Fasten.Impuls „Tulpenzwiebel“

Im Spätherbst, wenn alles Laub gefallen und zusammengeharkt ist, alle Stauden abgeschnitten und die Rosen angehäufelt sind und unser Garten für die „Winterruhe“ fertig ist und fast wie „tot“ wirkt, bleibt mir nur noch eine Arbeit: das Setzen der Tulpenzwiebeln.

Es ist für mich eine meditative Arbeit, die jedes Mal wieder Gedanken und Fragen des Karsamstags in mir anklingen und mich auf Ostern hoffen lässt. Diese Gedankensplitter möchte ich mit Euch teilen:

Zu Beginn überlege ich immer sehr genau, welche Tulpensorte ich wo setzen möchte, dass später die von mir gewünschte Wirkung hinsichtlich des Formen- und Farbspiels erzielt werden kann.

  • Wer bin ich Mensch, dass ich glaube, alles bestimmen zu können?
  • Wird meine Rechnung aufgehen?
  • Kann ich alles in meinem Leben genau planen?

Ich stecke diese eher unscheinbare trocken wirkende Zwiebel, die aus einer abgestorbenen Tulpe entstanden ist, in ein mit meinen Fingern gegrabenes Loch in die dunkle feucht-kalte Erde – in den Dreck – und bedecke die Zwiebel mit ihr.

  • Hier liegt sie nun, in dunkler Erde, wo kein Lichtstrahl hinkommt, verlassen, allein, wie im Grab. Das erscheint doch alles sinn- und hoffnungslos – wie Karsamstag, oder?
  • Ist das nicht so ähnlich wie mit dem Weizenkorn im Johannesevangelium (Joh 12,24)?

Und dann beginnt das Warten- den ganzen Winter lang. Ich kann gar nichts mehr tun, muss hoffen und vertrauen. Mal liegt Schnee auf den Beeten, mal fegt der Sturm darüber, mal ist der Boden tief gefroren – und ich sehe nicht, was im Geheimen geschieht. Doch plötzlich, fast wie über Nacht, wölbt sich die Erde und eine kleine sehr hell grüne Spitze wird sichtbar, die neue Tulpe beginnt zu wachsen. Manche kräftig, manche eher dünn, manche von Wühlmäusen angeknabbert…. und meine Vorfreude wächst von Tag zu Tag.

  • Das eigentliche Wunder habe ich nicht gesehen – es geschah in der Erde – vor meinen Augen verborgen, aber ich habe darauf gewartet und gehofft – eine Hoffnung, die sich erfüllte – so wie am Ostermorgen, oder?

(Priska Litwiakow)

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