Sonntags.Impuls: Hl. Gregor – September II
Am 3. September haben wir das Fest des heiligen Papstes Gregor der Große gefiert. Für uns Benediktiner hat er eine besondere Bedeutung. ER ist nicht nur der „Erfinder“ der Gregorianik – des gregorianischen Chorals – so heißt die Form des Gesanges in der Liturgie von uns Mönch. Sondern er hat in seinem II. Buch der Dialoge auch die Lebensgeschichte unseres Ordensgründers und Mönchsvater dem hl. Benedikt von Nursia verfasst. In diesem Buch der Dialoge gibt es eine sehr interessante Legende, die mir gut gefällt:
Der Brand in der Küche
Die Brüder beschlossen in Gegenwart des Mannes Gottes, an dieser Stelle die Erde aufzugraben. Als sie tiefer gruben, fanden sie dort ein bronzenes Götterbild. Sie brachten es zunächst einmal in die Küche. Da schien plötzlich Feuer auszubrechen, und in den Augen aller
Mönche sah es so aus, als ob das ganze Küchengebäude in Flammen aufginge. Sie schütteten Wasser hin und machten dabei großen Lärm, weil sie meinten, ein Feuer löschen zu müssen. Von dem Tumult beunruhigt, kam der Mann Gottes herbei. Er erkannte, dass es das
Feuer nur in den Augen der Brüder gab; denn er selbst sah es nicht. Da neigte er sofort sein Haupt zum Gebet und rief die
Brüder, die er von einem vorgegaukelten Feuer betrogen fand, zu dem zurück, was wirklich zu sehen war. Sie erkannten, dass das Küchengebäude unbeschädigt dastand, und sahen die Flammen nicht mehr, die der Alte Feind vorgetäuscht hatte.
(Gregor der Große, Zweites Buch der Dialoge, Kap. 10)
Unser Prior P. Klaus-Ludger schrieb in unserem GRUSS aus Königsmünster gute Gedanken zu dieser Geschichte:
“ ‚Nichts geht mehr.‘ – ‚Die Hütte brennt lichterloh.‘ Jede und jeder kennt aus dem persönlichen Lebensgefühl oder am Arbeitsplatz, in der Familie, im Freundeskreis, übrigens auch im Kloster Augenblicke, in denen solche Sätze sich unwiderstehlich aufdrängen. ‚Nichts geht mehr.‘ – ‚Die Hütte brennt lichterloh.‘ Genau das trifft hier zu. Nur: Das Problem ist anders, als es in den Augen der Brüder aussieht. Ihre
fatalen Fehleinschätzungen passieren, weil der ‚Alte Feind‘, der ‚Teufel‘ im Spiel ist, der „’Diabolos‘ (wörtlich: der, der durcheinanderwirft). Benedikt ist derjenige, der – mit Gebet und Segen – das richtige Bild wiederherstellt: Der Stein ist nur scheinbar ‚unbeweglich‘, sondern lässt sich ’schnell heben‘; das Feuer ‚gibt es nur in den Augen der Brüder.‘ Was ist hier auf diabolische Art durcheinandergeraten? Wie kamen die Dinge, besser die Menschen, wieder in Ordnung? – Benedikt ist kein Zauberer, der mit einer magischen Geste oder einem geheimnisvollen Spruch das Geschehen manipuliert. Seine entscheidende Qualität besteht vielmehr darin, dass er sieht, was tatsächlich los ist. So gelingt es ihm, seinen Brüdern die Augen für die Wirklichkeit zu öffnen: ‚… revocavit fratres ad oculos suos.‘ Wörtlich übersetzt: ‚Er rief die Brüder zu ihren eigenen Augen zurück.'“
(P. Klaus-Ludger Söbbeler OSB „GRUSS aus Königsmünster“ 1/2012 – S. 16-17)
Vielleicht schauen wir demnächst in den Situationen, in denen es in unseren Leben alles brennt und scheinbar nichts mehr geht, mit unserem Inneren-Auge in unser Herzen und suchen die Ursache für den Brand, der uns den Lebensalltag einheizt. Manchmal können wir feststellen, dass das Feuer gar nicht so heiß ist und auch nicht wild um sich lodert. Hören wir und neigen unser Herzens Ohr und schauen mit den Inneren-Auge in unser Herz und löschen das Feuer, in dem wir den Frieden in uns suchen.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!