Wenn ich an Seile denke, kommen mir als Pfadfinderin gleich Jurten in den Sinn und die großen Zeltbauten, die wir daraus auf Lagern bauen. Irgendwie verrückt, dass mit ein paar Baumstämmen, vielen Jurtenplanen und einigen Seilen solche riesigen Konstruktionen möglich sind.
Den Jurtendom auf dem Foto haben wir im DPSG Stamm St. Michael in Marburg im Herbst 2020 gebaut. Nach einer Woche Aufbau wurde am Sonntag ein großer Aktionstag mit allen Kindern und Jugendlichen veranstaltet. Staunende Blicke und beeindrucktes Kopfschütteln blieben beim Betreten des Zeltes natürlich nicht aus und ich schaue selbst immernoch fasziniert auf die Fotos. Wie haben wir das geschafft?
Gemeinsam. Wir haben gemeinsam an einem Strang gezogen, hier sogar nicht nur sprichwörtlich, und sind so unserem Ziel immer nähergekommen. Jede:r hat tatkräftig mitgeholfen und sich mit den persönlichen Fähigkeiten eingebracht. Gemeinsam haben wir es geschafft. Wie viele Seile wir dazu gebraucht haben weiß ich nicht, aber ohne sie würde der Jurtendom wohl kaum halten. Und sogar jedes einzelne Seil spiegelt die Gemeinschaft wider. Es besteht aus vielen dünnen Fäden, die wieder und wieder gekordelt und zusammengeführt werden. Erst gemeinsam sind die einzelnen Fäden reißfest und stark, sodass sie unser Werk fest zusammenhalten.
Auch außerhalb der Pfadfinderwelt begegnet mir die Frage immer wieder. Kathedralen, Pyramiden, Wolkenkratzer, Schlösser und kilometerlange Brücken. Wie haben die Menschen das geschafft? Auch hier scheint die Antwort wieder passend. Gemeinsam. Kein Mensch allein hat dies erbaut, sondern viele Menschen haben gemeinsam auf dieses Ziel hingearbeitet und Großes geschaffen.
Mit einem Blick in die Natur kommt die Frage erneut auf, doch deutet sie hier auf etwas anderes hin. Hohe Berge, endlose Weiten, wunderschöne Blüten und prächtige Wälder. Wie hat Gott das geschaffen? Wie Gott das geschaffen hat ist und bleibt mir ein Rätsel, aber dass Gott das geschaffen hat, dafür bin ich dankbar. Gemeinsam dürfen wir uns jeden Tag daran erfreuen und uns dafür einsetzen, dass diese wundervolle Schöpfung erhalten bleibt. Sollten wir dazu nicht auch stärker an einem Strang ziehen und uns nicht im Tauziehen verlieren?
(Jacqueline Wolf, Teamerin in der OASE)