Sonntags.Impuls: Hl. Edith Stein – August I
Von August 2024 bis August 2025 wollen wir Euch wieder Sonntags.Impulse schenken. Thema werden die HEILIGEN sein. Jede Woche stellen wir eine Heilige oder einen Heiligen aus der vorangegangen Woche vor. Heute die Hl. Edith Stein, deren Festtag wir am 9. August gefeiert haben.
Meinen Tag leg ich in Deine Hand.
Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen,
Sei mein Gestern, das ich überwand.
Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen,
Bin in Deinem Mosaik ein Stein.
Wirst mich an die rechte Stelle legen,
Deinen Händen bette ich mich ein.
(Edith Stein – Teresia Benedicta a Cruce)
Edith Stein wird am 12. Oktober 1891 in Breslau als Kind einer jüdisch-orthodoxen Familie geboren. Sie ist die jüngste Tochter von Siegfried und Auguste Stein. Sie wächst Edith ab ihrem zweiten Lebensjahr ohne Vater auf. Bereits früh fällt Edith als überdurchschnittlich intelligent auf, so dass sie vorzeitig eingeschult wird. Auch in der Schule zeichnet sie sich durch besonders gute Leistungen aus. Als Jugendliche distanziert sie sich immer mehr vom Glauben an Gott: „Ich habe mir das Beten ganz bewusst und aus freien Entschlüssen abgewöhnt“, erzählt sie im Rückblick auf einen längeren Aufenthalt bei ihrer Schwester in Hamburg. Nach ihrem Abitur 1911 beginnt sie in Breslau Literatur, Geschichte und Psychologie zu studieren. Jedoch schon bald wendet sie sich ab von der Psychologie, um sich in das Studium der Philosophie zu vertiefen. Dabei fasziniert sie der Ansatz Edmund Husserls so sehr, dass sie den Studienort wechselt und nach Göttingen geht, um direkt bei Husserl zu studieren. Husserl wird zum prägenden philosophischen Lehrer für Edith Stein: Als ihr Doktorvater betreut er ihre Promotion, und sie begleitet ihn schließlich als Assistentin an die Universität von Freiburg. Jedoch bleibt ihr ein weiterer wissenschaftlicher Werdegang verwehrt: Trotz ausgezeichneter Doktorarbeit wird ihr als Frau eine Habilitation nicht gestattet. Als später Frauen dies ermöglicht wird, ist Edith Stein aus einem anderen Grund ausgeschlossen: Im antisemitischen Deutschland wird ihr als Jüdin diese Chance verweigert. 1918 gibt sie ihre Stelle bei Husserl auf. Bei Freunden stößt sie zufällig auf die Autobiographie von Theresa von Avila: „Ich begann zu lesen, war sofort gefangen und hörte nicht mehr auf bis zum Ende“. Diese Lektüre und verschiedene persönliche Begegnungen bewegten Edith Stein schließlich so, dass sie zum Katholizismus konvertiert. Am 1. Januar 1922 lässt sie sich taufen. Ihr religiöses Leben verbindet sie mit großem Engagement in der Welt: „Je tiefer jemand in Gott hineingezogen wird, desto mehr muss er auch in diesem Sinn ‚aus sich herausgehen’, d.h., in die Welt hinein, um das göttliche Leben in sie hineinzutragen.“ Eine zeitlang arbeitet Edith Stein als Lehrerin in Speyer. Bereits seit ihrer Schulzeit ist sie engagiert für die Rechte von Frauen, in den zwanziger Jahren galt sie als gefragte Rednerin über Themen der Frauenfrage. Im Frühjahr 1932 erhält sie einen Ruf an das Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster. Sie zieht in das Collegium Marianum, wo viele junge Ordensfrauen wohnen. Als Dozentin lebt Edith Stein dort in einfachen Verhältnissen gemeinsam mit den Studierenden. Jedoch kann sie nur ein Jahr dort lehren: Unter dem Nationalsozialismus darf sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ihren Beruf nicht mehr ausüben. Edith Stein tritt nun in den Karmel Köln-Lindenthal ein und nimmt im Gedenken an Theresa von Avila den Ordensnamen „Teresia Benedicta a Cruce“ an. Im Kölner Karmel widmet sie sich wieder wissenschaftlichen Arbeiten. Bald schon muss sie jedoch Deutschland verlassen; sie emigriert gemeinsam mit ihrer Schwester Rosa nach Echt in Holland. Am 2. August 1942 wird sie von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Edith Stein wird dort am 9. August 1942 in der Gaskammer ermordet. Ihre Selig- und Heiligsprechung wurde u.a. durch den Verein Katholischer Lehrerinnen vorangebracht. Katholischen Frauen im Beruf lag in besonderer Weise daran, dass eine wissenschaftlich gebildete und berufstätige Frau in den Heiligenkalender der katholischen Kirche aufgenommen wurde. Am 10. Mai 1987 wird Edith Stein selig gesprochen, die Heiligsprechung folgte am 9. Oktober 1998 in Rom.
Audio – Text: Br. Benedikt Müller OSB
Gesprochen von Jacqueline Wolf & Noah Dawedeit
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