05.01.: Abend.Stille

,

 

Abend … … Segen
Die Sonne eilt dem Westen zu

auf ihrer vorbestimmten Bahn

rasch senkt der Abend sich herab

und hüllt die Welt in Dunkelheit

(aus dem Hymnus der Vesper)

Wir flehn zu dir o höchster Herr,

ermüdet von des Tages Last.

Mit deinem Segen nehme uns

die Nacht in ihre Ruhe auf.

(aus dem Hymnus der Vesper)

Zeit des Übergangs

Zeit zwischen Tag und Nacht

Stille Zeit

Überstrahlt vom künstlichen Licht der Stadt,

erstickt im Lärm der Freizeit,

Zeit der Sorge,
der Angst, der Ungewißheit –

Stille Zeit.

Zeit der Rückschau

Zurückgeben und loslassen

was sich nicht mehr ändern läßt.

Zeit des Abschieds –

auch vom Leben

in dieser Welt, der sichtbaren.

Nachdenken und wachen,

sprechen und hören,

zuhören und schweigen.

Herr bleibe bei uns,

denn es will Abend werden,

sagen die Jünger von Emmaus

und es wird Abend,

wie einst,

im Saal,

als sie beieinander waren,

Pascha gedenken

Ich bin das Brot, das Lamm

und

Tut, sooft ihr eßt,
zu meinem Andenken

So tun sie,

zu dritt

und so sie tun

gehen ihnen die Augen auf,

verschwinden die Schatten,

wird der Abend zum Tor

zum Licht,

zur Freude,

die sie aufbrechen läßt,

zurück zu den Freunden,

die warten in Angst,

am Abend

des ersten Tages der Woche

am Abend

von Ostern

Worte,

gesprochen zu Menschen,

zugesprochen

von Mensch zu Mensch

Worte der Heilung,

des Heiles und der Liebe

Gute Worte

benedicere – segnen

bene dicere – gut sagen,

Gutes sagen:

Worte des Trostes, wo Trauer ist,

Worte des Friedens, wo Krieg und Spaltung sind,

Worte wie Sonnenstrahlen

in die Kälte der Zeit

in die Dürre der Seelen

und der Herzen.

Schweigen in die Sprachlosigkeit.

Nicht Zauber,

sondern Geist,

Liebe

aus einer Wirklichkeit,

die meinen Sinnen scheinbar

verborgen

mich doch schweigend

umgibt.

 

Ja

 

von Anbeginn.

Gutes Wort –

ohne Wenn und Aber.

 

 

 

O Gott, aus deinem klaren Licht

schufst Du für uns den hellen Tag.

Wir suchen Dich, des Lichtes Quell,

nun, da der Tag hinuntersinkt.

(aus dem Hymnus der Vesper)

 

Abend und Morgen, Licht und Dunkelheit ordnen seit Anbeginn die Zeit.

Mein Leben selbst gleicht dem Tag:

geheimnisvolle Dunkelheit des Ursprungs

wird Morgen, wird Mittag, Herbst und Abend

sind die Zeit der Erde, wer kann sie ermessen?

Der Nacht voran der Abend. Mit deinem Segen nehme mich die Nacht in ihre Ruhe auf,

in deren Mitte einst der Tag anbricht.

Mir zugesagt, zuletzt und von Anfang an, bevor ich war,

ein Licht der Hoffnung,

ein Morgenstern, der nicht mehr untergeht –

wie am Abend von Emmaus

 

Aufwachen

Aufbrechen

Aufstehen

 

hinein ins Licht.

 

Wenn unser letzter Tag sich neigt,

dann wehre Herr der Finsternis

und führe uns in deiner Huld

zum Licht, das keinen Abend kennt.

(aus dem Hymnus der Vesper)

 

Olaf Litwiakow; Referent der Oberstufenakademie)

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