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Wenn sich im Dezember morgens bei Sonnenaufgang der Himmel rot–orange färbte, dann sagten meine Oma und Mutter immer: „Siehst Du, jetzt backen die Engel im Himmel schon Plätzchen!“

Dieser Satz meiner Vorfahren begleitet mich bis heute in jeder Adventszeit. Jedes Mal, wenn ich diesen rotglühenden Himmel sehe, denke ich daran zurück und natürlich kennt ihn auch unser Sohn – und vielleicht wird er ihn ja später weiter geben an seine Kinder.

Doch ist es nur ein schnell daher gesagter Spruch, ist es eine Weisheit? Vielleicht beides.

Sicher, es ist ein schnell daher gesagter und vielleicht alberner Spruch – denn ich bin mir ziemlich sicher, dass „dort oben im Himmel“ keine kleinen pausbäckigen Engel mit Schürzchen ihre Plätzchenbackbleche in die Öfen schieben und so den Himmel zum Glühen bringen.

Aber dennoch, auch heute noch breitet sich ein wohlig warmes Gefühl in mir aus beim Anblick eines rotglühenden Morgenhimmels. Ist es nicht ein schöner Gedanke, dass sich im Advent alle – auch die Engel – auf das bevorstehende Weihnachtsfest vorbereiten?

Und verbirgt sich nicht doch in diesem Satz die Weisheit, dass wir alle auf unsere eigene Art und Weise die Ankunft Jesu in unserer Welt erwarten und vorbereiten, mal betend, mal singend, mal Plätzchen backend …?

Dieser Spruch – diese „Weisheit“ verbindet mich gedanklich immer wieder mit meiner Großmutter, die beim Plätzchenbacken betete oder mit mir kleinem Kind dabei Adventslieder sang und auch schon einmal die Weihnachtslieder übte.

Übrigens, ganz nach alter Sitte, dass die Adventszeit eine Vorbereitungs- und damit Fastenzeit sei, durfte ich mal etwas Teig oder ein kaputtes Plätzchen naschen, aber dann verschwanden alle Plätzchen in den Keksdosen. Erst am Heiligabend nach der Christvesper fand ich sie dann wie von Zauberhand wieder auf dem bunten Teller.

So spannt dieser Satz für mich den großen Bogen zwischen allen, die schon vor mir sich auf die Ankunft Jesu vorbereitet haben und hoffentlich nun nach ihrem Tode schon längst in seiner bergenden Gegenwart wohnen dürfen und zwischen mir hier auf Erden, die ich seine Ankunft freudig erwarte und ersehne.

 

O Weisheit, hervorgegangen aus dem Munde des Höchsten, die Welt umspannst du von einem Ende zum andern, in Kraft und Milde ordnest du alles: Komm und lehre uns den Weg der Einsicht!

(O-Antiphon vom 17.12.)

(Priska Litwiakow, ehrenamtliche Mitarbeiterin in der OASE)

Weihnachten mit Opa Lu…

Manchmal werde ich ziemlich melancholisch. Meistens genau in dieser Zeit, wenn es langsam immer dunkler wird und wir mit Kerzen und Lichterketten die Abende erhellen. Bin ich melancholisch, dann wecke ich meine Erinnerungen. Dann lasse ich mein persönliches Licht leuchten.

Genauso erging es mir vor ein paar Tagen, als ich im Wald spazieren war und überall die kleinen und großen Tannenzapfen auf den Wegen sah. In meinem Kopf erweckte eine starke Erinnerung an meine Kindheit. Diese Kindheit, die ich sehr viel mit meinem Opa verbracht habe. Wir haben gespielt, haben getollt, uns Geschichten ausgedacht, Höhlen gebaut überall durch unser Spiel unsere Spuren hinterlassen. Spreche ich heute mit meinem Opa über diese wunderschöne Zeit, dann erzählt er mir oft von den Tannenzapfen.

Als ich ein kleines Mädchen war, ging mein Opa mit mir sehr oft in den Wald, fast täglich. Und ich, fasziniert von all den Sinneseindrücken, diesem einzigartigen Duft, dem Grün, der frischen Luft und den aberwinzigen Lebewesen begann ganz eifrig Tannenzapfen zu sammeln. Heute wüsste ich gar nicht mehr warum. Ich sammelte Tannenzapfen um Tannenzapfen und legte sie um einen Baum, dekorierte ihn. Beim Essen mit Oma muss Opa dann immer ganz stolz gesagt haben: „Die Helena, die hat heute wieder ganz eifrig die Tannenzapfen gesammelt.“ Dem habe ich dann natürlich mit Omas leckeren Essen im Mund stolz zugestimmt.

Das ist das Ende der Geschichte, das Ende meiner Erinnerung. Mehr gibt es nicht zu sagen. Und doch erinnere ich mich in ruhigen Momenten immer wieder daran. Sehe mich und meinen Opa vor mir, wie wir im Wald spielen und diese Tannenzapfen suchen, sie um einen Baum legen und glücklich sind. Ich klein und er groß neben mir. Ich noch ganz jung am Anfang meines Lebens und er mit all seinen Erfahrungen hinter mir. Er, wie er mich an seiner Hand hält, mich beschützt und auf mich aufpasst. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass diese kleine, wunderschöne Erinnerung nie aus meinem Kopf verschwindet. Dass ich immer wieder genau wie jetzt diese Erinnerung wecken kann. Dass ich diese Dankbarkeit immer wieder spüren darf in meinem Leben. Gerade jetzt, wenn ich bald wieder gemeinsam mit meiner Familie an Weihnachten zusammenkommen kann. Gerade jetzt, in dieser Zeit.

Erinnerungen sind kostbar, sie brauchen Raum und Zeit, um sie wieder zum Leben zu erwecken. Begehen wir Weihachten als ein besinnliches Fest, so kommen wir zur Ruhe. Dann ermöglichen wir es uns, unseren Erinnerungen einen Platz zu geben. Dann sind wir in der Lage, neue Erinnerungen zu schaffen. Dann sind wir in der Lage, aus einfachen Tannenzapfen einen glücklichen Moment zu zaubern. Dann sind wir. Indem wir Momente teilen, über sie sprechen. Erinnerungen wieder zum Leben erwecken.

Gerade jetzt, in dieser Zeit.

„Als sie es sahen, erzählten sie von dem Wort, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde.“

Lukas 2, 17

 

(Helena Minner, Jahrespraktikantin in der OASE)