„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“
Seit 20 Jahren ist die Oberstufenakademie der Abtei Königsmünster fest in der südwestfälischen Bildungslandschaft verankert. Hier bekommen junge Menschen ein Rüstzeug für ihren weiteren Lebensweg mit, das im normalen Getriebe des Schulalltags oft zu kurz kommt. Sog. „soft skills“ wie Kommunikations- und Teamfähigkeit, Rhetorik, Stil und Etikette sind nur einige der Kompetenzen, die ihnen mit Hilfe kundiger Referent*innen vermittelt werden. In den letzten Jahren hat Bruder Benedikt Müller OSB, der Leiter der Oberstufenakademie, das Angebot mit dem sog. „Studium Generale“ für Student*innen erweitert.
Am 28. Juni 2021 konnten 41 Absolvent*innen ihr Zertifikat über eine erfolgreiche Teilnahme an Oberstufenakademie bzw. Studium Generale in Empfang nehmen. Die Verleihung fand in diesem Jahr wieder in der Abteikirche statt, weil hier die Schutzmaßnahmen der Corona-Pandemie gut eingehalten werden können. Als besonderen Gast konnten wir in diesem Jahr Frau Sarah Borowik-Frank begrüßen, die auch die Festrede hielt. Sie kam in Zittau in einem Flüchtlingsheim zur Welt. Ihr Vater ist Bildhauer aus Tadschikistan, ihre Mutter Innenarchitektin aus der Ukraine. Sie ist die Enkelin der jüdischen Professorin und Lyrikerin Lia Frank und Nichte des jüdischen Filmemachers Herz Frank. Als Sarah vier Jahre alt war, zog ihre Familie nach Konstanz, da es in Zittau kein jüdisches Leben und keine aktive Gemeinde gab. In Konstanz fand sie in der Gemeinde von Shimon Nissenbaum ein zu Hause. Sarahs Leben ist geprägt von der jüdischen Kultur und der Erfahrung mit Antisemitismus. Ihr Anliegen, dem auch der Podcast https://hustletov.de/podcast/ gewidmet ist, ist es, jüdisches Leben in Deutschland sichtbar zu machen.
„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Ausgehend von diesem Satz erzählte Frau Borowik-Frank anhand ihres eigenen Namens von ihrer Lebensgeschichte und von spontanen Assoziationen, die Menschen beim Hören ihres Namens bekommen. Und kam dann zu ihrem eigentlichen Anliegen: die Namen derer zu erinnern, die oft namenlos geblieben sind, namenlose Opfer der Shoah, vergessen und ermordet von einem unmenschlichen Regime: „Würden wir jetzt jeden einzelnen Namen hören und zwei Minuten Redezeit für die jeweilige Lebensgeschichte geben, wären wir bei drei Millionen Minuten, das sind 50.000 Stunden. Das wären fast sechs Jahre, die wir ab jetzt, ununterbrochen, zuhören würden. Ohne zu schlafen, zu trinken, zu essen.“ Dass diese Namen genannt und nicht vergessen werden, das hat sich Sarah Borowik-Frank zur Lebensaufgabe gemacht, denn: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Die Zuhörenden in der Abteikirche waren sichtlich bewegt von ihren Worten. Wir danken Frau Borowik-Frank, dass sie sich Zeit genommen hat, Zeugnis zu geben über das, was sie bewegt.
Folgende Schulen und Universitäten stellen in diesem Jahr die Absolvierenden: Gymnasium der Benediktiner Meschede (1), Gymnasium St. Christopherus Werne (3), Anne-Frank-Gymnasium Werne (2), Gymnasium Johanneum Wadersloh (2), St. Ursula-Gymnasium Neheim (3), Gymnasium Sundern (10), Gymnasium St. Michael Paderborn (4), Gymnasium Maria Königin Lennestadt (1), Gymnasium Stadt Warstein (1), Walburgisgymnasium Menden (3), Liebfrauenschule Mühlhausen in Grefrath (1), sowie Studierende vom Theresia-Gerhardinger-Berufskolleg Warburg (6), vom Berufskolleg St. Canisius-Stift Ahaus (1), FH Meschede (1), Johannes-Gutenberg-Universität Mainz (1), Westfälische Wilhelms-Universität Münster (1). Allen Absolvent*innen wünschen wir Gottes Segen für ihren weiteren Lebensweg!
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