Die Schnecke, sie ist ein sehr zerbrechliches und sensibles Tier, die Fühler schrecken bei der kleinsten Berührung zurück. Das Schneckenhaus welches die Schnecken auf ihrem Rücken tragen ist für sie überlebenswichtig. Wenn das Haus beschädigt oder gar zerbricht ist es auch schnell mit der Schnecke vorbei. Die Häuser der Menschen sind für uns genauso überlebenswichtig. Wenn man kein zuhause hat leidet nicht nur der Körper unter dem Fehlen eines warmen und behaglichen zuhause, sondern auch die Seele. Es gibt keinen Ort zum entspannen und abschalten der Gedanken. Der Mensch leidet und so ist es auch sehr schwierig zu leben. Aber nicht nur materielle Häuser können ein zuhause sein sondern auch Menschen, ein Mensch der zuhört und der Verständnis für Situationen und Entscheidungen zeigt ist mindesten genauso wertvoll wie ein Haus. „Ich bin mein Haus“ heißt es im berühmten Lied von Rosenstolz, denn selbst wenn man alles hat was man sich erdenken kann, aber sich nicht selbst leiden kann wird man unglücklicher sein und leben als mit wenig Besitz und einer reinen Seele und dem Wissen ein Haus für sich selbst zu sein.

(Leonhard Knab, Jahrespraktikant)

Fang den Tag von heute

nicht mit den Scherben von gestern an.

Der Tag von gestern,

alle Tage und alle Jahre von früher sind vorbei,

begraben in der Zeit.

An ihnen kannst du nichts mehr ändern.

Hat es Scherben gegeben? –

Schleppe sie nicht mit dir herum!

Denn Sie verletzen dich Tag für Tag

und zum Schluss kannst du nicht mehr leben.

Es gibt Scherben, die wirst du los,

wenn du sie Gott in die Hände legst.

Es gibt Scherben, die kannst du heilen,

wenn du ehrlich vergibst.

Und es gibt Scherben,

die du mit aller Liebe nicht heilen kannst.

Die musst du liegen lassen!

Starte in diesen besonderen Tagen der Fastenzeit mit neuem,

neuem welches nicht in Scherben liegt.

von Leonhard Knab

Du bist verloren in einem Strom aus Zweifeln, Sorgen, all dem. Versuchst, allem zu entkommen. Gedankenstrom, ein Strudel. Alles verworren, du mittendrin – ausweglos. Niemand kann dir helfen, so scheint es. Du kreist um dich selbst. Wieder und wieder. Pausenlos, ohnmächtig. Du hast dich selbst zerlegt in diesem Chaos. Es ist dein Chaos. Du hast es erbaut und du bist es selbst. Es sind die Menschen um dich herum, es sind deine Gedanken, weil du keinen Ausweg siehst. Labyrinth.

Du streckst deine Hand aus. Verzweifelt. Augen groß, aufgerissen. Du atmest, dein Puls pulsiert. Herzschlag schneller, immer schneller. Du bist von Dingen umgeben, die du nicht steuern kannst. Nicht mehr jedenfalls, so scheint es.

Da ist noch immer diese Pandemie, die uns im Atem hält. Die uns voneinander trennt. Neuer Tag, neue Zahlen. Hoffnungen werden zerstört oder geraten in weite Ferne. Man hört immer vom Licht am Ende des Tunnels, Konzerttouren werden danach benannt. Kultur steht still und versucht sich im Chaos weiter zu bewegen. Wer weiß das schon?

Seit neustem ist da dieser Krieg. Man sieht Realitäten von Menschen, keine zwei Flugstunden von hier, die man mit Zeiten verbindet, die man für Immer besiegt haben wollte. Man hört KRIEG in einem Kontext, den man sich nie vorstellen konnte. Man wacht auf und liest diese Nachrichten, sieht diese Bilder, lauscht Pressekonferenzen, Kommentaren, Talk Shows. Ein Strudel der Niedergeschlagenheit. Hoffnungslosigkeit. Wo ist mein Ausweg? Ich erlahme. Wir, du – alle und alles um uns herum. Wo ist unser Glaube und woran glauben wir gerade? Woran lohnt es zu glauben? Woraus besteht diese Kraft? Wie gehen wir in dieser Zeit mit diesen Gefühlen um?

Du streckst deine Hand aus. Verzweifelt. Im Meer, das dich erdrückt durch seine Weite, in dem du so verloren bist. Du schwimmst ohne Ziel, ziellos. Augen groß, aufgerissen. Du atmest, dein Puls pulsiert. Herzschlag schneller, immer schneller. Du bist von Dingen umgeben, die du nicht steuern kannst. So scheint es.

Ich zeichne mit meinen Worten eine Weltuntergangsstimmung, den Niedergang. Ich schreibe von Hoffnungslosigkeit in einer Zeit, die uns taub macht. Egal was wir machen, diese Nachrichten umgeben uns. Und es ist wichtig, dass wir nicht einfach die Augen verschließen, auf eine andere Art taub werden. Menschen, wir, wir zeichnen uns durch unsere Gefühle aus. Wir erheben unsere Stimme, wir solidarisieren uns, wir mobilisieren den Frieden durch unser Tun. Wir halten uns an Regeln, um die Pandemie zu besiegen, um die Menschen zu entlasten, die auf den Intensivstationen die Leben der anderen retten. Jeden Tag ohne Pause. Wir kümmern uns um die Schwächsten unter uns. Jeden Tag, wenn wir merken, wie die Zeit vergeht, wird er schwerer. Aber da ist diese Kraft. Es ist das, was wir Glauben nennen, woran auch immer.

Egal was geschieht um uns herum, was uns niedermacht, was dazu führt, dass wir verloren sind, das unsere Zweifel wachsen lässt. Da ist etwas tief in uns.

Du schwimmst in diesem Meer. Verloren scheinst du, alles dunkel. Plötzlich Sonne. Plötzlich Licht. DU bemerkst, dass es schon immer da war, an deiner Seite. Du hast es nur vergessen, du hast es nicht in dich gelassen. Weil du dich von den Dingen, die du nicht ändern kannst so sehr hast einnehmen lassen, dass du dich selbst verlorst. Es ist menschlich. Dein Verhalten zeugt von Menschlichkeit. Es zeichnet dich aus.

Da ist noch etwas in uns. Da ist Glauben. Da ist Berufung. Da ist Licht. Da ist Hoffnung. In all der Dunkelheit.

Antworten auf die Fragen. Ein einfacher Satz. Der Rettungsring unseres Lebens.

ICH BIN DER, ICH BIN DA. (2 Mose, 3)

Wir? Du? Ich? Niemals allein. Immer von ihm umgeben. In allem was wir tun. In unserem Handeln. In der Inspiration, die wir erfahren. In den Menschen, mit denen wir uns zusammenschließen. Denen, die wir schützen. In denen, die wir lieben. In denen, mit denen wir das Glück dieser Erde erfahren. Die Erkenntnis Hoffnung.

ICH BIN DER, ICH BIN DA. (2 Mose, 3)

Rettend. Rettungsring. Im brennenden Dornbusch dieser Tage unter uns.

(Helena Minner, Jahrespraktikantin)

„Sie setzen jeden Abend deine Maske auf Und sie spielen, wie die Rolle es verlangt. An das Theater haben sie ihr Herz verkauft. Sie stehn oben und die unten schaun sie an. Sie sind König, Bettler, Clown im Rampenlicht. Doch wie’s tief in ihnen aussieht. Sieht man nicht…“ so beginnt Katja Ebsteins ESC-Theater aus dem Jahr 1980 (Platz 2 für Deutschland in Den Haag).  Oft kommt es mir vor, dass einige Zeitgenossen und sogar manchmal cih selbst in ihrem / meinem Alltag eine Maske tragen. Man spielt den Lieben, Netten, Frommen, den jeder mag, aber in Wahrheit denkt man anders. Manchmal trage ich auch eine Maske wie eine Tarnkappe um mich zu schützen, damit mein Inneres-Ich nicht angegriffen werden kann. Seit zwei Jahren trage ich nun eine ganz andere Form der Maske. Die Maske, die mein Leben schützen soll. Maske tragen. Masken aussetzten. Sich schützen – sich verstecken. Nicht ich, sondern ein anderer sein. Katja Ebstein singt in ihrem Lied „Theater“ weiter: „…Und der Clown der muss lachen, auch wenn ihm zum Weinen und das Publikum sieht nicht das eine Träne fließt. Und der Held der muss; stark sei und kämpfen für das Recht, doch oft ist ihm vor Lampenfieber schlecht.“ Nun – Theater hin oder her, wie dem auch sei: Nur einer kann hinter die aufgesetzte Maske blicken, und das ist Gott! Nur er weiß, wie es mir wirklich geht, wie mir zumute ist. Ihm kann ich nichts vormachen. Aber tröstlich ist es zugleich, dass ich weiß, Gott nimmt mich so an wie ich bin. Ich brauche mich nicht zu verstellen, ich brauche keine Maske tragen.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Die Gitarre hat mich immer schon fasziniert. Sie ist so vielseitig.

Die Gitarre kann solo und sie ist ein Begleitinstrument. Weich gezupft und hart geschlagen.

Klassisch, volkstümlich, modern und experimentell.

Menschen spielen sie virtuos oder freuen sich über einen neu dazugelernten Griff.

 

Zur Gitarre kann ich singen. Weshalb sie gerade auch im Kindergarten gern eingesetzt wird.

Die Gitarre drückt Emotionen aus und weckt sie. Feuriger Flamenco, verführerischer Tango, wilder Hardrock, poetisches Chanson, traditioneller Folk, durchkomponierte Klassik sind nur einige Beispiele für Gitarrenmusik.

 

Welche Lebensmelodie(n) spiele ich? Welche Saiten bringe ich in mir zum Klingen? Sind es mehr Dur- oder mehr Mollklänge?

Unser Leben ist nicht eintönig. Wir spielen viele verschiedene Melodien. Das macht unser Leben so reich. Wir dürfen mitsingen im großen wunderbaren Lied der Schöpfung Gottes.

Wir dürfen passiv und kontemplativ sein „While the guitar gently weeps“ (Beatles) und wir sind gefordert aktiv zu werden „Du kannst der erste Ton in einem Liede sein“ (C. Peikert-Flaspöhler/ R. Horn).

 

Die schönsten Melodien schreibt unser Leben, wo es von Gottes Liebe singt.

Gerade in diesen Tagen lasst uns Liebes- und Friedenslieder singen.

(Bernhard Hoppe, Schulseelsorger und Lehrer an der Bergschule St. Elisabeth Heiligenstadt)

 

Die Baumscheibe in unsere Hände ist ein Gleichnis für unser Leben. Der Querschnitt offenbart gut und schlechte Jahre. Der Baum besetzt die Kraft selbst in schwierigen Lebenslagen- und jahren zu wachsen und standzuhalten. Das Verwurzelt-Sein des Baumes in der Erde macht dies möglich. Der Baum steht bodenständig kraftvoll verwurzelt da. Der Baum muss den Stürmen des Lebens standhalten. Er muss gegen Borkenkäfer wehren, die sich durch seinen Stamm und Seele fressen wollen. Im Baumstamm entstehen Jahr für Jahr Ringe. Sie bilden eine hauchdünne, äußere Schicht unter der Rinde. Hier wächst dann ein Jahresring, der immer wieder das Neue verarbeiten und einbinden muss, weil das Leben weitergeht.

Die ersten Ringe des Baumes sind die Ringe seiner Kindheit, als er noch eine kleine Pflanze war. Diese ersten Ringe sind für ihn Rückgrat und geben ihm Stand. Ein Bild, das sich auf unser Leben wunderbar übertragen kann. Zu den innersten Ringen gehört auch die Bindung an Gott, der die Liebe ist. Gott hält in den Stürmen des Lebens zu uns. In Gott können wir bodenständig verwurzelt sein. Wir sind mit Gott verbunden, der uns Weggefährte in den guten und auch traurigen Tagen sein will.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Mit dem heutigen Aschermittwoch beginnt die vierzig tägige österliche Buß- und Fastenzeit. Die Asche ist nicht nur ein Symbol für Buße und Vergänglichkeit, sondern auch für Veränderung und Wiederauferstehung. Die Asche erinnert uns an die Vergänglichkeit und möchte, dass wir uns auf das Eigentliche und Wesentliche unseres Lebens konzentrieren.

Asche entsteht u.a. in den Holzöfen der Wohnzimmer oder beim Verbrennen von Kartoffelkraut auf dem Feld. Die Verbrennungsvorgänge und somit das Entstehen der Asche und ihre Weiterverwendungsmöglichkeiten erfahren wir kaum: Asche war und ist ein Reinigungsmittel oder ein guter Mineraldünger.

Einen kleinen Verbrennungsvorgang auf uns wirken zu lassen wäre doch mal eine Idee: Dazu nehmen wir einen alten großen Kochtopf und legen etwas drauf – vielleicht einen getrockneten Rosenstrauß und etwas altes Fallholz und trockene Blätter des letzten Herbstes. Es geht auch ein getrockneter Palmzweig oder ein Tannenzwieg vom letzten Weihnachtsbaum. Dann entzünden wir in unsern Kopf ein Feuer. Wir schauen dabei zu wie das, was einmal lebendig und wichtig war, zu Staub und Asche zerfällt.

Von Wernher von Braun (Raumfahrtingenieur) ist folgender Gedanke überliefert: „Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass nichts spurlos verschwinden kann. Die Natur kennt keine Vernichtung, nur Umwandlung.“ Die Reste unserer Asche werden in den Garten getragen, um der Erde etwas zurückzugeben für die Nahrung neuer Pflanzen und symbolhaft für das Weiterleben nach dem Tod. Der Garten ist somit ein Symbol der Vergänglichkeit als Verheißung für die Zukunft. An Ostern wird der Garten wieder langsam erblühen und an Pfingsten in seiner vollen Pracht stehen. So sind wir gemeinsam unterwegs vom  heutigen Aschermittwoch über Ostern bis zum Pfingstfest.

(Br. Benedikt Müller OSB – Koordinator für „Jugend & Bildung“ in der OASE)

Gerade heute lebt die ganze Welt in der Furcht vor einem neuen Krieg, der uns alle vernichten wird. Angesichts dieser Bedrohung setzen sich mehr Menschen denn je zuvor für Frieden und Abrüstung ein – das ist wahr, das könnte eine Hoffnung sein. (…)
Kein Wunder, dass wir alle Angst haben, gleichgültig, ob wir einer Großmacht angehören oder in einem kleinen neutralen Land leben. Wir alle wissen, dass ein neuer Weltkrieg keinen von uns verschonen wird, und ob ich unter einem neutralen oder nicht neutralen Trümmerhaufen begraben liege, das dürfte kaum einen Unterschied machen. (…)
So konnte es, traf es sich besonders unglücklich, zum Krieg kommen, nur weil ein einziger Mensch von Machtgier oder Rachsucht besessen war, von Eitelkeit oder Gewinnsucht, oder aber – und das scheint das Häufigste zu sein – von dem blinden Glauben an die Gewalt als das wirksamste Hilfsmittel in allen Situationen. Entsprechend konnte ein einziger guter und besonnener Mensch hier und da Katastrophen verhindern, eben weil er gut und besonnen war und auf Gewalt verzichtete.
Daraus konnte ich nur das eine folgern:
Es sind immer auch einzelne Menschen, die die Geschichte der Welt bestimmen. Warum aber waren denn nicht alle gut und besonnen? Warum gibt es so viele, die nur Gewalt wollten und nach Macht strebten? (…)
Liebevolle Achtung voreinander, das möchte man allen Eltern und Kindern wünschen. Jenen aber, die jetzt so vernehmlich nach härter Zucht und strafferen Zügeln rufen, möchte ich erzählen, was mir einmal eine ältere Dame berichtet hat. Sie war eine junge Mutter zu der Zeit, als man noch an den Bibelspruch glaubte: „Wer die Rute schont, verdirbt den Knaben.“

Im Grunde ihres Herzens glaubte sie wohl gar nicht daran, aber eines Tages hatte ihr kleiner Sohn etwas getan, wofür er ihrer Meinung nach eine Tracht Prügel verdient hat – die erste in seinem Leben. Sie trug ihm auf, in den Garten zu gehen und selbst nach einem Stock zu suchen, den er ihr dann bringen sollte. Der kleine Junge ging und blieb lange fort. Schließlich kam er weinend zurück und sagte: „Ich habe keinen Stock finden können, aber hier hast du einen Stein, den kannst du ja nach mir werfen.“ Da aber fing auch die Mutter an zu weinen, denn plötzlich sah sie alles mit den Augen des Kindes. Das Kind musste gedacht haben, „meine Mutter will mir wirklich weh tun, und das kann sie ja auch mit einem Stein.“ Sie nahm ihren kleinen Sohn in die Arme, und beide weinten eine Weile gemeinsam. Dann legte sie den Stein auf ein Bord in der Küche, und dort blieb er liegen als ständige Mahnung an das Versprechen, das sie sich in dieser Stunde selber gegeben hatte: „Niemals Gewalt!“

Ihr fragt, warum ich das alles erzähle. Es sollte ja vom Frieden die Rede sein. Ich glaube, das tut es auch in gewisser Weise. Immer noch gibt es viele Mütter und Väter auf der Welt, die ihre Kinder schlagen. Sie glauben, das sei gut. Sie meinen, Kinder würden artig und gehorsam durch die Schläge. Aber stattdessen werden sie zu Kindern, die gerne selber andere schlagen. Und sie machen weiter damit, wenn sie groß sind. Denn wie sollte einer, der sich als Kind an die Gewalt gewöhnt hat, zu einem friedlichen Menschen heranwachsen? Und wie soll es Frieden geben in der Welt, wenn es keine friedfertigen Menschen gibt? Zu Hause, in den Wohnungen, da muss der Friede beginnen. Ich glaube, es wäre gut, wenn ein Stein überall auf der Welt in den Küchenregalen läge und ich kenne eine Menge Staatsmänner und Politiker, die einen solchen Stein auf dem Küchenregal haben sollten. Überall auf der Welt, als Erinnerung für uns alle:  Niemals Gewalt!

aus „Niemals Gewalt!“ von Astrid Lindgren (1978)

 

Abend … … Segen
Die Sonne eilt dem Westen zu

auf ihrer vorbestimmten Bahn

rasch senkt der Abend sich herab

und hüllt die Welt in Dunkelheit

(aus dem Hymnus der Vesper)

Wir flehn zu dir o höchster Herr,

ermüdet von des Tages Last.

Mit deinem Segen nehme uns

die Nacht in ihre Ruhe auf.

(aus dem Hymnus der Vesper)

Zeit des Übergangs

Zeit zwischen Tag und Nacht

Stille Zeit

Überstrahlt vom künstlichen Licht der Stadt,

erstickt im Lärm der Freizeit,

Zeit der Sorge,
der Angst, der Ungewißheit –

Stille Zeit.

Zeit der Rückschau

Zurückgeben und loslassen

was sich nicht mehr ändern läßt.

Zeit des Abschieds –

auch vom Leben

in dieser Welt, der sichtbaren.

Nachdenken und wachen,

sprechen und hören,

zuhören und schweigen.

Herr bleibe bei uns,

denn es will Abend werden,

sagen die Jünger von Emmaus

und es wird Abend,

wie einst,

im Saal,

als sie beieinander waren,

Pascha gedenken

Ich bin das Brot, das Lamm

und

Tut, sooft ihr eßt,
zu meinem Andenken

So tun sie,

zu dritt

und so sie tun

gehen ihnen die Augen auf,

verschwinden die Schatten,

wird der Abend zum Tor

zum Licht,

zur Freude,

die sie aufbrechen läßt,

zurück zu den Freunden,

die warten in Angst,

am Abend

des ersten Tages der Woche

am Abend

von Ostern

Worte,

gesprochen zu Menschen,

zugesprochen

von Mensch zu Mensch

Worte der Heilung,

des Heiles und der Liebe

Gute Worte

benedicere – segnen

bene dicere – gut sagen,

Gutes sagen:

Worte des Trostes, wo Trauer ist,

Worte des Friedens, wo Krieg und Spaltung sind,

Worte wie Sonnenstrahlen

in die Kälte der Zeit

in die Dürre der Seelen

und der Herzen.

Schweigen in die Sprachlosigkeit.

Nicht Zauber,

sondern Geist,

Liebe

aus einer Wirklichkeit,

die meinen Sinnen scheinbar

verborgen

mich doch schweigend

umgibt.

 

Ja

 

von Anbeginn.

Gutes Wort –

ohne Wenn und Aber.

 

 

 

O Gott, aus deinem klaren Licht

schufst Du für uns den hellen Tag.

Wir suchen Dich, des Lichtes Quell,

nun, da der Tag hinuntersinkt.

(aus dem Hymnus der Vesper)

 

Abend und Morgen, Licht und Dunkelheit ordnen seit Anbeginn die Zeit.

Mein Leben selbst gleicht dem Tag:

geheimnisvolle Dunkelheit des Ursprungs

wird Morgen, wird Mittag, Herbst und Abend

sind die Zeit der Erde, wer kann sie ermessen?

Der Nacht voran der Abend. Mit deinem Segen nehme mich die Nacht in ihre Ruhe auf,

in deren Mitte einst der Tag anbricht.

Mir zugesagt, zuletzt und von Anfang an, bevor ich war,

ein Licht der Hoffnung,

ein Morgenstern, der nicht mehr untergeht –

wie am Abend von Emmaus

 

Aufwachen

Aufbrechen

Aufstehen

 

hinein ins Licht.

 

Wenn unser letzter Tag sich neigt,

dann wehre Herr der Finsternis

und führe uns in deiner Huld

zum Licht, das keinen Abend kennt.

(aus dem Hymnus der Vesper)

 

Olaf Litwiakow; Referent der Oberstufenakademie)

Und schon hat dieses neue Jahr angebrochen. Mit all diesen Möglichkeiten, diesen Träumen, diesen Wünschen. Da ist diese besondere Aufbruchsstimmung. Wir möchten neu beginnen, Neues wagen – leben. Und draußen? Draußen ist es kalt. Wir frieren, stapfen durch die Kälte, die uns nach dem Fest der Wärme und Liebe wieder einholt, alles auf Anfang stellt.

Dann ist da dieser Schnee und bedeckt alles um uns herum.

Das Fest, das wir mit Wärme und Liebe verbinden, mit Gemeinschaft, Gemütlichkeit, Zusammenkunft, Zusammenhalt, liegt nun hinter uns. Draußen spüren wir wieder die Kälte. Wir spüren die kalte Luft, ärgern uns wieder über eingefrorene Autos, manchmal sogar über den Schnee, den wir vor unseren Häusern wegschieben, mit Salz bekämpfen bis er sich zu einer grauen, matschigen Masse verwandelt. Dann sehen wir nur noch die Kälte, nicht mehr eine vielleicht manchmal romantisch verklärte Sicht der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, das uns alle wieder näher zusammenbringen soll, ein ganz persönliches Symbol der Hoffnung in kalten Tagen sein kann.

Die Kälte begleitet uns nun anders. Sie schränkt uns ein. Unsere Träume und Visionen kann sie dabei jedoch nicht bedecken wie der Schnee die Landschaft bedeckt.

Ich glaube, dass es jetzt darum geht, all diese neuen Gedanken zu ordnen, mit der Rettung umgehen zu können, dieser Erlösung, die uns zu Teil werden wird. Denn schließlich  glauben wir daran, dass dieser Gott uns liebt, uns unser Leben geschenkt hat, um uns am Ende persönlich zu retten. Er hat uns vor einigen Tagen den Erlöser geschickt.

Um diese starke Botschaft zu verstehen und tief in seinem Herzen zu verinnerlichen, braucht es Ruhe. Diese Zeit nach Weihnachten, den Neubeginn. Im neuen Jahr beginnen wir bestärkt den neuen Abschnitt des eigenen Lebens. Doch wann nehmen wir uns die Zeit all das zu verstehen? Wie nutzen wir diese wertvolle Zeit der Erkenntnis? Was ist unsere Zeit?

Im letzten Jahr habe ich damit angefangen, abends in der winterlichen Kälte spazieren zu gehen. Ich habe mir jeden Abend einen eigenen Winterspaziergang geschenkt. Meistens allein und für mich, manchmal aber auch mit Freunden. Ich habe unsere Wohngebiete erkundet, neu wahrgenommen, ganz anders. Auch wenn das jetzt alles sehr einfach klingen mag. Mit Musik in meinen Ohren bin ich einfach los gelaufen, habe mich treiben lassen, die verschiedenen Dekorationen um die Häuser aufgesogen, immer mehr den Geist dieser Zeit gespürt. Von Tag zu Tag mehr. Die Kälte hat mich nie abgehalten. Ganz im Gegenteil, sie gehörte dazu. Ich habe es geliebt dick eingepackt nach draußen zu gehen, um später wieder die Wärme meines zu Hauses zu spüren, die Wärme der Gemeinschaft. Außerdem konnten meine Gedanken wandern, sie waren ganz frei. Etwas Schöneres gab es in der manchmal tristen Zeit nicht. Ich habe es geliebt und liebe es noch heute. Winterspaziergang. Eine wunderbare Möglichkeit die Kälte zur inneren Wärme umzukehren. Erdrückendes in Befreiendes zu verwandeln. Die Botschaft des Weihnachtsfestes zu verinnerlichen, tief im Herzen zu spüren.

Denn vieles liegt noch vor uns. Die Erkenntnis Hoffnung – unser neues Leben. Wir werden es spüren. Wenn wir uns auf den Weg machen. Wir müssen uns nur auf den Weg machen…

„Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. (…)  So machten sie sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.“

Matthäus 2

(Helena Minner, Jahrespraktikantin in der OASE)