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Macht die Türen auf!

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Die Türchen am Adventskalender zu öffnen, das macht uns Freude. Advent ist die Zeit des
Wartens. Eine Wartezeit. Jeder Tag ein Tag der Vorbereitung und des Wartens. Jeder Tag eine
Tür, die sich öffnet hin zum großen Fest der Geburt Jesu. Im Advent singen wir auch: Macht
hoch die Tür, die Tor macht weit. Ich erinnere mich, dass ich als „Grundschul“-Junge in der
Adventszeit immer am 1. Advent den Gottesdienst in der St. Georg Kirche in Mengeringhausen
besucht. Der Weg durch den kleinen Fachwerkort war wunderbar. Es war kalt. Manchmal lag
schon Schnee und die Schornsteine rauchten weißen Rauch in den Himmel. Winterzauber in
der Waldecker Heimat. Als ich die Kirche erreichte und vor dem großen Portal des
Turmeingangs stand, da öffnete ich mit großer Ehrfurcht vorsichtig die große Holztür. In mir
– in meinem Herzen – spürte ich: Ich öffne diese Türe und trete ein in ein Heiliges Haus. Ich
besuche Gott. Ich öffne die Tür zu Jesus Christus, dem König der Herrlichkeit, dem wir die
Toren und Türen öffnen sollen. Vor allem unser Herzenstür – denn dort soll er Einzug halten.
Im Gottesdienst wurde dann das Lied „Macht hoch die Tür“ gesungen. Ich war glückselig und
ich hatte Frieden im Herzen. Im 25. Psalm heißt es: „Die Enge meines Herzens mach weit!“
Weiten wir die Türen unseres Herzens und hören. „Neige Deines Herzens Ohr! Schweige und
höre!“ sagt der hl. Benedikt. Durch Deine offene Herzenstür wirst Du den „spürend kommend
er-horchen“, der von sich sagt: „Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er
selig werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.“ (Joh. 10.9)
(Br. Benedikt Müller OSB)

 

Abend … … Segen
Die Sonne eilt dem Westen zu

auf ihrer vorbestimmten Bahn

rasch senkt der Abend sich herab

und hüllt die Welt in Dunkelheit

(aus dem Hymnus der Vesper)

Wir flehn zu dir o höchster Herr,

ermüdet von des Tages Last.

Mit deinem Segen nehme uns

die Nacht in ihre Ruhe auf.

(aus dem Hymnus der Vesper)

Zeit des Übergangs

Zeit zwischen Tag und Nacht

Stille Zeit

Überstrahlt vom künstlichen Licht der Stadt,

erstickt im Lärm der Freizeit,

Zeit der Sorge,
der Angst, der Ungewißheit –

Stille Zeit.

Zeit der Rückschau

Zurückgeben und loslassen

was sich nicht mehr ändern läßt.

Zeit des Abschieds –

auch vom Leben

in dieser Welt, der sichtbaren.

Nachdenken und wachen,

sprechen und hören,

zuhören und schweigen.

Herr bleibe bei uns,

denn es will Abend werden,

sagen die Jünger von Emmaus

und es wird Abend,

wie einst,

im Saal,

als sie beieinander waren,

Pascha gedenken

Ich bin das Brot, das Lamm

und

Tut, sooft ihr eßt,
zu meinem Andenken

So tun sie,

zu dritt

und so sie tun

gehen ihnen die Augen auf,

verschwinden die Schatten,

wird der Abend zum Tor

zum Licht,

zur Freude,

die sie aufbrechen läßt,

zurück zu den Freunden,

die warten in Angst,

am Abend

des ersten Tages der Woche

am Abend

von Ostern

Worte,

gesprochen zu Menschen,

zugesprochen

von Mensch zu Mensch

Worte der Heilung,

des Heiles und der Liebe

Gute Worte

benedicere – segnen

bene dicere – gut sagen,

Gutes sagen:

Worte des Trostes, wo Trauer ist,

Worte des Friedens, wo Krieg und Spaltung sind,

Worte wie Sonnenstrahlen

in die Kälte der Zeit

in die Dürre der Seelen

und der Herzen.

Schweigen in die Sprachlosigkeit.

Nicht Zauber,

sondern Geist,

Liebe

aus einer Wirklichkeit,

die meinen Sinnen scheinbar

verborgen

mich doch schweigend

umgibt.

 

Ja

 

von Anbeginn.

Gutes Wort –

ohne Wenn und Aber.

 

 

 

O Gott, aus deinem klaren Licht

schufst Du für uns den hellen Tag.

Wir suchen Dich, des Lichtes Quell,

nun, da der Tag hinuntersinkt.

(aus dem Hymnus der Vesper)

 

Abend und Morgen, Licht und Dunkelheit ordnen seit Anbeginn die Zeit.

Mein Leben selbst gleicht dem Tag:

geheimnisvolle Dunkelheit des Ursprungs

wird Morgen, wird Mittag, Herbst und Abend

sind die Zeit der Erde, wer kann sie ermessen?

Der Nacht voran der Abend. Mit deinem Segen nehme mich die Nacht in ihre Ruhe auf,

in deren Mitte einst der Tag anbricht.

Mir zugesagt, zuletzt und von Anfang an, bevor ich war,

ein Licht der Hoffnung,

ein Morgenstern, der nicht mehr untergeht –

wie am Abend von Emmaus

 

Aufwachen

Aufbrechen

Aufstehen

 

hinein ins Licht.

 

Wenn unser letzter Tag sich neigt,

dann wehre Herr der Finsternis

und führe uns in deiner Huld

zum Licht, das keinen Abend kennt.

(aus dem Hymnus der Vesper)

 

Olaf Litwiakow; Referent der Oberstufenakademie)

Und schon hat dieses neue Jahr angebrochen. Mit all diesen Möglichkeiten, diesen Träumen, diesen Wünschen. Da ist diese besondere Aufbruchsstimmung. Wir möchten neu beginnen, Neues wagen – leben. Und draußen? Draußen ist es kalt. Wir frieren, stapfen durch die Kälte, die uns nach dem Fest der Wärme und Liebe wieder einholt, alles auf Anfang stellt.

Dann ist da dieser Schnee und bedeckt alles um uns herum.

Das Fest, das wir mit Wärme und Liebe verbinden, mit Gemeinschaft, Gemütlichkeit, Zusammenkunft, Zusammenhalt, liegt nun hinter uns. Draußen spüren wir wieder die Kälte. Wir spüren die kalte Luft, ärgern uns wieder über eingefrorene Autos, manchmal sogar über den Schnee, den wir vor unseren Häusern wegschieben, mit Salz bekämpfen bis er sich zu einer grauen, matschigen Masse verwandelt. Dann sehen wir nur noch die Kälte, nicht mehr eine vielleicht manchmal romantisch verklärte Sicht der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, das uns alle wieder näher zusammenbringen soll, ein ganz persönliches Symbol der Hoffnung in kalten Tagen sein kann.

Die Kälte begleitet uns nun anders. Sie schränkt uns ein. Unsere Träume und Visionen kann sie dabei jedoch nicht bedecken wie der Schnee die Landschaft bedeckt.

Ich glaube, dass es jetzt darum geht, all diese neuen Gedanken zu ordnen, mit der Rettung umgehen zu können, dieser Erlösung, die uns zu Teil werden wird. Denn schließlich  glauben wir daran, dass dieser Gott uns liebt, uns unser Leben geschenkt hat, um uns am Ende persönlich zu retten. Er hat uns vor einigen Tagen den Erlöser geschickt.

Um diese starke Botschaft zu verstehen und tief in seinem Herzen zu verinnerlichen, braucht es Ruhe. Diese Zeit nach Weihnachten, den Neubeginn. Im neuen Jahr beginnen wir bestärkt den neuen Abschnitt des eigenen Lebens. Doch wann nehmen wir uns die Zeit all das zu verstehen? Wie nutzen wir diese wertvolle Zeit der Erkenntnis? Was ist unsere Zeit?

Im letzten Jahr habe ich damit angefangen, abends in der winterlichen Kälte spazieren zu gehen. Ich habe mir jeden Abend einen eigenen Winterspaziergang geschenkt. Meistens allein und für mich, manchmal aber auch mit Freunden. Ich habe unsere Wohngebiete erkundet, neu wahrgenommen, ganz anders. Auch wenn das jetzt alles sehr einfach klingen mag. Mit Musik in meinen Ohren bin ich einfach los gelaufen, habe mich treiben lassen, die verschiedenen Dekorationen um die Häuser aufgesogen, immer mehr den Geist dieser Zeit gespürt. Von Tag zu Tag mehr. Die Kälte hat mich nie abgehalten. Ganz im Gegenteil, sie gehörte dazu. Ich habe es geliebt dick eingepackt nach draußen zu gehen, um später wieder die Wärme meines zu Hauses zu spüren, die Wärme der Gemeinschaft. Außerdem konnten meine Gedanken wandern, sie waren ganz frei. Etwas Schöneres gab es in der manchmal tristen Zeit nicht. Ich habe es geliebt und liebe es noch heute. Winterspaziergang. Eine wunderbare Möglichkeit die Kälte zur inneren Wärme umzukehren. Erdrückendes in Befreiendes zu verwandeln. Die Botschaft des Weihnachtsfestes zu verinnerlichen, tief im Herzen zu spüren.

Denn vieles liegt noch vor uns. Die Erkenntnis Hoffnung – unser neues Leben. Wir werden es spüren. Wenn wir uns auf den Weg machen. Wir müssen uns nur auf den Weg machen…

„Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. (…)  So machten sie sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.“

Matthäus 2

(Helena Minner, Jahrespraktikantin in der OASE)

Kein Vogelzwitschern und kein Grillen-Zirpen, Winternächte sind still und kalt. Und trotz dieser Stille herrscht in jeder Winternacht eine besondere Atmosphäre. In manchen Winternächten liegt schon Schnee, den man knirschend unter den Füßen hören und spüren kann. In anderen Winternächten ist man überwältigt von der Klarheit des Himmels und dem Funkeln der Sterne. In kalten Winternächten bekommt Wohnen noch einmal eine ganz andere Bedeutung, denn die Menschen ziehen sich in dieser Zeit viel öfter in ihre Häuser und Wohnungen zurück. Grade wenn Nachts die Temperaturen noch weiter sinken, fühlt man sich Zuhause, im warmen, sehr wohl. Manchmal hat man das Gefühl, dass die Wohnung im Winter gemütlicher ist als im Sommer. In Winternächten treffen sich die Leute mit ihren engsten Freunden und Verwandten. Vielleicht mit Plätzchen auf dem Tisch und jeder mit einem warmen Getränk in der Tasse. In diesen Momenten des Beisammen-Seins entsteht ein Winterzauber in der Winternacht.

(Kjell-Bo Kelsner, Erzieher in der OASE)

Sie lagern auf freiem Feld und halten Nachtwache bei ihrer Herde. Die Hitze des Tages ist der Kälte gewichen, ein kleines Feuer, die Schafe. Jede Nacht! Ein idyllisches Bild? Vielleicht, wenn man es aus der Perspektive immer verfügbaren Lichtes, wohliger Wärme, eines übervollen Kalenders und Instagram-Accounts betrachtet.

Da sitzen sie – die Hirten, und versuchen, so viel Wärme wie möglich aufzunehmen; versuchen ihren Alltag zu bewältigen, mit der Dunkelheit zu bedecken und ein wenig zu vergessen. Jede Nacht. Jede Nacht? War da kürzlich nicht eine ganz anders?

Hier könnte man jetzt fortfahren mit dem, was als Weihnachtsgeschichte bekannt ist. Lassen wir einmal Glanz und Gloria oder süßlich romantischen Kitsch beiseite. Was für Botschaft: Der Ursprung allen Lebens kommt wie jeder Mensch zur Welt! Gott ist anders! Lukas, von dem uns die Geschichte im ersten Jahrhundert überliefert wurde, schreibt sie auf Griechisch. Was wir Krippe nennen, heißt im griechischen Schweinetrog. Gott geht bis in die letzte Niedrigkeit, um dem Menschen nachzugehen.

Die Hirten stehen am Schweinetrog mit dem Kind darin; schauen, staunen? Sie sind die ersten Zeugen dieses Ereignisses, das die Welt so grundlegend verändert hat, auch wenn das nicht immer zu spüren ist. Die Hirten gehörten zu den niedrigsten im Volk, man unterstellte ihnen allerlei Böswilligkeiten und Kriminelles. Zugleich ist der Hirte einer der sammelt und beschützt, der verantwortlich ist für seine Herde bis zum Einsatz seines Lebens. Gilt in gleicher Weise auch für Hirtinnen, die allerdings zu Lukas‘ Zeiten noch nicht so häufig waren.

Und nun? Lukas erzählt weiter: “Als sie es sahen, gaben sie das Wort kund, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über das, was von den Hirten zu Ihnen gesagt wurde.“

Du musst dafür – hier einsetzen, was einem wichtig sein soll/ist – brennen“. Was kann uns „brennen“ machen, ohne uns zu „verbrennen“? An der Krippe muss etwas „gezündet“ haben, dass die Hirten losgehen und allen davon erzählen. Nicht, als ob sie irgendeine belanglose Begebenheit oder Geschichte erzählten, sondern mit strahlenden Augen, ein wenig außer Atem, begeistert, nicht zu bremsen. Vielleicht erinnern wir uns an solche Augenblicke im eigenen Leben?

  1. Dezember: Zweiter Weihnachtstag steht in den meisten Kalendern. Die Kirche gedenkt heute eines Mannes namens Stephanus. Die Apostelgeschichte (übrigens auch von Lukas) berichtet, dass Stephanus „voll Gnade und Kraft Wunder und große Zeichen unter dem Volk“ tat und darum auch nicht unangefochten war. Diejenigen, die mit Stephanus stritten, konnten „der Weisheit und dem Geist, mit dem er sprach, nicht widerstehen“. Sie werden gewalttätig: Stephanus wird zu Tode gesteinigt. Sterbend bittet er um Vergebung für die Täter. Dass die Kirche am 26. Dezember an Stephanus erinnert, der für und in seinem Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Christus und seine Erlösung starb („Märtyrer“), ist viel älter als das Weihnachtsfest. Vielleicht wurde und wird seine Geschichte gleich nach der Weihnachtsgeschichte erzählt, weil die Kraft und die Begeisterung des Stephanus den gleichen Ursprung haben, wie das Feuer, das in den Hirten entzündet wurde.

Für mich gibt der französische Komponist Camille Saint-Saëns in seinem Oratorio de Noël einen Hinweis auf den Ursprung dieser Begeisterung, dieses antreibenden Feuers, das die Hirten erfahren und aus dem Stephanus lebt. Es ist die Begegnung mit dem, der mich ganz direkt meint, seit Anbeginn der Schöpfung. „Et indendit mihi“ heißt es in einer Arie auf Latein. Seine Intention, seine Absicht war ich, besser: bin ich. Jede und jeder „ich“ mit meiner Schwachheit und meiner Stärke, mit meiner Lust und Trägheit. Gott meint mich als heiles und geliebtes Geschöpf. Nicht die Häufigkeit des Kirchgangs oder die caritativen Werke sind letztlich wichtig. Es geht um meine Verbindung mit der Quelle, aus der ich schöpfen kann – für mein Handeln oder Lassen in der Welt.

(Olaf Litwiakow, Referent der Oberstufenakademie)

HIMMELS.KLANG

Ooh, baby, do you know what that’s worth?

Ooh, Heaven is a place on Earth

They say in Heaven, love comes first

We’ll make Heaven a place on Earth

Ooh, Heaven is a place on Earth

Und plötzlich erschien mit dem Engel

das ganze himmlische Heer,
die Gott lobten und sprachen:

Ehre sei Gott in der Höhe

und auf der Erde
Friede den Menschen seines Wohlgefallens!

Belinda Carlisle 1987 Camille Saint-Saëns, Oratorio de Noël, nach Lukas 2, 8-14
Einfach nur wegen dir hängt mein Himmel voller Geigen

Und sie spielen jeden Tag mein Lieblingslied

Einfach nur weil du da bist, kann ich mein Leben wieder leiden

Einfach hammer, einfach geil, dass es dich gibt

 

Mit dir hab ich den Himmel hier auf Erden

Du rettest all die Träume tief in mir

Du bist mein Neubeginn
und es macht so viel Sinn mit dir

Du lässt mich meine Flügel wieder spüren

Ein absolut vollkommenes Gefühl

In jedem Augenblick, nur noch pures Glück mit dir

Matthias Reim 2018 Andrea Berg 2019

 

Wie klingt der Himmel?

Schauen wir hinauf und versuchen alle Umgebungsgeräusche auszublenden – nichts!

Und doch scheinen HIMMEL und KLANG für uns Menschen irgendwie verbunden. Und das nicht erst seit kurzem. „Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes und das Firmament kündet das Werk seiner Hände“ bekundet schon der Dichter des 19. Psalms (Ps 19,2).

Heute ist Weihnachten. In der „Weihnachtsgeschichte“ klingt es mächtig vom Himmel. Die „himmlischen Heerscharen“; eine Armee, die singt. Der Friede, der den Menschen zuteilwerden soll, geht von der Allmacht Gottes aus als Gesang über die Welt. Das Wort, das die ganze Schöpfung ins Dasein, ein Hauch, der den Menschen ins Leben rief, eine Melodie des Lebens. Heaven is a place on Earth.

Egal über welches Medium: Was wir hören und sehen, klingt nach allem anderen als „Heaven is a place on Earth“. Es kostet Kraft, gegen die scheinbar unumstößliche Macht von Haß, Gewalt, Krieg, Mißbrauch, Egoismus, Unvernunft – kurz dessen, was auch „das Böse“ genannt wird – anzuglauben: They say in Heaven, love come first. We’ll make Heaven a place on Earth.

„Einfach nur weil du da bist, kann ich mein Leben wieder leiden“ und „Du lässt mich meine Flügel wieder spüren.“ Liebeslieder nutzen gern die Assoziation des Himmels, der dann auch mal voller Geigen hängen darf. In diesen Liedern geht es fast immer um ein DU, mit dem es gelingt, den Himmel auf Erden zu schaffen – soweit das mit unseren menschlichen Möglichkeiten und Begrenzungen gehen kann.

HIMMEL.KLANG. Vielleicht schwingt in den Liedern eine Ahnung, eine Sehnsucht, eine Hoffnung, in einem kurzen Augenblick sogar Gewissheit mit, dass es ein DU uneingeschränkter Zuneigung, freimachender Liebe, unendlichen Lebens in einem umfassenden Sinn gibt, dass jedes menschliche Du meint, Dich und mich, das mich kennt, dass mir nachgeht und mich findet, selbst wenn ich mich in die dunkelste Dunkelheit flüchten würde, und bei dem ich immer noch wäre, wenn ich erwachte (Ps. 139)?

Christinnen und Christen nennen sich nach dem, der für sie dieses DU ist: Jesus Christus. Seiner Geburt erinnern wir uns heute. „HEUTE ist euch der Retter geboren, es ist CHRISTUS, der Herr“ (Lk 2, 11). In ihm ist das Wort Mensch geworden, das die ganze Schöpfung ins Dasein, der Hauch, der den Menschen ins Leben rief.

ERDE.HIMMEL.KLANG: „O wahrhaft selige Nacht, die als einzige weiß um die Zeit und die Stunde, da Christus, der Herr aus der Tiefe des Todes emporstieg“. Das ist die Osternacht, in der wir diese Rettung vergegenwärtigen, für jede und jeden, und deshalb singen „Frohlocket Ihr Chöre der Engel, frohlocket, ihr Himmlischen Schaaren“!

Oder wie im Schlusschor von Camille Saint-Saëns, Oratorio de Noël „Die Himmel sollen sich freuen und die Erde jauchze vor dem Angesicht Gottes; denn er kommt, Alleluja!“ (nach Ps 96).

 

(Olaf Litwiakow, Referent der Oberstufenakademie)

Seit Tagen versuche ich diesen Text zu schreiben. Diesen letzten Impuls vor Heiligabend. Ich soll über das Königskind schreiben. Über die Erlösung, unser Leben, das uns in diesem Weihnachtsfest geschenkt wird. Doch wenn ich ehrlich bin, dann gibt es in dieser Adventszeit immer wieder Tage, an denen ich mich nicht bereit fühle, dieses Fest ehrlich zu begehen. Alles um mich herum scheint sich zu entwickeln, überall stehen diese Neuanfänge. Und dann ist da dieses Fest, das uns alle wieder zusammenbringt, uns eine Perspektive schenkt, uns verzaubern will. Und dann sind da diese Momente, in denen ich einfach denke: „Nein, ich bin dieses Jahr einfach nicht bereit. Es beschäftigt mich doch so viel. Ich muss doch so vieles vorbereiten. Ich sollte meinem Leben einen Plan geben. Ich sollte mich organisieren, funktionierend in die Zukunft blicken.“ Und dann ist da dieses Fest und bringt alles durcheinander. All meine Pläne, meine Zeit. Es verwirrt mich mit seiner Anwesenheit. Wie unglaublich traurig.

Ist es das wirklich? Ist das alles, was ich gerade beschreibe wirklich so abwägig? Oder geht es uns allen nicht oftmals genauso? Und noch wichtiger: Ist das nicht eigentlich der Kern der Geschichte? Ist das nicht all das, was Weihnachten für jede und jeden Einzelnen von uns ausmacht? In seiner Freiheit und Individualität? Verwirrt uns Weihnachten mit seiner frohen Botschaft nicht jedes Jahr aufs Neue? Sind wir nicht jedes Jahr aufs Neue verwundert, wenn es plötzlich wieder da ist, dieses Fest? Wenn es da ist und uns erinnert? Wenn ER uns daran erinnert, wer wir sind und vor allem warum wir sind? Ist ER es nicht, der uns unsere kindliche Begeisterung in dem Moment schenkt, in dem wir sie am meisten brauchen? Indem ER uns Gemeinschaft schenkt, gerade dann, wenn wir allein sind und uns verlassen fühlen? Ist ER nicht genau dann da, wenn wir ihn am meisten brauchen und gleichzeitig glauben, wir hätten ihn verloren? Dieses unscheinbare Königskind. Jedes Jahr aufs Neue verzaubert es uns. Und egal wie wir uns fühlen, egal, was uns beschäftigt, herumtreibt oder traurig macht, ER schenkt uns diese Tage der Weihnacht. Es sind Tage der Liebe. Zu uns selbst und gegenüber Anderen. Und ob wir wollen oder nicht. Wenn ER kommt, dann sind wir bereit. Jedes Jahr. Dann öffnen sich unsere Herzen. Dann erlöst er uns. Dann zeigt er uns den Wert unseres Lebens auf. Dann ist ER da. Mitten unter uns. Ganz nah. Das Königskind. Es gibt uns unseren Wert zurück. Es gibt uns unser Leben zurück. Es erlöst uns. Er ist unser König und wir sind seine Kinder. Wir alle dürfen Königskinder sein in dem Leben, das er uns durch seine Liebe geschenkt hat. ER hat uns unsere Liebe geschenkt, damit wir sie auf dieser Erde nutzen dürfen. Wir zeigen an Weihnachten unsere Liebe gegenüber allen Menschen, die wir in unserem Herzen tragen.

Erinnern wir uns daran, dann sind wir bereit erlöst zu werden. Dann dürfen wir gemeinsam auf die Straßen ziehen, dahin, wo es uns hinzieht. Dann dürfen wir Tränen des Glücks teilen, lachen, tanzen, unser ganz persönliches Weihnachtsglück spüren. In der Gegenwart dieses Königskindes. Wir dürfen unser Leben feiern. Wir feiern diese Liebe, die uns lebensfähig macht. Wir feiern unsere Erlösung. Durch ein Kind in der Krippe. Jedes Jahr aufs Neue.

Genau wie Morgen Abend.

Und? Bist du bereit?

Bist du bereit IHN zu feiern?

Die Antwort ist JA. Denn du bist Königskind.

Durch ihn.

Morgen darfst du dein Leben feiern. Deine Erlösung.

„Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt. Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt. Man rief seinen Namen aus: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Die große Herrschaft und der Frieden sind ohne Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, es zu festigen und zu stützen durch Recht und Gerechtigkeit, von jetzt an bis in Ewigkeit. Der Eifer des HERRN der Heerscharen wird das vollbringen.“

Jesaja 9,5

(Helena Minner, Jahrespraktikantin in der OASE)

Kennt Ihr die Freunde Jesu?

Lazarus, der von Jesus auferweckt wurde, und seine Schwestern Maria und Marta?

Meist hören wir ihre Geschichten eher in der österlichen Bußzeit.

Mich aber haben die zwei Frauen immer sehr beschäftigt.

Da ist Jesus bei ihnen in Bethanien zu Gast – und sicher nicht allein, das Haus ist voll. Marta bewirtet alle Gäste, während Maria bei Jesus sitzt und seinen Worten lauscht.  Und auf Martas Beschwerde hin, dass Maria ihr doch helfen solle, scheint Jesus sie zu „maßregeln“, in dem er sagt: „Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.“ (LK 10, 38-42)

Ich kann mich gut in Marta eindenken – ging es mir doch früher oft so wie ihr. Als gute Gastgeberin, möchte sie – möchte ich, dass sich alle wohl fühlen und genug zu essen und trinken haben – wir haben alle Hände voll zu tun, hetzen uns ab, rennen durchs Haus und haben das Gefühl, alles allein erledigen zu müssen und Wichtiges zu verpassen – aber oft können wir nicht aus unserer Haut. Jesu Antwort auf Martas Beschwerde kam mir immer wie ein Schlag ins Gesicht vor. Ist ihr Verhalten falsch – muss sie etwas ändern?

Muss ich mich ändern?

Als junge Frau habe ich es versucht, habe gegen die „Marta“ in mir angekämpft. Ich wollte wie ihre Schwester Maria sein – und „den guten Teil“ gewählt haben. Aber es gelang mir nicht, mich komplett zu ändern – ganz im Gegenteil, ich wurde eigentlich nur schlecht gelaunt und unglücklich.

Und dann kam dieser eine Moment – ein SCHLÜSSEL-MOMENT – in dem ich das Evangelium von der Erweckung Lazarus mal wieder hörte und nicht darauf achtete, was mit Lazarus passiert, sondern bemerkte, wie stark Martas Vertrauen in Jesu und wie stark ihr Glauben an ihn und seine Kraft ist. Das war mein SCHLÜSSEL.MOMENT. Seitdem habe ich immer mehr versucht, der „Marta“ in mir eine Heimat zu geben und bin mit ihr ausgesöhnt – und so konnte ich auch die „Maria“ in mir entdecken.

Unsere Welt lebt von den Gaben beider Frauen – und von diesen vielen SCHLÜSSEL.MOMENTEN, in denen es uns gelingt, unseren Blick zu ändern – oder besser zu weiten. Das sind die Momente, in denen wir spüren, dass Jesus uns aus dem „Kerker der Angst, Unsicherheiten und Zwängen“ führen kann, wenn wir an ihn glauben und ihm vertrauen.

 

O Schlüssel Davids, Zepter des Hauses Israel – du öffnest, und niemand kann schließen, du schließt, und keine Macht vermag zu öffnen: komm und öffne den Kerker der Finsternis und die Fesseln des Todes!

(O-Antiphon vom 20.12.)

 

(Priska Litwiakow, ehrenamtliche Mitarbeiterin in der OASE)

O Wurzel Jesse.

Totholz, radikal abgeschlagener Baumstumpf. Trostloser Anblick. Ausgeschöpfte Lebenskraft?

Und doch- Was für ein Wunder! Ein kleiner, zarter Spross aus dem Stamm, ein grüner Trieb aus seiner Wurzel, der neue Frucht bringen wird.

Gesetzt zum Zeichen für die Völker.

Auf ihm ruht der Geist des Herrn, der Geist der Erkenntnis und der Stärke inmitten einer für tot geglaubten Welt. Neues, vom Geist durchdringendes Leben aus dem Alten.

Vor dir verstummen die Mächtigen der Erde.

Kein noch so hochgewachsener Baum, keine noch so farbenprächtige Blume kann wachsen, wenn ihre Wurzeln nicht fest in dem Erdboden verankert sind. Mit den Blätterkronen dem Himmel und Lichte so nahe und doch mit der Erde kräftig verbunden, ein verheißungsvoller Anfang auf einem Grund, von dem her alles Wachsen kann.

Dich flehen an die Völker.

Was die Bäume dir und mir lehren:

Wer nicht Wurzeln hat, wächst in keine Zukunft hinein.

Wer eigenen Wurzeln aber nie entwächst, entfaltet sich nicht zum Neuen zum Baum.

O komm‘ und errette uns.

Vom Ende der Geschichte her erfahren wir, dass der himmlische Jesus uns seine Engel gesandt hat, um zu bezeugen: „Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids, der strahlende Morgenstern.“ (Off 22,16)

Erhebe dich, säume nicht länger.

Das gute Wort ist wie ein guter Baum, dessen Wurzeln fest sitzen und dessen Zweige in den Himmel ragen, der seine Speise zur rechten Zeit gibt.

 

(Benedikt Grotehans, Student der Theologie und derzeit „Kloster-auf-Zeit-ler“ in der Abtei Königsmünster)

Ein Flackern im Dunkel der Nacht. Das Feuer hat der Mensch schon vor sehr langer Zeit als wichtiges Element erkannt und sich zu Nutze gemacht. Es spendet Licht und Wärme und zusätzlich bietet es auch Schutz vor gefährlichen wilden Tieren. Der Schein des Feuers bewirkt, dass wir uns wohlfühlen, ganz egal ob der Schein aus dem Wohnzimmerkamin leuchtet oder draußen von einem Lagerfeuer stammt. Denn der Schein ist nicht nur das Licht das uns ein Feuer spendet, der Schein ist die Kombination aus Licht und Wärme. Wärme, Licht und Geborgenheit. Alles Dinge die wir auch im Glauben zu Gott erfahren können. Gott spendet uns Licht und Wärme in den kalten und dunklen Momenten unseres Lebens, wir wissen, dass wir wie Dietrich Bonhoeffer in seinem Gedicht sagt von guten Mächten wunderbar geborgen sind. Es wird immer wieder Momente im Leben geben in denen wir im dunklen irren, gerade in diesen Momenten ist es wichtig den Feuerschein in der Ferne zu entdecken, ganz egal wie klein er scheint, um zurück ins Leben und zurück zur Geborgenheit zu finden.

(Kjell-Bo Kelsner, Erzieher in der OASE)