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Die symbolischen Bilder, die die Visionen der hl. Hildegard von Bingen durchziehen, sind stark und sprechen mich innerlich an. Hildegards Bilder sind bodenständig und ganzheitlich. Sie stehen so in einer klaren Tradition der benediktishcen Klosterspiritualität. Ist der Monat August ein launischer Fürst? In diesem Jahr wohl ehr ein hitziger Fürst! Vielleicht gönne ich mir in diesen heißen Tagen eine Zeit der Achtsamkeit und höre in mich hinein, um diesen Monat zu spüren. Wie geht es mir körperlich und seelisch? Auch wenn es in diesen Tagen noch nicht zu spüren ist: Dieser Sommer liegt im Sterben. Spüre ich bereits in den kleinen Zeichen der Natur sein baldiges Ende? Auch wenn die Hitze mich schweißtreibend ermattet, sollte ich nicht doch noch die Sommer.Welten genießen bevor es Herbst wird? Sonne tanken, Farben sammeln und Wörter für die kalten Wintertage suchen? Ich darf dankbar sein, dass trotz der Hitze die Felder bestellt waren und das Korn schon geerntet ist. Noch überwiegt das Grün in der Natur, auch wenn ausgedörrt ist, bald wird es sich wandeln. Gerade der Hauch von Kühle am frühen Morgen und späteren Abend, der für den nahenden Herbst steht, mahnt mich, die Fülle und Lebenskraft in Demut zu genießen. Der fürstliche August mit seiner schöpferischen Reifeprüfung in der Natur ist ein Bild dafür, dass wir uns auch des eigenen Gelingens bewusstwerden, denn Gott hat uns viele Talente geschenkt und im Laufe dieses Jahres durften wir sicher viel an Kre-Aktiven in uns aussäen und wachsen lassen. Bald ist die Zeit der Ernte. Unsere Talente (laut Hildegard Werke) haben sich entwickelt oder weiterentwickelt (laut Hildegard die Vollendung vollkommender Werke). Gott (Hildegard beschreibt Gott mit die Grünheit der Welt) schenkt unsere die Talente (laut Hildegard Reifung). Denn wenn etwas in der Natur wachsen und reifen soll, dann muss neben den schöpferischen Elementen – Wasser, Erde, Luft und Feuer – vor allem der Schöpfersegen drauf ruhen. Der August, der Monate der innerlichen und äußerlichen Reife.

(Br. Benedikt Müller OSB)

 

Aus den Visionen der hl. Hildegard von Bingen:

„Das erste Keinem eines gerechten Verlang fliegt durch die Seel wie der Wind; der Geschmack des guten Willens spielt in ihr wie die Luft, und die Vollendung vollkommender Werke grünt in ihr, wie die Grünheit der Welt, die zu weiterer Reifung wächst.“

 

Der Sommer legt sich übers Land

wie eine große, warme Hand,

voller Geschenke,

seitdem ich denke.

 

Ob die Zikade, wenn sie singt,

weiß, dass sie mit dem Tode ringt?

Noch blüh´n die Felder,

hoch steh´n die Wälder.

(Rainhard Fendrich)

 

Der August ist auf die Bühne des Jahres getreten. Nicht leise, nicht still. Sondern mächtig und stark. Hildegard von Bingen, die Propheta Teutonica, beschreibt den August mit einem mächtigen Fürsten – einen starken Löwen. Kraftvoll sind ihre Bilder für diesen Monat. Noch einmal heizt er mit voller Hitze der Erde ein. Hildegard von Bingen vergleicht also den August mit mächtiger Kraft aber voller sommerlicher Freude. Ein schönes Bild, das in seinem Innerlichen auch uns entspricht. Ein Bild, dass auf unseren inneren Kern hinweist. Denn, wenn du deine eignen Kräfte innerlich wahrnimmst und somit verinnerlichst, dann kannst du daraus kre-aktiv schöpfen und schöpferisch werden und deinen Alltag gestalten.

Und doch ist da eine andere Seite! Der Monat August leitet bereits den Spätsommer oder den Altweibersommer ein. Die Tage werden kürzer, auch wenn die Sonne am Mittag noch hoch am Himmel steht. Wir können dies bereits in den kühleren Morgenstunden feststellen oder am Abend, wenn es sich schneller abkühlt. Somit treffen im August zwei Extreme aufeinander: Die Hitze des Sommers und die Kühle des nahenden Herbstes!

In der Schule der Achtsamkeit will der August uns etwas ganz Bestimmtes lehren! Wir sollten diesen Monat dazu nutzen und achtsam zu in uns schauen. Innerlich schauen auf unsere Möglichkeiten, d.h. inwieweit wir eine Freude in unser Leben einziehen lassen. Freude, um kre-aktiv zu leben und innerlich bei uns zu wohnen. Wir sollten gleichzeitig auch diesen Monat nutzen, um die Kraft und den Zauber des Sommers in uns aufzunehmen. Der August will uns schon eine Zeit der Vorbereitung auf den Herbst schenken. La dolce vita – noch einmal Sommer… Genieß ihn, dann trägt dich deine Lebensfreude auch durch den Herbst und stärkt dich für den Winter, der langsam am östlichen Horizont des Jahres mit seinen Wolken sanft, wie ein Dieb in der Nacht, erscheint.

(Br. Benedikt Müller OSB)

 

Aus den Visionen der hl. Hildegard von Bingen

“Der achte Monat kommt in voller Kraft herauf, einem mächtigen Fürsten gleich, der sein ganzes Reich in der Fülle der Macht beherrscht. Daher strahlt die Freude aus ihm. Er, der dahinbrennt in der sengenden Sonne, zieht schon, einer gewissen Feuchtigkeit wegen, den Tau nach sich. Auch kann er schreckliche Gewitter bringen, weil die Sonne sich wieder ihrem Niedergang zuwendet.”

 

Der siebente Monat hat durch die sengende Sonne gewaltige Kräfte. Es ist Juli. Die Mittsommertage liegen hinter uns. Das Jahr ist in seiner Mitte. Halbzeit und doch geht es schnell Schritt für Schritt weiter. Wenn wir in den nächsten Wochen aufmerksam durch den Garten oder durch die Natur gehen, dann sehen wir wie langsam die Früchte auf Bäumen und Sträuchern reifen. Das Gemüse im Garten wächst heran. Das Grün voll ausgewachsen. Es riecht und schmeckt nach Sommer. Der Juli ist ein leidenschaftlicher Monat. Sommer Sonnenzeiten – warm und schön mitunter heiß bis hitzig. Die Juli-Hitze ist nützlich und gefährlich zugleich. Nützlich, da sie alle Früchte reif macht. Gefährlich, weil die Hitze die Natur trockenlegt. Die Spuren der Dürre sind deutlich in Wald, Feld und Garten zu sehen. Trockenheit und Waldbrandgefahr. Ist es nicht ambivalent? Sonnenschein und wolkenloser Himmel empfinden wir als wunderbar und preisen das gute Wetter und doch hat dieses gute warme Sommerwetter auch die andere Seite der Medaille: Es ruft die Schattenseite des Sommers in der Dürre herauf. Der Juli hat wie bereits beschreiben, eine austrocknende Hitze. Diese Kitze kann aber auch zu heftigen Unwettern mit Regen wechseln. Die Sommermonate Juni – Juli – August vergleicht Hildegard mit der Lebensmitte des Menschen. Die Jahreskreismitte lässt schon die kommende Ernte ahnen, genauso wie in der Lebenskreismitte der Mensch langsam in die Phase der Ernte kommt.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Aus den Visionen der hl. Hildegard von Bingen

„Der siebente Monat hat durch die segnende Sonne gewaltige Kräfte. Er macht die Früchte der Erde reif und trocken. Und er ist ausdörrend durch Stürme und Trockenheit, die mit Regen wechseln.“

„Der siebente Monat ist nützlich für alle Früchte der Erde. Wenn die Werke des Menschen ehrenhaft sind, sind sie wie reife Früchte, aber wie vertrocknete Früchte sind sie, wenn sie Verwirrung stiften.“