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Das Schwert und der Hahn werden in der Passion Jesu zum Kontrast für den Jünger Petrus. Bei der Gefangennahme Jesu im Garten Getsemani wird uns ein mutiger Petrus gezeigt. Um Jesu Gefangennahme zu verhindern, soll Petrus laut zum Schwert gegriffen und Malchus, der ein Diener des Hohepriesters war, ein Ohr abgeschlagen haben. So steht es im Johannes-Evangelium. Diese Szene des Ohrabtrennens wird auch in der Markus-Passion.berichtet, aber der Name des dafür verantwortlichen Dreinschlagend wird nicht angegeben. Jesus missbilligte dieses gewaltsame Vorgehen. Der mutiger Petrus? Nein: Wie alle anderen Jünger floh dann auch Petrus. Wohin? Offenbar besinnt sich Petrus gleich wieder. Die Diener des Hohepriesters haben Jesus noch nicht weit weg geführt.

Und so folgt Petrus der Gruppe von ferne. Petrus traut sich nur mit Abstand zu folgen. Aber er traut sich immerhin – im Gegensatz zu den anderen Jüngern, die fast alle wegbleiben. Petrus aber war Jesus von Weitem bis in den Hof des Hohepriesters gefolgt; nun saß er dort bei den Dienern und wärmte sich am Feuer. Wie hat er sich gefühlt? Hatte er Angst? Angst auch verhaftet zu werden, weil „Mitgegangen mitgefangen“? An diesem Feuer spielt sich nun eine Szene ab, die aus dem mutigen Petrus einen scheinbar feigen Petrus werden lässt. Er wird als Jünger Jesu erkannt. Aber er leugnet dreimal die Freundschaft Jesu. „Gleich darauf krähte der Hahn zum zweiten Mal und Petrus erinnerte sich an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er begann zu weinen.“

Und dies trotz der Warnung der Verleumdung von Jesus, welche er wenige Stunden zuvor ausgesprochen hatte. Diese Warnung hatte Petrus offenbar vergessen, oder er hat sie verdrängt, weil er ja so überzeugt war, dass Jesus damit völlig falsch liegt. Mut und Feigheit. Beides trägt Petrus in sich und wird auf diese Weise so menschlich. Sein Weinen zeugt davon. Der Freund der Verteidigt – der Freund der Verleugnet. Beide Dimensionen sind uns vielleicht aus Freundschaften bekannt. Wir Menschen sind eben menschlich. Die Tränen aus dem Herzen sind ein Zeichen der tiefen Selbsterkenntnis, dass jeder fehlerhaft ist, auch der starke Petrus! Seine Tränen zeigen seine aufrichtige Reue. Und das ist wichtig: Es ist ihm bewusstgeworden, was er tat. Petrus als mutiges Beispiel nicht mit dem Schwert, sondern ein mutiges Beispiel in der ehrlichen Selbsterkenntnis. Das nennen wir auch reue im Herzen, den dem Moment fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Und er ist zutiefst betrübt! «Ich wollte doch nicht und jetzt habe ich trotzdem! Ich bin schwach geworden, obwohl ich doch stark sein wollte!“  Petrus, der immer perfekt sein will, ist es eben nicht.

Diese Szene findet in einem alten Hymnus, den wir Mönche im Winter in den Sonntagslaudes singen, einen besonders schönen Anklang. Jesus wird als Hahn, den Wächter zwischen Nacht und Tag, dargestellt und die Herzenstränen des Petrus, der ja sonst so stark ist, zeigen die menschliche Gebrechlichkeit auf.

 

Der Hahn, des Tages Herold, ruft,

der Wächter in der Finsternis.

Sein Schrei trennt von der Nacht die Nacht,

dem Wanderer zur Nacht ein Licht.

 

Da fühlt der Schiffer neue Kraft,

des Meeres Brandung sänftigt sich,

der Fels der Kirche, Petrus, weint,

bereut die Schuld beim Hahnenschrei.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Wir kennen das: Geld spielt in unserem Alltag eine große Rolle. Oft und immer wieder dreht es um das Geld. Zu wenig zum Leben – genug zum Sterben. Reicht das Geld bis zum Monats Ende? Kann ich mir einen großen Urlaub leisten? Oder treue Klamotten? Haben wir wenig Geld sind wir unzufrieden und wir machen uns Sorgen um unsere Existenz. Haben wir viel Geld, dann haben wir auch Sorgen. Wie können wir das Geld sichern oder wie vermehren wir es. Hoffentlich verliert es seinen Wert nicht.

In der Markus Passion spielt Geld auch eine Rolle. Zu einem hören wir von einer Frau. Ihren Namen kennen wir nicht. Wir hören nur, dass es sich um eine Sünderin handelt. Jesus ist in Bethanien zu Gast im Haus Simons des Aussätzigen. Ein netter Abend. Man saß zusammen zu Tisch. Da kam eine Frau mit einem Alabastergefäß voll echtem, kostbarem Nardenöl herein. Sie zerbrach es und goss das Öl über Jesu Haupt. Pure Geldverschwendung. Salböl war mega teuer und kostbar! Und so sorgt dieser Moment bei der Gesellschaft für Empörung! Es entsandt eine Diskussion über das Geld. Über Geld und seine Verwendung wird ja gerne – auch heute noch – diskutiert. War das nun Geldverschwendung? Mit dem Geld hätte man auch etwas Anderes machen können. Sparen oder die Armen unterstützen. Schließlich wurde die Frau beschimpft. Jesu stärkt der Frau den Rücken, denn schließlich ist es ja ihre Sache, was sie mit ihrem Geld macht! Was geht es uns an, was unser Nächster mit seinem Geld macht. Die Frau hat, so Jesus, an ihm ein gutes Werk getan. Jesus wusste von seinem Tod und so betont er deutlich, dass die Frau seinen Leib im Voraus für sein Begräbnis gesalbt hat. „Amen, ich sage euch: Auf der ganzen Welt, wo das Evangelium verkündet wird, wird man auch erzählen, was sie getan hat, zu ihrem Gedächtnis“. Diese Liebestat der Frau, die am Anfang der Passion, Jesus salbt steht in einem Kontrast des Verrates Jesu durch seinen Freund Judas. Judas nimmt Geld und liefert Jesus aus. Geld kann ich zum Wohle des Nächsten einsetzten. Mit Geld kann ich Freundschaften zerstören und sogar den Todesstoß geben. Mit Geld kann ich Freunde kaufen. Geld verleitet mich meine Ideale zu verkaufen. Geld kann Menschen käuflich werden lassen. Und zwar so, dass sie sogar den Nächsten verraten und ans Messer bzw. im Fall Jesu ans Kreuz liefern. Die Karwoche will uns einladen, über den Sinn des Geldes in unserem Leben nachzudenken! Sind wir großzügig – sind wir käuflich?

(Br. Benedikt Müller OSB)

Der April macht was er will. Mal sanft – mal stürmisch. Mich erinnert er an meine jungen Erwachsenenjahre. Acht, was haben wir da emotional und engagiert diskutiert und manches Gewitter zwischen den Generationen bei Familienfesten heraufbeschwören. Gewitter können die Luft reinigen. Gewitter können aber auch gefährlich sein. Der April, der macht, was er will!

Die heilige Hildegard von Bingen beschreibt den Vormonat des Aprils den März als Unruhestifter und zieht Parallelen zur Pubertät des Menschen. Und wie sieht die große Meisterin vom Rhein den April? Was den April angeht, da mahnt die heilige Hildegard zur Achtsamkeit! Der April macht, was er will. Und diese Laune des Aprils vergleicht Hildegard mit den Schwierigkeiten der Menschen im Miteinander. Sie schriebt: „Wie der Monat April mal mit Hagel, mal mit Sturm, dann mit Regen und mit Schneegestöber und plötzlich blauem Himmel und Sonnenschein aufwartet, geht es hin und wieder auch in unserem Inneren hoch her.“ Hildegard ermahnt uns, sich von den inneren Gewittern der Gefühle nicht anstecken und zu einem Frühlingsgewitter der Emotionen hinreißen zu lasen.

Ja, der April macht, was er will. Regen, Nebel, dann Hagel oder gar Schnee und dann wieder Sonne und Wärme, manchmal sogar fast sommerlich warm!  Am nächsten Tag stürmt es dann wie im Herbst. Und dann dieses Gewitter wie aus heiterem Himmel. Aber so ist das Leben. Das Leben ist ein hin und her – ständig im Bewegung und im Wechsel. Das Leben ausgelieferte den Kräften der Elemente: dem Wasser, der Luft, dem Feuer und der Erde. Ja, und wie die heilige Hildegard von Bingen, wissen wir auch, dass es in unseren menschlichen Beziehungen oft wie im April zu geht. Aber wie geht man mit solchen emotionalen Gewittern um? Mit den Übungen der Achtsamkeit. Hildegard würde heute es vielleicht so ausdrücken: Je achtsamer du in deinem Alltag bist, so achtsamer bist du auch mit anderen. Dann können erst gar keine Gewitter der Emotionen entstehen. Der Boden der Achtsamkeit und Wertschätzung lässt die Grünkraft in uns sprießen. Die Gewitter des Monats April sind zwar manchmal echt schon heftig, aber sie hindern die Früchte der Erde nicht am Wachstum und an der Reife. Genauso können uns andere Menschen, die uns wie ein Gewitter im April heimsuchen, unsere Lebenskraft nicht völlig wegspülen -, wenn wir unser inneres Haus auf Fels und nicht auf Sand gebaut haben. Gewitter können die Luft reinigen. Gewitter können aber auch gefährlich sein. Wichtig ist, dass wir einen Blitzableiter haben. Vielleicht unseren Atem! Wenn wir versuchen in emotionalen Situationen achtsam ein und aus zu atmen, dann können wir in Krisensituationen über die Atmung eine Distanz bekommen, die ein impulsives Zurückreagieren, also eine Gegengewitter, verhindert. Gewitter können die Luft reinigen. Gewitter können gefährlich sein. Wichtig ist, dass wir einen Blitzableiter. Die Karwoche stellt uns einen Blitzableiter vor Augen: Christus. Mir persönlich hilft es in Krisensituation tief einzuatmen und zu sprechen JESUS und dann tief auszuatmen und zu sprechen CHRISTUS. ER ist dann bei mir und das aufkommenden Gegengewitter in meinem Herzen wird still, wie einst der See wo ER den Sturm stillte.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Aus den Visionen der hl. Hildegard von Bingen: Der April reinigt die Atmosphäre

„Dieser Monat erschallt nämlich mit Gefahr und Furcht und dennoch trocknet er die Früchte der Erde nicht aus. Ebenso vertrocknen auch die Kräfte und Tugenden eines seligen Menschen durch die zuvor genannten Übel nicht, vielmehr ermatten diejenigen, die ihre Zähne gegen ihn fletschen.“

(aus: „Liber divinorum operum – Buch der göttlichen Werke “)

Zum heutigen Palmsonntag fallen mir immer gleich zwei Adventslieder ein: “Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ bzw. „Machet die Tore weit (Andreas Hammerschmidt)“ und „Tochter Zion“! Beide Lieder sind für mich auch Lieder des Palmsonntags. Ich bin ehrlich: Ich höre sie auch heute wieder! Warum? Zunächst greifen beide Lieder wunderbar Textmomente aus dem Alten Testament auf. In „Macht hoch die Tür“ entdecken wir Worte des 24. Psalms. Zitate aus dem 9. Kapitel aus dem Buch des Propheten Sacharja, die auf den Einzug in Jerusalem anspielen, siegeln sich in „Tochter Zion“ wider. „Siehe dein König Kommt zu dir“! Mich faszinieren diese Parallelen zwischen Advent und Palmsonntag immer wieder aufs Neue. Die Geburt des Königs in Betlehem und nun zieht dieser König in Jerusalem ein. Das wehrlose Kind in der Krippe ist untrennbar auch der Schmerzensmann am Kreuz. Das „Christkind“, auf dessen Ankunft wir uns im Advent vorzubereiten versuchen, ist gleichzeitig auch der, über dessen Kopf man später das INRI-Schild angenagelt hat. Palmsonntag ist ein schönes Fest, aber keine Party. Die Party feiern wir Ostern. Im Advent und zu Weihnachten besinnen wir uns darauf, dass Gottes Sohn hilflos, obdachlos und prunklos als Baby in einem Stall auf die Welt gekommen ist. Und zur Passionszeit besinnen wir uns auf seinen Einzug als König in Jerusalem. Ein König der armselig auf einem Esel ohne Krone und Königsmantel. Der König der Herrlichkeit reitet auf einem Esel, dem Reittier der kleinen Leute. Öffnen und weiten wir unsere Herzens.Tür, damit den König der Ehren Einzug in uns halte. Hosianna! Ich wünsche einen guten Einzug in die heilige Woche.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Ob Vollkorn, Weizen oder mit Nüssen. Brot ist eines der vielfältigsten Lebensmittel, die wir verzehren. Es gibt eine breite Spanne. Von eher ungesundem Toastbrot zu einem selbstgebackenen Brot ohne Konservierungsstoffe, mit ganz vielen gesunden Samen und Nüssen.

Je nach Sorte und Belag kann es auch ganz anders schmecken – süß, herzhaft, scharf, …

Für viele uns ganz klar ein Grundnahrungsmittel.

Es gibt Spuren, die darauf hinweisen, dass selbst Neandertaler schon Hafer und Gerste zu Mehl vermahlen konnten und daraus dann „Brot“ hergestellt haben. Natürlich in einer anderen Form als wir Brot heutzutage kennen.

Auch in der Bibel hat das Brot eine sehr wichtige Bedeutung und wird als Gottesgeschenk gedeutet.

Zum einen natürlich das Brot als Symbol für Jesu Leib beim letzten Abendmahl.

Das Brot wird aber auch zum Sinnbild des Teilens als Jesus die Anzahl der Brote vervielfacht, um die Menschen zu ernähren.

Wir benutzen heutzutage auch manchmal das Sprichwort „das ist mein täglich Brot“. Das ist nicht nur ein Symbol für den Leib Christi, sondern ein Symbol der gesamten Menschheit für die überlebenswichtigen Dinge. Brot ist hierbei nämlich ein Synonym für die menschliche Kultur und zeigt auch noch einmal, wie wichtig das Brot für die Menschheit ist.

»Nun haben wir von Gott lauter Liebe und Wohltat empfangen, denn Christus hat für uns seine Gerechtigkeit und alles, was er hatte eingesetzt und hingegeben, hat alle seine Güter über uns ausgeschüttet, welche niemand ermessen kann; kein Engel kann sie begreifen oder ergründen: denn Gott ist ein glühender Backofen voller Liebe, der da von der Erde bis an den Himmel reicht.«

(Martin Luther, in einer Predigt 1522)

Martin Luther vergleicht Gottes Liebe mit einem Backofen voller glühender Liebe. Was für ein schöner Vergleich. Ein Backofen hat immer auch etwas Faszinierendes und viele Bilder aus meiner Kindheit stellen sich in meinen Gedanken ein. In meinen Kindertagen verbrachte unsere Familie oft den Sommerurlaub in Südtirol. Traditionell ging die erste Wanderung von Ehrenburg über Kiens durch Hofern hinauf auf die Grünbachalm. In Hofern gab es eine Bäuerin Namens Maria. Dort haben wir immer gerastet und von ihr eine frische Milch bekommen. Nicht weit von ihrem Haus stand ein alter Backofen. Ich fand ihn sehr interessant. Er erinnerte mich an Hänsel und Gretel – weil ich dachte, die schönen Lebkuchenherzen, die man auf der Kirmes kaufen konnte, würden dort gebacken – oh, was habe ich als Kind die Märchen der Brüder Grimm geliebt. Mein Onkel war Bäcker- und Konditormeister. Als kleiner Bub fand ich sehr spannend ihn zu beobachten, wie er mit dem langen Brotschieber die Brote in den Backofen schob und dann fertig gebacken herausholte. Der Duft der Backstube ist noch heute in meiner Erinnerung. Meine Mutter backte einmal die Woche einen Kuchen und es war sehr interessant den Backvorgang durch die Glasscheibe in der Ofentür im Backofen zu beobachten. Als unsere Klosterbäckerei noch direkt im Klosterhauptgebäude war, da durchzog schon morgens um halbsechs zu den Vigilien der Duft von frischem Brot die ganze Klausur. Wenn die Brüder in der Rekreation den Kaminofen entzündeten, dann strömte schnell eine wohlige Wärme in den Raum.  In einem Backofen wird Brot oder Kuchen gebacken. In einem Heizofen wird Holz/Papier verbrannt, um Wärme zu erzeugen. Je mehr Holz, desto mehr Wärme. Man muss aber immer und immer wieder Holz nachlegen, damit die Wärme bleibt.

In Gottes Backofen der Liebe, darf und soll auch immer „Brennmaterial“ nachlegt werden. Es muss gutes, bestes Holz werden: Nämlich das Holz der Barmherzigkeit. Gottes Liebe wie ein Backofen, der glüht und Wärme in die gesamte Welt strahlt. Und seine Liebe ist bedingungslose, weil sie eben durch Barmherzigkeit brennt. Gottes Liebe strahlt in unser Leben. Die Fastenzeit will uns einladen uns an Gottes Backofen der Liebe zu wärmen. Seine warme Liebe in uns aufzunehmen. Und dann seine Liebe auch weiterzugeben. In Gottes Backofen der Liebe wird für uns sein liebendes Brot des Lebens gebacken. Dieses Brot des Lebens schenkt Gott uns großherzig – wir dürfen es empfangen und untereinander teilen und dann verzehren. Das Brot des Lebens aus der Liebe Gottes: Jesus Christus.

(Br. Benedikt Müller OSB)

 

Der Besuch im Supermarkt in den letzten drei Jahren – gerade in den Zeiten der Fastenzeit – war schon ein besonders Erlebnis. Erst war in den Regalen, während der Pandemie, das Toilettenpapier rah. Im letzten Jahr, zu Beginn des Krieges in Ukraine, das Mehl und das Öl. Gähnende Leere in den Supermarktregalen. Wenn mein Magen leer ist, dann fängt er an zu knurren. Mein Magen ist unzufrieden. Er will Nachschub. Ist der Akku meines Handys leer, dann stellt sich ab. Es tut nichts mehr. Der Akku muss aufgeladen werden. Die Flüsse in den Dürregebieten der Welt sind schon lange leer. Dort herrscht Dürre und Trockenheit. Gähnende Leere in der Schöpfung, die uns Nahrung schenkt. In den letzten Jahren war es bei uns auch sehr trocken. Eine Dürre suchte und sucht uns noch immer heim. Ich habe den Rhein noch nie mit so wenig Wasser gesehen, wie im letzten Herbst. Dürre und Trockenheit, da fehlt das Wasser des Lebens. Und es braucht großzügigen Nachschub.

Mit dem geistlichen Leben ist es eben so: Wenn ich Gottes Wort zu decke, dann bleibt manch kostbarer Schatz meinem Herzen verborgen. Mein Herz wird dürr und trocken, weil das Hoffnungswasser der Liebe und die Nahrung für die Seele fehlen. Glaubende Hoffnung für das Leben läuft dann auf trockenen Grund auf. Die Fastenzeit will uns einen Raum schenken, gerade die Dürren in unseren Seelen. Herz wieder aufzufüllen. Wie? Wenn wir zum Beispiel die Gleichnisse Jesu mal wieder lesend kosten. Sie können ein spannender Faden für unseren Lebensweg sein. Im heutigen Impuls geht es ums Mehl und es gibt sogar ein Gleichnis zum Thema Mehl in Verbindung mit dem Himmelreich:

Das Gleichnis vom Sauerteig

“Er sagte ihnen ein weiteres Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau nahm und unter drei Sea Mehl verbarg, bis das Ganze durchsäuert war.2 (MT 13,33

„Wer will guten Kuchen backen, der muss haben sieben Sachen“, heißt es in einem bekannten Kinderlied, und dann werden die sieben Sachen aufgezählt: „Eier und Schmalz, Zucker und Salz, Milch und Mehl, Safran macht den Kuchen gehl.“ Diese Sachen, und noch viel mehr, schenkt uns Gott. Dafür dürfen wir dankbar sein. Eine wichtige Erntegabe ist das Mehl, dass aus den geernteten Getreidekörnern gewonnen wird.  Wenn wir uns dieses und die anderen Gleichnisse Jesu genau anschauen, dann können wir in ihnen viele Sachen entdecken, die Gott uns zusammen mit seinen Erntegaben beschert. Im oben erwähnten Gleichnis backt eine Frau ein Brot. Dazu nimmt sie nicht den Sauerteig, sondern auch Mehl. Das Brot soll schön locker werden. In biblischen Zeiten war Brot das Hauptnahrungsmittel. Und das ist auch noch heute so. Das tägliche Brot! Wir freuen uns, dass wir täglich satt werden und keinen Hunger leiden müssen. Das ist keineswegs selbstverständlich. Darum dürfen wir uns freuen, dass Gott uns immer wieder mit seinen Nahrungsmitteln für Leib und Seele beschenkt. Die Fastenzeit lädt uns ein in Gottes Supermarkt unseren innerlichen Einkaufswagen mit seinem Worten der Hoffnung zu füllen, damit wir aus dem Mehl seiner Liebe das tägliche Brot für unser Leben bekommen: Jesus Christus!

(Br. Benedikt Müller OSB)

„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (Johannes 12,24) Dieses ist eines der bekanntesten Jesusworte. Doch was meint er damit?

Ein Weizenkorn ist erst einmal nichts Besonderes. Es ist klein und es gibt sie in unvorstellbaren Mengen. Viele Körner zusammen genommen können zu Mehl verarbeitet werden, woraus wiederum die verschiedensten Lebensmittel hergestellt werden. Ein Korn allein bringt uns daher wenig. Oder?

Nein, aus einem Korn können sehr viele neue Körner hervorgehen. Dafür muss es ausgesät werden. Es kommt in die Erde und daraus wächst wieder neuer Weizen, an dessen Ähren wieder neues Korn entsteht. Es muss also zuerst sterben um mehr zu werden.

Anschließend an diesen Vers sagt Jesus, dass diejenigen, die ihr Leben liebhaben, es verlieren werden. Diejenigen aber, die ihr Leben auf dieser Welt aufopfern und für andere hingeben, werden das ewige Leben erhalten. Daraus ergibt sich eine Aufforderung, Jesus nachzufolgen. Und scheinbar ist dies auch 2000 Jahre später immer noch aktuell.

Im übertragenen Sinne meint Jesus also, dass man sich oft aufopfern muss – man investiert viel Zeit und Kraft – um etwas Neues entstehen zu lassen. Viele Innovationen kommen daher, dass sich Menschen viel Zeit genommen haben, sich den Kopf zerbrochen haben oder Kraft aufgewandt haben. Auch in der sozialen Arbeit mit allen Altersgruppen ist dies oft der Fall. Es gibt viele Menschen, die sich für andere hingeben und für sie sorgen, sich um sie kümmern.

Bei einem solchen kleinen Weizenkorn ist es, wie mit Jesus selbst. Er weiß, dass er sterben muss um das neue, ewige Leben zu bringen, einen neuen Anfang zu setzen. Die Getreidepflanze wächst empor und ist für alle sichtbar. So werden durch den Tod hindurch die Freude und das neue Leben sichtbar werden. Dieses Bild gibt einen Ausblick, ein Zeichen, dass Jesus hier schon auf Ostern, auf die Auferstehung gibt. Das ist eng verbunden mit Kreuz, Tod, mit Leiden, Trauer und Angst. Doch Jesus lässt uns in dieser Trauer nicht allein. Er geht uns den Weg voraus und schließt uns die Tür zum ewigen Leben auf. Wir brauchen uns nicht zu fürchten.

Und mit diesem Gedanken blicken wir voller Zuversicht auf die vor uns liegende Kar- und Ostertage.

 

(Adrian Knieriemen)

 

Fest verwurzelt stehen sie da, die alten Weinstöcke in den Weinbergen rund um die Abtei St. Hildegard in Eibingen am Rhein. Bei meinen Herbstferien konnte ich erleben wie wunderschön ihre farbigen Blätter im Licht der Herbstsonne leuchteten. Die Weinlese war abgeschlossen. Nicht mehr lange und die Äste werden im Spätherbst stark zurückgeschnitten. Im Winter wirkt der Weinberg wie tot. Wie die gesamte Natur ruht er. Jetzt im Frühling wird die Natur explodieren sie geradezu, so auch die Rebstöcke in den Weinbergen. Nicht mehr lang und das neue Leben treibt voller Grünkraft an den Rebstöcken aus. Die Reben entwickeln sich nach und nach – der Weinberg wird wider grün. Langsam beginnen die Trauben an den Reben zu wachsen.

Jesus hat sich selber einmal mit einem Weinstock verglichen: „Ich bin der Weinstock“. Weiter spricht er dann über seine Verbindung zwischen ihm und den Menschen, die an ihm glauben:  „Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Jesus, der Weinstock. Bleiben wir in und bei diesem Bild, dann ist Gott wie ein Weinberg. Aus der Wurzel ist der Weinstock in Weinberg entsprossen und gewachsen und verwurzelt. Das ist für uns Weihnachten offenbar geworden: „Ein Reis wird entspringen, aus einer Wurzel zart!“ Gott ist die liebende Wurzel, die trägt und wachsen lässt.

Der Mensch, so sagt Jesus, ist die Rebe und Jesus als Weinstock ist die Verbindung zwischen Gott und uns. So wie der Weinstock in der Natur die Verbindung zwischen Rebe und dem Weinberg, der Mutter Erde, ist. Durch den Weinstock bekommen die Trauben ihre Kraft zu reifen und zu wachsen. Die Verbindung, zu Christus will uns Kraft schenken. Die Kraft zum Leben und damit wir Frucht bringen, d.h. damit wir unsere Talente einsetzten können und die Schöpfung Gottes kre-aktiv gestalten. Jede(r) auf seine ganz eigene  einmalige Art und Weise. Ein starkes Bild, das uns in der Fastenzeit Mut machen will. Ein Mut-mach-Bild. Der Glaube an Christus kann und will uns Kraft zum Leben schenken.

(Br. Benedikt Müller OSB)

 

Einmal im Jahr bin ich in den Freien oder zu Stille-Tagen in der Abtei St. Hildegard in Eibingen im schönen Rheingau. Schon allein die Lage des Klosters oberhalb der Weinberge ist beeindruckend. Oft pilgere ich dann von der Abtei durch die Weinberge hinunter in die Wallfahrtskirche zum Schrein der heiligen Hildegard von Bingen. Der Weg durch die Weinberge mit dem Blick ins Tal auf den Rhein, hat ist immer wieder faszinierend. Oft bleibe ich am Wegkreuz zu einem kurzen Gebet stehen. Nachmittags führt mich dann ein kleiner Spaziergang durch die Weinberge zu einer Bank mit der Bezeichnung „Hildegards Ruh“. Ein wirklicher Ruheort. Und hier lasse ich den Blick schweifen. Dann fallen mir die vielen Weinstöcke auf. Tief verwurzelt stehen sie da. Sie erinnern mich an mein eigenes Leben. Ich bin auch tief verwurzelt: in meiner Familie, im Freundeskreise, in der Klostergemeinschaft. Und ich bin tief verwurzelt in Gott, den Ursprung allen Lebens. In Gott wurzele ich. Von IHM bekomme ich meine Grünkraft zum Leben geschenkt.

Dann denke ich oft: Und wenn Gott der Weinberg ist? Gott mein schützender Berg. Mein Fels auf den ich bauen kann, wie es im Buch der Psalmen ähnlich ausgedrückt wird. Wer ist dann für mich der Weinstock? Ich für mich? Oder gibt es für mich einen verwurzelten Weinstock der mir Halt schenkt?

Der Weinstock erinnerte mich auch an Jesus. Jesus sagt von sich: Ich bin der Weinstock. Jesus weiß sich in Gott verwurzelt. Der Weinstock ist ein Symbol für die Verbundenheit zwischen Christus und der menschlichen Seele. Christus, der Weinstock, schenkt Kraft. Der Weinstock ist aber auch Symbol für den Wein des Abendmahls/der Eucharistie. In unserem morgigen Impuls schauen wir dann auf die Rebe am Weinstock. Vielleicht nutzen wir die Fastenzeit, um in der Bibel die vielen Wundergeschichten Jesu zu lesen. Hier können wir erfahren, dass Jesus stark wie ein verwurzelter Weinstock für uns im Weinberg des Lebens steht. Wie der Weinstock im Weinberg verwurzelt da steh und einfach da ist, so ist Jesu für uns auch immer da – gerade auch in den stürmischen Tagen bleibt er als Weinstock tiefverwurzelt und standhaft an unserer Seite. Dieses Glaubensbild darf jeder von uns als tröstendes Geschenk und hoffnungsvolle Zusage annehmen oder werfen – es liegt an jedem selbst.

(Br. Benedikt Müller OSB)