Schlagwortarchiv für: Fasten.Impuls

Eine Schmiede ist schon eine wirklich spannende Werkstatt. Ich bin immer fasziniert, wenn ich auf dem Klosterberg einen Blick in unsere Schmiede werfe. Vor allem bin ich sehr erstaunt, was unser P. Abraham mit seinem Schmiede-Team für tolle Handwerkskunst bildet und herstellt. Das Schmieden ist ein uraltes Handwerk. Ein Handwerk ganz im Zeichen der Schöpfungselemente: Erde; Feuer, Wasser, Luft und dem Element Metall in seinen verschiedensten Ausprägungen. Bis in den Anfang der menschlichen Kultur reicht dieses Handwerk zurück. Eine archaische Kunst. Ein kraftvolles Werken. Der Sinn der Schmiedekunst ist nicht nur die Herstellung von Gegenständen, sondern in ihr zeigt sich, wie in vielen anderen Handwerksarten, das Sinnbild für die kre-aktive Schöpferkraft des Menschen. Gott hat den Menschen befähigt aus den göttlichen Schöpfungselement NEUES zu schöpfen. Aktiv zu bilden und gestalten

Sehe ich den Schmied, der mit einem großen Hammer auf das Metall auf den Amboss schlägt, dann fällt mir auch die berühmte Stelle aus dem Buch des Propheten Jesaja ein: Schwerter zu Pflugscharen! In seiner reichen Bildsprache kündigt der Prophet an, dass es eines Tages keinen Krieg mehr geben wird. Eines Tages werden die Menschen nämlich ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden. Ein Bild der Verwandlung.

Im Leben mit Gott geht es letztlich um nichts Anderes. Wo der Mensch sich auf Gott einlässt, bleibt er nicht derselbe. Gottes Liebe wandelt uns. Die Enge unseres Herzens kann sich weiten. Ein kre-aktiver Entwicklungsprozess auf dem Weg durch das Leben. Denn: So wie das Eisen nicht als Schwert andere töten soll, so sind wir auch aufgefordert, durch die Liebe unsere Kräfte nicht ständig im ewigen Kleinkrieg des Alltags zu verlieren. Blick ich aber statt auf das Schwert auf die Pflugschar, dann weitet sich mein Blick. Denn: Die Pflugschar, ein Ackergerät für die landwirtschaftliche Feldarbeit ermöglicht neues Leben. Die Pflugschar bereit jetzt im Frühjahr den Boden für das neue Leben vor. Die Pflugschar ist wichtig, denn sie berietet den Boden vor, so dass der Bauer das Getreide auf dem Feld aussäen kann, damit es wächst und Frucht bringt. In unserem Leben sollen wir auch unseren inneren Boden vorbereiten, dass unsere Talente wachsen können und wir zum Wohl unserselbst und zum Wohl unseres Nächsten Frucht bringen. Aus Getreide wird Mehl und aus dem Mehl dann Brot – Brot zum Leben. Jesus Christus spricht: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Die Fastenzeit will uns eine innerliche Schmiede schenken, in der wir unsere Schwerter des Neides im Herzen mit Hilfe der Liebe in Pflugscharen der menschlichen Barmherzigkeit umschmieden dürfen.

(Br. Benedikt Müller OSB)

 

Heute feiern wir Benediktiner*innen das Fest des Heimganges unseres Ordensgründers, dem heiligen Benedikt von Nursia. Im Prolog seiner Mönchsregel bezeichnet der heilige Benedikt das Kloster als Schule. Einen Lernort für das Leben, also die Lebensschule. Eine Werkstatt ist eigentlich nichts anders. In einer Werkstatt kann ich mir mein Leben aufbauen. Dinger zurecht werkeln. Passendes neu zusammenfügen oder auseinandergebrochenes wieder versuchen zu kitten. Dafür bedarf es Werkzeug. Und in einer Werkstatt ist auch immer ein Meister.

Gott legt als Meister die Werkzeuge bereit und öffnet uns seine Werkstatt für kre-aktive Experimente. Mit Gottes Schöpfergeist können und dürfen wir kre-aktiv werden. Hildegard von Bingen, große Mystikerin vom Rhein sieht, dass der Menschen aus Geist und Materie komponiert ist und von Gott auf diese Erde gesetzt wurden, um das Gute zu wirken. Für das gute Wirken braucht der Mensch seine Hände, die Hildegard als „fabrica die“ als Fabrik Gottes beschreibt. In Gottes Fabrik ist jeder Mensch an den für ihn passenden Ort gestellt. Jeder wurde an seine eigene Werkbank gestellt und jeder hat für dies Werkbank die notwendigen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Talente von Gott zu gedacht bekommen. An diesem Bild erkennen wir deutlich, dass die heilige Hildegard von Bingen als Benediktiner-Nonne ganz gar und durch und durch eine Tochter des heiligen Benedikt von Nursia war. Hildegards Bild der „fabrica die“ lässt sich mit Benedikts Bild des Klosters als Werkstatt vergleichen. In 4. Kapitel seiner Mönchsregel schenkt der heilige Benedikt seinen Nonnen und Mönchen die Werkzeuge der geistlichen Kunst. Die Werkstatt zur Anwendung dieser Werkzeuge ist aber das Kloster.

Aus der Regel unseres Heiligen Vater Benedikt von Nursia:

„Wir wollen also eine Schule für den Dienst des Herrn einrichten. Bei dieser Gründung hoffen wir, nichts Hartes und nichts Schweres festzulegen.“ (RB Prolog 45)

 

(Br. Benedikt Müller OSB)

Schon seit meinen frühen Kindertagen wusste ich durch meine weltneugierige Beobachtung, wenn man aus Holz etwas werken will, dann braucht man viel Werkzeug, sogar einen Bleistift. Mein Vater hatte in seiner Kellerwerkstatt in unserem Haus immer einen großen Bleistift liegen. Er zeichnete damit die Maße auf das Holz auf. Zog Linie für das Aussägen. Markierte Stellen auf dem Holze, wo geschraubt werden musste. Mein Vater hat viel gewerkt und uns Kindern tolle Weihnachtsgeschenke gebaut. Ob nun einen Bauernhof oder wie ich mich erinnere an einem Weihnachten sogar einen ganzen Kaufmannsladen. Und er hat mir für meine Krippenfiguren, die ich von meiner Großmutter bekam, den Stall von Bethlehem gebaut.

Und da bin ich schon beim heutigen „Tages-Heiligen“: Joseph von Nazareth. Genau: Der Joseph aus der Weihnachtsgeschichte, der Zimmermann – kennt ihr oder?

Welche Werkzeuge hatte er wohl in seiner Werkstatt. Keine Ahnung. Und überhaupt, wir wissen gar nicht viel über ihn. Still werkt er im Hintergrund der Geschichte rum. Was wir aber wissen: Er lässt Maria nicht sitzen, ob er den Steg der Liebe hätte durchsägen können. Er nimmt das Kind, das nicht von ihm ist, an. Er hätte ja auch die Tür zunageln können. Obwohl vielleicht seine Ohren durch Geräusche des Hämmerns gefüllt waren, hörte der auf die sanfte Stimme des Engels im Traum. Obwohl er auf einem Bau in Bethlehem sicher hätte gutes Geld verdienen können, riskierte er Zeit und flüchtet mit Maria und dem Kind vor der Todesgefahr durch König Herodes nach Ägypten. Obwohl er in Israel seine eigne Firma hätte haben können, lebte er nun als Flüchtling im Ausland. Und warum? Aus Liebe!

Somit der heilige Joseph ein Gerechter und ein aufrichtiger Kerl mit dem Herz am rechten Fleck. Vielleicht ist das ja auch typisch für einen Handwerker. Bleibt für mich noch die Frage: Hatte der heilige Joseph, wie mein Vater, auch einen Bleistift? Wenn nicht, irgendwas muss er aber zum Vorzeichnen gehabt haben. Was mag er gezeichnet haben? Den Weg von Nazareth nach Bethlehem? Hat er sich mit seinem Bleistift in die Steuerliste des Kaiser August eingetragen. Hat er mit dem Bleistift Spielzeug für den kleinen Jesu vorgezeichnet und dann in Ägypten gebaut?

Joseph, der Zimmermann. Ein Zimmermann hat immer einen Bleistift bei sich. Er kann ihn ja jederzeit gebrauchen. Ob nun zum Markieren und Zeichnen. Mit dem Bleistift zieht der Zimmermann Spuren auf dem Holz. Fest in der Hand hat er ihn, denn kann er damit gut zeichnen. Der Bleistift kann zum Bild für den heiligen Joseph werden. Joseph hatte seine Werkzeuge sicher fest in der Hand. Und so konnten Maria und Jesu sich in seinen Händen geborgen, behütet und beschützt wissen. Joseph wird zum treuen Werkzeug Gottes und baute so an Gottes großen Plan mit. Werkzeug Gottes sein ist ein schönes Bild für Christsein. Wir alle sind dazu berufen an Gottes Reich mitzubauen. Unser Werkzeug: Die Liebe. Möge der heilige Joseph uns ein Vorbild als Werkzeug der Liebe Gottes sein. Hl. Joseph – bitte für uns.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Der Theologe und Jesuit Karl Rahner (1904-1984) über den Heiligen Joseph

Der Himmel vertraut dem heiligen Josef den Erlöser der Welt an. Und so wird durch diese himmlische Botschaft Josef in die große, öffentliche, amtliche Heilsgeschichte hineingenommen. Er steht nicht nur in der privaten Beziehung des Bräutigams und dann des Gatten zu Maria, sondern er bekommt ein Amt, eine Funktion in der Heilsgeschichte. Er ist der Bewahrer und der Hüter des Sohnes Gottes, unmittelbar dazu bestellt, – und nicht bloß deswegen, weil er durch den Zufall einer Verlobung mit Maria nun einfach in diese Beziehungen mit dem himmlischen Kind tritt.

(Aus: Karl Rahner, Das große Kirchenjahr, 466f)

 

 

Wein gilt in der Bibel als eine Kostbarkeit. Der Wein soll die Sinne des Menschen öffnen. Er soll ein Geschmack für das Leben sein. Das Leben ist kostbar und wir dürfen es wie einen guten Wein auskosten. Er gilt als Kostbarkeit, die man nicht nur kostet, sondern auskostet. Somit ist der Wein ein biblisches Bild für Lebensfreude und des Segens. Im Psalm 104 lesen, dass der Wein das Herz des Menschen erfreut. Beim Propheten Amos ist ein Wein ein Bild für Gottes kostbaren Segen. Und das Buch Amos endet sogar mit einer Vision über den Wein in einem fruchtbaren Land, wo Menschen Weinberg pflanzen und Wein davon trinken. Zwar wird der Wein in der Bibel als Gottes Gabe geschätzt, aber die Weisheitsbücher weisen auch auf die Gefahr des Wein-Trinkens hin! Wein als Bild für Gottes Segen finden wir im Buch des Propheten Jesus Sirach heißt es: „Gleich wie Leben ist Wein für die Menschen – wenn du ihn maßvoll trinkst.“

Im Hohenlied Salomos, da tönen Sehnsuchtsklänge und Liebesduette der Liebenden, die in Genusslandschaften locken. Wein und Liebe kaum noch zu unterscheiden sind: „Komm, lass uns aufs Feld hinausgehen und unter Zyperblumen die Nacht verbringen, dass wir früh aufbrechen zu den Weinbergen und sehen, ob der Weinstock sprosst und seine Blüten aufgehen.“ Die Liebe leiht sich die Süßigkeit der Früchte. Welch Liebeslyrik – wunderbar in der Bibel zu lesen.

Wein zieht sich auch wie ein roter Faden durch das Neue Testament. Das erste Wunder Jesu hat mit Wein zu tun.  Die Story ist bekannt. Hochzeit. Glückliches Brautpaar. Mega viele Gäste, Guter Wein. Super Stimmung. Dann ist der Wein aus. Maria mischt sich ein. Jesus handelt und dann passiert ein kleines Wunder. Jesus verwandelt umgerechnet mehr als 600 Liter Wasser in Wein. Er bewahrt die Hochzeitsgesellschaft vor einer großen Blamage. Er sorgt dafür, dass die Menschen wieder tanzen und feiern können. Er stellt bildlich gesprochen ihre Musik wieder an. Aus der Leere wird die reinste überquellende Fülle. Es ist das Leben im Überfluss. In alle Leerstellen fließt der süße Wein. Füllt alles aus, was sich hohl anfühlt. Es ist wie die Hoffnung, die sich Bahn bricht. Die Erlösung und Zuversicht, die das Leben ausleuchtet und das Fest wieder zum Klingen bringt.

 (Br. Benedikt Müller OSB)

 

Im Weinberg stehen die Weinstöcke. An ihnen wachsen die Rebe und an den Reben die Trauben. Eine Traube besteht aus vielen Beeren. Nun Weinbeeren oder Weintrauben sehen untereinander ziemlich ähnlich aus. Und doch ist jede in sich einmalig, sogar im Geschmack. Wir Mönche im Kloster sehen in unserem schwarzen Habit auch alle ähnlich aus. Und doch ist jeder Bruder einmalig und hat seine unverwechselbaren Gaben und Talente.

Nimmt man nun eine Weinbeere von der Weintraube und presst sie, dann kommen kleine Tropfen von Traubensaft heraus. Süß und lecker und beerig. Aber viel Saft bekommt man aus einer einzelnen Beere nicht. Da braucht man schon mehrere davon. Eine Gemeinschaft von Beeren. Liest und erntet man in einem Weinberg von den Weintrauben die vielen Beeren und presst diese, dann sieht es schon anders aus. Dann bekommt eine Menge an Traubensaft.

Aus vielen Trauben wird der Wein! Stimmt nicht ganz! Erst einmal werden Trauben zu Saft. Aus vielen Trauben wird der Traubensaft. Das stimmt! Und aus dem Traubensaft wird Wein. Zwar nicht automatisch, sondern das hängt von vielen Umständen ab. Vor allem braucht es jemand, der sich darum kümmert: Der Winzer.

Der Winzer ist ein schönes Bild für Jesus. Jesus kümmert sich um uns, wie ein Winzer um seine Reben. Jesus hat uns gezeigt, dass wir nicht ein normaler Traubensaft sind, sondern weil Gott uns liebt, sind wir wie ein kostbarer Wein. Aber hinter diesem Bild steckt noch viel mehr. Jesus betont in seiner Botschaft und in seinen Ansprachen, vor allem in den Gleichnissen, immer wieder, dass wir uns kümmern sollen. Um uns selbst, aber vor allem auch um unseren Nächsten, unsere Mitmenschen. Ein Beispiel dafür ist das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Wenn wir im Sinne Jesu uns um den Nächsten kümmern, dann verwandeln wir im Kleinen jedes Mal die Welt zum Besseren. Dann wir die Welt so, wie Gott sie sich vorstellt. Die Fastenzeit ist wie ein Weinfass, in dem wir zur gegenseitigen Barmherzigkeit und Nächstenliebe reifen können, so wie der Traubensaft im Weinfass zum kostbaren Wein heranreift.

(Br. Benedikt Müller OSB)

 

„Ich bin der Weinstock“ sagt Jesus. Seine Jünger*innen, also die Menschen, die Jesus folgen bezeichnet er als Reben. Diese Reben sind Menschen, die Jesus im Herzen tragen und ihr Leben nach ihm ausrichten. Mir gefällt dieser naturbezogene Vergleich von Jesus. Die Reben wachsen aus dem Weinstock. Und die Trauben, also die Früchte, die die Reben tragen kommen aus der Kraft des Weinstocks.  Die Reben brauchen den Weinstock. Von allein können sie keine Frucht hervorbringen. Der Weinstock gibt den Reben Nährstoffe damit sie blühen, wachsen und gedeihen können. Der Weinstock wiederum bezieht seine Kraft aus dem Weinberg, der ja ein Bild für Gott ist. Das Geheimnis des Wachstums ist es, dass alles mit einander verbunden. Die Kraft der Verbindung ist der Heilige Geist. Gründen tut alles letztlich im Weinberg selber. Die Verbindung ist das Geheimnis dieser Lebenskraft, die die hl. Hildegard von Bingen als Viriditas ausdrückt. Viriditas ist die Grünkraft und bezeichnet die schöpferische Grundkraft Gottes, die der gesamten Natur, also Menschen, Tieren, Pflanzen und Mineralien innewohnen soll.

Die Fastenzeit will uns ein Zeitfenster schenken dieses tiefe Bild zu überdenken, damit wir dem Geheimnis auf die Spur kommen können. Denn es geht um das Dranbleiben. Drauf kommt es an. Dranbleiben und nicht loslassen, auch wenn andere loslassen selber dann nicht lockerlassen und sich nicht von dieser Kraftquelle ablösen. Löst sich die Reben vom Weinstock, dann verdorrt sie und vertrocknet. Ihr Leben wird fade.

Es gibt viele Wege, um an dieser Kraftquelle zu bleiben. Oft kann es durch kleine Gesten geschehen, die wir gerade gut in der Fastenzeit einüben könne. Wenn die Glocken läuten, einfach still werden und hören. Innerlich ein Gebet sprechen. Eine Kerze in einer Kirche oder zuhause am Abend im Fenster entzünden. In das Licht der Kerze schauen und innerlich dankbar werden. Eine Kirche besuchen. Den Raum und die Stille dort auf sich wirken lassen. Mal wieder in der Bibel lesen. Ein Kloster besuchen. Den Nächsten besuchen. Kleine Geschenke verteilen. Anderen eine Freude machen. Mal jemanden anrufen oder einen Brief schreiben. Älteren Mitmenschen helfen, z.B. beim Einkauf. Beten. Aber auch achtsam mit sich selbst umgehen. Eben am Guten dranbleiben.

(Br. Benedikt Müller OSB)

 

Fest verwurzelt stehen sie da, die alten Weinstöcke in den Weinbergen rund um die Abtei St. Hildegard in Eibingen am Rhein. Bei meinen Herbstferien konnte ich erleben wie wunderschön ihre farbigen Blätter im Licht der Herbstsonne leuchteten. Die Weinlese war abgeschlossen. Nicht mehr lange und die Äste werden im Spätherbst stark zurückgeschnitten. Im Winter wirkt der Weinberg wie tot. Wie die gesamte Natur ruht er. Jetzt im Frühling wird die Natur explodieren sie geradezu, so auch die Rebstöcke in den Weinbergen. Nicht mehr lang und das neue Leben treibt voller Grünkraft an den Rebstöcken aus. Die Reben entwickeln sich nach und nach – der Weinberg wird wider grün. Langsam beginnen die Trauben an den Reben zu wachsen.

Jesus hat sich selber einmal mit einem Weinstock verglichen: „Ich bin der Weinstock“. Weiter spricht er dann über seine Verbindung zwischen ihm und den Menschen, die an ihm glauben:  „Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Jesus, der Weinstock. Bleiben wir in und bei diesem Bild, dann ist Gott wie ein Weinberg. Aus der Wurzel ist der Weinstock in Weinberg entsprossen und gewachsen und verwurzelt. Das ist für uns Weihnachten offenbar geworden: „Ein Reis wird entspringen, aus einer Wurzel zart!“ Gott ist die liebende Wurzel, die trägt und wachsen lässt.

Der Mensch, so sagt Jesus, ist die Rebe und Jesus als Weinstock ist die Verbindung zwischen Gott und uns. So wie der Weinstock in der Natur die Verbindung zwischen Rebe und dem Weinberg, der Mutter Erde, ist. Durch den Weinstock bekommen die Trauben ihre Kraft zu reifen und zu wachsen. Die Verbindung, zu Christus will uns Kraft schenken. Die Kraft zum Leben und damit wir Frucht bringen, d.h. damit wir unsere Talente einsetzten können und die Schöpfung Gottes kre-aktiv gestalten. Jede(r) auf seine ganz eigene  einmalige Art und Weise. Ein starkes Bild, das uns in der Fastenzeit Mut machen will. Ein Mut-mach-Bild. Der Glaube an Christus kann und will uns Kraft zum Leben schenken.

(Br. Benedikt Müller OSB)

 

Einmal im Jahr bin ich in den Freien oder zu Stille-Tagen in der Abtei St. Hildegard in Eibingen im schönen Rheingau. Schon allein die Lage des Klosters oberhalb der Weinberge ist beeindruckend. Oft pilgere ich dann von der Abtei durch die Weinberge hinunter in die Wallfahrtskirche zum Schrein der heiligen Hildegard von Bingen. Der Weg durch die Weinberge mit dem Blick ins Tal auf den Rhein, hat ist immer wieder faszinierend. Oft bleibe ich am Wegkreuz zu einem kurzen Gebet stehen. Nachmittags führt mich dann ein kleiner Spaziergang durch die Weinberge zu einer Bank mit der Bezeichnung „Hildegards Ruh“. Ein wirklicher Ruheort. Und hier lasse ich den Blick schweifen. Dann fallen mir die vielen Weinstöcke auf. Tief verwurzelt stehen sie da. Sie erinnern mich an mein eigenes Leben. Ich bin auch tief verwurzelt: in meiner Familie, im Freundeskreise, in der Klostergemeinschaft. Und ich bin tief verwurzelt in Gott, den Ursprung allen Lebens. In Gott wurzele ich. Von IHM bekomme ich meine Grünkraft zum Leben geschenkt.

Dann denke ich oft: Und wenn Gott der Weinberg ist? Gott mein schützender Berg. Mein Fels auf den ich bauen kann, wie es im Buch der Psalmen ähnlich ausgedrückt wird. Wer ist dann für mich der Weinstock? Ich für mich? Oder gibt es für mich einen verwurzelten Weinstock der mir Halt schenkt?

Der Weinstock erinnerte mich auch an Jesus. Jesus sagt von sich: Ich bin der Weinstock. Jesus weiß sich in Gott verwurzelt. Der Weinstock ist ein Symbol für die Verbundenheit zwischen Christus und der menschlichen Seele. Christus, der Weinstock, schenkt Kraft. Der Weinstock ist aber auch Symbol für den Wein des Abendmahls/der Eucharistie. In unserem morgigen Impuls schauen wir dann auf die Rebe am Weinstock. Vielleicht nutzen wir die Fastenzeit, um in der Bibel die vielen Wundergeschichten Jesu zu lesen. Hier können wir erfahren, dass Jesus stark wie ein verwurzelter Weinstock für uns im Weinberg des Lebens steht. Wie der Weinstock im Weinberg verwurzelt da steh und einfach da ist, so ist Jesu für uns auch immer da – gerade auch in den stürmischen Tagen bleibt er als Weinstock tiefverwurzelt und standhaft an unserer Seite. Dieses Glaubensbild darf jeder von uns als tröstendes Geschenk und hoffnungsvolle Zusage annehmen oder werfen – es liegt an jedem selbst.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Wenn man einen Weinberg besucht, dann muss man manchmal hoch hinaus. Die häufig steile Lage des Weinbergs wird benutzt, um die Sonnenstrahlen optimal nutzen zu können.

Wenn man dann oben angekommen ist, kann man sehr viel überblicken.

Von oben sieht der Weg, den man hochgekommen ist, winzig klein aus. Selbst Häuser und Bäume sehen auf einmal ganz anders aus. Auch die Menschen sehen aus wie winzige, kleine Ameisen. Und die Dinge, die sie beschäftigen oder die Probleme, mit denen sie zu kämpfen haben, sind umso kleiner.

Weinberge sind auch ein kleines Paradies für Tiere. Viele Insekten fühlen sich dort sehr wohl.

Die Natur ist so mächtig und wunderbar, dass aus den Weinreben Wein, aber auch Weintrauben entstehen. Wenn man diese entstandenen Weintrauben dann trocknen lässt, dann entstehen Rosinen.

Der „Weinberg des Herrn“ steht auch als Synonym für die „Schöpfung Gottes“.

Jetzt, wo viele Menschen nach den verregneten Tagen auf den Frühling warten, können die Weinreben ein tolles Beispiel für unser Leben sein.

Genau wie die Weinreben verändern wir uns. Manchmal dauert es sehr lange, bis wir am Ende unseres Ziels angekommen sind. Jede*r von uns ist individuell und genau richtig, wie er/sie ist. Wir sind, genau wie der Weinberg, eine Schöpfung Gottes und können uns darüber freuen.

(Sophie Rüther)

Bei einer Waldwanderung sind die Wegweiser oft von großer Bedeutung. Auch wenn wir vielleicht den Weg kennen, dann zeigen uns die vertrauerten Wegweiser an, ob wir auch wirklich auf den richtigen Weg sind. Wegweiser können uns eine Richtung weisen. Wenn wir auf einem unbekannten Weg an einem Wegweiser vorbeikommen, dann legen wir eine Pause und studieren die Wegweiser genau, um zu überlegen in welche Richtung wir unseren Weg fortsetzen. Der Wegweiser fordert mich auf mich zu orientierten vielleicht auch neu zu orientierten.

  • Und wie ist das mit meinen Wegen?
  • An wem rausche ich vorbei?
  • Wen und Was lasse ich liegen?

Jetzt in der Fastenzeit, kann ich auf meinem Lebensweg anhalten und die Wegweiser meines Lebens mir anschauen. Halte ich inne, nutze ich diese Zeit? Um mich neu zu orientieren? Wen oder nehme ich neu in den Blick? Wie will ich weitergehen?

(Br. Benedikt Müller OSB)