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Das Schwert und der Hahn werden in der Passion Jesu zum Kontrast für den Jünger Petrus. Bei der Gefangennahme Jesu im Garten Getsemani wird uns ein mutiger Petrus gezeigt. Um Jesu Gefangennahme zu verhindern, soll Petrus laut zum Schwert gegriffen und Malchus, der ein Diener des Hohepriesters war, ein Ohr abgeschlagen haben. So steht es im Johannes-Evangelium. Diese Szene des Ohrabtrennens wird auch in der Markus-Passion.berichtet, aber der Name des dafür verantwortlichen Dreinschlagend wird nicht angegeben. Jesus missbilligte dieses gewaltsame Vorgehen. Der mutiger Petrus? Nein: Wie alle anderen Jünger floh dann auch Petrus. Wohin? Offenbar besinnt sich Petrus gleich wieder. Die Diener des Hohepriesters haben Jesus noch nicht weit weg geführt.

Und so folgt Petrus der Gruppe von ferne. Petrus traut sich nur mit Abstand zu folgen. Aber er traut sich immerhin – im Gegensatz zu den anderen Jüngern, die fast alle wegbleiben. Petrus aber war Jesus von Weitem bis in den Hof des Hohepriesters gefolgt; nun saß er dort bei den Dienern und wärmte sich am Feuer. Wie hat er sich gefühlt? Hatte er Angst? Angst auch verhaftet zu werden, weil „Mitgegangen mitgefangen“? An diesem Feuer spielt sich nun eine Szene ab, die aus dem mutigen Petrus einen scheinbar feigen Petrus werden lässt. Er wird als Jünger Jesu erkannt. Aber er leugnet dreimal die Freundschaft Jesu. „Gleich darauf krähte der Hahn zum zweiten Mal und Petrus erinnerte sich an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er begann zu weinen.“

Und dies trotz der Warnung der Verleumdung von Jesus, welche er wenige Stunden zuvor ausgesprochen hatte. Diese Warnung hatte Petrus offenbar vergessen, oder er hat sie verdrängt, weil er ja so überzeugt war, dass Jesus damit völlig falsch liegt. Mut und Feigheit. Beides trägt Petrus in sich und wird auf diese Weise so menschlich. Sein Weinen zeugt davon. Der Freund der Verteidigt – der Freund der Verleugnet. Beide Dimensionen sind uns vielleicht aus Freundschaften bekannt. Wir Menschen sind eben menschlich. Die Tränen aus dem Herzen sind ein Zeichen der tiefen Selbsterkenntnis, dass jeder fehlerhaft ist, auch der starke Petrus! Seine Tränen zeigen seine aufrichtige Reue. Und das ist wichtig: Es ist ihm bewusstgeworden, was er tat. Petrus als mutiges Beispiel nicht mit dem Schwert, sondern ein mutiges Beispiel in der ehrlichen Selbsterkenntnis. Das nennen wir auch reue im Herzen, den dem Moment fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Und er ist zutiefst betrübt! «Ich wollte doch nicht und jetzt habe ich trotzdem! Ich bin schwach geworden, obwohl ich doch stark sein wollte!“  Petrus, der immer perfekt sein will, ist es eben nicht.

Diese Szene findet in einem alten Hymnus, den wir Mönche im Winter in den Sonntagslaudes singen, einen besonders schönen Anklang. Jesus wird als Hahn, den Wächter zwischen Nacht und Tag, dargestellt und die Herzenstränen des Petrus, der ja sonst so stark ist, zeigen die menschliche Gebrechlichkeit auf.

 

Der Hahn, des Tages Herold, ruft,

der Wächter in der Finsternis.

Sein Schrei trennt von der Nacht die Nacht,

dem Wanderer zur Nacht ein Licht.

 

Da fühlt der Schiffer neue Kraft,

des Meeres Brandung sänftigt sich,

der Fels der Kirche, Petrus, weint,

bereut die Schuld beim Hahnenschrei.

(Br. Benedikt Müller OSB)

„Amen, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“

(Matthäus 26, 30 ff.)

Wir bewegen uns in besonderen Zeiten. Was ist Wahrheit, was leben wir wirklich? Woran glauben wir? Was ist uns heilig? Wer ist uns heilig? Für wen geben wir alles hin? Setzen wir uns wirklich ein? Tun wir immer unser Bestes? Müssen wir das überhaupt? Wann ist es genug? Wann müssen wir uns selbst über das Wohl der Anderen stellen? Sollten und dürfen wir das?

Wir Menschen leben mit der Instanz von Werten und Normen, wir leben mit einem Gewissen. Wir glauben an eine Religion und verinnerlichen sie. Als Christen verinnerlichen wir die Werte, die uns Jesus durch sein Wirken geschenkt hat. Doch wann sind wir ehrlich mit uns selbst? An welchen Punkten unseres Lebens wissen wir, dass wir ehrlich richtig handeln? Wann haben wir Angst? Wovor fürchten wir uns? Wann haben wir Sicherheit? Sind unsere Entscheidungen sicher? Treffen wir sie ehrlich?

„Da sagte Petrus zu ihm: Und wenn ich mit dir sterben müsste – ich werde dich nie verleugnen. Das Gleiche sagten auch alle Jünger.“

(Matthäus 26, 30 ff.)

Wir sind Menschen. Wir sind Christen. Was das bedeutet? Wir handeln menschlich. Wir handeln sprunghaft. Wir hasten unseren Gefühlen hinterher. Manchmal fällt es uns unglaublich schwer Entscheidungen zu treffen. Was ist richtig, was ist falsch? Wer bin ich? Für wen bin ich? Durch wen bin ich? Wir kennen die Antwort nicht. Die Antwort gibt es nicht. Es gibt nur dieses eine, dieses einzigartige Leben. Er hat es uns geschenkt. Wir sind durch Liebe. Diese, unsere Liebe weitergebend. Wir erspüren unsere Menschlichkeit, unsere Sterblichkeit immer wieder neu. Wir machen Fehler. Wir bereuen. Wir leben mit einem Gewissen. Wir erkennen uns und die Wesen um uns herum. Wir leben in Freude, wir leben in Angst. Wir leben in Hoffnung und Glück und Trauer und Trostlosigkeit. Wir leben in der Gefühlswelt, die wir uns selbst erschaffen. Wir sind Menschen und leben durch unsere Erfahrungen. Wir sind Menschen und können mit unseren Taten die Welt verändern. Er schenkt uns sein Vertrauen. Er kennt die Antwort auf unser Leben längst. Er kennt uns mehr als alle anderen auf dieser Welt. Wir müssen keine Angst haben. Er weiß, was geschieht. Er ist die Antwort auf all unsere Fragen. Er ist das Leben. Durch ihn sind wir. Sein Abbild in menschlichen Zügen. Menschlichkeit. Ehrlichkeit. Wir.

„Petrus aber saß draußen im Hof. Da trat eine Magd zu ihm und sagte: Auch du warst mit diesem Jesus aus Galiläa zusammen. Doch er leugnete es vor allen und sagte: Ich weiß nicht, wovon du redest. Und als er zum Tor hinausgehen wollte, sah ihn eine andere Magd und sagte zu denen, die dort standen: Der war mit Jesus dem Nazoräer zusammen. Wieder leugnete er und schwor: Ich kenne den Menschen nicht. Wenig später kamen die Leute, die dort standen, und sagten zu Petrus: Wirklich, auch du gehörst zu ihnen, deine Mundart verrät dich. Da fing er an zu fluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht. Gleich darauf krähte ein Hahn und Petrus erinnerte sich an das Wort, das Jesus gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.“

(Matthäus 26, 69-75)

Helena Minner, Jahrespraktikantin

In meinen Kindertagen gehörte ein Geräusch zum Alltag: Das Krähen der Hähne auf den Bauernhöfen der Stadt Mengeringhausen. Ja, es war nichts außergewöhnliches aus allen Windrichtungen einen Hahn krähen zu hören. Heute würden gleich wieder einige Mitbürger*innen eine Strafanzeige wegen Ruhestörung erstatten. Der Hahn ist der Wächter zwischen Nacht und Tag. Er verkündet das Ende der Nacht und begrüßt das zarte Licht des neuen Tages.  Im Hymnus der Laudes am Sonntag singen wir Mönche: „Der Hahn, des Tages Herold, ruft, der Wächter in der Finsternis. Sein Schrei trennt von der Nacht die Nacht, dem Wanderer zur Nacht ein Licht.“ Die Nacht ist ein Symbol der Finsternis, des Dunklen, auch des Dunklen in uns. „Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen“, sagt Jesus zu Petrus. Und am Gründonnerstag ist es dann so weit. Jesus wird verhaftet und seine Jünger haben Angst, dass ihnen dasselbe droht. Als Petrus zum dritten Mal sagt, dass er nichts mit Jesus zu tun hat, kräht der Hahn. Es ist ein Zeichen: Seid wachsam. Der Hahn kündigt den neuen Tag an, das neue Licht. Er bringt Hoffnung. Mit der zarten Morgensonne kommt strahlendes Licht in die Welt und durchbricht die Finsternis. Christus selbst ist dieses Licht und diese Sonne. Nur er kann unsere Finsternis überwinden, die Finsternis der Sünde und des Todes. (Br. Benedikt Müller OSB)