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Der dritte Monat ist ein Unruhestifter. ER gleicht dem jungen Menschen in der Zeit der Pubertät. Die heilige Hildegard fasziniert immer wieder durch ihre ganzheitlichen Vergleiche zu anthropologischen Bezügen. Der Mensch, der in der Mitte seiner Jugend steht, vergleicht die weise Nonne mit einem jungen Baum. Der junge Baum der zunächst aufblüht, um dann später reife Früchte trägt. Wie der Baum ist der Mensch den Stürmen der Elemente ausgesetzt. Es ist nun wichtig, dass der Mensch sich wie der Baum in seinen jungen Jahren auch tiefverwurzelt und einen Standpunkt entwickelt hat. Familie, Freunde, Vereine und Gemeinschaft sind er Nährboden für diesen Standpunkt in der Lebens.Gesellschaft.

Das Symbol des Baumes für den Menschen ist ein Urbild. Darum ist es nicht verwunderlich, dass Hildegard dieses Bild aufgreift. Stellen wir uns einen jungen Baum im Garten des Lebens einmal konkret vor unserem innerlichen Auge vor. Wenn wir den Stamm des Baumes betrachten, dann wissen wir, dass sich der Stamm bis unter die Erde fortsetzt. Dort teilt er sich dann in Wurzeln, die sich weit ins Erdreich verzweigen. Der Baum verwurzelt sich. Er verbindet sich mit der Erde. Er bekommt einen Standpunkt im Leben. Die Wurzeln geben ihm nicht nur einen sicheren Stand, sondern sie sind auch mit der Erde verbunden. Mit ihnen holt sich der junge Baum seine Energie und Nahrung aus dem Boden der Erde. Alles Lebensnotwendige zieht er aus dem Boden in seinen Stamm bis in die Äste, damit dort die Früchte des Lebens aufblühen, wachsen und reifen können.

Vielleicht nutzen wir ja die Fastenzeit dazu einen Baum zu pflanzen.

Aus den Visionen der heiligen Hildegard von Bingen:

„Wer beim Erklettern eines Baumes zuerst nach dem höchsten Zweig greift, der wird zumeist in plötzlichem Sturze fallen. Wer aber bei der Wurzel aufzusteigen beginnt, der kommt nicht so leicht zu Fall, wenn er vorsichtig weitergeht.“

(Br. Benedikt Müller OSB)

 

Der Ginkgo ist ein Baum der aus dem asiatischen Raum stammt. Er ist der Vater aller Bäume. Der Ginkgo ist besonders berühmt durch ein Gedicht eines gewissen Johann Wolfgang von Goethe. Das Blatt des Ginkgo Baums zeugt von der Form zwei durch eins ausgedrückt. Genauso ist das Ginkgoblatt ein Symbol der Hoffnung, der Freundschaft und der Unbesiegbarkeit. Der Ginkgo ist während der Eiszeit in Europa zwar ausgestorben, aber übergesiedelt nach Asien konnte er überleben – Unbesiegbar. Ein besonderes Ereignis fand in Hiroshima statt. Schon wenige Tage nach dem Abwurf der Atombomben spross ein Ginkgobaum aus der verstrahlten Erde. Wieder Unbesiegbar und wieder ein Zeichen der Hoffnung. Genauso unbesiegbar und hoffnungsvoll ist der Glaube. Gott ist unsere Zuversicht und Hoffnung.

(Leonhard Knab, Jahrespraktikant)

Im Spätherbst, wenn alles Laub gefallen und zusammengeharkt ist, alle Stauden abgeschnitten und die Rosen angehäufelt sind und unser Garten für die „Winterruhe“ fertig ist und fast wie „tot“ wirkt, bleibt mir nur noch eine Arbeit: das Setzen der Tulpenzwiebeln.

Es ist für mich eine meditative Arbeit, die jedes Mal wieder Gedanken und Fragen des Karsamstags in mir anklingen und mich auf Ostern hoffen lässt. Diese Gedankensplitter möchte ich mit Euch teilen:

Zu Beginn überlege ich immer sehr genau, welche Tulpensorte ich wo setzen möchte, dass später die von mir gewünschte Wirkung hinsichtlich des Formen- und Farbspiels erzielt werden kann.

  • Wer bin ich Mensch, dass ich glaube, alles bestimmen zu können?
  • Wird meine Rechnung aufgehen?
  • Kann ich alles in meinem Leben genau planen?

Ich stecke diese eher unscheinbare trocken wirkende Zwiebel, die aus einer abgestorbenen Tulpe entstanden ist, in ein mit meinen Fingern gegrabenes Loch in die dunkle feucht-kalte Erde – in den Dreck – und bedecke die Zwiebel mit ihr.

  • Hier liegt sie nun, in dunkler Erde, wo kein Lichtstrahl hinkommt, verlassen, allein, wie im Grab. Das erscheint doch alles sinn- und hoffnungslos – wie Karsamstag, oder?
  • Ist das nicht so ähnlich wie mit dem Weizenkorn im Johannesevangelium (Joh 12,24)?

Und dann beginnt das Warten- den ganzen Winter lang. Ich kann gar nichts mehr tun, muss hoffen und vertrauen. Mal liegt Schnee auf den Beeten, mal fegt der Sturm darüber, mal ist der Boden tief gefroren – und ich sehe nicht, was im Geheimen geschieht. Doch plötzlich, fast wie über Nacht, wölbt sich die Erde und eine kleine sehr hell grüne Spitze wird sichtbar, die neue Tulpe beginnt zu wachsen. Manche kräftig, manche eher dünn, manche von Wühlmäusen angeknabbert…. und meine Vorfreude wächst von Tag zu Tag.

  • Das eigentliche Wunder habe ich nicht gesehen – es geschah in der Erde – vor meinen Augen verborgen, aber ich habe darauf gewartet und gehofft – eine Hoffnung, die sich erfüllte – so wie am Ostermorgen, oder?

(Priska Litwiakow)

Mit „Tiefe“ verbinden wir Vorstellungen und Erwartungen unterschiedlichster Art. Die Faszination eines Blickes von einem Berggipfel, aber auch die Beklemmung bei einem Blick in einen dunklen Brunnen. Wenn ein Baum wachsen will, muss er seine Wurzeln tief in die Erde eingraben, um einen festen Halt zu haben. Auch in jedem Menschen findet sich der Wunsch, in die Tiefe zu gehen, sei es in Freundschaften, im Glauben, in vielen Gesprächen. An diesem Wochenende wollen wir mit all unseren Sinnen etwas von unseren „Tiefen“ erspüren. Auf diesem Weg werden uns verschiedene kre-aktive Übungen begleiten.
Datum: 24.09 – 26.09.2021
Ort: OASE Abtei Königsmünster
Referenten: Br. Benedikt Müller OSB, Kristin Frese, Christian Lehmgrübner
Beginn: Freitag um 18.45 mit dem Abendessen
Ende: Sonntag gegen 13 Uhr nach dem Mittagessen
Diese Seminar wird auch als Kurs im Rahmen der OBERSTUFENAKADEMIE – STUDIUM GENERALE – WORKSHOP RELIGIONSPÄDAGOGIK angerechnet.

Heute ist etwas passiert, das mich furchtbar aufgeregt hat. Ich habe mich so geärgert, dass ich seitdem einen Klumpen voll Wut im Bauch trage. Jetzt ist der Tag vorbei und der Klumpen ist immer noch da. Es heißt, man soll Gras über die Sache wachsen lassen. Aber warum? Was hat Gras damit zu tun, dass mich jemand schlecht behandelt hat? Welche Eigenschaften hat Gras, das es dafürsteht, Dinge hinter sich zu lassen? Das offensichtlichste: Das Gras ist grün. Immer, egal zu welcher Jahreszeit und egal, wie grau der Himmel gerade ist. Gott hat uns die Farbe Grün als Zeichen der Hoffnung geschenkt. Als Zeichen dafür, dass alles wieder gut werden wird. Auch wenn es vielleicht Zeit braucht, bis die Wut im Bauch von anderen positiven Gefühlen ersetzt wird. Ebenso braucht das Gras Zeit zum Wachsen. Es ist so langsam, dass ich sein Wachstum kaum bemerke. Doch wenn ich dann nach einiger Zeit wieder hinschaue, ist es auf einmal viel höher. Genauso ist es mit den positiven Gefühlen. Erst sind sie gar nicht da, aber mit der Zeit werden sie unbemerkt immer größer. Aber dann kommt wieder eine Situation über die ich mich ärgere. Meine guten Gefühle werden kleiner und einfach verdrängt. So ist es auch beim Gras, wenn wir es nicht mähen. Es kann nicht riesengroß werden. Dann würde es umknicken, vertrocknen und sich selbst ersticken. Genauso ist es mit den positiven Gefühlen. Wenn wir nur sie hätten und es kein negatives Gegengewicht geben würde, könnten wir sie nur halb so gut spüren. Also, wenn ich mich das nächste Mal ärgere: Einfach Gras über die Sache wachsen lassen.

(Dorothee May)