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Nun ist sie also wieder da, die für viele schönste Zeit im Jahr. Viele schöne Erinnerungen vor allem aus Kindertagen verbinde ich mit der Adventszeit: das Schlendern über den Weihnachtsmarkt, die stimmungsvollen Rorate-Gottesdienste am frühen Morgen, das Öffnen der neuen Tür am Adventskalender jeden Tag auf Weihnachten hin.
Was für mich in den letzten Jahren immer wichtiger geworden ist, sind die liturgischen Texte der Adventszeit: die Gebete der Messe, die Lesungen vor allem aus den Propheten. Sie sprechen von einer Hoffnung auf Licht in der Dunkelheit. Sie sprechen von einer Sehnsucht nach MEHR als das, was unmittelbar vor Augen liegt. Sie sprechen aber auch von einer Dringlichkeit, die mich manches Mal erschreckt. Von Aufmerksamkeit und Wachsamkeit für die kleinen Dinge, die ich im Getriebe des Alltags, vor allem im vorweihnachtlichen Stress oft zu übersehen drohe.

In Tagesgebet der Messe am Donnerstag der 2. Adventswoche heißt es: „Rüttle unsere Herzen auf, damit wir deinem Sohn den Weg bereiten.“ Darum geht es in der Adventszeit: mich vorzubereiten auf die Ankunft Gottes. Er will bei mir ankommen. Und dafür muss manchmal mein so unruhiges Herz, das sich so oft von so vielen Nebensächlichkeiten ablenken lässt, durchgerüttelt, aufgerüttelt werden. Um neu empfänglich zu werden für das, was sich mir zeigen will. Damit ich den nicht übersehe, der vor meiner Tür steht. Der bei mir ankommen will.

(P. Maurus Runge OSB – Missionsprokurator)

Was hat der Advent mit Atempause gemeinsam?

Der Lebenszyklus eines Menschen im irdischen Da-sein beginnt mit dem Ein-Atmen und endet mit dem Aus-Atmen.

Dazwischen, als Bindeglied, gibt es die kleine Atem-Pause.

Advent heißt ankommen – innehalten und still werden

Atem-Pause

Wie bin ich da, im Atemrhythmus des Lebens?

Atemlos, getrieben und verstreut oder verbunden im Einklang -innen und außen?

Advent heißt Aus-Atmen all das, was mich vom Leben trennt und die Verbindung zum Puls des Lebens in mir verhindert

Loslassen – Leerwerden – Ausatmen.

Im Stillwerden kann ich bei mir ankommen, mich verbinden in der     Atem-Pause.

Weihnachten heißt Ein – Atmen, den nächsten Atemzug empfangen mit dem Zuspruch des göttlichen Odems: Ich werde Mensch.

Advent die Atempause des Lebens im Kirchenjahr.

(Henryk Megier – Mitglied im Beirat JUNGE AKADEMIE, Mitglied im Vorstand des Freundeskreis Königsmünster e.V.)

Empfangsbereit oder temporaryly not available?

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Ein Handy zu benutzen ist sehr praktisch. Mit einem Handy kann ich von fast überall aus
telefonieren und bin auch fast überall erreichbar. Innerhalb weniger Jahre ist das Handy zu
einem Alltagsgegenstand geworden. Wie wäre es eigentlich, wenn ich damit nicht nur andere
Menschen in aller Welt erreichen könnte? Ich stelle mir vor, Gott könnte mich auf meinem
Handy erreichen. Und weiter, er würde mir etwas sagen wollen. Das Display des Handys zeigt:
Anruf: GOTT! Würde ich den Anruf überhaupt entgegennehmen? Oder würde ich ihm erstmal
lieber auf meine Mailbox sprechen lassen? Was würde er mir denn überhaupt sagen wollen?
„Oh Gott“, wäre vielleicht meine erste Reaktion. Und wenn es öfters klingelt, würde ich
vielleicht sagen: „Oh Gott, der Gott schon wieder“, weil ich mir vermutlich schon gut
vorstellen könnte, was er mir zu sagen hätte?! Vielleicht würde ich irgendwann das tun, was
viele Menschen machen: das Handy einfach ausschalten. Nicht mehr empfangsbereit,
„temporaryly not available“, oder ich würde mich schon darauf freuen, weil es vielleicht die
Sorte von Anrufen ist, die man sehr gerne entgegennimmt. Was würde mir Gott sagen wollen?
Ich würde durch diesen Anruf genau erfahren, wie lieb Gott mich hat. Aber dazu muss ich
auch empfangsbereit sein und mir die Zeit nehmen, auf diesen Anruf zu hören. Nur wenn ich
bereit bin, still zu sein, kann Gottes Stimme in mir zum Klingen gebracht werden. Gott liebt
uns Menschen so sehr, dass er in Jesus Christus Mensch geworden ist.
(frei nach Hans & Marina Seidl von Br. Benedikt)

„Ich bin der Weinstock“ sagt Jesus. Seine Jünger*innen, also die Menschen, die Jesus folgen bezeichnet er als Reben. Diese Reben sind Menschen, die Jesus im Herzen tragen und ihr Leben nach ihm ausrichten. Mir gefällt dieser naturbezogene Vergleich von Jesus. Die Reben wachsen aus dem Weinstock. Und die Trauben, also die Früchte, die die Reben tragen kommen aus der Kraft des Weinstocks.  Die Reben brauchen den Weinstock. Von allein können sie keine Frucht hervorbringen. Der Weinstock gibt den Reben Nährstoffe damit sie blühen, wachsen und gedeihen können. Der Weinstock wiederum bezieht seine Kraft aus dem Weinberg, der ja ein Bild für Gott ist. Das Geheimnis des Wachstums ist es, dass alles mit einander verbunden. Die Kraft der Verbindung ist der Heilige Geist. Gründen tut alles letztlich im Weinberg selber. Die Verbindung ist das Geheimnis dieser Lebenskraft, die die hl. Hildegard von Bingen als Viriditas ausdrückt. Viriditas ist die Grünkraft und bezeichnet die schöpferische Grundkraft Gottes, die der gesamten Natur, also Menschen, Tieren, Pflanzen und Mineralien innewohnen soll.

Die Fastenzeit will uns ein Zeitfenster schenken dieses tiefe Bild zu überdenken, damit wir dem Geheimnis auf die Spur kommen können. Denn es geht um das Dranbleiben. Drauf kommt es an. Dranbleiben und nicht loslassen, auch wenn andere loslassen selber dann nicht lockerlassen und sich nicht von dieser Kraftquelle ablösen. Löst sich die Reben vom Weinstock, dann verdorrt sie und vertrocknet. Ihr Leben wird fade.

Es gibt viele Wege, um an dieser Kraftquelle zu bleiben. Oft kann es durch kleine Gesten geschehen, die wir gerade gut in der Fastenzeit einüben könne. Wenn die Glocken läuten, einfach still werden und hören. Innerlich ein Gebet sprechen. Eine Kerze in einer Kirche oder zuhause am Abend im Fenster entzünden. In das Licht der Kerze schauen und innerlich dankbar werden. Eine Kirche besuchen. Den Raum und die Stille dort auf sich wirken lassen. Mal wieder in der Bibel lesen. Ein Kloster besuchen. Den Nächsten besuchen. Kleine Geschenke verteilen. Anderen eine Freude machen. Mal jemanden anrufen oder einen Brief schreiben. Älteren Mitmenschen helfen, z.B. beim Einkauf. Beten. Aber auch achtsam mit sich selbst umgehen. Eben am Guten dranbleiben.

(Br. Benedikt Müller OSB)

 

Das Barometer ist ein nützliches Messgerät für die Wettervorhersage in den kommenden Stunden. Es wird von vielen Menschen verwendet und ist nicht so leicht zu lesen und zu verstehen. Und in der Tat sagt das Barometer nicht wie eine Wetterstation das Wetter direkt voraus, sondern dient es zur Messung des Luftdrucks. Dank dieses Drucks ist es dann anschließend möglich, Wettervorhersagen zu treffen.

Das ist doch toll oder? Sogar so toll, dass es der Begriff des Barometers auch in die „Achtsamkeitslehre mit ihren vielen Übungen“ geschafft hat. Da gibt es das Barometer der Seele, das Happy-Barometer, das Chaos-Barometer, das Wohlfühl-Barometer, das Stress-Barometer, das Stimmungs-Barometer u.v.m.

Hier können wir wieder einen Bezug zu Fastenzeit herstellen. In der Fastenzeit können wir uns einen persönlichen Raum schenken, in dem wir durch einfache Wohlfühl-Tipps unser inneres Barometer auf Herzens.Sonne sein. Mh, toll Mönchlein, hast du auch mal was Konkretes oder beliebt es bei schönen Worten? Okay…

  • Ein gutes Buch lesen
  • Spaziergang in der Natur
  • Schaumbad
  • Schwimmen gehen
  • Musik hören
  • Schlafen
  • Malen
  • In eine Kirche sitzen und die Stille genießen
  • Was Gutes kochen
  • Ins Theater oder Kino gehen
  • Spielabend mit Freuden
  • Freunde besuchen
  • So oft wie möglich Mittagsschlaf halten
  • Entspannende Gartenarbeit, wenn man mag
  • Abendspaziergang
  • Konzert besuchen
  • Früh aufstehen und das Morgenlicht mal wahrnehmen
  • Jeden Tag fünf Minuten still in ein Kerzenlicht schauen
  • Am Sonntag mir ein Stück Torte gönnen
  • Eine Dusche mit Kneipp „Gute Nacht“ Duschbad (Zirbelkiefer) am Anband nehmen
  • Ein Fußbad nehmen
  • Duftlämpchen mit einem beruhigenden Duft am Abend anmachen (mich beruhigt übrings Zimt sehr)
  • Bei sonnigen Wetter raus in die Natur und Seifenblasen pusten
  • Enten auf einem Teich füttern gehen
  • Ins Museum gehen
  • In den Zoo gehen

… die Liste lässt sich kre-aktiv von jedem von Euch persönlich weiterführen…

(Br. Benedikt Müller OSB)

Wenn man an ein Thermometer denkt, kommt einem wahrscheinlich als erstes Wärme, Kälte oder das Messen der eigenen Körpertemperatur in den Kopf.

Im Gebet mit Gott empfinden viele Menschen eine Art Wärme. Sie fühlen sich geborgen und behütet- eine wohltuende Wärme. Die Fastenzeit kann man nutzen, um diese Wärme wieder zu erleben – durch das Besuchen von Gottesdiensten oder das persönliche Gebet mit Gott. Vieles davon geht im Alltag stressbedingt unter. Sich in der Fastenzeit ganz bewusst Zeit nehmen, um Gottes Wärme zu spüren.

Man kann mithilfe eines Thermometers aber nicht nur die persönliche Körpertemperatur messen, sondern es steht symbolisch auch für das persönliche Stresslevel. Wenn die Anzeige auf dem Thermometer zu weit „über null“ ist, dann ist das Stresslevel eventuell zu hoch. Man fühlt sich überfordert, hat das Gefühl am Tag viel zu wenig zu schaffen, weil die To-do Liste einen erdrückt. Man weiß nicht, wo man anfangen soll und man sieht kein Ende der Aufgaben. Jeden Tag kommen neue Aufgaben dazu, obwohl man mit den alten Aufgaben noch gar nicht fertig ist – man fühlt sich schlicht weg überfordert.

Wenn das persönliche Stresslevel allerdings zu weit „unter null“ ist, kann es auch zu Unterforderung kommen. Wenn man beispielsweise in seinem Beruf oder im Privaten unter seinen persönlichen Ansprüchen bleibt oder bleiben muss, dann ist man gelangweilt. Man fühlt sein Potenzial nicht vollständig ausgeschöpft und fühlt sich unterfordert mit den Aufgaben und Tätigkeiten, die man zu bewältigen hat.

In der Fastenzeit hat man nun die Chance achtsam auf sein Thermometer zu schauen und dies zu justieren. Bei zu viel Stress schauen, wie man seine Aufgaben anders priorisieren kann und vielleicht auch unwichtigere Aufgaben weglassen kann.

Wenn man sich unterfordert fühlt, kann man die Fastenzeit dafür nutzen die Aufgaben und Anforderungen zu erhöhen. Eventuell wieder einem alten Hobby nachgehen oder etwas Neues ausprobieren.

Die Sonnenstrahlen der vergangenen Tage lassen schon auf den Frühling blicken. Die Sonnenstrahlen nutzen, um das eigene Thermometer „auf null“ zu bringen. Achtsam sein für das eigene Empfinden – so, dass es einem gut geht. So, dass man weder unterfordert noch überfordert ist.

(Sophie Rüther)

Wenn die heilige Hildegard von Bingen schreibt, dass der Menschen seinen Tempel mit Umsicht in Ordnung halten soll, dann meint sie damit unseren Körper. Gott hat uns Menschen nach seinem Abbild geschaffen. Wir alle sind vom selben Blut. Wir alle sind Kinder des Himmels. Geschaffen durch Gottes wunderbare Liebe. Wenn wir Abbild Gottes sind, dann wir sind nicht Profan sondern Heilig. Jeder von uns in seiner eignen Einzigartigkeit ist ganz wunderbar erschaffen. Bunt und wertvoll voller Würde.

Hildegard lebte ihr ganzes Leben als Benediktinerin in der Wahrnehmung des göttlichen Lichtes. So beschreibt es die Sybille vom Rhein an vielen Stellen ihrer Werke. Sie sieht im Schöpfungswunder „Mensch“, dass er, wie alles in der Natur, ein Geschenk Gottes ist. Dennoch weiß sie darum (letztlich wie wir ja alle auch), dass der Leib des Menschen eines Tages wieder zu Erde wird. Hildegard fordert uns auf mit unseren Leib achtsam umzugehen. Den Körper und die Seele zu reinigen und zu säubern. So wie es uns die Natur im Monat Februar vorlebt. Die Schöpfung bereitet sich auf das neue Leben, dass im Frühling durch die schöpferische Grünkraft aufblüht und aufkeimt, vor. Wir sollen uns auch auf das NEUE vorbereiten und dafür schenkt der Februar uns eine gute Zeit, denn oft beginnt die Fastenzeit in diesem Monat. Fastenzeit – die österliche Bußzeit – gilt als Vorbereitung auf Ostern und somit auf das Leben. Eine Zeit der Reinigung. Eine Zeit alles achtsam im Blick zu nehmen. Der Aschermittwoch will uns dies mit dem Symbol des Aschekreuzes deutlich vor Augen stellen und verständlich machen. Symbole helfen uns den Sinn des Lebens fühlbar zu verstehen. Die Asche ist von alters her ein Mittel der Reinigung gewesen. Nutzen wir die nächsten Wochen um unseren Tempel – unseren Körper – zu reinigen, damit wir unser wunderbares Leben klar leben können. Nutzen wir die nächsten Wochen um Station auf unserem Lebensweg zu halten.

Du hälst Station auf deinem Lebensweg. Einen Weg gehen, ist immer ein Aufbruch in eine neue Zukunft. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne! Und jeder Anfang birgt viele neue Möglichkeiten. Überlege dir, wie es in dem vorliegenden Jahr mit dir weitergehen soll. Mache neue Pläne, finde neue Ziele für dein Leben, träume neue Träume. Nutze den Zauber, fordere die Möglichkeiten heraus und beginne einen neuen Abschnitt. Was wäre möglich? Wohin soll es gehen? Welche Ziele möchtest du erreichen?

(Br. Benedikt Müller OSB)

Aus den Visionen der heiligen Hildegard von Bingen:

„Mensch, bedenke, was du warst, als do noch als Gerinnsel im Schoß deiner Mutter lagst. Du warst nämlich ohne Bewusstsein und ohnmächtig, als du ins Leben gerufen wurdest. Doch dann empfingst du Geist, Beweglichkeit und Gefühl, damit du dich lebhaft regst und in deiner Bewegung nutzbringenden Gewinn erkennst.

Der erste Monat ist schon rum und der zweite Monat, der Februar, hat seine Zeit bekommen. Wenn ich ehrlich bin – sehr mag ich diesen Monat nicht. Der Februar ist so ein Schwellenmonat, wo alles scheinbar brachliegt. Mal ist es Winter und dann wieder nicht. Der Frühling schient mal auf und verschwindet wieder. Ein hin und her. Wenig inspirierend wirkt der Februar. Wenigstens werden die Tage langsam wieder heller! Aber vielleicht schaue ich auch nicht richtig und sollte mir ein Beispiel an der Magistra vom Rhein, an der heiligen Hildegard von Bingen, nehmen.

Hildegard war eine ganzheitliche Frau, die immer genau geschaut hat – hingeschaut hat. Achtsamkeit im Blick. Im Februar geht es darum die Dinge des Lebens in den Blick zu nehmen. Innerlich zu werden und auf sein inneres Wachstum zu schauen, so wie in der Natur die Pflanzen jetzt sich auf ihr Frühlingserwachen vorbereiten. Im Blick darauf ist es eine wunderbare Fügung, dass oft im Februar die österliche Bußzeit – die Fastenzeit – beginnt. Eine Zeit der Klärung und so bietet der Februar auf dem zweiten Blick doch Inspirationen an

Nutze doch die Zeit dieses Monats, um in dir nach neuen Zielen, nach alten Träumen, nach fast vergessen Vorhaben zu suchen. Überlege dir, was in deinem Leben in der Vergangenheit liegen geblieben ist, was du im Alltag vergessen oder verschoben hast. Entscheide, ob du es im Winter der Vergangenheit zurücklassen möchtest, oder ob du es neu angehen willst.

Br. Benedikt Müller OSB

Aus den Visionen der hl. Hildegard von Bingen:

„Du hast Augen, damit du sehen und alles überschauen kannst. Wo Schmutz ist, wasche ihn ab.“

Januar. Anfang des Jahres. Der erste Monat. Ihm folgen elf weitere, ganz verschiedene Monate und ihre Zeiten. Wir sind in der Zeit und doch ist jede Zeit auch unsere Zeit. Jeder Monat hat seine Zeit und sein Thema. Das zeigt dadurch wie sich das Wetter und die Elemente in den Monaten spiegeln. Stürmt es und ist luftig klar? Ist es heiß und feurigwarm? Strömt Regen wasserreich? Schenkt die Erde Lebensgaben. Und wie es in einem Monat mit dem Lebensklang der Schöpfung bestellt ist. Ruht die Erde oder sprießt es? Will gesät oder geerntet werden? Die heilige Hildegard von Bingen hat die Monate in ihrem Werk „Liber divinorum operum – das Buch vom Wirken Gottes“ in eine Beziehung zum Leben bzw. dem Lebenskreis des Menschen gestellt. Dazu schreib die Meisterin vom Rupertsberg: „Wie Gott die Schöpfung im Menschen bezeichnet hat, so hat er ich ihm auch die Jahreszeiten in ihrer Abfolge dargestellt. Denn den Sommer zeigt er im wachen Menschen, den Winter im schlafenden. Denn wie der Winter in sich verbirgt, was der Sommer mit Freuden hervorbringt, so wird auch der schlafenden Menschen durch den Schlaf gekräftigt, damit er im Wachen mit seinen Kräften für jede Arbeit bereit wird.“

Hildegard von Bingen lebte im Rhythmus der Jahreszeiten, ihre Worte können zum Wegweiser für uns selbst werden. Wenn wir das Jahr durchhalten wollen und persönlich weiterkommen möchten, dann bedarf dies der Vorbereitung. Von Null auf Hundert ist nicht gut. Ratsam scheint es, dass ich mir die Dinge des Alltages, des Momentes, anschaue und verinnerliche, damit sie in mir neu wachsen können. Die Ruhe des Winters kann und will mir dabei helfen. Jetzt ist die Zeit die Dinge für das Jahr im Blick zu nehmen und um zu planen. Innerlich sich Wege der Möglichkeiten zu erspähen, die mich zum Ziel führen können. Mich verbreiten! Den Zauber des Anfangs nicht umsonst verstreichen lasse oder gar verpassen.

(Br. Benedikt Müller OSB)

Aus den Visionen der hl. Hildegard von Bingen:

„Auch die Monate hat ER im Menschen unterschieden, indem ER in ihm die Unterscheidung ihrer Qualitäten und besonderen Vermögen verankert hat.”

Nun zeigt sich langsam das Jahr seinem Ende zu. Adventszeit. Zeit der Ruhe und Stille – eigentlich sollte das so sein – aber oft sieht die eigenen Lebenswelt anders aus. Hektik bestimmt die schönste Zeit des Jahres. Dabei wäre es doch das Jahr wohlwollend abzurunden und zu einem guten Ende kommen zu lassen. Stress bestimmt aber den adventlichen Alltag, den zum Fest der Feste soll ja alles schön sein. Manche Menschen sind in diesen Tagen oft gereizt und Zorn legt sich auf die Schwelle unserer Herzenstür.

Die hl. Hildegard von Bingen thematisiert den Zorn in diesem Monat. Der Zorn ist eine emotionale Regung die entzweit und nicht eint. Dabei sollten wir doch im Blick auf Weihnachten und seine Botschaft sämtlichen Herzensgroll loslassen. Gegenüber dem Nächsten, aber auch gegenüber uns selbst. Nutzen wir die Tage des Advents und üben uns in der Achtsamkeit ein, damit die Hektik der Festvorbereitungen nicht den Herzens.Zorn und den Seelen.Groll in uns aufkeimen lässt.

Br. Benedikt Müller OSB

Aus den Visionen der hl. Hildegard von Bingen:

“Der Zorn ist nämlich das schlimmste Laster, und es ist so etwas wie des Teufels Herz.”