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Wir tanzen. Du hälst mich in deinen Armen. Wir beide in diesen Kleidern, die uns heute besonders machen. Wir am Strand zwischen den Dünen. In den Kopf gesetzt hatten wir uns, diese Kleider zu kaufen. In diesem kleinen Laden mit der Verkäuferin, die alles dafür tat, dass wir mit zwei wunderschönen Tüten ihren Laden verließen. In den Taschen, in denen sonst Keramik und Bücher ihren Platz fanden verstauten wir plötzlich die schönsten Sommerkleider unseres Lebens. Deins Orange mit kleinen weißen Sommerblüten, kurze Ärmel. Dieses Kleid bist du. Es vereint deine Haut mit einem besonderen Stoff. Es zeichnet ein Bild, das dich auszeichnet. Dich und deinen Charakter, deine Lebendigkeit, diese Lebensfreude, die ich so sehr an dir liebe. Meins lang geschnitten, V-Ausschnitt, eine Art Kimono einer längst vergangenen Zeit. Auch ich bin dieses Kleid, trage seine Geschichte und bilde mich aus. Auch mein Kleid übersäht mit kleinen Blüten, ganz bunt auf dem Petrolfarbenen Untergrund. „Sissi“ heißt es, deins „Sommerblüte“. Wir haben uns teure Kleider gekauft. Einmal in unserem jungen Leben im Sommer 2021, den wir zu unserem machten. Mit all diesen Erlebnissen, diesem Kleiderkauf, an den ich mich immer erinnern werde, wenn ich den leichten Stoff auf meiner Haut spüre. Wenn ich spüre, dass bald wieder ein neuer Sommer kommt, den wir alle zusammen erleben werden. Dieses Gefühl der Wärme, das uns glücklich macht, wir sehnen es herbei. Wir sehnen unsere Leichtigkeit in den Kleidern herbei, unsere Leichtigkeit, als wir kurz entschlossen unser Geld in diesem kleinen Laden ließen und danach glücklich waren. Ganz frei. Frei in unserer Entscheidung. Die Freiheit unseres Lebens.

„Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Wir alle aber spiegeln mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider, und wir werden verwandelt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist.“

2 Korinther 3,17 ff.

(Helena Minner, Jahrespraktikantin)

Ein Stück Stoff besteht aus viele Fäden, die miteinander verwoben wurden. Kein Faden ist mehr vom anderen zu trennen. Einige Fäden liegen nah beieinander. Andere sind durch die Größe des Tuches weit voneinander entfernt. Und doch sind sie alle untrennbar miteinander verbunden. Aber wenn nur ein Faden fehlt, weil er herausgezogen wird, entsteht ein Webfehler. So ein Fehler macht ein Tuch zu mangelhafter Ware. Es kann nicht mehr für seinen ursprünglichen Zweck verwendet werden.

Genauso ist es mit der Gemeinschaft des Christentums. Es ist eine große weltweite Gemeinschaft. Zwar stehen sich die einen Christen in ihren Traditionen und Rieten näher als andere, aber dennoch sind sie alle untrennbar miteinander verbunden – in ihrem Glauben an den einen Gott, seinen Sohn und den heiligen Geist. Würde auch nur eine dieser Traditionen und Rieten fehlen, würde es zu einem irreparablen Schaden im großen Webwerk des Christentums kommen. Denn eine Gemeinschaft kann nur durch Zusammenhalt ihre volle Schönheit entfalten.

(Dorothee May, Teamerin der OASE)

Als Kinder tollten wir in Hannahs Garten. Da wo noch immer das Baumhaus steht, das wir heute nicht mehr zum Verstecken nutzen, sondern für gemütliche Pizza Abende, um unsere jugendliche Freiheit zu spüren. Da wo wir Wasserschlachten veranstalteten, Bauernhof oder Pferdehof oder Internat spielten, da wo wir mit Leika, Hannahs Hund fangen spielten. Da wo dieser gigantische Kirschbaum steht. Noch heute trägt er jedes Jahr eine Vielzahl an saftig roten Früchten. Noch heute macht mich dieser Kirschbaum glücklich. Er ist so riesig, dass man sich einfach immer an ihm bedienen kann, ohne auch nur den Hauch eines schlechten Gewissens zu verspüren. Ich habe uns genau vor Augen. Erschöpft von der ganzen kindlichen Spielerei mussten wir uns stärken. Wie standen unter diesem gigantischen Baum und haben uns von seinen Früchten verzaubern lassen. Kirschbaummoment. Für unser Alter waren wir beide ziemlich groß, wir hatten keine Mühe die Früchte zu pflücken – Kinderspiel. Wie in einem verkitschtem Film verwandelten wir Kirschen zu unserem Ohrschmuck. Wir ließen uns dieses Früchte schmecken und genossen sie im sonnigen Garten. Es waren kleine Momente des Glücks.

Heute bin ich noch größer geworden, verglichen mit damals auch älter. Hannah und ich gehen unsere eigenen Wege und sehen uns nicht mehr so häufig wie früher. Doch wenn wir uns sehen, dann kommen all diese Erinnerungen wieder. Dann sind meine Gedanken geprägt von diesen Kirschbaummomenten. Dann erschaffen wir weitere dieser Momente, neue Kirschbäume. Heute sehen sie nur anders aus. Heute gehen wir auf Konzerte, berauschen uns im neuen Glück, erleben Abende und Nächte tanzend und unbeschwert. Heute sind wir anders, aber den Kirschbaum, den gibt es immer noch. Und auf wunderbare Weise steht er für so viele Momente, die diese Freundschaft ausmachen. Ich werde ihn nie vergessen.

Mein Glaube ist dafür verantwortlich, dass ich all diese schönen Momente erleben darf. Dass ich dankbar bin und voller Liebe. Durch ihn habe ich die Fähigkeit zu lieben, glücklich zu sein. Kirschbaummomente zu erleben, die immer wiederkehren, in ganz neuen Facetten dieses einzigartigen Lebens. Und dann schaue ich kurz hoch in den Himmel und denke mir mit zwei Schlägen auf mein Herz:

„Danke, dass ich all das erleben darf. Mein Leben.“

(Helena Minner, Jahrespraktikum)

„Ein Buntstift, auch Farbstift genannt, ist ein Schreib- oder Zeichengerät mit einer farbigen Mine (…). Als Hülle der Mine wird häufig ein lackiertes Holz (…) verwendet.“  So steht es bei Wikipedia.

Das klingt sehr nüchtern und beschreibt nicht die Faszination, die eine Kiste mit neuen Buntstiften auf mich ausübt. Es sieht schön aus, wenn die neuen Buntstifte so schön nach Farben sortiert, alle angespitzt und gleich lang nebeneinander liegen. Ich streiche dann gerne fast ehrfürchtig über die neuen Stifte und würde die Kiste am liebsten wieder verschließen und in den Schrank legen – damit sie so schön bleiben.

Wie anders sieht die Kiste mit den alten Stiften aus, manche kürzer, manche länger, manche mit gebrochener Mine, selten noch nach Farbverlauf sortiert – halt gebraucht.

Doch dann kommt mir in den Sinn, was ich alles mit ihnen gestaltet habe, wie sie meinen Bildern Lebendigkeit verliehen und mir geholfen haben, mich auszudrücken, wie gerne ich sie immer wieder in der Hand hatte.

Und während ich so über die Buntstifte nachdenke, kommt mir das Gleichnis von den Talenten in den Sinn, in dem ein Herr seinen Dienern während seiner Abwesenheit jeweils eine bestimmte Menge an Geld (Talente) anvertraut und nach seiner Rückkehr fragt, was die Diener damit gemacht haben.

Die ersten beiden Diener hatten die ihnen anvertrauten Talente verdoppelt, der dritte Diener aber hatte aus Furcht sein Talent vergraben, um es dem Herrn nach der Rückkehr zurückgeben zu können. Nachlesen könnt Ihr das Gleichnis im Matthäus (25,14-30) – und im Lukas (19,12-27) -Evangelium.

Ist es nicht mit den Buntstiften wie mit meinen Talenten?

Wenn ich die Buntstifte nicht benutze, sondern in ihrer Kiste lasse und sie ab und zu bewundernd betrachte, dann bleiben sie sicher immer so schön, aber sie können ihre Aufgabe, ihre Bestimmung nicht erfüllen.

Wenn ich also die mir anvertrauten Talente nicht nutze und zum Wohle anderer einsetze, wozu habe ich sie dann bekommen?

 

  • Was habt Ihr für Talente?
  • Womit könnt Ihr unserer Welt Farbe verleihen?

 

Denkt doch mal darüber nach….

 

(Priska Litwiakow, Freundin der Oase)

Jedes Jahr an Silvester haben wir eine ganze Liste voller guter Vorsätze. Eine Tradition, die den Übergang vom alten in das neue Jahr begleitet. Wir wollen alles anders machen und im Prinzip ein neuer Mensch werden. Wir nehmen uns jedes Jahr vor, die beste Version von uns selbst zu werden.

Letztendlich sind diese Vorsätze ziemlich schnell über den Haufen geworfen. Kaum jemand setzt sie um, geschweige denn, dass wir am Ende des Jahres sagen: „Ich bin jetzt die beste Version von mir selbst!“

Daher wäre es doch vielleicht eine Idee, ganz unkonventionell in der Osterzeit einen Neubeginn zu wagen. Denn auch Ostern ist ein Neubeginn – Auferstehung bedeutet schließlich nicht: „Dasselbe beginnt einfach wieder von vorn.“ Aber statt von heute auf morgen radikal alle Vorsätze umsetzen zu wollen, können wir uns zwischen Ostern und Pfingsten für den Neubeginn in Ruhe Zeit nehmen. Statt uns mit den Vorsätzen direkt optimieren zu wollen, können wir uns zurücknehmen. Wir können bei Aktivitäten innehalten, die wir sonst als selbstverständlich ansehen. Es kann eine Kleinigkeit sein, z. B. sich jeden Tag die Zeit zu nehmen, einen Tee ganz bewusst zu trinken. Nicht nebenbei immer mal wieder gedankenverloren einen Schluck zu nehmen, sondern ganz bewusst mit Geduld und in Ruhe den Geschmack wahrzunehmen und wertzuschätzen. Es ist nachgewiesen, dass solche kleinen Achtsamkeitsübungen zu mehr Zufriedenheit im Leben führen. In der Psychotherapie sind diese Übungen ein wichtiger Bestandteil, um aus dem Gedankenkreisen des Alltags herauszukommen. Wenn wir es schaffen, diese kleinen Momente der Achtsamkeit während der Osterzeit einzuüben, können wir sie auch in die Zeit nach Pfingsten mitnehmen, was zu mehr Zufriedenheit führen wird. Und ist Zufriedenheit nicht eigentlich der Weg zur besseren Version von uns selbst?

(Dorothee May, Teamerin der OASE)

„Und dass soll für dich das Zeichen sein: In diesem Jahr isst man, was von selbst nachwächst, im nächsten Jahr, was wild wächst; im dritten Jahr aber sollt ihr wieder säen und ernten, die Weinberge bepflanzen und ihre Früchte genießen.“

2 Könige 19,29

Wie sehr ich diesen Frühling liebe. Ich gehe in ihm in neuem Leben auf. Er ist in mir, ich spüre diese Jahreszeit in meinem Herzen. Ich beginne in mir zu säen, um zu ernten. Ich tanke Liebe durch die Sonnenstrahlen auf, die mich umgeben. Ich erlebe die Natur in mir. Vielleicht achte ich zu dieser Zeit noch einmal besonders auf vermeintliche Kleinigkeiten, Dinge, die in der Routine des eigenen Lebens oftmals gar keine Beachtung mehr genießen. Im Frühling erkenne ich jede einzelne Entwicklung der Natur. Ich kann ganz genau beobachten, wie alles wächst, blüht und neues Leben hervorbringt. Der Klostergarten ist voller Blüten zu dieser Zeit. Die Lämmchen spielen mit den Waldschafen und jeden Tag werden sie größer, bis man sie schließlich irgendwann nicht mehr von ihren Eltern unterscheiden kann. In dieser Erkenntnis ist dann aber auch schon wieder der Frühling vorbei. Dieser Kreislauf ist vergänglich und trotzdem von unglaublicher Beständigkeit und Sicherheit. Er spiegelt das Leben wider. Das Leben in der Natur, das Leben auf dieser Erde – unser Leben.

Als Kind habe ich diesen Prozess des Säens und Erntens auf einfache Weise zu Hause erleben dürfen.

Wir haben Kresse gesät.

In den Tagen um Ostern ist dieses unscheinbare Kraut immer mehr gewachsen, es hat sich entwickelt und ich konnte diese Entwicklung mit meiner kindlichen Neugier und Begeisterung ganz genau beobachten. Da wo anfangs nichts zu sehen war, nur Erde, wuchs bei guter Pflege und Fürsorge mit der Zeit etwas Wunderbares. Kleine grüne Gräser kamen aus der Erde hervor. Sie wuchsen und wuchsen und nach einigen Tagen konnte ich sie ernten, in einen Quark rühren und auf meinem Brot genießen. Nach dieser Ernte war die Kresse nicht tot, nein, sie wuchs weiter. Ich beobachtete einen Prozess, der mich durch die Osterzeit begleitete. Als Kind war allein dieses kleine Spektakel ein Meisterwerk. Heute beziehe ich diesen Prozess auf das Leben.

Ich befinde mich in einer Zeit der Erfahrungen, einer Zeit der Weiterentwicklung und des Wachsens. Ich erlebe meinen ganz persönlichen Frühling. Ich beginne meine Talente in die Welt zu säen und beobachte, wie sie wachsen. Ich beobachte, wie ich andere mit diesen Talenten inspirieren, begeistern und begleiten kann.

Ich wünsche mir schon jetzt zu ernten, ich möchte hinaus in die Welt doch ich stecke noch in den letzten Zügen einer Erfahrung, die mich auf einzigartige Weise prägte und die erst in einigen Wochen auf gewisse Art abgeschlossen sein wird. Wenn ich so will, dann bin ich in mir zu dieser Zeit meine eigene Kresse, mein eigenes unscheinbares Kraut, das mit der Zeit unglaubliches erfahren kann – Wertschätzung, Dankbarkeit, Freude, Liebe. Fühle ich diese Entwicklung, dann fühle ich etwas tief in mir. Eine Zeit der Begeisterung, ein innerer Frühling. Dann bin ich umgeben von den Menschen, die sich um mich sorgen, für mich da sind, mich wertschätzen, fördern, lieben. Dann fühle ich mich geborgen und sicher. Ich spüre die Gewissheit, dass ich bald vollkommen bereit sein werde.

Der Kreis des Lebens ist mein ewiger Begleiter. Mein Glaube an diesen Gott bestärkt mich, befreit mich, lässt mich Erfahrungen machen und wachsen.

Noch ist Frühling, doch in wenigen Wochen schon, darf ich ernten.

„Am Morgen beginne zu säen, auch gegen Abend lass deine Hand noch nicht ruhen; denn du kannst nicht im Voraus erkennen, was Erfolg haben wird, das eine oder das andere, oder ob sogar beide zugleich zu guten Ergebnissen führen.“

Prediger 11,6

(Helena Minner, Jahrespraktikantin)

Ich laufe durch die Welt, entdecke sie und in mir ist ein Klangspiel. Was mich bewegt, ist die Musik. Sie bringt mich weiter, sie lässt mich Augenblicke mit Wünschen verbinden. Sie erfüllt mich mit Leben, mit Freude, mit Dankbarkeit, mit Glück.

Vor ungefähr einem Jahr habe ich die Stadt zum ersten Mal erkundet, in der ich im Sommer meinen neuen Lebensmittelpunkt aufbauen möchte. Ich wollte diese Stadt kennenlernen, die Menschen, die ihr Leben geben. Ich wollte die Universität sehen, ihren Campus und all das, was mein Leben der nächsten Jahre auf unglaubliche Weise prägen wird. Für mich war diese kleine Reise ganz besonders. Ich war ziemlich aufgeregt. Vorher hatte ich mich natürlich informiert, hatte genau in mich hineingehorcht. Es sollte der nächste Schritt kommen. Der Zeitpunkt fühlte sich richtig an.

Und dann kam ich an und war vollkommen umgeben von diesem musikalischen Klangspiel in meinen Ohren. Diese Musik in meinen Ohren, die mich blind durch diese neuen Straßen begleitet hat. Sie hat mich befreit. Die Musik in meinen Ohren befreite mich, ließ mich atmen, leben, erleben, entdecken. Sie ließ mich willkommen heißen in der Fremde. Denn da war ich in dieser Stadt, die mir vorerst fremd sein sollte und dann war da diese Musik, die mir so vertraut war. Ganz nah, beinahe in mir. Sofort fühlte ich mich zu hause.

Immer wenn ich neue Momente meines Lebens entdecken darf, ist das Klangspiel mein Begleiter. Ich fange an zu träumen in dieser Musik, sie inspiriert mich. Pulsiert sie in meinen Ohren, dann fühlt es sich an wie ein Meisterwerk, das allein für diesen Augenblick geschaffen worden ist.

Und so gibt es diese Erinnerungen in mir, die ich ganz gezielt mit Musik, mit Klangspielen verbinden kann.

Die Musik, die wir hörten, als wir mit diesem kleinen weißen Auto die Welt um uns herum erkundeten – in Freiheit. Die Musik, die wir bis spät in die Nacht auf deinem Balkon hörten, um uns bei Wein und philosophischen Gesprächen endlich bohemisch zu fühlen. Die Musik, die ich hörte, als ich zum ersten Mal allein wohnte. Die Musik, die ich höre, um mich zu beruhigen, mich nicht allein und verloren zu fühlen. Die Musik, die mich tröstet. Die Musik, die mich in Liebe versinken lässt. Die Musik, die mich zu Tränen rührt. Die Musik, die in den Filmen zu hören ist, die einen Platz in meinem Leben haben. Die Musik, die ich bin. Die Musik, dessen Klänge sich auf meiner ersten Schallplatte in einer schier endlosen Schleife auf dem Teller bewegen. Die Musik, die ich erst durch dich kennen und lieben gelernt habe. Die Musik, die uns alle miteinander verbindet…

Erinnerungen dieses einzigartigen Lebens.

Musik ist Klangspiel, Musik ist mein Leben. Sie gibt mir Sicherheit, Geborgenheit, Gewissheit. Dieses Klangspiel ist überall. In den Gesprächen der Menschen, in der Natur, die uns umgibt, in uns selbst – fest verankert in unserem Herzen. Deine Stimme wird zum lieblichen Klangspiel in meinen Ohren. Wir selbst schreiben Klangspiele, um andere zu begeistern, um sie in Welten zu entführen, in die sie sich retten können. Wir erzeugen mit diesen Klangspielen Melancholie, Utopien, neue Lebensrealitäten, in ihnen werden Erinnerungen zum Leben geweckt, werden Gefühle ehrlich zugelassen, wird ein sicherer Ort erschaffen. In diesen fantastischen Klangspielen können wir uns fallen lassen, wir beruhigen uns, atmen Atemzug um Atemzug, bis sie verstummen. Wir tanzen. In uns selbst spüren wir diese Befreiung.

In ein paar Wochen werde ich in die Stadt zurückkehren, die ich vor einem Jahr mit Musik in meinen Ohren erkundete. Ich werde dahin zurückkehren, wo ich mich durch die Musik und diese persönliche Entdeckung direkt zu Hause gefühlt habe. Schon jetzt höre ich diese Musik. Sie begleitet mich.

Er hat sie erschaffen. Dieser Gott hat uns die Talente geschenkt, Klangspiele seiner Liebe zu entfachen. Klangspiele werden zu Lebensmelodien.

„Nehmt Gottes Melodie in euch auf!“ Ignatius von Antiochien

(Helena Minner, Jahrespraktikantin)

Fahrraddynamo – ein Frühlingsbeginn

Es war Mai, gestern hatten wir noch in der Schule gesessen und unsere letzten schriftlichen Prüfungen geschrieben, die mündlichen schienen noch in weiter Ferne. Vier Wochen, 28 Tage, noch so viel Zeit. Dann ist alles vorbei. Acht Jahre, mit einem Händedruck bei der Zeugnisverleihung beendet. Aber bis dahin wollten wir die die schulfreie Zeit noch ein letztes Mal nutzen. Wir fuhren nach Borkum. Eine Tante hatte eine Ferienwohnung, die frei und nicht vermietet war. Eine Ferienwohnung wie sie im Internet zu hunderten zu finden ist und doch war sie für uns ganz besonderes. Denn wir wohnten in dieser Wohnung und konnten tun und lassen was wir wollten. Wir schliefen lange und aßen was wir in der Wohnung fanden. Wir fühlten uns frei und ungezwungen. Auf der Insel waren der Jahreszeit und den fehlenden Schulferien geschuldet kaum andere Urlauber. Am Strand stolperten wir nicht über spielende Kinder oder besorgte Eltern welche sich übervorsorglich um ihren Nachwuchs kümmerten. So kam es, dass wir den Strand ganz für uns alleine hatten. Wir konnten drei, vier Stunden lang am Meer entlangwandern und uns über alles mögliche unterhalten, ohne dass wir einen anderen Menschen trafen. Eine Idylle wie sie nur in wenigen Urlauben zu erleben ist. Die Gespräche die wir damals geführt haben sind mir heute noch in guter Erinnerung. Auch die langen Fahrradtouren mit denen wir die ganze Insel entdeckt haben waren idyllisch. Es war wie eine Fügung Gottes, dass alles so gelaufen ist wie es gelaufen ist. Insbesondere in dieser Zeit habe ich gebetet, dass ich diesen Menschen nie verliere und diese Freundschaft für unser Leben hält, denn solch eine Freundschaft ist wie ein Dynamo. In guten Zeiten wird sie durch gemeinsame Zeit aufgeladen und in schlechten Zeiten kann man davon zehren. Genauso ist die Beziehung zu Gott. In guten wie in schlechten Zeiten kann ich mich an ihn wenden.

Leonhard Knab – Jahrespraktikant

Wenn man im Frühjahr über den Friedhof geht, sieht man häufig Primeln, die überall auf den Gräbern blühen. Zu Ostern, dem Fest der Auferstehung, denken die Menschen ganz besonders an ihre Lieben, die schon verstorben sind, und schmücken ihre Gräber mit den bunten Farben der Primeln.

Diese Blumen landen jedoch früher oder später meistens in den großen Komposttonnen, die am Ausgang des Friedhofs stehen. Die einzige Person, die ich kenne und die das anders handhabt, ist meine Mutter. Sie gräbt jedes Jahr die verblühten Primeln aus, bringt sie mit nach Hause und pflanzt sie irgendwo bei uns in den Garten. Über zwei Jahrzehnte hat sich in unserem Garten so einiges angesammelt. Das Faszinierende an diesen Blumen ist, dass sie ohne großen Schutz vor der Kälte überwintern. Aber jedes Jahr während der Frühlingszeit fangen sie an, sich aufzupäppeln. Sie saugen die Sonne förmlich in sich auf und pünktlich zur Osterzeit erstrahlen sie in den schönsten Farben. Es ist faszinierend zu sehen, wie diese kleinen Blumen, die von den meisten einfach weggeworfen werden, bei uns im Garten ein neues Leben bekommen. Sie sind für mich ein Symbol der Auferstehung geworden. Jesus ist durch das Dunkel gegangen und wieder auferstanden, um uns die Hoffnung auf die Vergebung der Sünden und einen Neubeginn zu bringen. Diese kleinen Blumen sind mit ihrer Farbenpracht Boten des Osterfestes und Vorboten eines neuen Sommers, der Gottes Allmacht jedes Jahr aufs Neue in seiner schönsten Form zeigt.

(Dorothee May, Teamerin der OASE)

Der Alltag bringt viele Herausforderungen mit sich. Und wenn dann noch etwas Unerwartetes passiert, ist schnell mal alles an Energie aufgebraucht. Viel zu oft arbeiten wir in einem Bereich gefährlich nah an der Grenze unserer Belastbarkeit. Da braucht es eine zuverlässige Kraftquelle, an der wir unsere inneren Vorräte auffüllen können. Unseren Lebensbrunnen. Einen inneren Zufluchtsort, der nicht ausgeschöpft werden kann. Was ist dein persönlicher Brunnen? Kennst du ihn? Kannst du ihn gut erreichen? Wann brauchst du ihn und was gibt er dir? Wenn du ihn noch nicht gefunden hast oder er verloren scheint, dann mache dich auf die Suche und finde heraus, wo du einfach du selbst sein kannst. Wo du Dinge tun kannst, die dir Freude bereiten. Wo du Menschen um dich hast, die dich lieben. In Sprüche 5, Vers 15 heißt es: „Trink Wasser aus deiner eigenen Zisterne, / Wasser, das aus deinem Brunnen quillt!“, und so wirst du jederzeit ganz bei dir sein und auftanken können.

(Lucas Zufall, Erzieher)