Oase.Advent 22.12.: Licht.Blick vs Dunkle.Weltzeit
Anschlag in Magdeburg. Krieg in der Ukraine. Insolvenzwelle und Jobabbau. Krieg in Nahost. Vergewaltigungsprozess in Frankreich. Klimawandel. Regimewechsel in Syrien. Regierungskrisen in Frankreich und Deutschland. Hochwasser in Zentral-Afrika. Anschlag in Burkina Faso. Zyklon im indischen Ozean. Anschlag in Solingen. Flutkatastrophe in Spanien.
Beim Blick in die Nachrichten der letzten Tage, Wochen und Monate muss man schon sehr resilient sein, um nicht zu verzweifeln.
Auch in der Klosterverwaltung ist das Jahresende alles andere als friedlich. Was muss vor dem Jahreswechsel noch geschehen? Was kann und muss noch gestaltet werden? Was muss noch in die Post, damit es noch einen Empfänger erreicht und nicht über Silvester in einem Briefkasten schlummert. Mitarbeiter benötigen noch dieses oder jenes, der Steuerberater möchte noch einen Termin und wen muss ich im Generalvikariat noch erreichen?
Und doch sollen wir uns ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr wünschen und daran glauben?
Man darf die Augen nicht verschließen vor den Problemen der Welt und den Herausforderungen, die sich jedem von uns stellen, aber man kann seinen Umgang damit verändern.
Muss ich alles Geschehen dieser Welt im Live-Ticker und auf sozialen Medien in Echtzeit verfolgen? Reicht meine persönliche Bandbreite dafür aus oder sollte ich mich besser auf die beeinflussbaren Teile meines Lebens konzentrieren? Falle ich auf die Tricks rein, die für mehr Klicks, häufigere Views und kontroverse Online-Diskussionen sorgen? Für mich reicht manchmal auch die Zusammenfassung am Abend und wenn mich etwas interessiert, steige ich tief und ohne Alarmismus in ein Thema ein. Es gibt viele gute Podcasts und Bücher auf diesem Planeten.
Und wir sind zum Glück recht schlecht in der Ableitung der Zukunft aus der Gegenwart. Man kann sich vergegenwärtigen wie viele Katastrophen und Kriege wir als Menschheit schon überstanden haben. Ein „früher war alles besser“ gilt nur solange bis man in die Geschichtsbücher schaut. Es braucht keine gute Gegenwart um eine gute Zukunft zu schaffen. Es braucht nur die Vision, den Willen und die Hoffnung.
Ich versuche das Gute bewusster wahrzunehmen. Millionen Menschen in Brasilien sind nicht mehr von Armut betroffen. 230 neue Tier- und Pflanzenarten in der Mekong-Region entdeckt. Menschen engagieren sich im Ehrenamt und in demokratischen Parteien. Der Zubau der Solarenergie geht voran. Ein erfolgreicher Adventsmarkt mit einer guten Stimmung. Der kleine Umtrunk mit den Mitarbeitenden, die sich für die Abtei einsetzen. Die unerwartete Weihnachtskarte. Den Tannenbaum mit den Kindern schmücken. Die Hochzeit im Freundeskreis und die Geburt eines Kindes.
Über die Visionen müssen wir streiten. Die Ziele müssen wir uns setzen und tatkräftig angehen. Die Hoffnungszeichen werden uns gegeben. Wir müssen sie nur sehen und annehmen.
Jonas Busch – Klosterverwaltung; Kaufm. Leiter
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