Schlagwortarchiv für: Ostern

Stell dir vor deinem inneren Auge – eine Tür vor.

Hast du sie vor Augen?

Wie sieht deine Tür aus?

Ist sie groß und eisern oder eher klein, klapprig und aus Holz?

Es gibt viele verschiedene Türen, durch die wir hindurch gehen können. Jede Tür hat einen Türgriff, welcher es uns ermöglicht, durch sie hindurchzugehen. Manchmal ist der Türgriff rund, klinkenförmig oder manchmal, wie bei einer Automatiktür, gibt es keinen Türgriff und es scheint, als würde diese Tür für immer verschlossen bleiben.

Auf unserem persönlichen Weg durch das Leben kommen wir an vielen Türen an, an Herausforderungen, an unsere Grenzen und JA vielleicht stehen wir das ein oder andere Mal vor einer Tür ohne Türgriff und es stellt sich die Frage, wie sollen wir hier hindurch – ist es möglich auf die andere Seite zu gelangen, oder wird diese Tür für mich für immer verschlossen bleiben. Denke genau in solchen Momenten daran, dass es eine Tür sein könnte, die keinen konventionellen Türgriff hat, eine Tür, dessen Türgriff mit einem Knopf, einem Auslöser oder mit einer Bewegung aufgeht. Bleib nicht starr stehen und such den einen Türgriff, der an dieser einen Stelle sein müsste. Suche nach alternativen Lösungen und schaue, ob sie sich schieben lässt, es einen Knopf gibt oder welche Möglichkeit es geben könnte. Denn die Frage ist nicht, ob sie sich öffnen lässt, sondern wie und was du bereit bist dafür zu tun, die Tür zu öffnen, deine Ziele zu erreichen und deine persönlichen Herausforderungen zu meistern. Bist du bereit an und über deine Grenzen zu gehen? Bist du bereit in kauf zu nehmen, dass du auf deinem Weg scheitern wirst? Bist du bereit, dass du beizeiten Türen selber zuknallen musst, damit sich andere Wege auftun? Und dass du auf Türen stoßen wirst, welche dir völlig verschlossen, vorkommen und bist du bereit, deinen eigenen Weg zu gehen?

Sei mutig und wage immer wieder den Versuch eine Tür zu öffnen und freue dich und sei Stolz, wenn du deine Tür geöffnet hast und einen Schritt weiter in deinem Leben gehen kannst. Denn am Ende ist es dein Leben und deine Türen, auf welche du am Ende mit Stolz zurückblicken kannst und sagen kannst, ich habe es geschafft.

Eine Tür verbindet zwei Bereiche, zwei Lebensabschnitte, zwei Personen miteinander, welche bei geöffneter Tür nur durch eine Schwelle getrennt sind, welche durchgangen werden kann. Genauso gibt es eine Tür zwischen bekannten und unbekannten, zwischen konkret und abstrakt und zwischen Himmel und Erden. Eine Tür zwischen Glauben und dir. Diese Tür jedoch wird für dich niemals geschlossen sein, dein Glaube und Gott werden dich immer begleiten und Gott ist es auf den du bauen kannst, bei jeder Tür und jeder Herausforderung, die du in deinem Leben meistern wirst.
Und denke daran, wenn die Tür zwischen deinem Glauben und dir mal harkt, knarrt, klemmt oder verschlossen scheint, suche den Knopf, den Schieber oder den Griff, denn die Frage ist nicht, ob eine Tür aufgeht, sondern wie.

(Saskia Brörmann, Praktikantin)

Als Kinder tollten wir in Hannahs Garten. Da wo noch immer das Baumhaus steht, das wir heute nicht mehr zum Verstecken nutzen, sondern für gemütliche Pizza Abende, um unsere jugendliche Freiheit zu spüren. Da wo wir Wasserschlachten veranstalteten, Bauernhof oder Pferdehof oder Internat spielten, da wo wir mit Leika, Hannahs Hund fangen spielten. Da wo dieser gigantische Kirschbaum steht. Noch heute trägt er jedes Jahr eine Vielzahl an saftig roten Früchten. Noch heute macht mich dieser Kirschbaum glücklich. Er ist so riesig, dass man sich einfach immer an ihm bedienen kann, ohne auch nur den Hauch eines schlechten Gewissens zu verspüren. Ich habe uns genau vor Augen. Erschöpft von der ganzen kindlichen Spielerei mussten wir uns stärken. Wie standen unter diesem gigantischen Baum und haben uns von seinen Früchten verzaubern lassen. Kirschbaummoment. Für unser Alter waren wir beide ziemlich groß, wir hatten keine Mühe die Früchte zu pflücken – Kinderspiel. Wie in einem verkitschtem Film verwandelten wir Kirschen zu unserem Ohrschmuck. Wir ließen uns dieses Früchte schmecken und genossen sie im sonnigen Garten. Es waren kleine Momente des Glücks.

Heute bin ich noch größer geworden, verglichen mit damals auch älter. Hannah und ich gehen unsere eigenen Wege und sehen uns nicht mehr so häufig wie früher. Doch wenn wir uns sehen, dann kommen all diese Erinnerungen wieder. Dann sind meine Gedanken geprägt von diesen Kirschbaummomenten. Dann erschaffen wir weitere dieser Momente, neue Kirschbäume. Heute sehen sie nur anders aus. Heute gehen wir auf Konzerte, berauschen uns im neuen Glück, erleben Abende und Nächte tanzend und unbeschwert. Heute sind wir anders, aber den Kirschbaum, den gibt es immer noch. Und auf wunderbare Weise steht er für so viele Momente, die diese Freundschaft ausmachen. Ich werde ihn nie vergessen.

Mein Glaube ist dafür verantwortlich, dass ich all diese schönen Momente erleben darf. Dass ich dankbar bin und voller Liebe. Durch ihn habe ich die Fähigkeit zu lieben, glücklich zu sein. Kirschbaummomente zu erleben, die immer wiederkehren, in ganz neuen Facetten dieses einzigartigen Lebens. Und dann schaue ich kurz hoch in den Himmel und denke mir mit zwei Schlägen auf mein Herz:

„Danke, dass ich all das erleben darf. Mein Leben.“

(Helena Minner, Jahrespraktikum)

„Ein Buntstift, auch Farbstift genannt, ist ein Schreib- oder Zeichengerät mit einer farbigen Mine (…). Als Hülle der Mine wird häufig ein lackiertes Holz (…) verwendet.“  So steht es bei Wikipedia.

Das klingt sehr nüchtern und beschreibt nicht die Faszination, die eine Kiste mit neuen Buntstiften auf mich ausübt. Es sieht schön aus, wenn die neuen Buntstifte so schön nach Farben sortiert, alle angespitzt und gleich lang nebeneinander liegen. Ich streiche dann gerne fast ehrfürchtig über die neuen Stifte und würde die Kiste am liebsten wieder verschließen und in den Schrank legen – damit sie so schön bleiben.

Wie anders sieht die Kiste mit den alten Stiften aus, manche kürzer, manche länger, manche mit gebrochener Mine, selten noch nach Farbverlauf sortiert – halt gebraucht.

Doch dann kommt mir in den Sinn, was ich alles mit ihnen gestaltet habe, wie sie meinen Bildern Lebendigkeit verliehen und mir geholfen haben, mich auszudrücken, wie gerne ich sie immer wieder in der Hand hatte.

Und während ich so über die Buntstifte nachdenke, kommt mir das Gleichnis von den Talenten in den Sinn, in dem ein Herr seinen Dienern während seiner Abwesenheit jeweils eine bestimmte Menge an Geld (Talente) anvertraut und nach seiner Rückkehr fragt, was die Diener damit gemacht haben.

Die ersten beiden Diener hatten die ihnen anvertrauten Talente verdoppelt, der dritte Diener aber hatte aus Furcht sein Talent vergraben, um es dem Herrn nach der Rückkehr zurückgeben zu können. Nachlesen könnt Ihr das Gleichnis im Matthäus (25,14-30) – und im Lukas (19,12-27) -Evangelium.

Ist es nicht mit den Buntstiften wie mit meinen Talenten?

Wenn ich die Buntstifte nicht benutze, sondern in ihrer Kiste lasse und sie ab und zu bewundernd betrachte, dann bleiben sie sicher immer so schön, aber sie können ihre Aufgabe, ihre Bestimmung nicht erfüllen.

Wenn ich also die mir anvertrauten Talente nicht nutze und zum Wohle anderer einsetze, wozu habe ich sie dann bekommen?

 

  • Was habt Ihr für Talente?
  • Womit könnt Ihr unserer Welt Farbe verleihen?

 

Denkt doch mal darüber nach….

 

(Priska Litwiakow, Freundin der Oase)

Fahrraddynamo – ein Frühlingsbeginn

Es war Mai, gestern hatten wir noch in der Schule gesessen und unsere letzten schriftlichen Prüfungen geschrieben, die mündlichen schienen noch in weiter Ferne. Vier Wochen, 28 Tage, noch so viel Zeit. Dann ist alles vorbei. Acht Jahre, mit einem Händedruck bei der Zeugnisverleihung beendet. Aber bis dahin wollten wir die die schulfreie Zeit noch ein letztes Mal nutzen. Wir fuhren nach Borkum. Eine Tante hatte eine Ferienwohnung, die frei und nicht vermietet war. Eine Ferienwohnung wie sie im Internet zu hunderten zu finden ist und doch war sie für uns ganz besonderes. Denn wir wohnten in dieser Wohnung und konnten tun und lassen was wir wollten. Wir schliefen lange und aßen was wir in der Wohnung fanden. Wir fühlten uns frei und ungezwungen. Auf der Insel waren der Jahreszeit und den fehlenden Schulferien geschuldet kaum andere Urlauber. Am Strand stolperten wir nicht über spielende Kinder oder besorgte Eltern welche sich übervorsorglich um ihren Nachwuchs kümmerten. So kam es, dass wir den Strand ganz für uns alleine hatten. Wir konnten drei, vier Stunden lang am Meer entlangwandern und uns über alles mögliche unterhalten, ohne dass wir einen anderen Menschen trafen. Eine Idylle wie sie nur in wenigen Urlauben zu erleben ist. Die Gespräche die wir damals geführt haben sind mir heute noch in guter Erinnerung. Auch die langen Fahrradtouren mit denen wir die ganze Insel entdeckt haben waren idyllisch. Es war wie eine Fügung Gottes, dass alles so gelaufen ist wie es gelaufen ist. Insbesondere in dieser Zeit habe ich gebetet, dass ich diesen Menschen nie verliere und diese Freundschaft für unser Leben hält, denn solch eine Freundschaft ist wie ein Dynamo. In guten Zeiten wird sie durch gemeinsame Zeit aufgeladen und in schlechten Zeiten kann man davon zehren. Genauso ist die Beziehung zu Gott. In guten wie in schlechten Zeiten kann ich mich an ihn wenden.

Leonhard Knab – Jahrespraktikant

Welch eine Freude: Das Gras grünt. Die Sträucher erblühen. Bunt ist es im Garten und in allen Farben blühen sie nur so. Endlich, nach den dunklen Wintertagen mit seinen schrecklich-kalten Nächten, erblüht gerade unsere Natur wieder auf. Eine Auferstehung der Grünkraft mit allen Sinnen wahrnehmbar! Ich erinnere mich dann immer an den Garten meiner Kindertage. Viele Erinnerungen kommen mir in den Sinn. Meine Mutter bei der Gartenarbeit. Wie Tante Grete junge Gemüsepflanzen uns brachte. Die Schmetterlinge, die über dem Blumenbeet tanzten. Heimliches Erdbeernaschen. Freies Spielen und Toben, nach dem Vater den Rasen gemäht hatte. Abendlicher Vogelgesang und manchmal hörte man sanft die Nachtigall melancholisch rufen. Die Königinnen des Gartens meiner Kindheit waren Muttis Rosen. Die Rose steht sinnbildlich für die den Tod überdauernde Liebe und Schönheit. Doch symbolisiert die rote Rose mit Dornen, vor allem aber das Leiden Christi.

 

Das Licht eines neuen Morgens über der Stadt

Der Stein

Das Grab

Das Licht – Licht.Glanz

Warum weinst du Maria aus Magdala? Wen suchst du?

Yeshua, meinen Herrn! Hast du ihn weggebracht? Wo liegt er?

Rosen erblühen im Morgenlicht am Grab

Fürchte Euch nicht, ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten.

Er lebt – er ist auferstanden – Halleluja!

(Br. Benedikt Müller OSB)

(Bild: Weg im Wald meiner Kindertage in Mengeringhausen)

Mein persönlicher Emmaus-Weg oder wie ich Gott im Herzen spüren lernte

Als Kind war die Kar- und Osterwoche eine wundervolle Woche. Im Kindergottesdienst am Palmsonntag hörte ich die Geschichte von „Jesu Einzug in Jerusalem“ – all die biblischen Geschichten sog ich auf und erlebte sie in meiner Phantasie, als ob ich dabei war. In der Karwoche durfte ich immer ausgeblasene Eier bemalen. Am Kardienstag sammelte ich schon einmal Ostermoos. Und am Gründonnerstag gab zum Mittag es immer „Grüne Soße“ und die „Soleier“ wurden zu bereitet. Am Nachmittag baute ich mein Osternest. Still war der Karfreitag und schon als kleiner Junge besuchte ich den Karfreitags-Gottesdienst und mich berührte der Kreuzestod unseres HERRN Jesus. Es gab Fisch zum Mittag und keine Salami zum Abend. Aber die Jesus-Filme liebte ich! Ich erinnere mich, dass mein Vater am Karsamstag immer persönlich die Ostereier färbte. Nach dem Färben wurden die Eier mit Speck poliert und dann rochen sie so herrlich. Diesen Duft werde ich nie vergessen. Am OSTERSONNTAG noch vor dem Frühstück schauten wir, ob der Osterhase etwas gebracht hatte. Hatte er! Die Nester waren immer sehr gefüllt. Danach frühstückte die ganze Familie festlich im Esszimmer. Vor dem Mittagessen ging ich fröhlich zu meiner Tante Grete. Bei meiner Paten- und Großtante Grete hatte ich jedes Jahr ein Osterfest. Tante Grete war Waldarbeiterin und eine tolle Frau. Vielleicht meine persönliche Krösa-Maja. Am Nachmittag ging es in den Mengeringhäuser Wald und wir suchten Ostereier. Ich war immer faszinieret viele Eier doch der Osterhase verloren hatte und bemerkt nie, das Papa immer wieder dieselben Eier auf den Weg fallen ließ. Auf einer Wiese wurden dann die Eier gepülvert. Aber das fand ich doof, weil die schönen bunten Eier kaputt gingen. Dann ging es weiter durch den Wald. Ich lief oft vorweg und untersuchte etwas am Wegrand. Toll, dann wurde ich von meinen Geschwistern und Eltern überholt. Ich erinnre mich aber auch, dass es Momente gab, in denen ich trotzig zurückblieb, weil mir der Weg zu weit und mühsam war. Ich lief hinterher. Da fühlte ich mich allein und rannte schnell zu meinen Eltern. Und dann wieder vorne weg! Plötzlich bemerkte ich, dass jemand mit einem großen Hund entgegenkommt. Es dauert nicht lange, da suchte ich die Nähe der Eltern und nahm schnell Mamas Hand. An Mamas oder Papas Hand war auch ein großer Hund kein Problem. Hand in Hand mit Mama oder Papa, da fühlte ich mich sicher und geborgen. Wo mich einer bei der Hand nimmt, entsteht Vertrauen. Und das ist eine ganz wichtige Basis für unser Leben. Weil da, wo Vertrauen fehlt, die Herzens.Kraft zum Leben fehlt. Wenn ich vertrauen kann, dass andere zu mir halten, mich unterstützen, mich nicht hängen lassen: Da kann ich dann auch selbst Mut zum Leben haben. Der Prophet Jesaja nimmt eine solche Ur-Vertrauens-Erfahrungen als Bild für die Begleitung von Gott: „Ich bin der HERR, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir.” Wenn ich weiß, dass Gott mir nahe ist, wächst Vertrauen ins Leben. Und genau dazu will uns der Advent mit seiner besonderen Atmosphäre sensibleren: für das Urvertrauen in Gott. Nach dem Spaziergang gab es zum Kaffee „Frankfurter Kranz“ – statt mit Mandeln wurde er mit Schokostreuseln und bunten Zuckereiern verziert. Am Ostermontag ging ich den Kindergottesdienst und am Nachmittag fuhren wir nach Fuldabrück die Tanten und Onkels besuchen. Da war auch der Osterhase! Meine Kinderseele war zu tiefst beglückt und in mir war Frieden. Denke ich heute an das Ostern meiner Kindheit im lieben Elternhaus zurück, dann bin ich nur dankbar. Meinen Eltern vor allem. Und Gott. Noch heute lassen mich diese Erinnerungen glücklich sein und schenken mir Kraft. Wie diese Erinnerungen auf den Bildern: verschieden Ostern meiner Kindertage! Ich wünsche Euch allen eine gesegnete Osterzeit – der auferstanden HERR sei mit Euch!

(Br. Benedikt Müller OSB)

Ostern 1980 an der Hand von Papa und Mama im Mengeringhäuser Wald

LICHT

Welle

Teilchen

Spektrum

Lebenslicht

Nordlicht

Irrlicht

Standlicht

Fernlicht

Blaulicht

Rotlicht

Schwarzlicht

Im Anfang – Finsternis schwebte über der Urflut

Im Anfang war das Wort

Logos

LICHT – und es ward Licht – Urknall

Osterlicht

Oster-Morgen-Licht

Licht gegen das Dunkel?

Licht gegen den Krieg?

Licht gegen das Sterben, die Grausamkeit, gegen Hunger, Gewalt,
Dummheit, Barmherziglosigkeit und Hass?

Es war eine große Finsternis; und der Vorhang im Tempel zerriss von oben bis unten.

Ohne Licht kein Leben, kein Wachsen, kein Reifen

Karsamstag – Grabesruhe – Grabesdunkel

Dies ist die Nacht,

von der geschrieben steht,

die Nacht wird hell wie der Tag

wie leuchtendes Licht, wird die Nacht mich umgeben.

Urknall? Funke? Säuseln? Blitz? Sachter Schein?

Im Licht erstrahlt das Morgenrot ….

Leinentücher, leere Stelle, Staunen, Fragen, Zweifel

Beim Namen gerufen und angesprochen.

Berühren!

Jede, jeder?

Heute? Morgen? Immer?

Auf-Wachen!

Auf-Stehen!

Auf-Machen!

Hinein

ins

Geheimnis

L I C H T

 

 

Olaf Litwiakow, Berlin

Wir

wünschen

Euch

FROHE

OSTERN

 

Im Spätherbst, wenn alles Laub gefallen und zusammengeharkt ist, alle Stauden abgeschnitten und die Rosen angehäufelt sind und unser Garten für die „Winterruhe“ fertig ist und fast wie „tot“ wirkt, bleibt mir nur noch eine Arbeit: das Setzen der Tulpenzwiebeln.

Es ist für mich eine meditative Arbeit, die jedes Mal wieder Gedanken und Fragen des Karsamstags in mir anklingen und mich auf Ostern hoffen lässt. Diese Gedankensplitter möchte ich mit Euch teilen:

Zu Beginn überlege ich immer sehr genau, welche Tulpensorte ich wo setzen möchte, dass später die von mir gewünschte Wirkung hinsichtlich des Formen- und Farbspiels erzielt werden kann.

  • Wer bin ich Mensch, dass ich glaube, alles bestimmen zu können?
  • Wird meine Rechnung aufgehen?
  • Kann ich alles in meinem Leben genau planen?

Ich stecke diese eher unscheinbare trocken wirkende Zwiebel, die aus einer abgestorbenen Tulpe entstanden ist, in ein mit meinen Fingern gegrabenes Loch in die dunkle feucht-kalte Erde – in den Dreck – und bedecke die Zwiebel mit ihr.

  • Hier liegt sie nun, in dunkler Erde, wo kein Lichtstrahl hinkommt, verlassen, allein, wie im Grab. Das erscheint doch alles sinn- und hoffnungslos – wie Karsamstag, oder?
  • Ist das nicht so ähnlich wie mit dem Weizenkorn im Johannesevangelium (Joh 12,24)?

Und dann beginnt das Warten- den ganzen Winter lang. Ich kann gar nichts mehr tun, muss hoffen und vertrauen. Mal liegt Schnee auf den Beeten, mal fegt der Sturm darüber, mal ist der Boden tief gefroren – und ich sehe nicht, was im Geheimen geschieht. Doch plötzlich, fast wie über Nacht, wölbt sich die Erde und eine kleine sehr hell grüne Spitze wird sichtbar, die neue Tulpe beginnt zu wachsen. Manche kräftig, manche eher dünn, manche von Wühlmäusen angeknabbert…. und meine Vorfreude wächst von Tag zu Tag.

  • Das eigentliche Wunder habe ich nicht gesehen – es geschah in der Erde – vor meinen Augen verborgen, aber ich habe darauf gewartet und gehofft – eine Hoffnung, die sich erfüllte – so wie am Ostermorgen, oder?

(Priska Litwiakow)

Eine Weiche ist die Gleiskonstruktion (…), die Schienenfahrzeugen den Übergang von einem Gleis auf ein anderes ohne Halt ermöglicht. Veraltet (…) wird die Weiche auch Wechsel (…) genannt“ (Wikipedia). Je nachdem, wie die Weiche gestellt ist, wird der Zug in eine bestimmte Richtung gelenkt. Wer den Zug steuert, hat auf den Fahrweg i.A. keinen Einfluss. Falsch gestellte Weichen können katastrophale Folgen haben.

„In deinem Buch sind sie alle verzeichnet, meine Tage, die schon geformt waren, als noch keiner von ihnen da war“, steht im Psalm 139,16. Sitzen wir also alle in unserem Lebenszug, und ein anderer stellt die Weichen? Sind wir nicht freie Individuen, mit freiem Willen, die selbstbestimmt alles im Griff haben? In der Rückschau auf den eigenen Lebensweg erkennt man: Immer wieder gab es Richtungsänderungen, manchmal auch auf Abstellgleise, war Umkehren erforderlich. Was davon war oder ist selbstbestimmt?

Veraltet heißt Weiche ‚Wechsel‘. Ein Perspektivwechsel wird möglich, ja manchmal zwingend, wenn der Weg eine andere Richtung nimmt – gewollt oder gelenkt. Die Fastenzeit kann eine Möglichkeit sein, selbst eine Weiche umzulegen, eine andere Richtung zu wählen.

Entscheidend für mich ist: „Du bist vertraut mit all meinen Wegen“ (Ps. 139,3). Egal wie die Weiche gelegt ist: In allen Richtungen wartet Gott auf mich, begleitet mich – auch wenn man das nicht immer merkt. „Ich erwache und immer noch bin ich bei Dir“ (Ps. 139,18). Das nennt man wohl Ostern.

(Olaf Litwiakow)