Mit offenen Augen durch die Natur spazieren gehen. Schlendern ist Luxus, aber gerade in den Tagen der Fastenzeit dürfen wir uns diesen Luxus erlauben und gönnen. Liegt im Februar noch Schnee dann sieht die Welt verzaubert aus. Ein sonniger, kalter Wintertag lädt ein durch Wald über Wiesen und Feldern zu gehen. Ich kann meine Spuren im Schnee sehen oder im Wald die Spuren der Waldbewohner entdecken. Oft ist es dann sehr still. Winterruhe vor den Frühlingsstürmen, die das Leben bringen. Wenn die Sonne scheint sind meine Augen oft durch das weiß des Schnees und dem hellen Licht der Wintersonne geblendet. Wenn der Schnee getaut ist kommen die alten Blätter des Herbstes zum Vorscheinen und ganz langsam verändert sich die Natur. Schneeglöckchen blühen und die Weisen beginnen langsam ihre Grünkraft zu bekommen. Die Tage werden wieder heller. Die Vögel zwitschern am Morgen. Kraniche und Wildgänse kehren zurück. Meine Augen nehmen die Veränderung der Natur war.
Aber oft kommt es im Winter auch vor, dass wir, bedingt durch die viele Heizungsluft, eine Art Trockenheit in den Augen spüren. Die Augen jucken und brennen. Was da hilft: Hinaus in die Natur. Die natürliche Feuchtigkeit des Februars in der Natur tut unseren Augen gut, so schrieb es schon vor über neunhundert Jahren die heilige Hildegard von Bingen, die Propheta Teutonica, in ihren Werken auf. Sie setzt den Monat Februar in einen Bezug zu den Augen des Menschen.
Hildegard von Bingen schreibt in ihren Werken, dass der Monat Februar seine Entsprechung in den Augen findet. Sie meint mit den Augen nicht nur das physische Auge, sondern auch das innere Auge – die Seele! Laut der Magistra vom Rupertsberg befeuchtet ein klarer und ungetrübter Blick nämlich auch die Seele des Menschen. Der heiligen Hildegard geht es vor allem um die Säuberung der Gedanken. Der Februar steht für Reinigung und einen klärenden Blick und dazu lädt uns auch die Fastenzeit ein. Gehen wir in den nächsten Wochen mit einem Klaren und achtsamen Blick durch unser Leben.
(Br. Benedikt Müller OSB)
Aus den Visionen der hl. Hildegard von Bingen:
„Am frühen Morgen oder bei Tagesanbruch nimm ein frisches Rosenblatt und lege sie über deine Augen. Es zieht den Sagt, das ist das Triefen, aus ihnen heraus und macht sie klar.“
Aus den Visionen der hl. Hildegard von Bingen:
„Wenn der Mensch helle, klare und durchsichtige Augen hat, ist er gesund und besitzt die Kennzeichen des Lebens.“
Aus den Visionen der hl. Hildegard von Bingen:
„Wie durch den Saft alle Früchte des Baumes wachsen, so werden durch die Seele alle Werke des Menschen vollendet.“