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Bei einer Waldwanderung sind die Wegweiser oft von großer Bedeutung. Auch wenn wir vielleicht den Weg kennen, dann zeigen uns die vertrauerten Wegweiser an, ob wir auch wirklich auf den richtigen Weg sind. Wegweiser können uns eine Richtung weisen. Wenn wir auf einem unbekannten Weg an einem Wegweiser vorbeikommen, dann legen wir eine Pause und studieren die Wegweiser genau, um zu überlegen in welche Richtung wir unseren Weg fortsetzen. Der Wegweiser fordert mich auf mich zu orientierten vielleicht auch neu zu orientierten.

  • Und wie ist das mit meinen Wegen?
  • An wem rausche ich vorbei?
  • Wen und Was lasse ich liegen?

Jetzt in der Fastenzeit, kann ich auf meinem Lebensweg anhalten und die Wegweiser meines Lebens mir anschauen. Halte ich inne, nutze ich diese Zeit? Um mich neu zu orientieren? Wen oder nehme ich neu in den Blick? Wie will ich weitergehen?

(Br. Benedikt Müller OSB)

In meiner Grundschulzeit waren die Wandertag in der heimatlichen Gemarkung immer etwas Besonderes. Was haben wir uns gefreut, wenn es bei schönen Sommerwetter in den Mengeringhäuser Wald ging. Das Tollste waren die Schutzhütten. Ob nun die Hütte oben auf der Warthe, die Hütte an der Hundebicke hin zur Matzenhöhe, die Hütte am Spielplatz am Weißen Stein oder meine Lieblingshütte am Kappelberg. An den Schutzhütten wunde Pause gemacht. Jeder suchte sich einen geeigneten Platz und packte seinen Rucksack aus. Man schaute was Andere dabei hatten, es wurde getauscht, gegessen, getrunken und dann Rund um die Schutzhütte frei und fröhlich gespielt.

Die Schutzhütte im Wald bietet uns nicht nur Schutz vor Wind und Wetter. Sie lädt uns eben auch ein, dass wir uns auf unseren Wanderweg eine Pause einlegen, um wieder zu Kräften zu kommen. Hier kann die Schutzhütte zum Zeichen für unseren Lebensweg werden. Auf dem Weg und dem „Lebensweg“ sind immer wieder Pausen nötig. Die Pause dient der Stärkung, des Austausches und der Erholung. Es ist gut nach einer bestimmten Wegstrecke eine Pause einzulegen und Rückschau zu halten. Die Fastenzeit möchte uns einladen unsere persönlichen Schutzhütten aufzusuchen. Eine Pause im Alltag einzulegen.

Jeder von uns hat so seine besondere „Schutzhütten“, d.h. wir haben unsere persönlichen Pausenplätze – vielleicht das Sofa oder das Bett, vielleicht der Küchentisch, das Wohnzimmer, ein Ort in der Natur, den Wald oder die Badewanne. Diese Orte sind persönliche OASE, an denen wir neue Kraft für den weiteren Lebens.Weg schöpfen können. Ein Kloster kann auch so eine persönliche Schutzhütte sein. Viele Menschen nutzen gerade in der Fastenzeit mal eine Auszeit in den Kloster.Welten! Herzliche Einladung einmal für ein paart Tage bei uns die Stille des Klosters zu genießen. Anklopfen – Eintreten – Hereinspazieren!

(Br. Benedikt Müller OSB)

In Otfried Preußlers „Räuber Hotzenplotz“ beschließen Kasperl und Seppel die Räuberhöhle des Räuber Hotzenplotz ausfindig zu machen, um so wieder an Großmutters Kaffeemühle, die der Hotzenplotz gestohlen hat, zurückzuholen. Sie haben auch einen guten Plan. Sie füllen eine alte Kartoffelkiste mit Sand. In der Kiste ist ein Loch, dass mit einem Streichholz verschlossen ist. Auf die Kiste haben die beiden Freunde die Worte VORSICHT GOLD geschrieben. Sie machen sich auf den Weg über die Landstraße und wie erwartet entdeckt sie Hotzenplotz und überfällt die Jungs. Kasperl zieht schnell das Streichholz aus der Kiste. Der Sand rieselt über den Waldboden und bildet eine Spur hinter dem Hotzenplotz. Tolle Idee! Wäre da nicht der Hotzenplotz, der natürlich die Sandspur entdeckt und so den Plan der beiden Freunde durchschaut und schließlich durchkreuzt. Mit dem restlichen Sand legt der Hotzenplotz eine zweite Spur aus. Kasperl und Seppel folgen der Spur, die sich dann in zwei Wege – einen nach links, einen nach rechts – trennt. Jetzt ist guter Rat teuer. Wohin gehen oder wer geht wohin…? Und wenn kein Hinweisschild da ist, wie in der Hotzenplotz-Geschichte, dann kann wie Kasperl und Seppel kann schön in die Falle tapsen…

Manchmal im Stehen wir vor einer innerlichen Wegkreuzung. Dort angekommen heißt es zunächst für uns: Anhalten. Wir bleiben stehen. Wir schauen mit dem inneren Auge uns um und müssen uns im Herzen oder im Kopf neu orientieren. Und dann, wie Kasperl und Seppel, eine Entscheidung treffen. Wegkreuzungen gehören zu unserem Lebensweg. In unserem Leben müssen wir oft entscheiden in welche Richtung wir gehen wollen. Welches der nächste Schritt ist. Wie wir uns ausrichten. Manchmal fällt uns das sehr schwer. Es kommt halt auf die Situation an. Wenn wir wie Kasperl und Seppel dann kein Hinweisschild haben, dann wird so ein Weg abenteuerlich. Wie gut, dass Gott und immer wieder Hinweisschilder auf unseren Lebensweg stellt. Wo wir sie finden? Inder Bibel! Die Fastenzeit will uns einladen anzuhalten und mal wieder in der Bibel Gottes Hinweise zu lesen, um sie dann im Herzen zu bewegen. Die 10 Gebote oder die Seligpreisungen in der Bergpredigt können gute Hinweisschilder für den Lebensweg sein. Doch, so finde ich, das schönste und stärkste Hinweisschild hat uns Gottes Sohn Jesus Christus auf den Weg gestellt – das Gebot der Liebe:

„Höre, Israel,

der Herr, unser Gott, ist der Herr allein,

und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben

von ganzem Herzen, von ganzer Seele,

von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft“

Das andre ist dies:

„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“

 

(Br. Benedikt Müller OSB)

 

Pause. Ruhe. Zeit. Durchatmen. Auf einer Wanderung zum Beispiel freut man sich auf eine kurze Verschnaufpause, man sehnt sich nach einer Bank am Wegesrand. Ist das Wetter schön und hat man eine gute Aussicht, so kann man sich dort stundenlang aufhalten. Eine kleine Idylle, solch eine Bank. Vielleicht am Waldrand oder an einem Feldweg? Es gibt immer etwas zu sehen und manchmal trifft man dort sogar andere Menschen. Eine Bank gibt Gelegenheit zum Gespräch oder auch einfach nur zum Alleinsein, Durchatmen und Nachdenken. Man kann Kraft tanken und wieder neu durchstarten. Man sieht die Schöpfung um sich herum, beobachtet und genießt.

So kann auch der Glaube eine Ruhebank sein. Man kann sich dort zurückziehen, allein sein und beten oder man trifft sich mit anderen Menschen und lebt den Glauben auf individuelle Art und Weise. Viele Aktivitäten, besonders in der Fastenzeit, laden dazu ein, sich eine solche Pause im sonst so stressigen Alltag zu nehmen. Ein paar Minuten zum Nachdenken, zum Reflektieren und vielleicht sogar zum Gebet? Ich persönlich finde meine Zeit zum Nachdenken in der Musik. Entweder einfach nur zuhören oder auch am Klavier.

In einem neuen geistlichen Lied (von Lothar Zenetti und Peter Reulein) heißt es: „Stille lass mich finden, Gott, bei Dir. Atemholen will ich, ausruhen hier.“ Und genau das kann eben solch eine Bank sein. Ob im Park, am See oder wo auch immer. Und ist auch Gott ein fester Ansprechpartner, den wir allezeit aufsuchen können und neue Kraft schöpfen können. Weiter wird in dem Lied gesungen: „Will vergessen meine Sorgen, was wird heut und was wird morgen? Ich bin ja bei Dir geborgen. Du wirst allzeit für mich sorgen.“ Und das ist es, was ich Ihnen, lieber Leser/ liebe Leserin, mitgeben möchte: Dass Sie sie sich besonders in diesen Tagen der Fastenzeit darauf besinnen, dass Gott immer für uns da ist, dass er immer erreichbar ist. Er ist immer für uns da und weiß um uns. Vielleicht nehmen Sie sich ganz bewusst eine Pause im Alltag, um einmal durchzuatmen, um neue Kraft zu tanken und mit neuem Blick nach vorn schauen.

(Adrian Knieriemen)

In meiner Kindheit gab es bei uns am Sonntag die Familientradition nach dem Mittagessen einen Waldspaziergang zumachen. Ich erinnre mich noch heute gerne an die Wälder meiner Kindheit in meiner geliebten waldeckischen Heimat Mengeringhausen. Ob nun auf der Warthe, am Weißen Stein, auf der Matzenhöhe, am Kappelberg oder das kleine Wäldchen am Eisernen Tor – ich liebte die Wälder meiner Kindertage.

Der Wald ist ein vielseitiger und vierschichtiger Lebensraum. Der Wald ist ein Ort der Ruhe und Erholung. Es gab so viel zu entdecken. Und es war so still, dass man den Specht hörte, wie er an einem Baum klopfte. Besonders spannend war es, wenn wir einen Hochsitz erblickten und hinaufsteigen durften. Der Blick.Punkt auf den Wald war auf einmal an ganz anderer. Ich sah den Wald mit anderen Augen und die herrliche Schöpfung der Waldlandschaft nahm ich ganz anders wahr – ich sah mit einem anderen Blick auf die vertraute Umgebung.

Perspektivwechsel. Den Blick.Punkt auf die Dinge des Alltags zu ändern. Meinen Nächsten und mich selbst vielleicht mit aus einen anderen Perspektive zu sehen und wahrzunehmen. Mit dem inneren Auge aus einer anderen Position auf das alte zu schauen, damit neues wachsen kann. Dazu will uns die Fastenzeit einladen: Einfach mal auf den inneren Hochsitz stiegen und in der Kraft der Stille in mich zu schauen. Die Blindheit des grauen Alltages mit einer liebenden Haltung im Herzen anschauen, damit die Augen wieder das Wesentliche sehen können. Fastenzeit bedeutet für mich auch mit Jesus Barmherzigkeit das Blinde in mir wiedersehend zu machen, damit mein Herz.Auge dann das Licht des Ostermorgens sehen kann.

(Br. Benedikt Müller OSB)

 

Der Baum verändert sich im Laufe des Jahreskreises stetig.

Im Herbst beginnen die Blätter sich gelb, orange oder rot zu färben und sie fallen langsam von den Ästen herab. Sie werden zu Laub, das den Boden farbenfroh verziert.

Im Winter sind die Äste kahl und von Schnee oder Eis bedeckt.

Nun, wo der Frühling langsam aber sicher kommt, fangen die Bäume an neue Knospen auszubilden. Diese fangen bald an zu blühen.

Im Sommer schenken die Bäume in der Hitze erfrischenden Schatten.

Bei der Geburt und in unseren ersten Lebensjahren bilden sich die Wurzeln aus und der Baum ist noch ganz klein. Wenn wir uns behütet und aufgehoben fühlen, dann können unsere Wurzeln schon sehr früh wachsen und sich in alle Richtungen ausbreiten.

Die Wurzeln sind das Fundament – das, worauf unser ganzes Leben aufbaut.

Nach einiger Zeit beginnt der Baum in die Höhe zu wachsen. Er wird immer höher und höher und es bilden sich erste Äste und Verzweigungen.

Diese stehen vielleicht für unsere Interessen, Erfahrungen und Dinge, die uns wichtig sind.

Vielleicht steht einer diese Äste für den Glauben zu Gott. Der Ast konnte über die Zeit größer und stabiler werden.

Auch wenn manche Menschen vielleicht in der ein oder anderen Phase des Lebens an ihrem Glauben zweifeln oder nicht verstehen, wieso etwas passiert ist – biegen sich auch die Äste eines Baumes bei Wind hin und her. Sie bleiben allerdings trotzdem standhaft.

Genau wie die Bäume verändern wir uns aber auch innerhalb des Jahreskreises.  Manche von uns feiern vielleicht ein wichtiges Ereignis im Leben, wechseln den Job, finden neue Freundschaften oder erlernen eine neue Fähigkeit.

Unsere Erfahrungen prägen uns, egal ob wir es wollen oder nicht. An manche Dinge erinnert man sich gerne zurück und andere würde man am liebsten sofort vergessen.

Aber einen Baum macht die Veränderung innerhalb des Jahreskreises aus. Genau so ist es mit uns – die Erfahrungen die wir machen – egal ob gut oder schlecht – machen uns aus. Wir wissen, dass wir innerhalb der ganzen Jahre ein starkes Wurzelwerk ausgebildet haben, auf das wir vertrauen können. Auch die Äste sind gut ausgebildet und halten sogar dann, wenn sie starken Gegenwind bekommen. Und selbst wenn einmal ein Ast abbrechen sollte, wächst häufig ein neuer Ast hervor.

(Sophie Rüther)

„Astrein“ bedeutet im allgemeinen Verständnis „perfekt“. Denn Äste sind nicht immer erwünscht. Zu manchen Anlässen sollen sie möglichst fern sein. Ein „perfektes“ Holzbrett soll frei von Ästen sein – einfach ast-rein.

Doch dies entspricht selten der Realität. Was wäre denn ein Baum ohne Äste? Wo würden die vielen lebenswichtigen Blätter und Nadeln ihren Platz finden? Wie sähe ein Wald aus, in dem nur astreine Bäume ständen? Würdest Du gerne durch einen solchen Wald spazieren?

Ich nicht. Ein solcher Wald erinnert mich an ein zerbrechliches Gebilde aus Streichhölzern, angereiht wie Dominosteine in einer Monokultur. Wenn auch nur eines ins Wanken gerät, sind die anderen gleich mit in Gefahr. Ich würde mich kaum trauen, einen solchen Wald zu betreten. Zu groß das Risiko mit einem Fehltritt oder einem zu starken Atemzug gleich die ganze Welt um mich herum zu Fall zu bringen.

Wie wäre das mit den Menschen? Was wäre eine Gesellschaft, in der nur „astreine“ Menschen erwünscht sind? Wer legt denn überhaupt fest, wer „astrein“ ist und wer nicht?

So wie natürliche Wälder in intakten Ökosystemen viele verschiedene Bäume einschließen, so sollte auch eine Gemeinschaft in einer intakten Gesellschaft viele verschiedene Menschen einschließen.

Wären da überall nur dieselben „astreinen“ Bäume, wäre der Wald anfällig für jegliche Gefahren und das Ökosystem stände schnell nahe dem Kollaps. Erst durch die Vielfalt an Bäumen – mit Ästen und ohne, mit Nadeln und mit Blättern, hohe und niedrige, dicke und dünne… – können sich alle Bäume miteinander vereinen und keiner steht mehr allein. Sie sind gemeinsam stark!

Auch wir sind gemeinsam stark. Jeder Mensch ist von Gott auf einzigartige Weise erschaffen. Wenn jeder Mensch sich, so wie von Gott erschaffen, in die Gesellschaft einbringt und wir als Gesellschaft auch erkennen, dass dies erwünscht – ja sogar notwendig – ist, dann steht auch kein Mensch mehr allein, sondern wir alle stehen zusammen und halten uns gemeinsam.

„Astrein“ mag im allgemeinen Verständnis vielleicht „perfekt“ bedeuten, doch ist nicht eigentlich jeder Baum und jeder Mensch perfekt und gerade diese Vielfalt so wundervoll?

(Jacqueline Wolf – Teamerin der OASE)