mein Vater schmückte immer am Samstag vor dem 1. Advent unser Haus. Sterne
wurden aufgehangen. Der Adventskranz gesteckt. Fensterbilder in die Fenster gehangen.
Tannengrün aufgestellt. Ich faltete Goldpapierstern um Goldpapierstern. Meine Mutter begann
nun von Tag zu Tag immer mehr Plätzchen und Stollen zu backen. Oft war es schon frostig
kalt oder es hatte sogar geschneit. Mutter sagte dann immer: „Die Frau Holle schüttelt die
Betten.“* Ich sehe den schiefen Kirchturm von St. Georg in Mengeringhausen vor meinen
Inneren-Augen. Prächtig und majestätsich-stolz ragt er in die Höhe. Um ihn herum stehen
die alten Fachwerkhäuser, aus deren Schornsteinen es in den Winterhimmel raucht. Als
Grundschulbub ging ich am 1. Advent in den Hauptgottesdienst in der Ev. Kirchengemeinde
Mengeringhausen und sang voller Freude das alte Adventslied „Macht hoch die Tür, die Tor
macht weit!“ Ich erinnere mich an den Brauch, dass ich als Kind immer einen meiner Pantoffel
am Abend ins Fenster stellen durfte. Meine Mama sagte mir dann: „Vielleicht legt der Nikolaus
oder das Christkind heute Nacht etwas in deinen Schuh.“ Am nächsten Morgen – kaum wach
– lief ich zur Fensterbank. Und tatsächlich oft lag ein Plätzchen, ein Dominostein oder eine
Mandarine im Schuh. Wunderbare Welt. Ich hörte meine Lieblings-Advents-Schallplatten rauf
und runter und vor allem mein Lieblingslied „Leise rieselt der Schnee“. Glückseligmachende
Momente. – Teil II folgt ☺ (Br. Benedikt Müller OSB)

Sonntags.Impuls: Hildegard von Bingen – Februar II

Erst Schnee, dann Regen, dann Frost, dann Nebel, dann Sonne! Der Schnee verdeckte kurz die Welt. Dann der Regen. Der Regen wäscht alles das Alte und Verbrauchte weg. Der Regen im Februar säubert. Eisig der Frost in den Februarnächten. Der Frost scheint alles einfrieren zu wollen. Träume und Vorhaben aus Eis legen oder sie zu konservieren. Dann der Nebel. Der Nebel verschleiert die Dinge – die Dinge, die unnötig geworden sind und belasten oder die Dinge die geheim sind, dass was keiner sehen oder wissen soll. Aber der Nebel verschleiert auch noch das, was im Geheimen neu wachsen will, aber noch Zeit braucht. Dann die Sonne. Sie will ans Licht holen und Klarheit schaffen. Es wechseln seltsam die Dinge im Februar und doch bekommt man die Ahnung des Frühlings mit allen Sinne zu spüren. Schnee, Regen, Nebel und Sonne – irgendwie muten sie alle an, als ob sie in diesem Monat etwas reinigen wollen bevor es ans Licht kommt oder verschwindet. Die Natur scheint sich selbst zu reinigen.

Laut Hildegard von Bingen steht der Monat Februar für die Reinigung und für einen klärenden Blick auf die Dinge. Nutzen wir in diesem Monat und schenken uns eine Zeit voller Achtsamkeit, um uns zu reinigen bzw. zu klären.

Nutze die Zeit und reinige deine Gedanken. Nutze die Achtsamkeit der Stille, um in deinen Gedanken nach alten Träumen aus deiner Kindheit oder aus der näheren Vergangenheit zu suchen. Welchen Traum wolltest du dir einmal erfüllen? Was wolltest du einmal tun? Welche Träume sind fast in Vergessenheit geraten? Wenn du möchtest, kannst du die Stille als Anlass nehmen, die Verwirklichung einiger Träume neu anzugehen und sie aufzuschreiben

Aus den Visionen der hl. Hildegard von Bingen:

Halte deinen Tempel mit Umsicht in Ordnung, damit jene Grünheit, in der du Gott mit Liebe empfängst, nicht Schaden nehme, weil Gott deine Seele sehr lieb hat.“

(Br. Benedikt Müller OSB)

Wie Rosen im Schnee

Die schönste Geschichte über den heiligen Franziskus ist natürlich eine Liebesgeschichte. Zu Lebzeiten, als er noch nicht heilig war, aber schon erleuchtet von der Idee, sein Dasein in Armut zu fristen, also ungefähr im Jahr 1208, verliebte sich ein adliges Fräulein namens Klara in ihn. Sie hörte von dem jungen Wanderprediger, der seine reiche Kirche durch Besitzlosigkeit beschämte, und da sie selber noch ein idealistischer Teenager war, schwärmte sie sogleich für den Sonderling, der ihr sehr revolutionär vorkam. Diese Liebe war selbstverständlich verboten. Also musste eine Entführung der jungen Dame stattfinden. Franz, der ursprünglich Ritter werden wollte, erledigte das wacker im Stil der Zeit, wodurch aber das Problem nicht gelöst war. Denn er hatte sich bereits dem Herrgott als Mönch versprochen. Und so nahte der Schreckmoment, da er Klara eröffnete, sie dürften nicht dauernd zusammen sein, die Leute würden schon reden, am besten sie träfen sich erst wieder im Sommer zur Rosenblüte. Dazu muss man wissen, es war Winter. Doch kaum hatte Franz den unsympathischen Vorschlag gemacht, da erblühten, oh Wunder, im Schnee die Rosen.

Es ist vielleicht eine kitschige Kirchenromanze. Aber sie enthält eine urchristliche Botschaft, die die Kirche heute oft vergessen hat: dass die Liebe zu Gott und die Liebe zu den Menschen sich nicht ausschließen. Dass das Liebesgebot alle Gesetze bricht. Dass die Gesetze nicht der Sinn des Christentums sind. Papstes Franziskus sagte einmal: „Erst kommt die Verkündigung der Liebe Gottes, dann die religiöse Pflicht.“

Diese Liebe aber ist nicht harmlos. Denn die berühmte Liebe, von der es im Korintherbrief heißt, dass sie langmütig sei und freundlich, dass sie alles ertrage und alles glaube, alles hoffe und alles dulde, hat Konsequenzen. „Sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, aber sie freut sich der Wahrheit.“  Die Rose ein Zeichen der Liebe.

(Br. Benedikt Müller OSB)